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10. Februar 2018

Bei Nacht und Nebel ...

... fahren manche Radler ohne Licht und viele Autofahrer deutlich schneller als tagsüber. Vermutlich fahren auch Radler nachts schneller. 

In einer Nacht begegnen mir unter zwanzig bis dreißig Radfahrenden etwa zwei bis drei ohne Licht. Mal abgesehen davon, dass das passieren kann, weil man verpeilt ist und sein Licht nicht eingeschaltet hat oder weil sich bei der Heimfahrt herausstellt, dass es nicht tut, so ist es doch ein Phänomen, das sich nicht recht verstehe. Auch als Radfahrende sehe ich Radler ohne Licht erst im letzten Moment.

Und nun gibt es eine faszinierende Studie aus der Schweiz, die belegt, dass Autofahrende bei Dunkelheit und Nebel viel schneller fahren als bei Sonne und klarer Sicht. 
Der Studie liegen Daten von 1,2 Millionen Autofahrten in Zürich zu Grunde. Es wurden Geschwindigkeiten gemessen, ohne dass die Autofahrenden das wussten und ohne dass sie von Bußgeldern bedroht waren. Sie fuhren, wie sie fahren, wenn sie sich unbeobachtet glauben. Demnach fahren Menschen, wenn es hell ist, im Mittel langsamer, und wenn es dunkel ist oder wegen Regens und Nebels schlechte Sicht herrscht, fahren sie schneller. Dabei wurden, so wie ich das verstanden habe, alle Besonderheiten von Tageszeiten (mehr Verkehr, weniger Verkehr, Trunkenheit, Freizeitverahlen etc.) herausgerechnet.

Es gibt noch keine Erklärung, warum das so ist, aber eine interessante Überlegung aus der Wahrnehmungsforschung: Bewegen sich Objekte in kontrastreicher Umgebung, also bei Helligkeit, an den Augen von Menschen vorbei, werden sie als schneller wahrgenommen, als wenn sie sich in verwaschener Umgebung, etwa bei Nebel, bewegen. Dann empfindet man sie als langsamer. Das heißt, dass wir im Dunkeln unsere Geschwindigkeit als geringer wahrnehmen und entsprechend beschleunigen. Das gilt übrigens nicht nur für Nachtfahrten, sondern auch an verregneten und nebligen Nachmittagen. Auch da wird schneller gefahren.

Viele mögen auch das Gefühl haben, dass sie bei schlechter Sicht nicht gesehen werden - ein sehr kindliches Verhalten -, weil sie selber schlechter sehen, und dass sie sozusagen unerkannt bei Nacht und Nebel verschwinden können. Das führt nicht nur dazu, dass man nachts leichter rote Ampeln überfährt, sondern dass man es auch noch schnell tut. Und plötzlich liegt ein Radfahrer auf der Straße. Und den lässt man auch noch liegen. Oder zwei Radfahrer krachen zusammen, weil einer ohne Licht fuhr, und das zu schnell und auch noch auf dem Gehweg.

Radler mit Licht
Für uns Radfahrende ist es wichtig zu wissen, dass Autofahrende bei schlechter Sicht schneller kommen und uns dabei schlechter sehen, als an schönen Sommertagen. Ich bin mittlerweile aus schlechter Erfahrung mit Beinaheunfällen tatsächlich nachts vorausschauender unterwegs und prüfe, ob ein Auto auch wirklich bei Rot hält oder beim Abbiegen guckt. Jetzt habe ich endlich eine Erklärung für mein Gefühl, dass es nachts für mich als Radlerin gefährlicher wird: Autofahrer sind nicht langsamer, sondern schneller unterwegs, weil sie schlechter sehen. Daran können wir Radler übrigens nichts ändern. Auch glitzernde Schutzwesten nützen da nichts.

Abhilfe könnte eine bessere Straßenbeleuchtung schaffen. Beispielsweise mit Smart-Lichtern, also solchen, die heller werden, wenn ein Auto vorbeifährt. Allerdings brauchen wir es nachts in den Städten nicht wirklich noch heller, als es schon ist. Vielleicht braucht man einfach mehr Geschwindigkeitskontrollen.

Wobei ich, ehe die Schimpftiraden auf Radler wieder losgehen, noch darauf hinweise: Radfahrten ohne Licht sind sehr viel seltener als nachts zu schnell fahrende Autofahrten. Erstens, weil mehr Autos unterwegs sind, und zweitens, weil gewissermaßen das fehlende Licht Autofahrer, die sich nicht kontrollieren, dazu verführt, zu schnell zu fahren.

3 Kommentare:

  1. Ich habe kein Verständnis für Radfahrer ohne Licht, für LED Beleuchtung ohne hell dunkel Grenze (=StVO Zulassung) ebensowenig. Mit guter Beleuchtung sieht man gut, wird gut gesehen, und blendet niemanden.

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  2. Radfahrer ohne Licht habe ich bisher immer noch rechtzeitig wahrgenommen, weil immer noch irgend etwas reflektiert oder Schatten wirft (und mein Licht funktioniert). Das größere Problem ist, wenn sich mal zwei ohne Licht begegnen...

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  3. Ohne mir die Studie jetzt genau angekuckt zu haben: Ich weiß nicht, ob sich da wirklich alles korrekt "rausrechnen" lässt...!? Grade in Städten ist schnell fahren wollen und können ja alles andere als selbstverständlich. Und allgemein lässt sich sagen: Je dunkler, desto weniger Verkehr. Aber nun gut.

    Widerspricht auch ein wenig meinen Erfahrungen; ich hab grade den Eindruck, dass mir Nachts allgemein mehr Rücksicht von den Autofahrern begegnet als tagsüber; grade auch beim Überholen ist man in der Summe vorsichtiger.

    Auch unterliege ich oft im Dunkeln dem Trugschluss, dass ich meine, schneller zu sein, als ich es tatsächlich bin (wenn ich auf den Tacho gucke). Der Effekt ergibt sich grade unter Straßenlaternen.

    Für Dunkelradler hab ich jedoch kein Verständnis. Ich fahr zwar selbst mit nicht ganz 100 % der StVZO entsprechenden Rädern durch die Gegend (so fehlt der Front- und Heckreflektor) und die Pedalreflektoren am MTB gehen regelm. im Wald verloren. Das Wichtigste ist einfach ein gutes Front- und Rücklicht!

    Andererseits würde ich mir wesentlich mehr beleuchtete kombinierte Geh- und Radwege grade in Siedlungsnähe wünschen. Auf einer meiner täglichen Routen war früher der Gehweg zwischen zwei Stadtteilen durchgehend beleuchtet. Dann wurde die Straße umgebaut, es kam ein Kombi-Weg nebendran - aber die Straßenlaternen wurden aus Kostengründen abgerissen. Auf 400 Metern herrscht nun totale Finsternis - wenn man mal nicht grade von den entgegenkommenden Autos geblendet wird.

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