15. April 2016

Es wird eng am Neckarknie

Beim Radforum am Dienstag haben uns der Amtsleiter des Tiefbauamts und der Leiter der Verkehrsplanung vorgestellt, wie der Radverkehr am Neckarknie während der Bauzeit für den Rosenstein-Bahntunnel und danach geführt werden soll. 

Die Pläne für die Zeit danach fanden weitgehende Zustimmung der Runde aus Radfahrenden, die für sich selbst oder für die Radverbände da waren. Aber heute soll die Übergangslösung das Thema sein, denn die hinterließ uns ziemlich unbefriedigt. Deshalb schlage ich eine Alternativroute für schnelle und routinierte Radler/innen vor.
Denn für Radfahrende fallen befahrbare Wege zwischen Rosensteinschloss und Wilhelma praktisch weg. Man darf den Zahntweg (von der Wilhelma rauf zum Schloss oder runter) sowieso nicht mit dem Rad befahren. Es tun dennoch viele. Es radeln wohl inzwischen auch einige direkt am Rosettenfries der Wilhelm entlang (streng verboten). Aber die Baustellen werden hier übernehmen. Und das für vier bis sechs Jahre. Da man auch die Pragstraße mit dem Rad nicht hinab kommt (Radweg abwärts gesperrt), müssen Radler irgendwie anders fahren und die König-Karls-Brücke muss die Tallängs-Radströme bündeln. Das wird eng.

Auf der Wilhelma-Seite geht keinerlei erlaubter (auch kaum ein befahrbarer) Radweg Richtung Münster. Alle Radler müssen jenseits der König-Karls-Brücke auf dem Neckardamm radeln. Also alle runter, durch die Hall of Fame auf den immerhin vereiterten Weg am Seilerwasen zur verzwickten Radlerampelanlage am Rosensteinbunker, wo die einen über die Rosensteinbrüche zurück auf die andere Seite radeln können (Gehweg dort, der zum Radweg Richtung Kraftwerk führt, ist noch nicht freigegeben, weil das Geländer zu niedrig ist). Das werden wenige tun.

Abendpendler am Rosensteinbunker,
Gehweg nur freigegeben
Die anderen radeln auf dem Neckardamm weiter, auf einem für Radler nur freigegebenen Gehweg (!) mit scharfen Kurven, teils kaum eine Person breit und bevölkert vor allem zwischen Theaterschiff und Biergarten. Ein von Pendlern dennoch viel genutzter Weg. Denn es gibt keine Alternative. Aber das Wetter wird schöner, die Radler mehr, die Fußgänger auch, und am Wochenende schieben sich dann Spaziergänger, Biergartengänger, Familien, Radgruppen mit Kind und Kegel und Rennradler auf diesem Damm entlang. Purer Stress für Fußgänger mit Hund und Kind, Stress für Radler. Gebimmel, Geschrei und Konflikte sind vorhersehbar.



Das geht vielleicht dieses Jahr noch gut, aber die nächsten nicht mehr, denn der Radverkehr wird zunehmen und soll ja auch zunehmen.

Ich schlage deshalb vor, dass für die Übergangszeit noch vor einer endgültigen Neuplanung der Wegebeziehungen Seilerwaren und Schönestraße den schnelleren und routinierteren Radlern ein Parallelweg angeboten wird. Zu diesem Zweck könnte man die Schönestraße und Badstraße für Radler attraktiv machen und als Radroute ausschildern. Derzeit ist die Route unattraktiv, weil die Fußgängerampel vom Radweg über die König-Karl-Straße zur Schönestraße viel zu lange rot ist und man zwei Mal warten muss.


Schafft man hier eine Radlerquerung mit einer einzügigen Grünphase (die auch nicht länger als 1:30 Min auf sich warten lässt), dann wird die Route schon mal attraktiver, vor allem, wenn eine Radspur die Radler dann auch noch zur Schönestraße lenkt.














Platz ist genug vorhanden. Die Abfahrt zur Schönestraße ist großzügig zweispurig. Aus der Eisenbahnstraße führt ja sogar eine Radspur auf die Schönestraße. Bis zur Seilerstraße ist rechts für Radler Platz, auch wenn dort Autos parken. Dann beengen Baken die Spur.


Aber den Raum rechts der Baken kann man gut für eine Radspur öffnen, die zur Kreuzung Badstraße führt. Dort müsste es dann auf der rechten Geradaausspur einen vorgezogenen Aufstellplatz für Radler geben, damit sie bei Grün vor den Autos in die Badstraße kommen.

Die Badstraße, die an der Wilhelmsbrücke (Ampel) in die Überkingerstraße übergeht, ist zu schmal für eine Radspur, hier müssen Radler und Autos hintereinander fahren.

Am Parkhaus Mühlgrün können Radler über die Linksabbiegespur geradeaus die Überbringer Straße weiter fahren und kommen bei der Jahn-Realschule und dem Schwimmbad heraus.

Situation am Bad
Die Wege der kleinen Grünanlage sind derzeit verwinkelt und mit 90-Grad-Kurven versehen, die man entschärfen könnte. Ab dann geht es auf der Hofener Straße weiter.

Ich fahre den Weg immer mal wieder, wenn mir am Wochenende das Getümmel auf dem Neckardamm zu groß ist. Und ich sehe immer wieder, dass der Radler, der an der König-Karls-Brücke vor mir zum Wasen und zum Neckardamm abgebogen ist,  hier oben auf dem Neckardamm parallel zu mir fährt, also auch nicht schneller war als ich.

Der Weg zurück ist übrigens bis zur König-Karls-Brücke auf der Schönestraße befahrbar. Dann steht man unversehens an einem "Für Räder verboten!"-Schild (übrigens an einer Stelle, wo man nicht umkehren kann). Es sei denn, man findet den Abgang zum Neckardamm rechtzeitig vorher. Ein für Räder befahrbarer Gehweg auf dieser Seite der König-Karls-Brücke würde auch viele Wochenendradler und Ausflügler auf Rennrädern aus der Krise helfen, die aus Cannstatt kommen und erst hinter der Kreuzung Schonstraße merken, dass die Brücke für Räder verboten ist, sich dann aber nicht mehr aus der Lage befreien können.

Diese Alternativroute ist bislang nicht angedacht, auch nicht geplant. Aber man könnte sie planen. Für den Autoverkehr werden rund um die Baustellen jede Menge Provisorien eingerichtet, damit er ja nicht ins Stocken kommt. Die Summe, die man hier für ein Sechs-Jahre-Provisorium für Radfahrer ausgeben müsste, ist mit Sicherheit im ein Vielfaches geringer.

Nachbemerkung: Auf Facebook haben mich Radler darauf hingewiesen, dass man ja auch über den Wilhelmsplatz in Cannstatt, Wilhelmsstraße, Schmidener Straße radeln könne. Ist klar. Das habe ich auch schon gemacht, aber: Man muss unter der Eisenbahnbrücke durch und zwar auf dem Gehweg (Fußgänger stressen), dann an der Eisenbahnstraße vom Fußgängerüberweg auf die Fahrbahn schwenken und dann über die Bussspur und über eine mehrzügige Radierampel nach links in die Wilhelmstraße, wo man über eine Fußgängerampel und Gehweg auf die Wilhelmstraße geleitet wird, auf der einem erneut eine Ampel begegnet, genauso wie am Kepler-Gymnasium die Fußgängerampel, die ständig für Autos rot ist. Es sei denn, man radelt auch hier wieder auf dem Gehweg. Aber wir wollen doch gerade wegkommen von diesem elenden Gehwegradeln! Das ist eine häkelige Strecke, auf der man als Radfahrender ständig ausgebremst wird.

10 Kommentare:

  1. Oh, geil. Man kommt ja jetzt kaum noch zur Wilhelma mit dem Rad, direkt zum Haupteingang gar nicht. Und dann soll man nicht mal mehr in die Nähe kommen? Spitzenidee. Wilhelma ist eh ein ganz unwichtiges Ziel.

    Martin

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    1. Das mit der Wilhelm ist etwas komplizierter. Die gehört dem Land. Bislang hat die Wilhelm noch nicht erkannt, dass sie auch von ranfahrenden Familien angesteuert werden könnte. Es fehlen eklatant die Radabstellanlagen. Dafür ist aber die Wilhelma zuständig, nicht die Stadt. Wir haben beim Radforum auch darüber diskutiert, dass die Wilhelma zunehmend Ziel ranfahrender Familien werden wird. Später wird sie auch wieder und zwar leichter als jetzt, für Radler zugänglich sein. Jetzt ist halt Baustelle, auch für die Verlegung der Stadtbahnhaltestelle. Schlimmer finde ich, dass die Pragstraße bergab nicht durchgängig geradelt werden kann. Auch darüber haben wir uns beim Radforum beschwert.

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    2. Die Argumentation ist löchrig. Klar, die Wilhelma gehört dem Land. Trotzdem ist sie ein wichtiges Ziel in der Stadt, und die Stadt ist für die Verkehrswege zuständig, und damit die Erreichbarkeit. Dabei ist völlig irrelevant, wem das Ziel gehört, Stadt, Land oder privat.

      Die Frage nach den Abstellanlagen ist dabei auch Augenwischerei, denn es geht um die Erreichbarkeit. Wäre es Kuhn und den Grünen wirklich ernst mit Erhöhen des Radverkehrsanteils würden sie dafür sorgen das die Wilhelma auch während der Bauzeit erreichbar bliebe. Aber lieber den Haushalt mit der CDU ausküngeln.

      Und sorry, wenn dir die Pragstrasse wichtiger ist, obwohl es eine Ausweichstrecke gibt, als die Erreichbarkeit von so wichtigen Zielen, dann ist das zwar deine persönliche Priorität, kann aber nicht die Prio der Stadt sein, die mehr Bürger im Blick haben sollte.

      Anders ausgedrückt hat die Erreichbarkeit der Wilhelma nichts damit zu tun, dass du dich nicht traust auf der Fahrbahn der Pragstrasse zu fahren. Denn das ist nicht verboten.

      Ach, und Ausweichstrecken, die Radfahrer nicht fahrend benutzen dürfen (zwischen Schloß und Wilhelma) sind keine.

      Martin

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    3. Warum dieser aggressive Ton mit persönlichen Unterstellungen? Woher weißt du, ob ich mich traue, die Pragstraße auf der Fahrbahn runter zu fahren oder nicht? Entscheidend ist nicht, was ich mich traue oder du dich traust, sondern was die meisten Radfahrenden sich trauen. Das ist Radbehinderung statt Radförderung, wenn man Radspuren kappt und Radler auf Fahrbahnen mit Schwerlastverkehr zwingt (auch wenn man auf den zwei Abwärtsspuren ja gut überholt werden kann, empfinden die meisten Radler das als Horror und halten Radler, die so fahren für lebensmüde). Die Wilhelma bleibt für Fußgänger/innen übrigens erreichbar, und war per Rad bisher nur verbotenerweise vom Rosensteinpark aus erreichbar, von der anderen Seite (Rosensteinbrüche) war und ist sie erreichbar. Dass die Wilhelma nicht radfreundlich ist, hat mich immer schon gestört, und ich habe auch darüber schon geschrieben.

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    4. Ich fahre lieber durch den Rosensteinpark, weil man an den Ampeln ewig im Stau steht. Und vordrängeln möchte ich nicht, da das bei den Autofahrern wieder falsche Signale setzt. Außerdem ist es mir gerade auf den Bundesstraßen schon passiert, dass ich extrem knapp überholt werde (weniger als 10 cm), obwohl ich mittig in der Spur fahre, und dafür ist mir mein Leben einfach zu kostbar.

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    5. Allerdings kommst du vom Rosensteinpark nicht legal zur Wilhelma runter, es sei denn du schiebst. Und das verbotene Radeln wird wohl auch schwieriger wegen der Baustellen. Es ist auch kein gutes Signal an Fußgänger, wenn man durch reine Fußgängerbereiche radelt. Autofahrern tut das Signal hingegen ganz gut, dass Räder schneller sind und immer vorn an der Ampel stehen. Ich weiß, es wird auf Fahrbahnen manchmal zu knapp überholt. Aber Autofahrer, die auf deine Sicherheit nicht achten, gibt es auch in Nebenstraßen und Tempo-30-Zonen. Autofahrer machen dir als Radler den Stress, den du als Radler den Fußgängern machst. Sie kommen von hinten und sind schneller, so wie Radler von hinten kommen und schneller sind als Fußgänger.

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    6. Ich fahre über die Leuze und nicht zur Wilhelma. Ich halte mich immer an alle Regeln der STVO und hasse es auf dem Fussweg zu fahren, aber in Stuttgart ist das halt gelegentlich die sicherere Alternative. Fußgänger überhole ich mit einem größeren Abstand (min.1,5) oder in Schrittgeschwindigkeit.
      Natürlich werde ich auch in kleinen Straßen knapp überholt, dort werde ich aber von den Autofahrern eher akzeptiert und die Überholgeschwindigkeiten sind geringer.
      Auf den Bundesstraßen stört mich, dass ich knapp überholt werde mit hohen Geschwindigkeiten (über 50 km/h) obwohl ich selbst bergab schon mit 40-50 km/h unterwegs bin. Inzwischen Wähle ich meine Stecken schon nach Uhrzeit aus: Werktags zu den Hauptverkehrszeiten durch die Parks, da da relativ wenige Fußgänger unterwegs sind. Am Wochenende, insbesondere nachmittags stattdessen die Bundesstraßen.

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  2. Danke für die Infos, allerdings hast Du etliche Rechtsschreibefehler drin:)

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  3. Warum so kompliziert über die Überkinger Straße mit den engen Kurven und dem Fußgängerkonfliktpotential am Mühlsteg? Man kann doch einfach weiter dem Hauptstraßenverlauf folgen, also die Brunnenstraße und Schmidener Straße (am Kurpark vorbei) bis zum Kreisel nehmen und über die Teinacher dann in die Hofener Straße. Wenn man ohnehin schon die Schönestraße/Badstraße nimmt, kann man das Stück auch noch auf normaler Straße mit Autoverkehr weiterfahren.

    Man muss übrigens auch nicht auf dem Gehweg unter der Eisenbahnbrücke zum Wilhelmsplatz fahren, denn der ist kein Radweg sondern lediglich für Radfahrer freigegeben. Man fädelt also am Besten schon vor der Brücke auf die Straße ein, das ist nach meinem Empfinden weniger gefährlich als die Situation nach der Brücke (Kreuzung und unachtsame Rechtsabbieger in die Eisenbahnstraße). Mit der folgenden Linksabbieger-Ampel am Wilhelmsplatz hast du jedoch recht.

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    1. Stimmt. Ich bin den Weg über die Schmidener Straße auch schon erfahren, finde aber, da gibt es zu viele Ampeln, an denen man garantiert steht. Die gibt es auf der von mir favorisierten Strecke nicht. Ja, und ich weiß, man muss nicht auf dem Gehweg unter der Bahnbrücke durchradeln, ich ziehe auch die Fahrbahn vor, stelle aber fest, dass hier die Autos in Hauptverkehrszeiten so eng und so dicht am Bordstein stehen, dass ich selber mit ihnen im Stau stehe. Das finde ich dann auch nicht so toll. Die meisten Menschen werden übrigens den Gehweg nehmen. Es gibt nur sehr wenige Radler, die an solchen Stellen die Fahrbahn vorziehen: Und eine Radverkehrsplanung muss ja so sein, dass möglichst viele die Wege nehmen, nicht nur ein paar Mutige oder sehr Coole oder sehr Routinierte. Was wir selber machen, du und ich, ist nicht das Kriterium für das Gros der Radler/innen.

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