So heißt es immer. Die fahren auf Gehwegen, auch wenn es verboten ist. Ja. Stimmt.
Was ich gesehen habe, gestern an der Schranke Hofener Straße, war bestürzend.
Ich habe doch tatsächlich in der Viertelstunde, die ich das Video gedreht habe, drei Radfahrende erwischt, wie sie auf den Gehweg einschwenkten, statt die Fahrbahn zu benutzen. Das müssen sie nämlich sonntags, wenn die Hofener Straße für den Kraftverkehr (Autos, Motorräder, Lieferwagen etc.) gesperrt ist. Was da sonst noch passierte, war echt krass. Hier das Video.
Eine Nachbemerkung: An acht Sonntagen - dies ist war der erste - herrschen für Autofahrende erschwerte Bedingungen.
Die Aubrücke ist wegen Sanierung für acht Wochen gesperrt. Von der Neckartalstraße kommt man nicht über die Aubrücke zum Max-Eyth-See oder nach Hofen. Unter der Woche geht die Umleitung von der Reinhold-Maier-Brücke durch die Hofener Straße. Wenn sie gesperrt ist, müssen Autofahrende eine Kreuzung weiter und die parallele Schmidener Straße nehmen. Hinweisschilder fehlen da, die finden sie erst, wenn sie schon in die Hofener Straße eingebogen sind. Manche halten und lesen lange das Schild. Manche drehen um (etwa die Hälfte), andere fahren trotzdem. Wieder andere fahren, weil sie schon wissen, dass sie nicht dürfen, mit hoher Geschwindigkeit weiter.
Eigentlich ist die Alternativroute über die Schmidener Straße mit dem Auto kein großer Akt, man muss es halt nur wissen. Und man muss es akzeptieren können, wenn eine Straße gesperrt ist. Ein Navi lenkt einen immer zum Ziel, egal, wieviele Umwege man fährt.
Die Polizei wusste, was passiert. Als ich um krurz nach halb elf zu Ruderclub radelte, stand sie dort. Was übrigens so manchen Autofahrer nicht davon abhielt, an der Schranke vorbei zu fahren, in die erstaunten Gesichter der Polizisten hinein. "Haben Sie nicht gemerkt, dass da eine Schranke ist?" Als ich kurz nach 13 Uhr zurückradelte, hingen schon drei Autos hinter mir, eines ziemlich dicht und ungeduldig, weil der Autofahrer nicht meine 20 km/h fahren wollte, mich aber wegen des reichlichen Gegenverkehrs an Radfahrern und natürlich Autos nicht überholen konnte. Die Menge an Autos fand ich so frappierend, dass ich mich meine übliche Viertelstunde mit dem Handy aufgestellt habe. Ein Blogleser kam auch noch vorbei geradelt, ebenfalls ziemlich fassungslos.
Schon echt krass!
Nachtrag, 13.Juli: Die Cannstatter Zeitung berichtet darüber, erwähnt auch das Video eines Blogs, das die Situation zeigt, und macht Hoffnung, dass am kommenden Sonntag die Situation ganz anders ist. Es wird eine bessere Umleitungsbeschilderung geben, und es werden dort Leute stehen, die die Autos zurückschicken.
Ist ja excellent eingefangen, Christine. Jeder Waldweg ist hier besser gegen unbedachte Einfahrt gesichtet, mal ganz abgesehen von den High-Tech Varianten wie dem Schlossplatz.
AntwortenLöschenIch persönlich meide seit Einrichtung dieser Radlerschutzzone die Hofener Straße, weil mir von Anfang an bewusst war, dass so eine halb durchdachte Sache, wie eine Halb-Schranke in Stuttgart nicht klappen kann - schon gar nicht mit dieser minimalistischen Polizeipräsenz.
Es ist wirklich ein Wunder, dass noch nichts passiert ist, bei den teils gefahren Geschwindigkeiten oder Manövern.
Ich kam dort Gestern auch um ca. 11 Uhr mit dem Rennrad vorbei, da stand ein Polizeibus. Die hielten die Fahrer aus Richtung Hofen an und belehrten sie offenbar. Bußgelder wurden nach meiner Wahrnehmung nicht verhängt. Ich hab noch aufgefangen wie der Herr Wachtmeister sagte "Sie dürfen jetzt schon weiterfahren, aber..."
AntwortenLöschenUnabhängig davon halte ich es für eine Frechheit, diese wichtige Fahrradverbindung außerhalb der Sonntagssperrung mit einem kombinierten Rad-/Fußgängerweg für beide Richtungen auszustatten statt mit Radspuren auf der Fahrbahn - oder mit einem freigebenden Gehweg, so dass man als schnellerer Radler zumindest legal die Fahrbahn nutzen darf. Das ist eine absolute Nebenstraße und für den Radverkehr eine wichtige Verbindung nach Hofen/Steinhaldenfeld und Richtung Remseck...
Unter der Woche ist der Gehweg für Radler freigegeben, Reinhard. Das heißt, du kannst auf dem Gehweg radeln, was die meisten machen, aber auch auf der Fahrbahn, was ich meistens mache. Allerdings ist derzeit wegen der Sperrung der Aubrücke dort der Autoverkehr so stark und die Fahrbahn so eng und zu befahren, als dass Autos überholen könnten, dass ich derzeit auch lieber auf dem Gehweg radle. Ist alles ganz legal und geordnet. Radstreifen dort würden bedeuten, dass die Autos keine zwei Fahrbahnbreiten mehr für sich hätten, Sicherheitsstreifen würden bedeuten, dass man Autofahrern und Radfahrern zeigt, dass Radfahrer dort erwünscht sind, aber Autos müssten auf ihnen fahren, wenn Gegenverkehr kommt. Sonntags wird sie für Autos gesperrt, damit Spaziergänger auf dem Gehweg nicht ständig von Radlern bedrängt werden und Radfahrer die Fahrbahn benutzen, ohne von Autos bedrängt zu werden.
LöschenGut zu wissen. Ein Fall für linke Chaoten. Die kennen sich aus mit provisorischen Straßensperren 😂
AntwortenLöschenIch bin Fassungslos, super Arbeit Christine!
AntwortenLöschenDie beste Situation ist meiner Meinung nach ab 2:10, wo der Vater samt seiner 2 kleinen radelnden Kinder auf die Staße geht und klarmacht, was am Sonntag an dieser Stelle Fakt ist. Die Reaktionen der beiden dahinterstehenden Autofahrer sieht man auch noch ganz gut.
Ich war gegen 14:45 unterwegs, und da hatten irgendwelche Leute die Schranke einfach geöffnet. Danach hat die Polizei sie wieder geschlossen und eine zusätzliche Sperre hingestellt.
AntwortenLöschenDurch die gesperrte Brücke ist der Verkehr hier erheblich mehr, die Schmidener Strasse dank Baustelle noch mehr Nadelöhr. Deshalb fahren viele hier einfach weiter durch. Das heisst dann für viele Radler, "ich fahre lieber weiter auf dem Gehweg". Sehr schade.
Mich hat ein Autofahrer dort schon gestreift, an einem anderen Wochenende.
Danke für die Rückmeldung, Sven "...Mich hat ein Autofahrer dort schon gestreift,..." - hätte mich auch gewundert, wenn dort nichts passieren würde.
LöschenIst hat so wenn jeder zu Recht oder eben auch Unrecht die Straße für sich beansprucht und es einem auf Grund der Umsetzung wie auch Einhaltung sehr einfach gemacht wird seinen Egoismus auszuleben.
Ich denke mal hier gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer, vielleicht kommen ja noch ein paar Kommentare.
Meine Erfahrung mit daraus resultieren Boykott dieser Anlage reichen von dichtem Überholen mit/ohne überhöhte Geschwindigkeit [einmal sogar mit sicherlich mehr als den sonst erlaubten 50 km/h], egoistischen bis verrückten Wendemanövern im Bereich der Schranken, dort auch mit unbeirrbaren Geisterfahrer und das alles um so dreister je näher man am Anfang/Ende der Sperrzeiten dran ist.
Also wer hier mit Kindern unterwegs ist - Hut ab! Ich persönlich finde es dort ehr stressig, zum einen wegen des Verkehrs zum anderen auch wegen der überwiegend sonnigen Strecke im Vergleich zum schattigeren Bereich am gegenüberliegenden Ufer.
Bei dem Verkehr wundert es mich nicht, dass die Radler auf dem Gehweg bleiben.
AntwortenLöschenDie drei Radfahrer, die zunächst auf dem Gehweg weitergefahren sind, taten dies jeweils, weil genau in dem Moment, wo sie in die Fahrbahn hätten einfahren können/sollen/müssen, ein PKW aus dem gesperrten Bereich ausfuhr und ihren Weg blockierte. Zumindest bei der ersten Frau meine ich auch noch die Umschau nach hinten unmittelbar vor dem Wechsel auf die Fahrbahn zu sehen, bevor die Szene wechselt. Das macht die Sache nicht richtiger, weist aber auf eine andere Ursache des Gehwegradelns als die pure Ignoranz von Regeln.
AntwortenLöschenWas die Kraftfahrer dort treiben ist unglaublich, aber leider nicht einzigartig.
Lieber Anonymus, nicht, dass ich hier wirklich diese armen drei Radler geißeln will, die bei dem Verkehr den Absprung auf die Fahrbahn nicht schaffen. Es radeln zwar wirklich immer noch viel zu viele sonntags auf dem Gehweg, weil sie nicht kapieren, dass die Fahrbahn für sie gesperrt wurde, aber das ist kein Skandal, verglichen mit dem Theater, das hier die Autofahrer veranstalten.
LöschenPrima recherchiert und klasse aufbereitet. Aufregen kann ich mich nicht. Das ist Alltag auf Stuttgarts Straßen. Der Autoverkehr lässt sich nicht durch Schilder reglementieren: Dadurch kann man nicht das rechtswidrige Parken, Überschreiten von Höchstgeschwindigkeiten, Ignorieren von Einfahrts- und Durchfahrtsverboten oder Gefährden anderer schwächerer Verkehrsteilnehmer unterbinden. Für notwendige Kontrollen fehlt der politische Wille und das Personal. Also bleibt alles wie es ist. Ich resigniere immer öfter und fahre immer öfter verbotenerweise auf Gehwegen. Aus Unsicherheit und Angst.
AntwortenLöschenIch frage mich, ob man dort nicht einfach einen Blitzer aufstellen könnte, welcher nur auf den motorisierten Kraftverkehr anspringt.
AntwortenLöschenUnter der Woche kassiert er Raser ab, am WE jeden, der mit einem Kraftfahrzeug durchfährt. Die Grenzgeschwindigkeit kann man ja am WE auf 10-15km senken.
Unbeabsichtigt schaffen es die Städte ja durchaus, dass die Schleifen von Ampeln nur auf Autos reagieren.
Leider gibt es zu viele Baustellen in Stuttgart, wo unbedingt etwas getan werden müsste. Vielen Dank für die gute Arbeit, Christine.
Kai vK
So was kann man tun. Es gibt Blitzer, die nur Autos registrieren, die irgendwo durchfahren (Kameras an Ampeln reagieren ja nur auf Durchfahrt). Aber so etwas stellt man in der Regel nur auf, wenn eine Strecke ein Unfallschwerpunkt ist oder wenn zum Beispiel Busse des ÖV massiv behindert werden. In Stuttgart gäbe es einige Strecken, nicht nur Schleichwege über Felder, sondern auch Einbahnstraßen, die von Autos in Gegenrichtung befahren werden, wo man sich solche Blitzer wünschen würde. Allerdings ist das schon ein starkes Mittel der Überwachung, und die Frage ist, ob wir eigentlich an allen Ecken Kameras haben wollen, die unser Fehlverhalten dokumentieren. Ich weiß nicht, ob ich das haben will.
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