4. Januar 2017

Das richtige Pedelec für mich finden

Es ist so weit, du willst dir dieses Jahr ein Pedelec kaufen. In Stuttgart das Fahrrad der Wahl, weil man damit alle Berge hochkommt. Wirklich alle! 

Vielen erscheint die Anschaffung teuer, aber billiger als ein Auto ist es allemal, vor allem auch in der Haltung. Ein Pedelec verbraucht auf 100 km Strom im Wert von ca. 25 Cent. Ich habe mir mein erstes vor über zehn Jahren gekauft und bin ab diesem Tag viel mehr Fahrrad gefahren als vorher mit meinem Normalrad. Wer ein Pedelec hat, merkt schnell, dass es bequemer ist, das Fahrrad zu nehmen (egal, ob man bergauf muss oder nicht), wenn man in die Stadt will oder in der Stadt von einem Termin zum anderen muss.

Pedelecs verschaffen neue Freiheiten, erweitern den Radelaktionsradius, machen Spaß, fördern die Gesundheit meist sogar noch mehr als Normalräder, weil man mit dem Pedelc viel mehr fährt, und sind cool. Ein Pedelec ersetzt für alle Wege in der Stadt (unter 15 km) locker das Auto. Und man kann mit ihnen mehr transportieren, als man gemeinhin denkt.
ave-Pedelec
Es gibt teure Pedelecs (um die 3.000 €), sehr teure (ab 5.000 €) und preiswertere (unter 1.000 €, sogar unter 500 €). Für ein solides Pedelec sollte man realistischerweise gut 1.800 € einplanen. Billiger werden sie derzeit nicht, weil sie sich extrem gut verkaufen. Über eine halbe Million E-Räder wurden im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft. Inzwischen gibt es fast alle Radklassen mit Motoren: leichte und schwere, Montainbikes, Trekkingräder, Klappräder und stylische Cityräder. Grundsätzlich ist die Entscheidung nicht leicht, weil das Angebot enorm ist. 

Eine Suchhilfe bietet der Greenfinder. Da kann man das Angebot an E-Rädern nach allen möglichen Kriterien filtern und sich mal anschauen, wonach man später im Radladen genau gucken möchte. 

Hier ein paar Grundsatzüberlegungen:

Die Reichweite: Fünfzig Kilometer weit kommt man heute mit den meisten E-Rädern. Dabei spielt die Nenn-Reichweite keine Rolle. Von der Angabe des Herstellers kann man in Stuttgart 10 km abziehen, falls man nicht unten, sondern oben wohnt oder arbeitet, also immer zehn Minuten den Berg rauf radelt. Fährt man auch noch gern schnell auf hoher Energie-Stufe, zieht man noch mal 20 km ab. Auf niedrigster Energiestufe (meist Eco) verdoppelt sich die Reichweite fast. Akkus werden um so teurer (und größer), je weiter sie reichen sollen. Von einem zum anderen Ende Stuttgarts sind es etwa 19 km. Stuttgart ist klein. Will man das Rad also hauptsächlich in der Stadt fahren, reicht ein üblicher Akku dicke. Wer täglich eine weite Strecke pendelt (ca. 25 km hin und 25 zurück), sollte am Akku nicht sparen. Die verlieren nämlich im  Lauf der Jahre an Reichweite.  Trekkingräder für lange Touren sind oft mit zwei Akkus ausgestattet. Denn wesentlich weiter als 70 km kommt man mit einer Ladung in der Regel nicht. Ein Akku kostet zwischen 450 und 700 Euro. Nach etwa drei bis fünf Jahren kann ein neuer fällig werden.

Die Gangschaltung: Grundsätzlich ist die Energie-Zugabe Teil des Schaltungsssystems. Oft geht man auf eine höhere Stufe, statt runterzuschalten. Die Gangschaltung ist beim Pedelec also eigentlich nicht so wichtig. Man braucht nicht viele Gänge. Ist man viel in der Stadt unterwegs, was viele Stops und Starts bedeutet, dann ist eine Nabenschaltung günstiger: Da kann man nach einem schnellen Stopp beim Stehen runterschalten, um im kleinen Gang zu starten. Fährt man lange relativ ampelfreie Strecken, ist die Kettenschaltung kein Nachteil. Ich persönlich erkenne darin aber auch keine Vorteile mehr. Es gibt auch Automatikgangschaltungen bei Pedelecs, die aber, wie mir jemand erzählt hat, der so ein Ding hat, eher für ungestörte Fahrten taugen, weniger für ständige Ampelstopps. Da stellt er die Automatik aus und schaltet per Hand. Dass man eigentlich keine Gangschaltung braucht, hat der Transportradhersteller Gobax mit seinen Singlespeed-Rädern umgesetzt: schnelle Startenergie beim Antreten und von 17 km/h bis 26 km/h eine angenehme Trittfrequenz. Die Alte Weinsteige kommt man damit allerdings nicht ohne Anstrengung hoch. Dafür braucht man dann einen zweiten, niedrigeren Gang, der hier mit Schlumpfschaltung dazu kommt. 

Coantainer und Felgenschloss bei zwei Gobax-Rädern
mit dicken Reifen.
Der Gepäckträger: Wer das Fahrrad im Alltag benutzt, braucht Stauraum. Also einen Gepäckträger, Packtaschen oder einen Container, wo er und vor allem sie die Handtasche und kleine Einkäufe reintun kann. Männer neigen dazu, sich schicke Räder zusammenstellen zu lassen, denen Licht und Gepäckträger fehlt. Frauen dürfte das eher seltener passieren. Nicht immer ist der Rucksack so geschickt (vor allem im Sommer), und es wäre schade, wenn man den Vorteil des Fahrrads nicht nutzen würde, dass man überall stehen bleiben und spontan etwas einkaufen kann. Bei Pedelecs spielt das Gewicht von Zusatzlasten keine Rolle. Die fängt der Motor ab. 

Das Fahrradschloss: Ganz wichtig für mich ist die Frage, wie ich das Fahrrad abschließen kann. Ich schwöre auf ein fest installiertes Felgenschloss, das ein schnelles Abschließen vorm Bäcker oder anderen Läden möglich macht. Dann muss man nicht erst umständlich mit mitgeführten Faltschlösser und Co. hantieren. Das zweite Schloss nehme ich nur für längeres Abstellen. 

Smart-E-Rad mit Riemen und Citypedal
Die Kette: Ebenfalls eine Überlegung wert, ist die Frage, ob ich eine Kette will (ölig und muss geölt werden) oder einen Riemen, der wartungsfrei ist, an den Rahmen aber höhere Ansprüche stellt. (Riemen also nur bei Rädern von namhaften Herstellern, nicht bei Billigimporten). Ein Riemenantrieb macht das Pedelec gleich um mehrere hundert Euro teurer. Und auf Dauer offenbaren auch Riemen ihre Schwächen. Sie sind bei Seitenschlägen empfindlich, sie reißen durchaus auch mal, und sie sind im Ersatz teurer als Ketten (zum Mehr-Lesen hier).
Derzeit beginnen sich auch Ketten mit auf die Kette gelegtem Schutz zu verbreiten. Auch das verhindert ölige Hosenbeine. Und die Kette ist vor Regen geschützt und man braucht kein Schutzblech. Geht aber nur bei Nabenschaltung. Schutzbleche sind gut, wenn man gern auch mal mit weiten Hosenbeinen radelt. Springt einem die Kette runter, macht es das Schutzblech manchmal schwieriger, die Kette wieder aufzulegen. Wenn das Schutzblech auch noch mit Schrauben befestigt ist, geht es unter Umständen nur, wenn man einen Schraubenzieher dabei hat. Es lohnt sich also durchaus, einen Blick aufs Kettenschutzblech und seine Befestigung zu werfen. 

Die Federung: Eine weiter Frage: Gefedert oder nicht. Cityräder haben Federungen, was die Unebenheiten der Stadtlandschaft schluckt, das Fahrrad aber insgesamt behäbiger macht, es sei denn man kauft sich eins im Stil von Montainbikes, gefedert, sportlich und leicht. Eigentlich ist es egal, man gewöhnt sich an alles. Für kaputte Rücken oder Bandscheiben müssen Federungen nicht unbedingt besser sein. Entscheidend ist die Haltung auf dem Sattel. Mit der sollte man sich, sobald es Probleme gibt, eingehend befassen

Kettenschutz an einem Tandem. Geht nur bei
Nabenschaltungen.
Die Reifen: Dann die große Frage: dicke Reifen oder normale? Nach meiner Probefahrterfahrung schlucken dicke Reifen die Unebenheiten des Geländes besser. (Außerdem kommen sie gerade in Mode.) Sehr schmale Reifen (Rennradreifen) erfordern in der Stadt bei Straßenbahnschienen, Ritzen in einem Plattenbelag und den 3-cm-Bordsteinen mehr Aufmerksamkeit und Können. Der Nachteil bei dicken Reifen ist, dass die meisten Hersteller (etwa Riese & Müller) dafür keine Felgenschlösser anbieten. Der Transportradhersteller Gobax kann's allerdings und bietet seine Räder mit dicken Reifen und mit fettem Felgenschloss an.  
Wichtig finde ich, dass man Reifen hat, die nicht bei Glasscherben kaputt gehen. Es gibt solche mit verdickter Lauffläche, die wirklich unempfindlich sind. Und wer auch im Winter Rad fahren möchte, was meist sehr gut geht, sollte ein Profil haben, das bei leichter Glätte und Schnee greift. Auch das gibt es. 

Das Gewicht: Pedelecs sind leider schwer. Das ist zum einen ein Vorteil, weil sie stabil auf der Straße liegen, zum anderen ein Nachteil, weil man sie nicht mal schnell eine Treppe hochtragen kann und weil man sie unter keinen Umständen täglich in den Keller tragen kann oder möchte. Sie wiegen zwischen 25 und 30 kg. Der Motor neutralisiert dieses Gewicht natürlich, aber beim Schieben (oft gibt es eine Schiebehilfe im Motor) oder rangieren, muss man das Gewicht halten können. Je leichter das Rad, desto weniger Akku-Energie braucht man. Das relativiert sich allerdings, wenn der Radler oder die Radlerin selbst ein recht hohes Gewicht aufs Rad bringt. Dann spielen fünf Kilo mehr oder weniger keine Rolle.

Die Bremsen: Ohne Frage müssen die gut sein. Wobei es inzwischen egal ist, ob man Bremsscheiben hat oder hydraulische Felgenbremsen. Etliche Pedelecs sind zwar bestens fürs Bergaufradeln ausgerüstet und ziehen gut, aber das Bergabrollen stellt eine Herausforderung dar, die nicht alle Bremsanlagen auf Dauer aushalten (länger als ein Jahr). Wer sehr oft steile Straßen hinunter fährt, nutzt Bremsen enorm ab, auch Scheibenbremsen. Bei denen sollte man außerdem stotterbremsen, also auf langen Bergabstrecken die Bremse immer wieder loslassen, damit die Scheiben nicht zu heiß werden. Kocht die Hydraulik, dann versagt die Bremse, und das darf nicht passieren. Deshalb bieten viele Hersteller inzwischen lieber gute Felgenbremsen an. Damit kann jeder umgehen.
Wer üblicherweise lange Strecken bergab fährt, kann auch über ein Pedelec mit Rekuperation nachdenken, also mit Energierückgewinnung. Das funktioniert wie eine leichte (aber doch spürbare) Motorbremse und lädt den Akku dabei wieder auf. Wird aber selten angeboten. 

Die Pedale: An den Pedalen wird meist gespart, so mein Eindruck. Sie sind aus Plastik und rutschig. Für Ledersohlen nicht geeignet. Ich habe mir selber andere Pedale besorgt, die eine große raue Fläche haben. Man muss also nicht unbedingt mit den Pedalen fahren, die die Hersteller mitliefern. Klickbedale (wie sie Radrennfahrer haben) sind nur was für Leute, die richtig kurbeln, also auch die Zugkraft des Beins nutzen. Weil der Fuß da fest und unbeweglich im Schuh steckt, kann das auf Dauer dem Fuß Probleme machen. Klickpedale eignen sich eigentlich nur für schnelle und kraftvolle Langstreckenradler. Und bei zahlreichen Ampelstopps in der Stadt, sind sie unbequem. Zumal man ja ein Paar normaler Schuhe mitführen muss. 

Der Sattel: Auch Sättel kann man austauschen, wenn sich der nicht bewährt, den man mitgeliefert bekommen hat. Anders als man vielleicht glaubt, sind weiche Sättel, also Gelsättel, gar nicht so gut. Es sei denn sie haben in der Mitte ein Loch und sie passen in der Breite genau unters eigene Becken. Ansonsten sind harte Sättel (sie dürfen eine Federung haben) besser, weil der Druck von den Sitzbeinhöckern abgefangen und nicht in die Weichteile dazwischen weitergegeben wird. Man braucht vielleicht nur ein bisschen länger, um sich daran zu gewöhnen. Es lohnt sich auch, zu gucken, ob der Sattel irgendwo herausstehende Nähte hat. Die machen Hosen dann nämlich noch schneller kaputt als ohnehin schon.

Die Griffe: Derzeit gibt es kaum noch ein Fahrrad ohne diese ergonomischen Griffe (Im Foto links unten). Sie sollen die Handfläche entlasten und dafür sorgen, dass man die Hand nicht abknickt. Mir schlafen die Hände mit denen trotzdem ein.
Auch hier ist hart manchmal besser als weich und irgendwie geformt. Ein blanker Lenkergriff muss es nicht sein. Aber großen Aufwand braucht es auch nicht. Der Griff sollte nur rutschfest sein und Nässe aushalten (im Foto oben). Mir schlafen mit denen die Hände nicht mehr ein. Leider weiß man es erst nach dem Radkauf, ob die Lenkergriffe passen. Aber man kann sich ja auch andere draufmachen lassen, falls einem die  Finger bei längeren Fahrten taub werden. (Was auch am Nacken liegen kann, aber man beginnt bei den Händen mit dem Ausprobieren.)

Die Ventile: Die meisten Räder sind mit Sclaverandventilen (auch französisches Ventil genannt) ausgerüstet. Zum Aufpumpen schraubt man Deckel ab und den Stift locker, dann kann man jede beliebige Fahrradpumpe draufstöpseln und pumpen. Montainbikes und Trekkinräder sind inzwischen aber auch oft mit Schrader-Ventilen ausgestattet. Das sind die Ventile, die auch an Autoreifen sind. Der Vorteil: Man kann das Fahrrad an jeder Tankstelle aufpumpen (oder im Hinterhof des Stuttgarter Rathauses an der stationären Luftanlage). Nachteil: Man braucht eine Luftpumpe für Autoventile. Man kann auch nicht mal schnell jemanden um die Fahrradpumpe bitten, wenn man keine Luft mehr in den Reifen hat. Welches Ventil ein Rad hat, finde ich allerdings nicht kaufentscheidend. 


14 Kommentare:

  1. Bei den Reifen kann ich den Big Apple von Schwalbe empfehlen. Rollt gut, ausreichend pannensicher (ein Platten pro Jahr bei mir), und die Straßenbahnschienen verlieren ihre Schrecken.

    Von Felgenschlössern rate ich ab. Wenn, dann eins das nur mit gestecktem Schlüssel zugeht. Und dann auch immer benutzen! Weil sonst Spaßvögel einfach zumachen. Anschließen muss man das Rad eh trotzdem, weil es sonst weg getragen werden kann.

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    1. Felgenschlösser sind fürs schnell man abschließen und in einen Laden gehen. Da möchte ich nicht mit langen Ketten und Faltschlössern hantieren. Wer einmal eine Felgenschloss hatte, möchte es eigentlich nicht mehr missen. Übrigens werden schwere Pedelecs auch nicht ständig weggetragen. Da muss man dann schon mit einem Laster kommen.

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    2. Meine Frau hat an ihrem Pedelec (Sinus) ein Felgenschloss, an das man eine Kette mit anstecken kann. Sie kann somit mit einem Schloss das Rad ab- und anschließen. Der gleiche Schlüssel passt auch noch für die Entriegelung des Akkus. Sehr praktisch, finde ich.

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    3. Ich hatte mal ein Felgenschloss am ersten Rad. Eins der "guten". Trotzdem ist mir Risiko von Scherzbolden zu hoch.
      Am Pedelec hab ich ein Abus Faltschloß (auch mit gleichem Schlüssel für den Akku). Funktioniert genauso schnell.

      Für mein Pedelec brauch ich übrigens keinen Laster.

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  2. sehr schöne zusammenstellung. anmerkung: sclaverand ventile halten die luft wesentlich länger. autoventile sollte man nicht nehmen. mountainbiker haben die auch nicht mehr (ausser die aus dem baumarkt halt ;) )

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    1. Sorry aber ich fahre inzwischen mehr als 30000 km sommers und winters mit Autoventilen. So lange der Schlauch von einem ordentlichen Hersteller ist sollte das kein Problem darstellen. Woher nur immer wieder die Mär kommt das Autoventile die Luft nicht halten... Übrigens meine Schläuche haben im Moment 7 Bar.

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    2. Autoventile halten hohe Drücke nicht so sicher wie Sklaverand-Ventile, das stimmt. Liegt an der Schraube bei Sklaverand. Trotzdem halten sie zuverlässig genug den Druck, find ich auch.

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  3. Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ich stimme Dir zu, das Pedelec ein tolles Verkehrsmittel für die hügelige Topographie hier im Ländle sind und ein Auto ersetzen können. Ich persönliche fahre nun fast immer mit dem Rad (4000km+ mit einem E-Mountainbike), während ich ohne Motor nur etwa 500km jährlich geradelt bin.
    Die Reichweite hat auch bei meinem Pedelec über die Jahre abgenommen, aber ich habe ein zweites Ladegerät am Arbeitsplatz angeschafft anstatt einen neuen Akku zu kaufen. Das war erheblich billiger.
    Mein MTB hat eine Kettenschatung und einen Mittelmotor, was das Übersetzungsspektrum stark einschränkt (hinten 11-36 Zähne). Mit der originalen Übersetzung kann man einerseits auf Touren mit anderen Radfahrern nicht ohne Motorunterstützung steile Anstiege rauf. Alte Weinsteige geht noch, aber mehr darf es nicht sein. Andererseits ist bei etwa 40 km/h Schluss mit treten, denn im letzten Gang ist dann die Trittfrequenz am Anschlag. Ich habe mich entschieden, das Bike länger zu übersetzen, so daß nun auch die alte Weinsteige mit leerem Akku zum Problem wird aber andererseits bis etwa 55 km/h mitgetreten werden kann. Dies genügt für moderate Gefällestrecken, und schneller mag ich ohnehin nicht fahren. Eine Alternative würde die Nabenschaltung von Rohloff mit 500% Spektrum bieten, oder halt ein Pedelec mit Hinterradmotor so dass vorne und hinten geschaltet werden kann.
    Bezüglich der Federung ist anzumerken, das die meisten Dämpfer mit einer Luftpumpe für hohe Drücke aufgepumpt werden können und man somit zwischen Fahrkomfort und Schwerfälligkeit so justieren kann das es den persönlichen Bedürfnissen entspricht. Ich fahre recht viel Druck, so das der Dämpfer nur bei härteren Stößen anspricht.
    An meinem Bike waren recht ordentliche Bärentatzenpedale montiert, die nur wenig Rutschgefahr boten. Mit Klickies jedoch fährt sich das Rad noch sicherer, und ein zweites Paar Schuhe ist verzichtbar, wenn man kein Problem damit hat bei gesellschaftlichen Anlässen wegen der Klickschuhe schief angeschaut zu werden.
    Hinsichtlich der Griffe habe ich mich über die Serienausstattung des Bikes geärgert. Sie waren aus Metall mit Gummierung, und hatten keine Handauflageflächen. Im Sommer schwitzt man die Gummierung voll, und das ganze fasst sich furchtbar an. Zudem hatte ich Probleme mit den Handgelenken auf längeren touren. Ich habe dann die Ergon GP1 aus Biokork erstanden, und nach kurzer Zeit auch mein Stadtrad damit ausgerüstet. Sie sind im Winter nicht so kalt wie Metall, im Sommer nicht so spackig wie Gummi, und sehr bequem zu fahren.
    Erwähnenswert für die Kaufentscheidung ist sicher auch der Antrieb. Ich habe gute Erfahrungen mit Bosch gemacht, die sehr kulant nach Ende der Garantiezeit und nach über 10.000km einen Totalschaden wegen Bruch eines Zahnrads im Motor kostenfrei gegen einen neuen Austauschmotor getauscht haben. Auch die Motoren von Yamaha sehen interressant aus, zumal sie recht viel Drehmoment für steile Anstiege haben. Gemein haben die Mittelmotoren, das man bergab nicht rekuperieren kann, sie dafür aber bergauf effizienter sind als andere Konzepte. Mittelmotoren können mit Nabenschaltung kombiniert werden.
    Bei Hinterrad-Motoren fällt als Vorteil auf, das sie Schaltungen am Tretlager nicht im Weg stehen. Ein Getriebe wie Pinion ist ebenso möglich wie eine doppelte Kettenschaltung vorne und hinten. Dafür sind Nabenschaltungen nicht möglich. Bergab kann man den Verschleiß der Bremse reduzieren und den Akku füllen indem man rekuperiert. Trickreich ist dies bei rutschiger Straße (nasses Laub im Herbst, Eis- und Schneeglätte im Winter), denn ein blockierendes Hinterrad führt oftmals zu Stürzen. Einige Hersteller (z.B. Bionic) haben daher in ihre Rekurperationssteuerung ABS-ähnliche Technik eingebaut die bei rutschendem Hinterrad die Rekuperation reduziert.

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    1. Danke Carsten, du kennst dich ja immer noch besser aus als ich. (Wobei der Artikel ja eher für die Erstentscheidung von Menschen geschrieben ist, die sich nicht groß für technische Details interessieren (ich als Frau habe meine Pedelecs alle so gekauft: Ach ja, sieht ja ganz nett aus, fährt sich nett, und wird schon alles Wichtige dran haben). Falls du mal einen Artikel über ein Thema bei mir drin haben willst, sag Bescheid oder schreib ihn mir. Würde mich freuen.

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    2. Ich habe mein Pedelec auch ausgewählt weil es preiswert und schick war. Ich finde Deinen Artikel toll, und wollte ihn nur etwas ergänzen. Danke für das Angebot!

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  4. Schöner Beitrag ... Danke. Wenn ich die 50 reiße, denke ich sicher auch mal über ein Pedelec nach. Bis dahin tut es - auch in Stuttgart - eine breite Gangschaltung.

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    1. Ich kenne etliche eingefleischte Radler, also solche, die seit dreißig oder vierzig Jahren unerschrocken jeden Berg und jeden greifbaren Alpenpass geradelt sind, und die sich nie ein Pedelec angeschafft hätten. In einem Fall hat dann die Ehefrau eines solchen routinierten Radlers ein Pedelec gekauft, es aber selten gefahren. Dann hat es der Mann benutzt, wenn er in die Stadt runter (und hinterher wieder rauf) wollte, und siehe da, er fährt jetzt viel mehr Rad, fast alle Strecken, als vorher mit dem Normalrad, auf dem es dann halt doch heimwärts anstrengend wird. Aber natürlich muss niemand ... ist doch klar. Es ist aber für sehr viele Durschnittsmenschen mit mäßiger bis durchschnittlicher Sportlichkeit eine wirklich tolle Möglichkeit, zum Vergnügen des Radfahrens zurückzufinden. Ich selber gehöre ja nicht zu den sportlichen Radlerinnen (mein Sport ist rudern), sondern zu denen, die bequem irgendwohin wollen, das Auto gestrichen satt haben und die sich gern draußen bewegen. Diese Kriterien lege ich in meinen Artikeln oft an. Aber ich nehme gerne auch mal Themen auf, die für sehr sportliche Radler wichtig sind.

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    2. Ich habe Pedelec ebenfalls abgelehnt, weil ich auch so die Hügel rauf komme. Dann habe ich den Fehler gemacht, eines Probe zu fahren und da sprang der Virus gleich über 8-).

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  5. Vor 6 Jahren hat man mich ausgelacht, weil ich mir ein Pedelec gekauft hatte, jetzt fahren 30 weitere Kollegen ein Pedelec. Nur über die drei verschiedenen Antriebe ist man sich uneins.

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