11. März 2014

Der kleine Unterschied

Jemand erzählt mir, dass auf dem Radweg auf dem Neckardamm so viel los ist, dass man eigentlich einen breiteren bräuchte. Irrtum. Auf dem Neckardamm gibt es keinen Radweg. Es ist lediglich ein für Radler freigegebener Gehweg. 

Das bedeutet, Radfahrer haben hier nicht Vorrang und müssen eigentlich Schrittgeschwindigkeit fahren. Tun sie natürlich nicht, denn für sie ist dies ein Radweg, weil es der einzige Weg entlang des Neckars ist, auf dem man verhältnismäßig ampelfrei von Münster bis Esslingen kommt. Und weil so viele Radler dort fahren. Und überhaupt!

Ich stelle immer wieder fest, dass viele Leute Fahrbahnmarkierungen für Radwege halten, die gar keine sind. Deshalb hier noch einmal eine feine Unterscheidung: 

Dies hier ist eindeutig ein Radweg. Er hat links eine durchgezogene Linie (hier rechts auch). Außerdem steht da, wenn auch arg weit weg am Gehweg, das blaue Schild mit dem Radzeichen. 

Ohne dieses Schild ist dies kein Radweg.  Steht aber dieses Schild da, dann müssen Radler auf diesem Radweg fahren. Sie dürfen weder den Gehweg benutzen noch die Fahrbahn für Autos. 

Das ist der Radweg  auf  der Theodor-Heuss-Straße Richtung Bahnhof. Er endet abrupt an der Fußgänger Ampel und legt allen Radlern nahe, sich unter die Fußgänger zu mischen, die zur Bolzstraße schlendern. 

Ich fahre da inzwischen nicht mehr durch die Fußgänger. Es sind mir zu viele. Ich muss ja auch nicht dort lang fahren. Ich bleibe auf der Straße. Denn wo der Radweg aufhört kann ich wählen zwischen der Fahrbahn und dem für Radfahrer freigegebenen Gehweg. 

Auf der Fahrbahn ist es für mich wesentlich ungefährlicher. Denn die Autofahrer, die von hinten kommen, sehen mich. Und sie sind schneller als ich.  Fußgänger hingegen sind langsamer als ich und ändern plötzlich ihre Richtung, ohne sich nach hinten umzublicken. Und schon rasselt man in einen hinein. 

Vorn kann ich dann bequem in die Bolzstraße einbiegen, ohne mich durch Fußgänger und über einen Fußgängerüberweg schlängeln zu müssen, wenn ich durch die Lautenschlagerstaße weiter zum Hauptbahnhof will. 



Auf ordentlichen Radstreifen kommt man, wie hier in der Waiblinger Straße Richtung Fellbach, zügig am Autostau vorbei. Hier dürfen Autofahrer nicht drauf fahren. Auf einen Sicherheitsstreifen schon, wenn sie keine Radler behindern.

Dass Radfahrer auf die Straße gehören (nicht auf den Gehweg) signalisieren uns und den Autofahrern auch die Sicherheitstreifen. Davon gibt es viele in Stuttgart. Sie sind eigentlich sinnlos. Sie markieren nur den Bereich, wo Radler ohnehin fahren sollen, nämlich rechts und mit ca. 80 Zentimeter Abstand zum rechten Fahrbahnrand (1 Meter zu geparkten Autos). Man erkennt sie an der gestrichelten Linie.  

Sowohl ich als Radler als auch Autofahrer dürfen diese Linie überfahren. Autofahrer dürfen mich aber nicht behindern. Das dürfen sie aber natürlich sowieso nicht. 

Und dieser Lieferwagen darf hier zwar halten, aber nicht so parken, er es tatsächlich tut. 

In Stuttgart werden wir Radfahrer sehr oft verführt, auf Gehwegen oder durch Fußgängerzonen zu fahren, weil man sie mit einem Zusatzschild für Radfahrer freigibt. Schilder übrigens, die meist übersehen werden, auch weil beklebt oder verbogen sind. 

Viele Radfahrer scheinen anzunehmen, Gehwege seien grundsätzlich auch für sie da. Sind sie aber nicht. Es ist verboten, auf Gehwegen zu radeln.  Es sei denn, es gibt das Freigabeschild. 

Solche Gehwege sind aber keineswegs Radwege.  Sie sind nur ein Ausweichangebot für alle, die sich nicht trauen auf der Fahrbahn zu radeln. Besser wäre es vor allem für die Fußgänger, wenn nicht so viele Gehwege freigegeben wären. 

Ich empfehle aber, das mal auszuprobieren. Fahrbahnen sind für Radler, die die Spur halten können und nachts mit Licht fahren, weniger gefährlich als Gehwege. 


8 Kommentare:

  1. Nicht ganz richtig. Die ersten beiden Beispiele sind Radstreifen. Radwege sind Hochbord, also ähnlich Gehwegen. Beispielsweise die an der Pragstraße zwischen Neckar und Pragsattel. Radschutzstreifen heißen korrekt nur Schutzstreifen. Mit der Sinnlosigkeit hast du recht. Entweder sind sie zu schmal (Bsp. Zabergäustraße) oder verlaufen in der Dooring-Zone wie in deinem Foto. Genug Abstand zu den Autotüren ist da nämlich nicht. Das ist auch bei Radstreifen so, siehe Theo.

    Schutzstreifen und Radstreifen haben noch ein Manko, sie verleiten Autofahrer dazu Radfahrer zu dicht zu überholen. Denn "der Radfahrer ist ja auf seiner eigenen Spur".

    Fahrbahnen sind übrigens für alle Radfahrer sicherer, außer für Kinder die erst Rad fahren lernen. Aber die müssen bzw. dürfen auch auf Gehwege. (Deren Eltern wiederum nicht, aber das ist ein Thema für sich.)

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  2. Stimmt auch wieder. Diese Radwege auf der Fahrbahn mit blauem Schild und durchgezogener Linie nennt man in der Tat offiziell Radfahrstreifen. Sie sind aber Radwege mit Benutzungspflicht. Ganz im Gegensatz zu diesen Schutzstreifen (die ich der Klarheitwegen Radschutzstreifen nenne, weil dort ja keine Mütter mit Kinderwägen unterwegs sind.) Dieses ganze Zeugs auf der Fahrbahn macht das Radeln dort nach meiner Erfahrung nicht ungefährlicher. Besser ist es, wenn Radfahrer ohne alle Streifen auf der Fahrbahn fahren. Aber das ist Radlern (und Autofahrern) nur ganz schwer beizubringen. Ich fürchte, wir brauchen Radfahrstreifen und Schutzstreifen noch eine ganze Weile in Stuttgart, bis allen klar ist, dass Radfahrer auf Straßen unterwegs sein sollen und dürfen.

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  3. Statt irgendwelcher Straßenmalerei wäre meiner Meinung nach das Geld dafür in öffentlich wirksamen Kampagnen besser angelegt. Durch die Streifen wird nur der Gedanke verfestigt, Radfahrer dürften nur auf Straßen mit Radwegen oder wie auch immer gearteten Streifen fahren.

    Zur Wortwahl: in einem Blog ist die Verwendung der korrekten Termini sicher nicht so wichtig, aber bei Diskussionen erleichtern sie das Verständnis.

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    1. Und auch hierin gebe ich dir Recht. Ich bin auch für ganz ohne weiße Malereien auf den Fahrbahnen. Aber es funktioniert in Stuttgart nur schlecht. Zu viele Radler fahren auf Gehwegen. Ich denke mitttlerweile, man kriegt sie nur mit Streifen (jeder Art) runter auf die Straße. Vermutlich muss man auf Hauptstraßen überall erst einmal Streifen hinmalen, vor allem auf dem Cityring, damit die Radler dort fahren. (Und in der Tat sind juristisch korrekte Begriffe nicht immer hilfreich fürs Verständnis. Politiker reden übrigens von "Radschutzstreifen." Aber danke für deinen Hinweis. Ich werde künftig genauer darauf achten. :-)

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  4. Der in Bild 2 gezeigte Radstreifen ist mal wieder typisches Beispiel, wie die Behörden sicherheitsrelevante Vorgaben der ERA missachten. Eigenlich müsste zwischen Parkplatz und Radstreifen noch ein 50 cm breiter Trennstreifen um die Gefahr zu mindern, das ein Radfahrer gegen eine unvorsichtig geöffnete Fahrzeugtür fährt.

    PS: Und warum kommt bei mir wenn ich "Schutzstreifen" lese immer auch "Schutzhaft" in den Sinn ?

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  5. Ich kann gut nachvollziehen, dass viele fahrradfahrer auf Gehwege ausweichen. Man müsste da wohl eine bessere Lösung finden, so dass sich Autos, Fußgänger und Fahrradfahrer nicht mehr in die Quere kommen. Ich habe mir gerade ein neues Fahrrad gefkauft, empfohlen in einem Radforum. Ich möchte irgendwann auch mal ohne Probleme durch Stuttgart fahren können.

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  6. Liebe Gertrud, ich finde, dass man in Stuttgart eigentlich sogar ganz gut Rad fahren kann. Man muss sich nur auskennen. Probleme wird es immer geben, aber die gibt immer im Straßenverkehr. Man darf nur nicht so viel Angst vor den Autos haben. Am Anfang meiner Alltagsradlerei durch Stuttgart bin ich auch Nebenstraßen und Gehwege gefahren. Inzwischen fahre ich fast immer auf Fahrbahnen für Autos und finde das , abgesehen von den Ampeln, ganz gut. Man muss sich die Zeit nehmen, die Stuttgart Radregeln zu lerenn. (Vielleicht sollte ich darüber mal was schreiben. ) 😊 Stuttgart ist halt sehr eng, man kann Fußgänger, Radler und Autos nicht immer auseinander halten.

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  7. Es hat sich nicht jeder Autofahrer für einen Radfahrer Verständnis. Mit Kindern in Stuttgart zu radeln ist ganz schwierig.Die Stuttgarter Radfahrregeln kenne ich nicht, würde die aber mal gerne lesen. Wo gibt es die?

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