21. März 2015

Bau der Downhillstrecke wird verschoben

 
Am Montag hätte mit dem Bau begonnen werden sollen. Dann wäre sie in sechs Wochen fertig gewesen und schon diesen Sommer hätten Downhiller sie befahren können. Daraus wird nun nichts.

Denn das Sportamt hat leider vergessen, sich beim Umweltamt zu erkundigen, wann im Wald gebaut werden darf. In der Brutzeit jedenfalls nicht. Und dort brüten seltene Spechte, sagt der Nabu.




Gebaut werden kann also erst im Spätsommer. Kopfschüttelnd habe ich das heute so in der Stuttgarter Zeitung gelesen. Übrigens wurde der Bau der Strecke seit 2013 schon mehrmals verschoben.

Dabei ist Stuttgart schon lange heimliche Hauptstadt des Radsports. Und das ist auch ein durchaus bedeutender Wirtschaftsfaktor. Hier geht es nicht um Randsportarten.

Plan der Downhillstrecke von Degerloch zum Eiernest
Stuttgart ist ein Zentrum des Mountain-Bikings, es weiß nur keiner und wir sagen es auch niemandem. Für eine Downhill-Strecke musste man jahrzehntelang kämpfen. Das kann so nicht weitergehen. Im Ringen um die besten Fachkräfte für unsere Industrie ist der Freizeitwert einer Stadt ein zunehmend wichtiger Faktor. Bei der Entscheidung, ob ein junger Mann oder eine Junge Frau zu Bosch, Porsche oder Daimler geht oder dann vielleicht doch lieber nach München zu BMW, spielt es durchaus eine Rolle, was man am Wochenende für Sport treiben kann. Und da muss Stuttgart schon noch ein bisschen was für sein Image tun. Wir haben viel, werben aber nicht damit.

Woanders muss man stundenlang durch Industriegebiete radeln, bis man auf Natur trifft. In Stuttgart kommt der Wald in die Stadt hinein. Und es regnet vergleichsweise selten bei uns. Die Stadt ist ideal für Freizeitradler mit sportlichen
Elisabeth Brandau, Quelle: Wikipedia
Kein Wunder, dass einige Leistungssportler von Weltrang ausgerechnet von hier kommen: Manuel Fumic, Luis Brethauer, Benny Strasser und Elisabeth Brandau.

In Stuttgart fahren 90.000 Menschen sportlich Fahrrad, 25.000 davon sind Montainbiker, die zwei bis drei Touren im Monat unternehmen. Das Radfahren ist nach dem Laufen die beliebteste Freizeitsportart in Stuttgart, gefolgt von Schwimmen. Freizeitradler kosten die Stadt fast nichts. Für Schwimmer muss man Schwimmbäder vorhalten, für Fußballer Stadien und Sportplätze bauen und betreiben, obgleich gar nicht so viele Fußball spielen. Radler sind für eine Stadt billige und genügsame Individualsportler. Anders als Läufern werden ihnen allerdings Hindernisse in den Weg gelegt.

Darauf hat uns Hendrik Ockenga von der DIMB (Deutsche Initiative Montain Bike e.V.) bei einem Vortrag im Februar in Degerloch aufmerksam gemacht. Klar wurde bei der Diskussion im Rahmen einer Veranstaltung des Jugendrats und der JU (CDU), dass die Zwei-Meter-Regel in Baden-Württemberg abgeschafft werden muss. Sie besagt, dass Radler im Wald nur auf Wegen fahren dürfen, die nicht schmaler als zwei Meter sind. Aber dafür sind unsere Politiker taub. Im Oktober 2014 hat der Landtag leider trotz einer Petition auf Empfehlung des Petitionsausschusses die Abschaffung der 2-Meter-Regel abgelehnt. Für private Montainbiker kein großes Problem, sie fahren halt trotzdem, auch wenn selbst ernannte Sheriffs  gelegentlich die Wege verbauen, um die Regel durchzusetzen.

Wie breit ist dieser Weg? 
Aber für alle Sportleiter in Vereinen ist das ein riesiges Problem, wenn sie mit Jugendlichen zu sportlichen Aktivitäten in den Wald fahren. Sie fahren auf der Grenze zur Illegalität mit allen juristischen Folgen, falls etwas passiert.

Darum schlage ich vor, lieber Umweltminister Bonde, liebe Mitglieder des Landtags, fahren Sie doch mal mit uns in den Wald. Und dann messen wir mal ein bisschen. Aber wie eigentlich? Messen wir von Baum zu Baum quer über den Weg? Oder gelten als Rand die letzten Kiessteinchen zu Seiten eines gekiesten Wegs? Oder eine unklare Abbruchkante zum Waldboden hin? Oder muss man das Metermaß zwischen den letzten Blättern der Zweige spannen, die in den Weg hineinragen? Und was ist, wenn der Weg zwischendurch mal kurz schmaler wird? Muss ein Radler umkehren, wenn er zwei Kilometer bergauf auf einem optisch ausreichend breiten Waldweg gefahren ist, der nun aber plötzlich enger wird? Oder raten wir ihm achselzuckend und zufrieden grinsend: Dann schieb dein Fahrrad halt?







7 Kommentare:

  1. Es würde mich freuen, wenn "Deutsche Initiative Mountain Bike" korrekt mit DIMB abgekürzt würde.

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  2. DIMB ist eine für Initiative für's "Mountain Bike" und nicht wie geschrieben für ein "Monain Bike" ;-)

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  3. danke, lieber anonymer Korrektor. Manchmal hakt's eben an einer Stelle besonders.

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  4. Super geschrieben, Danke

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  5. „Quelle: Wikipedia“ reicht als Quellenangabe gemäß der Lizenz CC BY 2.0 nicht aus: „Sie müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung besonders. “ (Siehe: https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de)

    Auf der zugehörigen Wikimedia-Commons-Seite¹ gibt es rechts einen Link „Use this file on the web“ über den man eine fertige Vorlage für die Namensnennung (Attribution) bekommt: By Graham Dean [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

    Die Urheberrechte (und auf die berufen sich die freien Lizenzen) liegen schließlich beim Autor und nicht der Wikipedia.

    ¹ https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Elisabeth_Brandau.jpg

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  6. Danke für den Hinweis. Ich habe das Foto rausgenommen.

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