21. Mai 2015

Tübinger Straße - Bleibt das Stopp-Schild?

Seit  gestern ist die Tübinger Straße an der Feinstraße für den Autoverkehr gesperrt. Radler können weiter durch, jeder Radler auf seiner rechten Fahrbahnseite.  

Autofahrer müssen jetzt links abbiegen. Manche wenden auch. Radler sind etwas verblüfft. Noch fehlen die Schilder, die Radler oder Autofahrer vorwarnen.

Pfosten wären hier geschickter, dann könnten Radler geradeaus auf der Fahrbahn fahren, statt in schmale Korridore gelenkt zu werden. Aber Autofahrer müssen vermutlich erst mal lernen, dass es hier nicht weitergeht, und würden Pfosten nicht sehen. (Es wird sicher nicht lange dauern, bis die ersten Autofahrer entdecken, dass sei über den Gehweg doch rechts abbiegen können.)

Jetzt ist die große Frage: Kommt das Stoppschild für Radler (Foto unten) oder nicht. Und das auf der Hauptradroute 1, auf einer der meistbefahrenen Radstrecken. Das darf man woanders gar nicht erzählen. Was macht ihr da in Stuttgart? Radler zum Stillstand ausbremsen, einen nach dem anderen. Ach, echt?


Ein Stopp-Schild heißt nämlich tatsächlich auch für Radfahrer abremsen bis zum Stillstand (Fuß auf den Boden) und Neustart, ganz egal, ob irgendwelche Autos kreuzen oder nicht. Für Radler ist das Stoppen und Anfahren anders als für Autofahrer mit recht großer körperlicher Anstrengung verbunden. Deshalb stoppen sie, wenn es irgend geht, nicht. Die meisten machen den sogenannten Roll-Stopp (auch Idaho-Stopp genannt, weil er in diesem US-Bundesstaat legalisiert wurde). Das heißt, sie bremsen, orientieren sich vorausschauend und treten aus dem Rollen wieder an, sobald sie sehen, dass sie fahren können. An der Feinstraße würden sich so gut wie alle Radler vor und unter den Autos durchschlängeln.
Guckt man genau hin, sieht man das geplante Stoppschild
(auf Höhe des Zebrastreifens) 
Das wäre illegal. Stellt man da an einem Autoverkehrs-armen Sonntag einen Polizisten auf, kann der bei so gut wie allen Radlern Strafe abkassieren, die durchrollen. Und alle, die Radler sowieso für kriminell halten und sich drakonische Strafen wünschen, lachen sich ins Fäustchen.

Der Bezirksbeirat Süd hat deshalb einem Kompromissvorschlag zugestimmt, der statt des Stopp-Schilds ein Vorfahrt-achten-Schild für Radler vorsieht.

Ich meine, auch das widerspricht der Idee einer Fahrradstraße in der Hauptradroute 1, auf der in Stuttgart mit am meisten Radfahrer unterwegs sind. Hier müssen Radfahrer Vorfahrt bekommen vor den Autos, die ohnehin in der Mischverkehrsstraße am Gerber eigentlich nichts verloren haben (parken dürfen sie ja dort gar nicht) oder die aus dem Gerber-Parkhaus herauskommen.

Diese Schleuse ist weg. Hier haben
 Radler Vorrang vor
Autos vom Gerber
Bisher haben nämlich Radler an genau dieser Stelle auch Vorrang vor den vom Gerber kommenden und abbiegenden Autos. Ich wüsste nicht, warum man das ändern sollte. Bisher geht das doch auch. Autofahrer können an einer Haltelinie und einem Vorfahrt-Achten-Schild warten, bis Radler durch sind, zumal gleich daneben ein Fußgängerüberweg in der Feinstraße ist, an dem sie sowieso warten müssen. Sie täten es dann genau in der Fahrlinie der Radler, die zum Gerber wollen.

Ich habe reichlich Zuschriften bekommen, die sich entsetzt über das Stopp-Schild und eine Vorfahrt-achten-Regelung für Radfahrer an dieser Stelle geäußert haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so etwas ernsthaft machen wird. 

16 Kommentare:

  1. Ich kann mir das schon vorstellen. Bei dem was ich in Stuttgart schon an Fahrradinfrastruktur erlebt habe wird das so kommen.

    AntwortenLöschen
  2. Ein Stoppschild an dieser Stelle ist völlig hirnverbrannt weil von rechts aus der Feinstraße ja gar kein Auto kommen KANN. Und der Verkehr der vom Gerber kommt ist ja übersichtlich. Warum soll ich also anhalten wenn ich schon von weitem sehe das da kein Auto kommt oder es mir vor dem Auto noch reicht?! Wie bescheuert sind manche Verkehrsplaner eigentlich?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mist, mein Fehler-dachte die Feinstaße wäre eine Einbahnstraße...

      Löschen
  3. Trotzdem stimmt natürlich, dass von rechts aus der Feinstraße nicht so viele Autos kommen. Sie kamen übrigens immer und hatten rechts vor links Vorrang vor den Radlern, ohne dass es da zu Konflikten gekommen wäre. Die Autos, die vom Gerber kommend links in die Feinstraße abbiegen wollten, mussten bisher den Rad-Geradeausverkehr abwarten. Auch das hat funktioniert. Ich sehe hier keine Veränderung der Sicherheitslage.Und wenn man statt der Barriere Pfosten machen würde, würden Radler auf ganzer Fahrbahnbreite geradeausfahren und dem Autofahrer wäre eh klar, dass er beim Abbiegen den Gegenverkehr abwarten muss, so wie bisher auch.

    AntwortenLöschen
  4. Bravo, Stuttgart - schon den zweiten Vogel diese Woche abgeschossen!
    Wenn man der Artikel-Dokumentation zufolge als Fahrradfahrer in Richtung Innenstadt durch will, wird man wieder mal zu Illegalität gezwungen! Man darf - zumindest der StVO nach - nicht über durchgezogene Linien fahren, aber das sieht die Verwaltung wohl anders!
    Denn zum Zeitpunkt (immer noch?) dieser Fotoaufnahmen, waren die alten, rechtsseitigen Schraffierungen ohne gelbe Überklebung und selbst wenn Schilder außerhalb des Bildausschnitts stehen, sind mir Keine bekannt welche so was erlauben würden.

    AntwortenLöschen
  5. Ich bin für das Stoppschild!

    Also eigentlich und genau genommen bin ich nur für den zugehörigen Schildermasten. Der müsste ja rechts der Durchfahrt am Rand des Gehweges stehen. Gut so, denn ich wette, ohne diesen Masten werden die Pkws weiterhin versuchen, die Sperre zu umgehen. Erst der Mast (oder ein entsprechender Pfosten an gleicher Stelle) würde dies auch faktisch unmöglich machen.

    AntwortenLöschen
  6. Man könnte aber auch ein Vorfahrtsschild an so einen Masten schrauben.

    AntwortenLöschen
  7. Das Stopp-Schild - wenn es denn irgendwann mal kommt - wird auch direkt am rechten Ende der Durchfahrt Richtung Innenstadt stehen.
    Das Symbol-Zeichen ist auf der Karten etwas herausgerückt um Überlagerungen zu verhindern, dennoch ist die Linie zum wahren Standort unklar zu sehen, wegen der unterliegenden, neuen Schraffierung.

    Wobei ich immer noch meine, dass manche Fahrer, je nach Automodell, evtl. den Gehweg mitnutzen könnten, da nach der vorliegenden Karte nur Fußgänger oder die eigene Ethik so ein Manöver verhindern könnten.

    AntwortenLöschen
  8. Es kommt, das Stoppschild.

    Jedenfalls war vorhin bereits eine ganz frische, neue, fette Haltelinie für die Radler auf den Asphalt gepinselt.

    AntwortenLöschen
  9. irre ich mich oder müsste, wollte man da ein Stoppschild hinstellen, nicht auch gleichzeitig die Gegenrichtung als eine abknickende Vorfahrtstraße ausgewiesen werden? Irgendwie wirkt das Ganze ziemlich improvisiert und birgt im Fall der Fälle sicherlich Stoff für die Juristen. Ich bin gespannt, was da noch kommt (vielleicht noch mehr Malerei auf der Straße?)

    AntwortenLöschen
  10. Nach meinem Verständnis würde statt dem Stoppschild auch ein Vorfahrt Achten genügen, richtig stoppen wird dort ein Radfahrer ja sowieso nicht. Aber der Hinweis auf die abknickende Vorfahrtsstraße ist auf jeden Fall wichtig.
    Außerdem fehlt unter dem Z209-10 (Nur Links abbiegen) im Westen/Rechts ein ZZ1022-10 (Radfahrer frei), ansonsten kommen die lieben Radfahrer ja garnicht StVO-konform zum Radweg/Radfahrstreifen/Z237. Aus östlicher/linker Richtung ist es korrekter Weise vorhanden.

    AntwortenLöschen
  11. Stuttgart muss sich noch gehörig anstrengen, wenn es sich irgendwann in ganz ferner Zukunft mal radfahrerfreundlich schimpfen will...

    Ich finde, diese ganze Stoppschildsache ist doch nur wieder ein Akt der Kapitulation gegenüber dem Autoverkehr. Wir (die Stadt Stuttgart) sind jetzt mal so böse und sperren euch (den lieben Autofahrern) hier die Durchfahrt, aber als kleines Trostpflaster habt ihr dafür Vorrang vor den nervenden Radfahrern beim Abbiegen von der Feinstraße.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Stuttgart muss, glaube ich, erst einmal lernen, wie Fahrradpolitik überhaupt geht, bevor man es weiter die Hauptradroute 1 planen lässt. An der Torstraße kommt ja auch noch so ein Hammer für Radler hin. Berichte ich demnächst. Da müssen die dann wieder auf einer Verkehrsinsel halten, damit die Autos durchfahren können.

      Löschen
    2. Naja die Hauptroute ist insgesamt kein Hit. Meine Lieblingsstelle am Planetarium kriegt demnächst eine Brücke, die ist laut Köhnlein 6m breit und damit "viel" breiter als der Weg am Planetarium. Ich frage mich manchmal echt ob er jemals die Stelle dort angeschaut hat. Zumal es dann nicht mehr nur die Steigung am Steg gibt sondern auch an der Brücke über die Baugrube, und das mit diesem ätzenden Belag der bei Feuchte glitschig ist wie Eis, und er wird nass werden, denn trotz Dach fahren dort Fahrräder mit nassen Reifen. Die Brücke die vom Milaneo aus Richtung Nordbahnhofareal führt wird nicht so schnell fertig weil da gäbe es einen 4 m Absatz. Ich frage mich wirklich so langsam was in Stuttgart überhaupt für Radler gemacht wird.

      Löschen
    3. Ich fürchte, Stuttgart muss erst noch lernen, dass es ernsthaft Radpolitik machen muss, und da müssen wir Radler/innen der Stadt Nachhilfe geben. Nicht resignieren, sondern Rad fahren und Präsenz zeigen. Auch wenn man (ich auch) manchmal sehr müde wird. Ich bin langsam für den Aufstand der Radfahrer.

      Löschen
  12. Neben der schon erwähnten Vorfahrtsregelung für die beiden anderen Einmündungen fehlt auch ein "Radfahrer frei" unter der "vorgeschriebenen Fahrtrichtung links" links auf dem Plan. radfahrer dürfen aktuell von planlinks kommend gar nicht geradeaus zum Stoppschild vorfahren. Gleiches gilt für Radfahrer, die von unten aus der Feinstraße nach links abbiegen möchten. Nach Plan ist das nicht erlaubt. Alles in allem ein typisch deutscher Umbau. Warum einfach, wenn man etwas auch kompliziert machen kann.

    AntwortenLöschen