11. August 2016

Wie gefährlich ist der Vaihinger Kreisverkehr?

Blogleser Jan hat sich Gedanken gemacht über den Kreisverkehr in Vahingen an der Robert-Leicht-Str./Zusestraße.

Ich habe ja  hier immer wieder über Kreisverkehre geschrieben, weil sie für Radfahrende eine Gefahr darstellen. Autofahrer/innen sind damit leicht überfordert, sie geraten in Hektik, wenn sie reinfahren wollen, sie vergessen beim Rausfahren das Blinken, und sie übersehen Radfahrende, die am Rand herum radeln und nehmen ihnen die Vorfahrt. Bei diesem Kreisel werden Radler in beiden Richtungen (mit und gegen den Uhrzeigersinn) um den Kreisverkehr geleitet.
Die erste Frage ist darum: Haben auf den Zebrastreifen Radfahrende von links und von rechts Vorfahrt, egal, von wo der Autofahrer kommt?


Hier Jans Überlegungen:

Was zuerst verlockend erscheint, erweist sich m. E. als höchstgefährlich.
1. Die Autofahrer rechnen nicht mit Radfahren von rechts. Sie schauen nur nach links auf den Verkehr IM Kreisverkehr (in Regelrichtung).
2. Bei der Einfahrt Zusestraße ist durch dichten Bewuchs der Blick sowohl auf die Beschilderung als auch (schlimmer!), der Blick auf von rechts kommende Radfahrer versperrt.
3. Bei der Ausfahrt aus einem Kreisel rechnet der gewöhnliche Autofahrer sowieso nicht damit, Vorrang gewähren zu müssen. Dass dann die Radfahre auch noch aus der "falschen" Richtung kommen, verschärft die Situation zusätzlich.

Im Berufsverkehr ist der Kreisel sehr stark befahren.
Die Benutzung entgegen der Regelrichtung sollte unterbunden und stattdessen den Radfahren eine sichere Möglichkeit gegeben werden, den Kreisel auf der Fahrbahn benutzen zu können!

Eine weitere Freude ist die Poller-Armada.
Will man hier (vor allem mit Hänger) die Zufahrt Zusestr. überqueren, muss man in erster Linie darauf achten nicht an so einem stählernen Wächter hängenzubleiben und kann sich nur sekundär auf den Verkehr der ein- und ausfahrenden Autos konzentrieren.
Was soll mit dieser irren Ansammlung von HIndernissen verhindert werden? Glaubt jemand, dass hier Autofahrer vom Kreisverkehr über den Zebrastreifen auf den Fußweg fahren? Dies hätte auch durch einen oder zwei Pfosten auf dem Geweg verhindert werden könnnen.
Velen Dank für die Veröffentlichung - ich freue mich über einen Radlerblog für Stuttgart und bin gespannt auf weitere Inhalte!

Jan wendet sich an euch, die Blogleser/innen. Eine Überlegung will ich aber schon mal anstellen. Nach meiner Einschätzung haben Radfahrende auf den Zebgrastreifen keinen Vorrang vor den Autofahrern, wenn die Autofahrer auf den Kreisel zufahren. Denn auf Zebrastreifen haben nur Fußgänger Vorrang. Radler müssen absteigen, wenn sie ebenfalls Vorrang haben wollen. (Nur wissen  dass viele Autofahrer nicht.) Abgesehen davon, dass an der Zusestraße das Vorfahrt-achten-Schild mit dem Zusatz "Radfahrer in beide Richtungen" viel zu hoch hängt und von Zweigen verdeckt ist, führt es auch in die Irre, denn so eine kleine Radspur hinter dem Zebrastreifen ist noch keine Vorrangspur. Und wenn doch, so ist diese Situation hier für niemanden wirklich eindeutig oder intuitiv erfassbar. Autofahrer werden hier in die Eisen steigen, wenn ihnen von Rechts urplötzlich ein Radler von den Kühler fährt, und auf "diese Radler" fluchen. Wie in Gericht bei einem Verkehrsunfall entscheidet, möchte ich nicht vorhersagen. Beim Rausfahren hat dagegen alles Vorrang, was quert, wie immer beim Abbiegen.

Ünrigens fahre ich solche Kreisel nicht in Gegenrichtung und überhaupt trachte ich hier meist, am Zebrastrreifen auf die Fahrbahn zu wechseln und auf der Fahrbahn den Kreisel zu umrunden, mittig.

Siehe auch hier: Sicher durch den Kreisverkehr

12 Kommentare:

  1. Es ist auch (auf den Fotos) kein VZ zu sehen, dass eine Benutzungspflicht anordnet, insoweit auch freie Wahl ob Fahrbahn oder Seitenraum genutzt wird. Da würde ich auf jeden Fall die Fshrbahn bevorzugen.

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  2. Mal wieder ein typisches, wenn auch vergleichsweise harmloses Beispiel für den ganz normalen Wahnsinn der Verkehrsplaner. Erstens stimme ich Jan völlig zu: Nicht in Gegenrichtung befahren. Zweitens stimme ich Christine zu: Am besten die Fahrbahn benutzen. Drittens gebe ich grundsätzlich zu bedenken, dass es NICHT möglich ist, dass sich Radfahrer an die Verkehrsregeln halten UND gleichzeitig die von den Verkehrsingenieuren fabrizierten Radverkehrsangebote nutzen, zumindest dann, falls sie mittelfristig überleben wollen.

    Ein Autofahrer braucht nur einen Führerschein. Ein Radfahrer benötigt zur Teilnahme am Straßenverkehr die Kenntnisse des Autofahrers sowie zusätzlich jeweils eine ein- bis zweisemestrige Grundausbildung in a) Verkehrsplanung UND b) Verkehrsrecht, jedenfalls dann, wenn er die vielen diffusen und überkomplexen Anforderungen erfüllen möchte, die im Alltag an ihn gestellt werden. Und Autofahrer kapieren den Wirrwarr natürlich noch viel weniger, da sie an einfache Regeln und klar ersichtliche Verhältnisse gewöhnt sind.

    Deshalb viertens mein sehr ernst gemeinter Rat sowohl an Autofahrer als auch an Radfahrer: Im Zweifel den Radverkehrsmist ignorieren und die Verkehrsregeln auf § 1 reduzieren, d.h. Vorsicht, Umsicht und gegenseitige Rücksichtnahme zum Primat des Handelns machen.

    Herzliche Grüße an alle Velonauten. Let the good times roll!

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  3. Den Zebrastreifen muss man sich für Radfahrer einfach wegdenken. Er gibt Radfahrern niemals Vorrang, nimmt ihnen diesen aber auch nicht wenn er aus anderen Gründen bereits besteht. Wenn der Weg außen herum für Radfahrer freigegeben ist fahren sie im Kreisverkehr und da haben sie sowohl Vorfahrt vor aus- als auch einfahrenden Fahrzeugen.

    So einen Mist sollte man nicht bauen und meines Wissens nach gibt es auch eine Verwaltungsvorschrift das man Radverkehrsführungen nicht über Zebrastreifen führen darf.

    Vorallem darf man sich als Radfahrer nicht darauf verlassen das die anderen Verkehrsteilnehmer die hier anzuwendenden Regeln kennen. Auf meinem Arbeitsweg habe ich ein ähnliches Konstrukt und da gewähren mir aus dem Kreisel ausfahrende Fahrzeuge extremst selten (im Promillebereich) meine Vorfahrt.

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  4. Die Radspur ist Parallelverkehr zum Kreisverkehr und hat damit Vorrang. Nur Radfahrer auf dem Zebrastreifen haben keinen Vorrang. Wie bescheuert ist das Layout denn, wo gar keiner mehr durchblickt? Den Kreisverkehr am Clara-Zetkin-Park haben sie neulich so umgebaut, dass Radfahrer im Kreisverkehr nicht mehr überholt werden können. Auch die Einfahrten sind schmaler, allerdings werden Radspuren und Kfz-Spuren zu spät zusammengeführt.

    Wo keine solchen baulichen Maßnahmen existieren, hilft nur, als Radfahrer den Kreisverkehr konsequent mitzubenutzen. Im oben dargestelletn Fall gilt eh keine Radwegebenutzungspflicht, wenn der Radweg gefährlicher als die Fahrban ist und zudem nicht also solcher zu erkennen.

    http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Kreisverkehr-am-Leipziger-Clara-Park-soll-fuer-Radfahrer-sicherer-werden-kein-Radweg

    http://www.lvz.de/var/storage/images/lvz/leipzig/lokales/partnerstaedte-leipzig-soll-herzliya-und-addis-abeba-platz-bekommen/der-kreisverkehr-am-clara-zetkin-park-soll-zum-herzliya-platz-werden/216988018-1-ger-DE/Der-Kreisverkehr-am-Clara-Zetkin-Park-soll-zum-Herzliya-Platz-werden_ArticleWide.jpg

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  5. Ist es wirklich so, dass die Radfahrer keinen Vorrang haben? Ich habe gegenteilige Quellen für reine Radwege gefunden. Nichtsdestotrotz fahre ich bei den Kreiseln rund ums STEP in Vaihingen immer auf der Fahrbahn, alles andere ist für alle Verkehrsteilnehmer verwirrend.

    Es handelt sich hier nämlich nicht um offizielle Fußgängerüberwege bei den Zebrastreifen, denn nur solange ein blaues Schild mit Fußgängerüberweg besteht, hat ein Fußgänger wirklich immer Vorrang.

    Ausfahrender Verkehr hingegen gilt als die Spur des Fußgängers kreuzend und hat keinen Vorrang.

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    1. Stimmt, also haben nicht einmal Fußgänger Vorrang, wenn da keine Zebrastreifen-Schilder stehen. Ist mir gar nicht aufgefallen. Das wird ja immer schöner. Vermutlich passieren hier nie Unfälle, weshalb das Ordnungsamt keinen Anlass sieht, die Regelung zu ändern. Aber es macht Kreisverkehre für Autofahrende und Radfahrende nicht einfacher. Sie befinden sich, wie es für mich gerade aussieht, in einem rechtsfreien Raum. Nichts ist eindeutig geregelt. Man kann höchstens sagen: Intuitiv ergibt sich: Autofahrer müssen auf Radfahrer achten, weil die einfach kommen. Und für Radfahrer ergibt sich: hier darf ich einfach fahren, es ist ja sogar eine Art Radspur da. Fußgänger sehen: Hier darf ich einfach laufen, es gibt ja einen Zebrastreifen. Vermutlich würden Gerichte auch entsprechend entscheiden, wenn es zu einem Unfall kommt. Allerdings würde ich als Gericht die Stadt ermahnen, hier eine eindeutige Beschilderung aufzustellen.

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    2. Stimmt nicht. Die Streifen-Markierung auf der Fahrbahn gilt als Verkehrszeichen für den Fußgängerüberweg und gibt Fußgängern Vorrang. Und zwar auch ohne zusätzliches blaues Hinweisschild.

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    3. Bruno hat recht... im Winter bei geschlossener Schneedecke ist auch der Zebrastreifen weg. Das Schild an sich hat keine Bedeutung, außer als Hinweis. Hier ist die Markierung auf der Fahrbahn das wesentliche. Aber es wäre besser, es stünde eines da, da sich nicht alle auskennen.

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  6. Was mittlerweilen bei den Kreisverkehren im mehr in Mode kommt ist dass der innere Bereich erhöht, und somit der Blick auf die Gegenüberliegende Seite verbaut wird. Erschwerend kommt dann noch hinzu dass durch die, zugegeben oftmals schön anzusehende Bepflanzung, der "Durchblick" noch mehr eingeschränkt wird. Ein schwungvolles einfahren in den Kreisverkehr wird somit ebenfalls verhindert. Und wir Radfahrer leben nun mal vom Schung und vom fließenden fahren.....

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    1. Der erhöhte Mittelbereich ist dafür da, dass Autofahrer abbremsen und erst mal gucken. Sonst sehen sie nämlich "alles frei", inzwischen ist aber aus der Straße links einer eingefahren, und dann kracht es. Erweist sich vielerorts als sinnvoll. Als Radlerin fahre ich eher vorsichtig in Kreisverkehre hinein, die größte Gefahr für mich sind ja nicht die Autos, die gegenüber einfahren, sondern die, die in der nächsten Einfahrt links herinkommen. Und die sollte ich ja nun wirklich abwarten.

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  7. Ich durchfahren diesen Kreisverkehr gelegentlich, den anderen im Step täglich mit Hänger auf dem Weg zum Kinderhaus im Step. Ich benutze stets die Fahrbahn mittig. Schön ist anders, wünschenswert wäre eine brauchbare Anbindung für Fahrradfahrer von der Paradiesstraße ins Step ohne sich durchmogeln zu müssen. Es sind dort übrigens viele Studenten täglich mit dem Fahrrad unterwegs auf dem Weg zur Uni.

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  8. Das Ordnungswerk wird viel zitiert,
    doch ist es gar nicht kompliziert:

    Der Planer hat’s nur gut gemeint,
    bedient er doch den Fahrradfeind.

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