Pedelecs

Jeder namhafte Radhersteller bietet inzwischen E-Bikes an. Man nennt sie auch Pedelecs. Sie sind womöglich sogar umweltfreundlicher und gesünder als Normalräder, zumindest in bergiger Umgebung.

Denn man lässt das Auto öfter stehen und fährt generell mehr mit dem Rad.

Pedelec bedeutet "mit Pedal unterstützender Elektrik". Das heißt, man tritt weiterhin fleißig in die Pedale, bergauf mehr als auf glatter Strecke, bekommt aber über den Druck aufs Pedal Kraft aus einem Elektromotor dazu. Kritiker bemängeln, dass es überhaupt Strom benötigt wird. Das Online-Magazin fairkehr hat gerechnet und bilanziert:
"Beim Betrieb eines Elektrofahrrads werden also inklusive der Belastung durch die Herstellung des Akkus nach dieser Kalkulation etwa 5,5 g CO2/km ausgestoßen. ... Vergleicht man den Stromverbrauch aufs Jahr summiert, braucht ein E-Bike bei 15 km Strecke pro Tag 44 KWh, ein Laptop 58 KWh und der Kühlschrank 250 KWh im Jahr. Ein durchschnittlicher Vier­personenhaushalt verbraucht insgesamt 4000 KWh elektrische Energie pro Jahr." (noch mal der Link)
Die Ökobilanz der Pedelecs könnte übrigens auch dem Naturradler gegenüber besser sein, als man immer so denkt. Erstens nimmt der Pedelec-Fahrer das Rad (statt anderer Verkehrsmittel) öfter und für längere Stecken als der reine Muskelkraftradler, und zweitens strengt er selbst sich nicht so an, produziert also selbst weniger CO2 als einer, der keucht und schwitzt.

Außerdem sinkt die Hemmschwelle, wenn der Gedanke an Radfahren nicht mit dem an Schweinehunde und sportliche Leistung verbunden wird. Gerade in Stuttgart.

Seit ich ein Pedelec habe, seit 2006, fahre ich überallhin mit dem Fahrrad (nur nicht bei Wolkenbrüchen und nicht bei Schnee). Das habe ich mit meinem Normalfahrrad vorher nicht getan. Ich wollte nicht verschwitzt im Geschäft ankommen und ich hab's mir zwei Mal überlegt, ob ich abends wirklich den Berg raufkeuchen will. Sportlich fahren kann ich im Urlaub, im Alltag will ich ankommen, aber nicht auspowern.

Pedelecs werden inzwischen auch von jungen Leuten gefahren. Montainbiker kommen damit hurtig den Berg hinauf, den sie dann wieder runterfahren. Sie sind nicht mehr die Räder der "älteren Herrschaften". Wer sich den Kauf eines Pedelecs überlegt, findet auf der Internetseite e-rad hafen jede Menge sinnvoller Informationen und Tipps.

Die ersten waren die Flyer - Radfahren wie mit Rückenwind. Schön ist der tiefe Einstieg. Ich war damals die Einzige, die in Stuttgart mit einem Pedelec fuhr. Inzwischen gibt es viele. Es gibt auch viele verschiedene Sorten von E-Bikes, mit verschiedenen Akku-Systemen und Antrieben. In fast allen Radläden stehen E-Bikes herum, fast alle Arten kann man sich zum Beispiel anschauen bei Transvelo (die in Stuttgart die ersten Pedelcs verkauft haben), bei Stromrad, bei e-bike Schahl oder bei Rad-Kraftwerk. Und überall erklärt ihnen der Verkäufer, welche Vor- und Nachteile welche Konstruktion hat. Fahren Sie ruhig mehrere Probe, auch mal für einige Stunden.

Ein Nachteil: Solche Pedelecs wiegen sehr viel. Sie sind schwer. Antrieb und Akku bringen schnell noch mal zusätzliche 5 Kilo aufs Radgewicht. Die Räder müssen zudem ziemlich stabil gebaut sein, sind also hier und dort verstärkt. So ein Rad wiegt etwa 25 Kilo, vor allem, wenn man was auf dem Gepäckträger und eine Seitentasche hat. Das ist leider gar nichts für Leute, die ihr Rad in den Keller tragen müssen. Denn über Nacht draußen stehen lassen will man es nicht, schließlich ist es mit zwischen 1.700 und 3.000 Euro (es gibt auch welche für 4.000) ziemlich teuer.

Welches E-Bike zu Ihnen passt, müssen Sie probieren. Wenn man sich an ordentliche Radhersteller hält, kann man nicht viel falsch machen.

Welches Rad wofür?

Will ich hauptsächlich in der Stadt fahren oder lange Touren über Land.

In der Stadt bremsen Sie häufig und müssen häufig wieder starten. Deshalb ist ein Antrieb wichtig, der das Starten leicht macht, entweder mit einer Starthilfe (ein Hebel am Lenker, der 6 km/h ohne Treppeln erlaubt) oder einem Antrieb, der schon beim Antritt loslegt, nicht erst nach einer Viertel Radumderhung.

Und Sie können sich ruhig für eine Nabenschaltung entscheiden, denn da können Sie noch runter schalten, wenn Sie schnell halten mussten und schon stehen. (Zahnradschaltungen muss man während des Tretens betätigen.) Hier ist die teure lange Reichweite des Akkus nicht so wichtig. Übrigens braucht ein Pedelec eigentlich nur drei Gänge, nicht sieben oder zwölf. Viele benutzen die Kraftzugabe als Varianz, nicht mehr die Gangschaltung.

Ein Tourenrad für lange Ausflüge sollte wieder eine lange Reichweite haben, und der Akku sollte schnell aufladbar sein (innerhalb einer Stunde wenigstens halbvoll / ca. 40 km).

E-Bikes brauchen gute Bremsen. Die heutigen Felgenbremsen sind an sich gut genug, und viele haben sie. Schneller bremst man allerdings mit einer Scheibenbremse. Doch mit der muss man umgehen können. Bergab darf man nicht dauerbremsen, man muss sie immer wieder loslassen (stockendes Bremsen), sonst kocht die Flüssigkeit irgendwann, und die Bremse versagt.

Wenn Sie nach längerer Zeit mit dem E-Bike wieder anfangen zu radeln, dann kaufen Sie ein Rad mit tiefem Einstieg (auch die Herren, lieber kein Stangenrad, wenigstens eines mit tieferer Stange). Sie werden nämlich öfter mal bremsen und absteigen, vielleicht auch einmal in einer Situation, die sich etwas unübersichtlich gestaltet. Eine Stange kann da schon viel Schaden anreichten. Der Stabilität des Rades tut das keinen Abbruch.

Ans Radfahren muss man sich erst wieder gewöhnen, falls Sie lange nicht gefahren sind, ist Ihr Körper noch nicht aufs Gleichgewicht-Halten und schnelle Radleraktionen trainiert. Auch E-Bike-Fahren ist anstrengend und erfordert vor allem auch viel Konzentration. Überfordern Sie sich nicht.

Und setzen Sie einen Helm auf.  Die meisten Unfälle erleiden Radler, weil sie selber einen Fehler machen. Schützen Sie Ihren Kopf. Fahren Sie mit dem Pedelec zunächst langsam und sehr vorausschauend, bis Sie Ihre Strecken und die Verkehrsverhältnisse gut kennen. Lieber einmal zu  viel gebremst, als irgendwo reingerasselt.


9 Kommentare:

  1. Leider kann ich nicht sehen, von wann der Artikel ist.
    Auf alle Fälle Stand heute (15.12.2013) hat mein Haibike mit Bosch-Antrieb und der einfachen Bedieneinheit einen USB-Anschluss. Das war also für die 2013-er Modelle bereits verfügbar, da ich es vor einem Monat als günstiges Auslaufmodell erstanden hab.

    http://www.bosch-ebike.de/de/produkte_neu/intuvia_1/intuvia_2.php

    Auf der Eurobike 2013 hat Bosch die "große" Bedieneinheit vorgestellt, die es ab 2014 geben wird und die auch Navigation mit drin haben wird (mit Karten, GPS und anständigem Display), sowie nach wie vor den USB-Stecker.

    http://www.bosch-ebike.de/de/produkte_neu/nyon/nyon__portal_und_apps.php

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  2. apropos Rückspiegel:

    finde den "Take A Look Mirror" recht praktisch:
    minimalistisch klein, an Brille oder Helm ist er nah am Auge (→ ziemlich großes Blickfeld), wackelt kaum, und ist flexibel (Kopf nach oben richten, um nach dem Nachwuchs auf dem Kindersitz zu schauen)…
    Auf die graue Fläche vorne passt ein Aufbäbber

    http://handsonbike.blogspot.de/2012/02/bike-peddler-take-look-mirror-review.html
    http://www.mtbr.com/cat/accessories/extras/bike-peddler/take-a-look-original-mirror-with-adapter/prd_359076_117crx.aspx
    http://www.rei.com/product/752285/bike-peddler-take-a-look-mirror

    Wer es sich nicht teuer aus den USA importieren möchte, wird auch in Bietigheim fündig:
    http://pedalkraft.de/spiegel.htm

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    1. Ja, stimmt, diese Spiegel habe ich auch schon in einem online-Versandt (ich glaube Amazon) gesehen. (Weil ich nämlich fürs Rudern was suche. Da fährt man mit dem Rücken zur Fahrtrichtung.) Leiber habe ich wohl die falsche Brille, mit zu dünnen Bügeln.

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  3. Toll wäre hier eine kleine Liste mit Orten in und um Stuttgart wo man das Pedelec zwischendurch etwas aufladen kann.

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    1. Kann ich nicht liefern, meines Wissens gibt es in Stuttgart keine Aufladestationen für Pedelecs. (Auch rund um Stuttgart eher nicht, und wenn, dann sind sie vermutlich sinnlos: Siehe: http://www.hui-hessigheim.de/category/allgemein/), weil man eh sein eigenes Aufladegerät mitbringen muss, und das kann man dann theoretisch überall in eine Steckdose stecken, nachdem man nett mit einem Café-Besitzer gesprochen hat.)

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    2. Ja, genau: So wie es Dachgeber gibt und die fahrradzertifizierten Übernachtungen, könnten auch Restaurants sich die zwei bis drei verschiedenen Ladegeräte besorgen (oder zumindest das Gebräuchlichste) und ihren Kunden für eine Stunde anbieten. Vor Ort wäre auch die Verlängerungsschnur nach draußen kein Thema, und notfalls anketten kann man es sicher auch.

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    3. Es gibt nördlich von Stuttgart den Discounter, ALDI Süd, Filiale LB-West (Ecke Schwieberdinger-/Martin-Luther-Straße gegenüber MHP-Arena, seit 2016, die Möglichkeit Pedelecs und eBikes (ohne Pedale) während den Geschäfts-/Öffnungzeiten (8:00-20:00 Uhr) und in Bietigheim-Bissingen am Kronenzentrum (neben dem Eingang zu dem Veranstaltungseingang) an der Metterseite in den Aufbewahrungsboxen einschließlich Schukosteckdosen, mittels zum Akku passenden Ladegerät anzuschließen.

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  4. Zählt das? http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.ladestation-fuer-e-mobile-eingeweiht-einkaufen-und-strom-tanken.75ac0813-0ad0-460f-8dad-a321d57af896.html
    http://www.vvs.de/download/E-Bike-Region-Stuttgart.pdf
    http://www.ebolide.de/2013/11/das-oeffentliche-ladestationsnetz-von-enbw-und-prepaid-angebote/
    https://www.enbw.com/privatkunden/energie-und-zukunft/e-mobilitaet/ladestationen/index.html

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  5. Au ja tolle Sache die! Ich bin in einem Bike Hotel Tirol zum ersten Mal auf so einem Bike gesessen, das ist wirklich nicht nur ein "Rentnetfahrzeug", die machen richtig Spaß!

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