8. August 2013

Die Möhringer Landstraße

In den Dörfern auf den Filern - Degerloch, Möhringen, Vahingen - klappt es nicht mit den Radwegen. Die Ortskerne sind zu eng und der politische Wille nicht vorhanden, dem Autoverkehr den Raum zu nehmen. Auf keinen Fall dort, wo er sich zu den Stoßzeiten mehrspurig durchpresst. 

Im Vaihinger Kern rund um den Schillerplatz gibt es keine Wege für Radfahrer. Nur Schnipsel wie hier an der Einbiegung von der Möhringer Landstraße zur Kaltentaler Abfahrt, wo der Tallängsweg beginnt.
Eigentlich ist die Idee ja gut, vor die Haltelinie für Autos einen Bereich für Radler auszuweisen. Allerdings steht ein Radfahrer dort nur, wenn er als erster an die Kreuzung gefahren ist. Kommt er hinter dem Auto, ist der Platz zu schmal, um vorzufahren. Er muss wie üblich hinter dem Auto warten. (Es sei denn natürlich, er radelt über den Gehweg nach vorn, was hier nicht erlaubt ist.) Also sinnlos.

Die, die sich auskennen, fahren über Nebenstraßen rund herum. Wer sich nicht auskennt, schmuggelt sich über die Gehwege, bis auf der Möhringer Landstraße der Radweg beginnt. Das tut er aber erst hier, am Abzweig Filderhofstraße vor der Brücke über die Eisenbahnlinie. Radler, die nicht rechts abbiegen wollen, müssen sich hier links einordnen. Wenn es blöd läuft zwischen den Autos. Eine vorgezogene Haltelinie für Radler würde hier genauso wenig nützen wie oben am Schillerplatz.

In Gegenrichtung sieht es anders aus. Denn hier sind Schüler/innen unterwegs, die nach rechts in die Fanny-Leicht-Straße (gegen die Einbahnstraße) einbiegen wollen und dürfen.Wobei wir hier eine eigenartige Aufteilung haben. Die Rechtsabbieger sollen auf dem Gehweg fahren. Wer geradeaus oder links will, soll den hier sinnvollerweise vorgezogenen Radweg benutzen. Und für die Linksabbieger steht sogar eine Radlerampel mit Drücker zur Verfügung. Denn nur sie dürfen auch links fahren, während der Autoverkehr nur geradeaus darf. (Hui, ganz schön verzwickt. Aber okay.)

Nein, halt. Doch nicht so okay. Denn diese Ampel (Grün anfordern sollen nur die, die links abbiegen, laut Pfeil auf dem Drücker) gilt wohl auch für die Geradeausradler. Das heißt, die stehen da, auch wenn der Geradeaus-Autoverkehr rollt, und müssen warten. Das ist Gaga.

Hier befindet sich der kürzeste Radwegschnipsel, den ich bisher gesehen habe, denn was danach wie ein Radweg aussieht, entpuppt sich als die Haltespur für den Bus. Die Radler müssen sie sich mit dem Bus teilen. Das mag der Grund sein, dass man die Radler warten lässt, bis der Geradeaus-Autoverkehr durch ist. Wieder mal scheinbar zum Schutz der Radfahrer, eigentlich aber nur, damit Autofahrer keine Radler vor sich haben, wenn sie anrollen. Eine Frechheit den Radfahrer/innen gegenüber.

In der Fanny-Leicht-Straße sieht es so aus. Radler dürfen auf ihrer rot markierten Spur hinein. Autofahrer werden in ihrer Einbahnstraße so gelenkt, dass sie den Radlern Raum lassen. Allerdings frage ich mich, ob nach Schulschluss die Schwärme von Schülerinnen und Schüler eigentlich hier rausfahren? Es geht ja, denn wer links abbiegt findet sich sofort auf einem Radweg.

Aber wir sind früher nicht hier, sondern parallel zum Fanny-Leicht-Gymnasium geradeaus durchs Gemeindezentrum auf die dahinter liegende Fußgängerbrücke gefahren. (Siehe Foto unten)

Auch wenn uns zuweilen eine Lehrerin stoppte und einen Riesenaufstand machte, weil Radfahren dort verboten war ... und immer noch ist. Was auch heute die Radler nicht davon abhält, genau hier lang zu fahren


Zurück auf die Möhringer Landstraße Richtung Möhringen. Sie war einst vierspurig mit grünem Mittelstreifen. Heute ist sie zweispurig und hat auf jeder Seite einen Radweg, der auch erst am Kreisverkehr Wallgraben - wie üblich vor Kreisverkehren - endet.

Danach gibt es ihn wieder bis wir die Peripherie von Möhringen erreichen. Möhring hat es nicht so mit Radwegen. Wir werden auf einen Gehweg geschickt, der hinterm Grünstreifen erst runter, dann wieder rauf geht, weil Radler ja so gerne bergan fahren.

Gemütlich geht es eine Weile auf dem für Radler freigegebenen Gehweg entlang, dann soll ich zurück auf den Radweg.

Der ist allerdings noch im Bau und noch ziemlich ziemlich hoppelig, die Ränder ausgefranst, der weiße Steifen erhaben, die Dohle steht raus, dahinter ist ein Schlagloch.

Freundlicherweise steht das Schild Radweg ja auch erst am Ende der Hoppelstrecke, aber die Bordsteine sind ebenfalls nach beiden Seiten erhaben, auch da muss ich drüber hoppeln. Aber das wird ja noch. Wir sind guter Hoffnung, dass es bald wird.

Ortsunkundige oder solche, die wissen, dass der Radweg gleich hinter dem Rettungswagen endet und dass ohnehin Rettungswagen auf dem Radweg stehen, fahren in den Ortskern von Möhringen gleich auf dem Gehweg.

Und sie fahren auch so durch, obgleich die Gehwege nirgendwo für Radler freigegeben sind. Die Ortsdurchfahrt von Möhringen ist wirklich eng. Nur Radler mit guten Nerven können hier auf der Fahrbahn fahren, denn Autos können mich kaum je überholen.

Warum fährt man da durch? Weil man vielleicht nach Degerloch oder Sonnenberg will. 

Diesen ganzen Unsinn und die granatenenge Ortsdurchfahrt auf den Fahrbahnen könnte man den Radlern ersparen, wenn hier an dieser Stelle, wo der Radweg gebieterisch geradeaus führt, eine ebenso gebieterische Linksabbiegespur für Radler einrichten und sie per Schilder mit dem Hinweis "Richtung Sonndenberg und Degerloch" in die Leinenweberstraße leiten würde. (Siehe Karte unten)

Das ist eh der geschicktere Weg über die Felder und über Sonnenberg nach Degerloch.


Karte per Klick vergrößern.



2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für Ihren Beitrag, ich lese Ihren Blog gern und oft. Es gibt in Vaihingen einige sehr gefährliche Stellen, an denen man als Radfahrer höllisch aufpassen muss, dass man nicht auf jemandes Motorhaube landet. Zum Beispiel die Stelle, wo der Fahrradweg vom Schillerplatz kommend über den Gehweg läuft, um dann die Fauststraße Richtung Kaltentaler Abfahrt zu kreuzen (bzw. umgekehrt). Sowohl die Autos aus Richtung Fauststraße halten dort selten für Radfahrer, obwohl klar markiert, noch die Autos, welche von Kaltental kommend in die Fauststraße abbiegen und oft dabei noch hohe Geschwindigkeiten drauf haben.
    Eine weitere Gefahrenstelle ist der Radweg parallel zur Allmandstraße, wenn er die Straße Am Feldrand kreuzt. Zum einen ist die Hecke am angrenzenden Grundstück so hoch, dass man als Radfahrer die Straße gar nicht einsehen kann, ein Spiegel fehlt. Zum anderen läuft auch dort zwar eine Markierung über die Straße, leider interessiert die offensichtlich wenige Autofahrer, da dort fast niemand hält. Ich würde mir wünschen, dass sich irgendwann bei allen Verkehrsteilnehmern mal ein wenig Rücksichtnahme aufeinander einstellt, ob Autofahrer oder Radler und auch Fußgänger. Dazu braucht man aber wahrscheinlich noch einen langen Atem.

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    1. „Eine weitere Gefahrenstelle ist der Radweg parallel zur Allmandstraße, wenn er die Straße Am Feldrand kreuzt.“

      Das ist kein Radweg, sondern ein freigegebener Gehweg. Vorfahrt hat der Radverkehr natürlich trotzdem. Hier ist das Fahrbahnradeln die bessere Alternative.

      Im Handlungskonzept zum Radverkehrsnetz steht zur Allmandstraße übrigens folgendes:
      „Zwischen Nobelstraße und Am Feldrand Schutzstreifen stadtauswärts; zwischen Am Feldrand und Heerstraße Schutzstreifen beidseits“.
      Stadtauswärts meint dabei Richtung Vaihingen Zentrum, stadteinwärts Richtung Universität.

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