16. August 2013

Nein, das ist kein Radweg!

Hier DARF man nur mit dem Rad fahren. Das ist nämlich eigentlich ein Gehweg. Oder eine Fußgängerzone. Oder der Neckardamm.

Hier dürfen Radfahrer fahren, die nicht wie die Autos auf der Fahrbahn fahren wollen. Sie müssen es aber nicht tun. Denn dieser Bereich gehört den Fußgängern. Sie haben Vorrang. Sie dürfen beiseite geklingelt und fluchend auf irgendeiner Seite überholt werden. Radfahre müssen hier Rücksicht auf Fußgänger samt Hunden, Kindern und Gehhilfen nehmen.

Nein, dies ist kein Radweg. 
Wirklich nicht. 
Man kann ihn auch nicht so nennen. 
Man sollte ihn so nicht nennen. 


Und dies hier ist auch keiner. Das ist der Kompromiss, den die Stadt Stuttgart eingeht, damit Radfahrer überhaupt irgendwie durch die Stadt radeln können, ohne die Autofahrer auf ihren Hauptverkehrsadern durch die Stadt zu stören.

Auch hier haben Fußgänger Vorrang. Radfahrer müssen grundsätzlich auf der Fahrbahn für Autos fahren. Grundsätzlich. Es sei denn, ein Gehweg wird für sie freigeben oder ein Radweg zwingt sie von der Fahrbahn. (Allerdings streiten sich die Gerichte noch, ob ein Radler den Radweg auch wirklich befahren muss.) Denn Radwege dürfen laut Gesetz nicht dazu dienen, die Radler vom Kraftfahrzeugverkehr zu trennen, damit Autos ungestört schneller vorankommen. (Siehe: gefährlicher Radweg) Radwege müssen dem Schutz des Radlers dienen.

Derzeit gilt gesetzlich: Hier MÜSSEN Sie fahren. Es sind die runden blauen Schilder mit einem Radsymbol darauf, die uns verpflichten, genau dort zu fahren. 

Radwege nur für Radler sind selten in Stuttgart. Meistens sind sie eine Kombination mit einem Fußgängerbereich. Dieses Schild hier legt haargenau fest, dass die Radfahrer den linken Teil (des Gehwegs, des Fußgängerüberwegs) befahren müssen, während die Fußgänger doch bitte gefälligst ganz dringend auf ihrer rechten Seite bleiben möchten. (Was eher selten der Fall ist.)

Befindet sich das Radsymbol unter dem Fußgängersymbol bedeutet das, es ist nicht festgelegt, auf welcher Seite sich wer bewegt. Der Radfahrer  muss langsam tun. Er ist nicht besser gestellt als bei einer Freigabe. Eher schlechter, denn er darf sich nicht dafür entscheiden, doch lieber auf der Straße zwischen den Autos zu fahren, weil er dort schneller vorankommt, weil die Fahrbahn für Autos besser ist, weil auf dem Radweg Scherben liegen oder Leute campen.

2 Kommentare:

  1. gute erklärung! leider funktioniert das auf den "echten" radwegen mit klar getrennten zonen für fußgänger und radfahrern allzu oft nicht. entweder, fußgänger bummeln gemütlich auf dem radweg - und riskieren damit im günstigsten fall konflikte und im schlimmsten fall einen unfall - oder aber radfahrer nutzen den fußgängerstreifen als zweite radspur und sorgen ebenfalls für ärger, verdruss und knochenbrüche!

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  2. Das liegt meines Erachtens auch daran, dass wir (die Fußgänger) in Stuttgart an Radwege nicht gewöhnt sind. Es gibt zu wenige. In Hamburg oder Karlsruhe funktioniert das etwas besser. Aber riskant bleiben Radwege auf oder an Gehwegen für beide Seiten. Sie sind die schlechteste Lösung. Überall.

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