22. Mai 2015

Stopp! - Tübinger Straße

Radler werden also doch auf der Hauptradroute eins, der künftigen Fahrradstraße Tübinger Straße zum Stillstand abgebremst. 

Ich schlage vor: Wir üben dann heute 18 Uhr schon mal das Stoppen.

Die Stopplinie war gestern ans Ende des schmalen Radkorridors aufgemalt. Das Stoppschild wird, vermute ich, heute hingebaut werden.

Heute, Freitagabend 18 Uhr, werde ich mit dem Rad dort sein und schon mal das Stoppen üben.

Ich freue mich, wenn ich ein paar von euch auch dort treffe. Ich mache von jedem und jeder (die das wollen) das ganz persönliche Stopp-Foto.

Für eine Tübinger-Straße-Fahrrad-Stopp-Bildergalerie.

Nicht Radler werden nicht verstehen, warum wir Stuttgarter Radler/innen jetzt gerade zwischen Kopfschütteln, Wut und haltlosen Lachanfällen schwanken.

Stoppen heißt ja auch für Radler, mit allen Reifen halt und Fuß auf den Boden, egal, ob ein Auto kommt oder nicht. Stoppen fällt schon Autofahrern schwer, aber Radlern noch schwerer, denn der Antritt aus dem Stand ist für Radfahrer mit der anstrengendste Teil einer Fahrt. Deshalb ist in Idaho der Roll-Stopp erlaubt. (Die meisten Radler werden hier den Roll-Stopp praktizieren, der aber illegal ist. Und wenn die neue Pedelec-Polizeistaffel sich gleich pressewirksam profilieren will, dann kassiert hier mal gleich ordentlich ab. "Radler halten sich nicht an die Regeln, 90-Prozent überfahren Stopp-Schild.)

Diese Radlerin hat ihre Lösung schon gefunden.
Auch das wird hier eine Gefahr. Die Schranke muss
durch Pfosten ersetzt werden, durch die Radler
geradeaus fahren können. 
Dass Stuttgart auf der künftigen Fahrradstraße alle Radler - sagen wir mal schätzungsweise 1.500 am Tag -  in diesem schmalen Korridor zum Stoppen zwingt (jeder einzelne muss halten und neu starten, alle der Reihe nach, weil man nicht nebeneinander radeln kann) ist eine Nummer, die das Zeug hat für bundesweite Aufmerksamkeit.

Übrigens, unser Fahrradbeauftragter, Herr Köhnlein, ist leider gerade für fünf Wochen in Urlaub. An ihn können wir uns nicht wenden.  Ich höre, dass es Sicherheitsbedenken gibt. Ich wundere mich aber darüber, denn bisher konnten Radler an dieser Stelle ohne  Stoppschild über den Abzweig Feinstraße radeln. Kaum fällt der aus der Tübinger Straße rechts abbiegende Autoverkehr weg, stoppt man den Geradeausverkehr aus der Tübinger Straße: Sind ja bloß blöde kleine Radler, die hier von einer Fahrradstraße träumen. Offenbar traut man Autofahrern nicht zu, Radler zu erkennen, die ihnen entgegen kommen. Und man möchte auch nicht, dass sie es lernen.

Und keine Sorge, liebe Autoverkehrsplaner, der Radler rechnet eh immer damit, dass ein Autofahrer die Situation nicht kapiert, und fährt vorausschauend und ausgleichend, denn er möchte auch nicht angefahren werden. Seine Verletzungen sind schwerer als die des Autofahrers, selbst wenn er, der Radler, im Recht war.

Ja, schon, so wie die Schranke kontruiert ist, suggeriert sie Autofahrern, so wie bisher übrigens auch, die vom Gerber kommen, ihre Fahrbahn mache eine Biegung und gehe in die Feinstraße über. Dort allerdings ist sofort ein Zebrastreifen, so wie bisher auch. Autofahrer müssen also eh langsam tun und könnten den Radfahrer, der parallel zum Zebrastreifen fährt, auch sehen.

Um die Sichtbarkeit des Radfahrers zu erhöhen, könnte man hier auch noch einen blutroten Radfahr-Sicherheitsstreifen in den Asphalt legen. Das wird an Kreisverkehren auch so gemacht. Da geht man auch davon aus, dass Autofahrer Radler sehen. Nur hier nicht? Seltsam.

Fahrradstraße mit Autosperre in Esslingen
Foto: Blogleser Sebastian
Wenn man schon Autofahrer vor ihrer eigenen Blindheit schützen muss (und vor der Gefahr, einen Radler anzufahren und dann auch noch schuld zu sein), dann stelle man hier doch bitte wenigstens nur ein Vorfahrt-Achten-Schild für Radler hin. Die achten ja eh schon an solchen Stellen auf Autofahrer, die es nicht kapieren.

Jeden einzelnen Radle an dieser Stelle zum Stoppen zwingen, das ist keine Radpolitik, das ist Autopolitik.

So sieht das übrigens in Esslingen aus. (Foto links) Man sieht: Autofahrer haben je eine gestrichelte Warn-Haltelinie, Radler dürfen geradeaus ohne seitlich in enge Korridore geschickt zu werden, und die Pfostens stehen alle noch, sind also nicht von blinden Autofahrern umgenietet worden.

10 Kommentare:

  1. Wieder eine Gelegenheit, Danke zu sagen für Dein Wahnsinns-Blog! Die Situation für Fahrradfahrer in Stuttgart ist einfach jämmerlich unterirdisch und man sieht an den vielen Details bei Neuplanungen, dass sich da nach dem Willen der Verkehrsplaner wohl nicht viel ändern soll. Krasser kann die Realität von den proklamierten Zielen (u.a. ...20% Anteil Radverkehr) nicht abweichen. Das ist immer wieder erdrückend, welche Signale da gesetzt werden. Und dennoch müssen wir uns immer wieder aufraffen, auf eine Änderung im Sinne eines gleichberechtigten Straßenverkehrs zu glaube, darauf zu bestehen und darauf hinzuarbeiten... Die Fahrradpolitik hier ist einfach lächerlich. Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke. Und wenn ich bedenke, wie lange und wie sehr der Bezirksbeirat Stüd für diese Fahrradstraße und die Sperrung gekämpf hat, um eine Verbesserung für die Radler zu erreichen, dann fühle ich mich gerade ziemlich verarscht. So haben wir uns eine Verbesserung nicht vorgestellt. Das ist ein Rückschritt gegenüber der vorigen Lösung.

      Löschen
  2. Kann es sein, dass dieser fette rot-weiße Querbalken Autofahrer, die vom Gerber kommen, so sehr irritiert und/oder in der Sicht behindert, dass sie entgegen kommende Radler überhaupt nicht erkennt (erkennen kann)? Der müsste lt. Regeln freilich anhalten. Wenn er es tut...

    Das ganze sieht nur nach einer künstlichen Gefährdung für Radfahrer aus (der Balken), die man durch Regeln (das Stoppschild) entschärft. Typisch deutsche Verkehrsplanung.

    Vor fünf(?) Jahren gab es in Stuttgart gar keine besonderen Fahrradbauten. Dass man nun viel Geld ausgibt ist ja schon mal positiv. Wenn man aber sieht, für was für einen Quatsch das Geld ausgegeben wird, stehen einem die Haare zu Berge. Und das nicht vom Fahrtwind.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich vermute, dass genau das die Überlegung ist. Man hätte es aber auch anders machen können, nämlich mit Pfosten. Der Bezirksbeirat Süd hat das so gefordert, übrigens auch, dass da kein Stoppschild hinkommt. Ich sehe hier nicht den Willen, es den Radfahrern leichter zu machen und den Autoverkehr einzudämmen ...

      Löschen
  3. Guten Morgen Frau Lehmann! Vielleicht sollten Sie sich von dem Schnarchzapfenverein Grüne verabschieden.
    Wir haben eine grün-soziale Mehrheit im GR, einen Grünen OB, einen grünen MP, einen grünen Verkehrsminister, einen grünen Umweltminister und was kommt bei raus? Nur Scheiße!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Anonymus, ich glaube nicht, dass die CDU samt FDP und AfD eine bessere Radpolitik machen würde. Aber gegen die müssen Grüne eine Radpolitik machen und haben leider diie sozialen Parteien (SPD, SÖS/Linke und Stadtisten) nicht immer auf ihrer Seite, wie man an der Geschichte "Sperrung der Hofener Straße am Wochenende für Autos" gut gesehen hat. Wenn die anderen umkippen, dann haben wir Grünen halt die Mehrheit eben nicht. Außerdem sind in Stuttgart verfassungsmäßig die Bürgermeister sehr eigenständig. Der OB kann denen nichts befehlen, und nicht immer arbeiten die Bürgermeister, die ja zu verschiedene Parteien gehören, miteinander auf ein Ziel hin. Ich werde mich also doch nicht von den Grünen verabschieden. Ich werde einfach unbeirrt meinen Weg weitergehen und hoffe, dass du und ihr alle bei mir bleibt. Gemeinsam sind wir stärker.

      Löschen
    2. Die Freien Wähler habe ich noch vergessen. Die sind auch nicht bekannt als Radler-Partei.

      Löschen
  4. Verkehrsschilder sind Verwaltungsakte und gegen diese kann man Widerspruch einlegen. In diesem Fall dürfte ein Widerspruch gute Aussichten auf Erfolg haben, da hier mMn mehrere Vorschriften zur Aufstellung eines Verkehrsschildes verletzt worden sind.

    Interessant für einen Widerspruch wäre es aber zu wissen aus welchem Grund die Behörde das Schild aufgestellt hat. Eine Gefahr durch Sichtbehinderung wegen der neu aufgestellten Absperrung für Kfz fällt als Argument aus. Schließlich hat die Behörde diese Absperrung selbst aufgestellt obwohl es eine übersichtlichere Lösung gäbe, analog der Fahrradschleuse in Esslingen. Diese Lösung müsste vorgezogen werden. Aber was ist dann der Grund?

    Weiß jemand näheres zu den offiziellen Gründen für die Anordnung des Stoppschilds?

    AntwortenLöschen
  5. Warum hat man nicht einfach die Esslinger Lösung übernommen? Das wäre wohl zu einfach bzw. den Radfahrern mal Vorfahrt vor den Autofahrern zu gewähren geht in Stuttgart anscheinend gar nicht. Naja, gut, dass ich diese Schleuse meist nur in die andere Richtung passiere, ansonsten zählt mich bitte zu den 90%, die dort mit Sicherheit das Stoppschild missachten werden.

    AntwortenLöschen
  6. Seht ihr es nicht!? - Aufgabenstellung für den Verkehrsplaner war, den Verkehr aus der TG des Gerber möglichst ohne Hindernisse abfließen zu lassen. Was zählt da schon eine "Hauptradroute"... Das passiert, wenn (Macht-)Politiker wie der Baubürgermeister Hahn Anweisungen an die Verwaltung erteilen - was soll denn der zuständige Bearbeiter oder sein Chef machen? Die wissen auch, dass sowas fachlich Sch... ist - aber "politisch gewollt" ist in Stuttgart halt mehr Wert. Und wenn ich Fahrradbeauftragter in Stuttgar wäre, würde ich mich wahrscheinlich beurlauben lassen.

    Auf der Homepage der Stadt stehen übrigens genug Ansprechpartner, die man mal fragen könnte, ob sie eigentlich beteiligt waren oder was sie dazu sagen:

    ob.buero@stuttgart.de (Persönliches Referat des OB - Weiß er, wass seine Verwaltung da anstellt???)
    bjoern.peterhoff@stuttgart.de, jochen.stopper@stuttgart.de (Mitglieder im Unterausschuss Mobilität)
    michael.muenter@stuttgart.de (Kontakt Aktionsplan "Nachhaltig mobil in Stuttgart"
    gelbe.karten@stuttgart.de (Ideen- und Beschwerdemanagement)

    Meine E-Mails sind raus...

    AntwortenLöschen