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6. Mai 2017

E-Bikes und S-Pedelecs haben es schwer in Stuttgart

Eigentlich wäre es wünschenswert, dass Pendler vom Auto auf E-Bikes (E-Mofas) und S-Pedelecs umsteigen. 

Aber mit diesen Fahrzeugen darf man nicht auf Radwegen fahren. Man muss auf der Fahrbahn bleiben. Und das ist zuweilen arg unheimlich.

Damit wird auch der direkte Weg zwischen Cannstatt und Stutttgart durch den Schwanenplatztunnel und über die König-Karls-Brücke schwierig. Auf dem Radweg am Leuze vorbei dürfen S-Pedelecs nicht fahren. Vor den Einfahrten in den Tunnel und auf die König-Karls-Brücke stehen Schilder, die die Fahrbahn für Fahrräder verbieten. Aber sind S-Pedelecs aber überhaupt noch Fahrräder?

Nein, erklären e-motion und e-Bike-Info auf ihren Internetseiten: Sie sind wie E-Bikes (E-Mofas und E-Mopeds) rechtlich keine Fahrräder, sondern Kleinkrafträder. S-Pedelecs gehören deshalb nicht mehr zu den nicht-motorisierten Fahrrädern, denen das runde Schild mit rotem Rand das Radfahren auf einer Straße verbietet.

Daraus schließe ich jetzt mal, ohne es zu wissen, dass S-Pedelecs über die König-Karls-Brücke und durch den Schwanenplatztunnel fahren dürfen. Also aufgeht's, mit Tempo 45 km/h durch den Stau! Auch gern auf der mittleren Spur, weil die rechten Spuren abzweigen. Da kommt Freude auf. (Und Gehupe.) Aber stimmt meine Überlegung so? Ich bin unsicher.
Klar ist, dass S-Pedelecs nicht auf der Cannstatter Straße fahren dürfen, denn die ist immer noch per Schild als Kraftfahrstraße ausgewiesen. Dort dürfen nur Kraftfahrzeuge fahren, die baulich über 60 km/h schnell sein können.
Also müssen S-Pedelecfahrer Stuttgart-einwärts im Tunnel auf die linke Spur fahren und in die Villastraße abbiegen. Sie dürfen den Tunnel auch nicht über die Cannstatter Straße anfahren, sie müssen das übe die Neckarstraße und die Villastraße tun.

Wer dafür die Nerven nicht hat, aber dennoch ein S-Pedelec, der muss die Verbindung zwischen Stuttgart über den Stuttgarter Osten oder übers Löwentor suchen. Muss halt sein. S-Pedelecs sind halt  keine Fahrräder mehr, sondern so etwas wie Mopeds. Deshalb brauchen S-Pedelecs  auch ein Versicherungskennzeichen und eine Betriebserlaubnis. Fahrer/innen brauchen zudem eine Mofa-Prüfbescheinigung (Führerschein der Klasse AM) und müssen mindestens 16 Jahre alt sein. (Ausnahme: die vor 1965 geboren wurden, brauchen keine extra-Bescheinigung zum Führerschein.) Für S-Pedelcradler gilt eine Helmpflicht. Wer ohne Helm schuldlos in einen Unfall verwickelt wird, trägt eine Mitschuld (LG Bonn, AZ 18 O 388/12). Auf oder am S-Pedelec dürfen keine Kindersitze oder Anhänger befestigt werden.

S-Pedelec-Radler dürfen übrigens auch keine Einbahnstraße in Gegenrichtung befahren, wenn sie ansonsten für Radler freigeben wurde. Und sie dürfen nicht auf Fahrradstraßen fahren, wenn die nicht für den KfZ-Verkehr freigegeben sind. Fahrradstraße Eberhardstraße endet für sie beispielsweise am Breuninger ohne Ausweg in die Richtung, wo sie hinwollten. S-Pedelcs passen eigentlich noch weniger in unsere Verkehrsinfrastruktur als Räder überhaupt. Und dieses Problem hat Stuttgart mit Sicherheit nicht als einzige Stadt in Deutschland.

Ich fände es ja, mal naiv vor mich hingedacht, am besten, wenn Pedelcs erst ab Tempo 30 kraftgedrosselt würden, ganz generell. Dann spart man sich die S-Pedelecs. 30 km/h ist so das Tempo, das Rennradler auf ebenen Strecken fahren. Pedelecs sind im Vergleich zu Trekking- und Rennradlern ja auf ebenen Strecken eher langsamer, sie entfalten ihre Vorteile vor allem bergauf. Da sind sie schneller als Normalradler, egal welcher Klasse. 30 km/h sind auch auf Radwegen entlang von Landstraßen eine nette Reisegeschwindigkeit. Und man erzeugt bei Autofahrern in der Tempo-30-Zone keine Überholungeduld. Was aber nicht heißt, dass nun alle Pedelec-Fahrer mit 30 km/h ums Leuze schleudern oder durch Z-Übergänge brausen etc. Auch und gerade Radfahrende fahren mit angepasster Geschwindigkeit, weil es ihnen immer sofort an Haut und Knochen wehtut, wenn sie einen Fahrfehler machen. Sie haben anders als Autofahrer kein Blech um sich, und riskierten deshalb weniger. Übrigens fahren ja auch Autofahrer nicht überall die 220 km/h aus, die ihr Motor hergibt.

Dann könnte man die Radinfrastruktur in Ruhe und intelligent für Zweirädern, die mit Pedalen und unter einem Anteil eigener Muskelkraft vorangetrieben werden - eben Pedelecs - ausbauen und organisieren und man müsste keine Zusatzschilder anbringen, die Radweg an irgendwelchen Ecken für S-Pedelcs freigeben. Aber für so eine Regelung (bis 30 km/h Kraftzugabe bei Pedelecs) müsste der Bundesgesetzgeber  den Rahmen schaffen. Und das würde voraussetzen, dass sich das Verkehrsministerium und der zuständige Minister einmal ernsthaft mit der Zukunft des Radverkehrs in Deutschland als ein Weg der Entlastung vom Autoverkehr auseinander setzt. Die Pedelecs alltags- und Langstreckenpendler-tauglich zu machen, ist viel leichter, als eine S-Pedelec-Infrastruktur zu definieren und aufzubauen.

Das Radfahrverbot auf der Cannstatter Straße erscheint mir, nebenbei bemerkt, übrigens als Anachronismus. Die Zeiten sind lange vorbei, wo Autos dort mit 100, dann mit 80, dann mit 60 km/h fahren durften. Heute gilt 50 km/h so wie auf vielen Straßen in Stuttgart, die auch von Radfahrenden benutzt werden, weil auch dort eine parallele Radinfrastruktur fehlt.






10 Kommentare:

  1. In der Ebene sind Pedelec genauso schnell wie normale Fahrräder, bei Benutzung der Tretkurbel spricht nichts gegen Tempo 30. Das Mehrgewicht spielt in der Ebene keine Rolle, und der innere Widerstand ist je nach Motorkonzept nur geringfügig höher. Wenn man bergauf Körner gespart hat, geht es in der Ebene oft auch besser voran als wenn man ohne Motor unterwegs wäre.
    Leider benutzen viele Fahrer von Pedelec ihre Pedale kaum.
    Mit Tempo 45 sind die S-Pedelec denkbar ungünstig ausgelegt. Mit mehr Leistung (1kW oder so) und Freigabe bis 50 km/h wären sie sinnvoll geeignet um innerorts im Verkehr mitzuschwimmen. Jetzt aber sind sie weder Fisch noch Fleisch: zu schnell für den Radweg, zu langsam für die Fahrbahn. Zudem sind die ECE freigegebenen Helme zu schlecht belüftet, und eine eigene Helmnorm für sie gibt es nicht. Fahrradhelme sind zwar brauchbar, aber nicht zulässig.
    Ich fahre dann lieber ein langsames Pedelec, und drücke es wo immer möglich aus der Unterstützung raus.

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  2. Ich hätte auch in meiner Eigenschaft als Autofahrer, (ich fahre fast soviele Kilometer PKW pro Jahr wie Fahrrad) nichts dagegen, innerorts das generelle Tempolimit auf 40km/h zu senken. Vielerorts dürfte es bei konsequent überwachten 40km/h weit flüssiger zugehen als bei Stop and Go mit 50 bis 60km/h auf kurzen Sprintstrecken. Wenn der Nebeneffekt ist, dass mehr Menschen aufs Rad oder wenigstens E-Roller umsteigen (zwar wenig gesundheitlicher Nutzen, aber weniger Feinstaub und Flächennutzung als der PKW), ist viel gewonnen.

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  3. Tempo 40 ist sowieso leichter zu fahren als Tempo 30. Finde ich in der Stadt schon lange das ideale Tempo.

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    1. Uff, für Tempo 40 müsste ich eine Menge mehr trainieren 😉

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  4. Schick ist auch die Verbindung Vaihingen - Botnang:
    Mit dem Fahrrad in ner Viertelstunde durch den Wald, mit dem Auto in 5 Minuten über die B14, mit dem S-Pedelec nur über die Innenstadt legal erreichbar.

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    1. Gesetzlich nicht erlaubt, absolut richtig. Wer hält sich dran? Ich habe 2 kennengelernt, die auch genau diese Strecke als Negativ-Beispiel für S-Pedelecs genannt haben.

      Ihr Fazit: Es interessiert im Wald niemanden, es kontolliert keiner und alles andere macht auch keinen Sinn. Es ist auch recht schwierig dort permanent 45km/h zu heizen. Auch als Bio-Biker kann man dort mit 35km/h durchfahren, und nochmal, es interessiert im Wald niemanden, es kontolliert keiner und alles andere macht auch keinen Sinn.

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    2. Mit der Frage habe ich mich ebenfalls auseinandergesetzt. Ich fahre durch den Wald zur Arbeit, und habe mich gegen ein S-Pedelec entschieden weil im Falle eines Wegeunfalls die Haftung der Berufsgenossenschaft fraglich wäre.

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  5. Ich bin überzeugter Crossbikefahrer (nur Bio-Antrieb)und fahre vorwiegend Wald und Wiesenwege. Die ganze Diskussion über S-Pedelec bzw. Elektrorad verstehe ich nicht. Fahrrad ohne Motor = Fahrrad;
    Fahrrad mit Motor = kein Fahrrad, alles natürlich aus rechtlicher Sicht, alles andere ist ja bekanntlich Geschmackssache.

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    1. Na ja. Ob Unverständnis hier writer hilft? Abee wolltest du vermutlich gar nicht.

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  6. Ich bin selber vor einem Jahr vom Auto auf das E-Bike bzw. Pedelec (kein S-Pedelec) umgestiegen und bereue die Entscheidung bis heute nicht. Ich wohne in Duisburg und fahre jeden Tag ca. 11 Kilometer zur Arbeit und zurück. Ich finde es sehr Schade, dass die Rechtslage bei solchen Themen noch sehr ungenau bzw. nicht durchdacht ist. Kommt mir so vor, als ob man hier Gesetze erlässt, ohne sich mit der Thematik auseinandergesetzt zu haben. Ist ja im Internetrecht nicht anders. Ist wahrscheinlich alles noch "Neuland" :)

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