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27. September 2017

Radfahren macht Spaß - Spaß macht glücklich - glücklich hält gesund

Eine britische Langzeitstudie hat ergeben, dass Menschen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit pendeln, ihr Krebsrisiko um 45 Prozent senken. Außerdem reduziert sich ihr Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden, um 46 Prozent

Das ist schon ein sehr großer Effekt. Bei der Studie wurden die üblichen Rikiskofaktoren wie Rauchen rausgerechnet. An ihr waren über fünf Jahre lang 260.000 Menschen beteiligt. Dabei zeigte sich auch, dass zu Fuß gehen nicht annähernd den Effekt hat wie täglich Rad zu fahren. 

Meine Generation hatte ja noch das Glück, dass wir auf der Straße spielen, herumrennen und mit dem Fahrrad in die Schule fahren konnten. Als ich Kind war, parkten in der Bruckenäcker so gut wie keine Autos. Wir konnten dort stundenlang Ball spielen.
Bruckenäcker, 1963 und 2017
Den weiten Weg in die Grundschule (ca 2 km) sind wir zu Fuß gegangen. Heutige Kinder, allemal Stadtkinder, haben dieses Glück nicht mehr. Sie werden im Halbschlaf ins Auto gezerrt und bis vors Schultor gefahren. Man fährt sie im Auto zum Klavierunterricht und zum Sport. Wege, die ich noch selbst zu Fuß oder mit dem Fahrrad machen durfte (allerdings hatte ich keinen Klavierunterricht). Ich schätze, wir haben mehr Gesundheit in unsere Jugendzeit mitgebracht als viele der jungen Leute heute. Vermutlich fällt es vielen meiner Generation deshalb auch nicht schwer, wieder aufs Fahrrad zu steigen, wenn wir älter sind und wieder anfangen, uns um unsere Gesundheit zu kümmern. 

Ich kann mir die Ergebnisse dieser britischen Studie aber nicht allein mit dem Effekt der Bewegung erklären. Radfahren belastet den Kreislauf ja nicht einmal sonderlich. Und zu Fuß gehen soll, habe ich immer gehört, dem Körper ja mehr geben als Radfahren, vor allem die Bein- und Balance-Muskulatur mehr beanspruchen. 

Ich denke mir aber, dass Rad fahren mehr Spaß macht als zu Fuß gehen. Man hat Wind im Haar, man spürt Geschwindigkeit, man kommt weiter, man kommt überall durch, man ist viel konzentrierter als Autofahrer oder Fußgänger, der ganze Körper ist in Bewegung, das Gehirn muss schnellere Entscheidungen treffen als das eines Autofahrers oder Fußgängers, es werden mehr Endorphine ausgeschüttet, man ist glücklicher und zufriedener. Wir ernten Bewunderung von Kolleginnen und Kollegen, wenn wir unseren Regenmantel ausziehen und erfrischt lächeln. Und bekanntlich wirkt sich nichts so günstig auf die Gesundheit aus wie Zufriedenheit. 

Und das gilt natürlich auch für alle, die in Stuttgart Rad fahren. Wir schimpfen hier zwar manchmal über Mängel der Infrastruktur und über die Dominanz des Autos, aber eigentlich genießen wir unsere Fahrten mit dem Fahrrad. Wir fühlen uns frei und aktiv, wir treffen Leute, wir sind mitten in der Stadt zu Hause. 


9 Kommentare:

  1. Meine vierjährige Tochter hat mir heute früh eröffnet, dass sie heute die ganzen fast zwei Kilometer zum Kindergarten mit dem Rad fahren wird. Und ab heute immer, wenn ihr großer Bruder mit dem Rad zur Schule fährt. Ohhhhkeeee...

    War nicht das erste Mal, aber langsam gewinnt der Ehrgeiz, es den großen gleichzutun überhand über die Bequemlichkeit, im Hänger zu sitzen.

    Was den Reiz mit ausmacht, ist die große Autonomie und der enorme Aktionsradius, den einem das Fahrrad schenkt. Keine Fortbewegungsart ist so effizient wie mit dem Rad zu fahren - keine andere in der Natur und erst recht keine mit externem Antrieb. Diese Effizienz spüren wir bereits als Kinder, wenn das Fahrrad unseren Aktionsradius plötzlich verdreifacht.

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  2. Hallo Christine, es ist toll, dass das Krebsrisiko so signifikant sinkt, doch wie vor wenigen Tagen (mal wieder) erlebt, steigt das Risiko um mehrere 100% von Trotteln oder uneinsichtigen Rentnern an- oder umgefahren zu werden.

    In meinem Fall wurde ich bei 40km/h Fahrt von einer Rentnergeführten 2 Monate alten S-Klasse mit 50km/h überholt ... halt ... überholt? NEIN! Er fuhr mit seiner hinteren Tür auf Höhe meines Vorderrades und zog plötzlich auf die grad beginnende Abbiegespur rechts von mir.

    Klar das ich vor Wut kochte, wollte er doch meine Frau mit Kindern als alleinerziehende Witwe in die Hartz4 Ecke schicken.

    Fassungslosigkeit und Wut - das musste raus! Wildes Gehämmer gegen sein Auto an der nächsten roten Ampel und ein ununterbrochenes Anbrüllen - Minuten lang - was soll man denn in solchen Situationen sonst machen?

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    1. Einfach akzeptieren, dass es Vollidioten gibt. Oder akzeptieren, dass der andere einen Fehler gemacht hat.

      In jedem Fall Lächeln und dem anderen zu dieser besonderen Leistung gratulieren (Daumen hoch, Applaus,...).

      Habe ich letzten Freitag ausprobiert. Resultat: Ein halbminütiger Wutausbruch eines Vollidioten bei Tempo 30-35, durch das geöffnete Beifahrerfenster, inklusive Beleidigungen und Androhung von körperlicher Gewalt ("eine aufs Maul"). Ach so, Seitenabstand unter einem Meter und das ganze natürlich bei Gegenverkehr.

      Wo ist der Unterschied? Der Vollidiot regt sich auf, nicht ich. Ich versuche nur, aus dieser gefährlichen Situation rauszukommen.

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    3. Hallo Matthias,

      den Ärger und Frust auf die Gegenseite zu übertragen ist eine gute Idee. Bei Bagatellfällen bestimmt die beste Lösung. Ich bin voll bei dir - werde ich ausprobieren. Meist rege ich mich nicht mal auf - lächeln hilft echt weiter.

      Doch der Herr "Ich_habe_Aber_Genug_Abstand_Gehalten" in ´seiner S-Klasse war dermaßen uneinsichtig. Ich hatte nur meine Familie im Kopf, eine Witwe und viele Halbwaisen-Kinder. Das Kopfkino war voll im Gange - das musste schnell verarbeitet werden ....

      Danke für die Tips und allzeit gute Fahrt!

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  3. Das ist ein sehr schöner Beitrag von dir. Und ich möchte bestätigen: Radfahren macht sehr glücklich – sofern man Bewegung mag und sofern man gerne draußen ist. Und Radfahren vermittelt ein unglaubliches Gefühl der Freiheit und der Intensität. Einfach umwerfend. Und ein Fahrrad ist nicht nur ein Fahrzeug, sondern es ist vor allem ein fundamentales Lebensmittel für Leute, die gerne frei sind, die sich gerne bewegen und die gerne entdecken und sich begegnen. Und nicht nur auf Kurzstrecken ist es einfach unschlagbar schnell und praktisch, vor allem im Vergleich zum unsäglich komatösen Automobil. ;-)

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    1. Stefan, so ist es. Im Grunde können wir schon gar nicht mehr verstehen, wie sich die Leute fühlen, die immer im SUV-Gefängnis durch eine Stadt fahren, die sie nicht kennen und die ihnen fremd bleibt, womöglich sogar Angst macht. Der Moment, in dem man sich entscheidet, die meisten Wege des Alltags mit dem Fahrrad zurückzulegen, ändert das Leben total. Und je mehr man radelt - und bei jedem Wetter - desto freier und stärker und furchtloser fühlt man sich eigentlich. Finde ich auch. Das Gefühl der Freiheit ist eigentlich das größte Argument fürs Radfahren. Wir müssen es öfter nennen.

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    2. Bei dem geringeren Risiko von Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen dürfte es sich um eine Korrelation und keineswegs um einen Kausalzusammenhang handeln. Fahrradfahrer leben im Durchschnitt insgesamt einfach gesünder (Bewegung, frische Luft, Nichtraucher...).

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    3. Vielleicht nicht nur eine Korrelation: Bewegung ist immerhin wichtig für die Gesundheit, und dass Radfahrende nicht rauchen, ist eine nicht belegbare Annahme.
      In den vielen Artikeln, die ich jetzt über Radfahren und Gesundheit gelesen habe, wird auch gern darauf verwiesen, dass die Kombination von Bewegung, Balance, Aufmerksamkeit und schnelle situationsabhängige Reaktion gut fürs Gehirn und damit auch gut für die Gesundheit ist. Es könnte also schon sein, dass es da ein paar ursächliche Zusammenhänge gibt. Übrigens fahren die meisten gar nicht Fahrrad, weil sie gesünder leben wollen, sondern weil es bequemer ist und schneller geht.

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