13. März 2014

Optische Verwirrspiele der Stadt

Was ist das eigentlich? Eine Straße, eine Fußgängerzone, ein Mischvekehrsweg? 

Das ist die das Querstück der Königstraße zum Rotebühlplatz hin gesehen. Hier gehen Fußgänger, die aus der Fußgängerzone kommen, einfach weiter. Sie merken gar nicht, dass sie ohne zu gucken auf eine Autostraße treten, denn der optische Unterschied fehlt.

Aber es ist eine Straße. Hier fahren Autos, hier halten Busse. Für Radler sehr gefährlich, denn Radfahrer werden von Fußgängern meistens nicht bemerkt. Hier bimmelt man sich durch. Und die Fußgänger werden auch noch wütend, weil sie glauben, sie befänden sich in einer Fußgängerzone.

Und dies ist der von mir hinlänglich oft beschriebene Mischverkehrsweg.

Doch der sieht nun gar nicht aus wie eine Zone, wo sich alles gleichberechtigt mischen soll.

Hier ist die Fahrbahn klassisch durch Asphalt vom klassischen Fußgängerbereich abgegrenzt, obgleich es hier nun gerade keine Grenzen geben soll. Das verstehe einer.

Hätte man hier ebenfalls Platten gelegt, würden Fußgänger unbefangen überall entlang schlendern (was für mich als Radler zur Verzweiflung bringen würde). Autofahrer würden aber vielleicht lernen, dass sie hier wirklich nur 20 km/h fahren dürfen und hier eigentlich nichts zu suchen haben. Und ob sie, wenn es keinen Straßenrand mehr gäbe, auch noch so unbefangen parken würden, wie derzeit, ist auch die Frage.

Und das hier? Das ist die Lautenschlagerstraße neu gestaltet. Sie ist Einbahnstraße vom Bahnhof her und unterliegt keinen Fahrbeschränkungen.  Optisch aber sieht sie wie eine Fußgängerzone aus. Oder wie ein Mischverkehrsbereich. Radfahrer dürfen sie in Gegenrichtung zum Bahnhof hin befahren. Nur dass sie nach die Passage jetzt so schmal ist, dass Radler kaum noch hineinpassen, wenn ein Auto entgegenkommt. Und auch hier erobern die Fußgänger sich bereits die Fahrbahn, die ja aussieht wie eine Fußgängerzone.

Übrigens sieht man, dass ein Radfahrer (auf dem Foto links), schön beleuchtet auf dem Gehweg fährt. Warum auch nicht? Der optische Unterschied zur Fahrbahn fehlt, und die Fahrbahn ist ihm offenbar zu eng, wenn er sie mit Autos teilen muss.

Und man sieht, dass Autos hier jede Lücke in den Pfosten nützen, um zu parken, und das auch noch so, dass sie die Fahrbahn noch enger machen.

Logik ist anders. Wo ein Konzept fehlt und Verkehrsbereiche uneindeutig werden oder falsche Deutungen nahe legen, verhalten sich auch Radfahrer nicht wie wir das eigentlich wollen. Sie weichen aus, schlängeln sich durch, nutzen illegale Schlupflöcher, statt sich wie Autos leidlich berechenbar auf Fahrbahnen zu bewegen.

Das ist nicht gut.

8 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Perfekt beobachtet. Ich fahre auch zwei der drei Strecken (fast) täglich und es ist ein Geduldsparcours, sich zwischen den Fußgängern hindurchzuschlängeln. Die Querung sieht nach einem klassischen shared space aus seit der baulichen Umgestaltung. Als Radler muss man sehr vorausschauend (und gemäßigt) fahren ...

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  3. Inzwischen bin ich der Meinung, daß in Stuttgart keine Verkehrspolitik gegen Radfahrer oder gegen Autofahrer gemacht wird, sondern schlicht und einfach Verkehrspolitik gegen alle Verkehrsteilnehmer. So konfus wie bei der Stadt geplant wird.

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  4. da stimme ich in allen Punkten zu. Irgendwie scheint die Planung neuer Straßen in Stuttgart nicht ganz durchdacht zu sein - jedenfalls aus Sicht des Radfahrers. Das Srückchen Lautenschlagerstr. ist dafür explizites Beispiel: zu schmal und schlechter Belag (weil die PLatten sich über kurz oder lang heben und senken werden und fürs Fahrrad, besonders bei Nässe, schlechten "Grip" bieten). Übrigens: Liest irgendein Straßenplaner diesen Blog? Schön wär's. Dann könnte mancher Blödsinn von vorneherein vermieden werden.

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  5. Sagen wir mal so: Das Blog wird schon von vielen gelesen. Vieles von dem, was jetzt gerade entsteht, stammt noch aus der Planung von Bürgermeister Schuster, wenn nicht alles. Das kann ich nicht beurteilen. Und so einfach funktioniert Politik halt auch nicht, dass einer oder eine (ich) oder eine Gruppe (wir Blogleser) sagen, was sie für richtig halten, und schon tut die Stadtverwaltung das. Das sind langwierige Diskussionprozesse. Ich stelle aber fest, dass die Diskussion sich allmählich wandelt und vermehrt Radpolitik gemacht wird. Auch die Zeitungen berichten öfter über Radthemen. Ich denke: Geduld und Dranbleiben, das ist das, was wir tun müssen. 😊

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  6. Ich mach das nicht an Schuster oder Kuhn fest, sondern an den Verkehrsplanern in Stuttgart. Die haben schlicht und einfach keinen Plan. ERA? RiLSA? StVO? Scheinen alles Fremdworte bei den Zuständigen zu sein. Ab und zu bekommt ein Gemeinde- oder Bezirksrat seinen Wunsch erfüllt, egal ob die gesetzlichen Grundlagen vorhanden sind. Und dann wird fröhlich weiter gewurschtelt.

    Da schließe ich den Fahrradbeauftragten der Stadt Stuttgart, Herrn Köhnlein, explizit mit ein. Der träumt so sehr von seinen Hauptradrouten, daß Straßen ohne Radwege oder -streifen für ihn wohl nicht fahrbar sind für Radfahrer.

    Wenn wenigstens was für Fußgänger getan werden würde. Das ist aber auch nicht der Fall. Beispiel sind etwa die Ampeln an der Theo. Wieso wird die Ampel an der Volksbank für Fußgänger nicht grün, wenn die Ampel vorher bei der L-Bank schon rot für Autos zeigt, sondern nur jedes zweite Mal? In Gegenrichtung das gleiche Spiel mit der Ampel an der BW-Bank.

    Für Autos? Auch nicht. Siehe Waiblinger Straße. Hier wird versucht den Fellbachern die eh schon überlastete B14 schmackhaft zu machen mit einer dilletantisch ausgeführten Radverkehrsanlage.

    ÖPNV? Da wissen wir ja alle was los ist und die nächsten Jahre auf uns zukommt.

    Bei Baustellen ist das Chaos übrigens komplett. Da wird eine Strecke für Autos auf 20km/h begrenzt, aber gleichzeitig für Radfahrer gesperrt. Die Beamten antworten dann, daß die Schilder nur für den Radstreifen gelten, und Radfahrer sich eh nicht an Verkehrsregeln halten. Gleichzeitig wird ein Fahrstreifen auf der Heilbronner gesperrt, und das bekannte blaue runde Schild mit dem Pfeil zeigt auf den gesperrten Fahrstreifen.

    Usw. usf. Es ist einfach weder eine klare Linie erkennbar noch Kenntnis der nötigen Richtlinien und Gesetze.

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  7. Ist halt alles ganz schwierig.

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