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3. Juni 2018

Gehwegradler auf Kollisionskurs

Die AWS, also die Abfallwirtschaft Stuttgart, hat mir einen Brief geschrieben. Jeden Tag sind die dicken orangefarbenen Müllautos in engsten Straßen unterwegs. 

Müllleute ziehen die Mülleimer aus den Hauseingängen über den Gehweg zum Auto. Blöd, wenn jetzt ein Radfahrer den Gehweg runter saust. Es soll schon mehrfach zu Situationen gekommen sein, wo alle - Müllmänner und Radler - schnell reagieren mussten. Kritische Situationen nennt man so was. Muss nicht sein, finde ich. Die AWS zeigt übrigens zugleich sehr viel Verständnis für uns Radfahrenden auf Stuttgarter Straßen.

Sie hat mir diese Fotos geschickt und schreibt: " ... nicht immer ist der Weg mit dem Fahrrad problemlos zu meistern. Verparkte Radwege, Stau, Baustellen und allerlei andere Hindernisse erschweren ein sicheres Vorwärtskommen und viel zu oft entstehen dadurch gefährliche Situationen für Radfahrer und andere Verkehrsteilnehmer.
So zieht es manchen Radler - absichtlich oder gezwungenermaßen - auch auf Gehwege. Mit gegenseitigem Verständnis und Rücksichtnahme ohne Zweifel eine Lösung für Engstellen, bei Dauernutzung aber ein gefährliches Pflaster für alle Beteiligten. Zu diesen zählen auch die fleißigen Männer und Frauen des Eigenbetriebes Abfallwirtschaft Stuttgart, die tagein tagaus die vielen grauen, grünen und braunen Abfall- und Wertstoffbehälter von den Häusern und Hinterhöfen zum Abfallsammelfahrzeug und wieder zurück zum Standplatz bewegen. Um schwere Unfälle und Personenschäden zu vermeiden bittet der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart daher alle Radfahrer um besondere Vorsicht, wenn auf ein Abfallsammelfahrzeug zugefahren wird, da jederzeit einer der Müllwerker mit oder ohne Abfallbehälter den Gehweg kreuzen könnte. Ein Zusammenstoß, egal bei welchem Tempo, kann auf beiden Seiten zu ernsthaften Verletzungen führen. Und das will sicher keiner."

Ich finde, auf so viel Verständnis für uns Radfahrende können wir locker mit ebenso viel  Verständnis für die Müllleute vorsichtig und langsam fahren. Wir Radler haben ja eh den Vorteil, dass wir nich in langer Autoschlange hinter Müllautos warten müssen. Meistens kommen wir ganz gut auf der Fahrbahn vorbei. Ich erlebe die Müllleute dabei als ziemlich aufmerksam und zuvorkommend mir gegenüber. Sie lassen mich durch, wann immer es geht. Und ich weiß, die ziehen die Mülleimer quer über die Straße zu Grundstückseingängen, deshalb taste ich mich langsam vor. Auch auf der Fahrbahn.

Gehwegradeln ist keine gute Option.  In Tempo-30-Zonen sind Gehwege nie für Radler freigegeben, und alle Autos sind so langsam unterwegs, dass es für uns keinen Grund gibt, auf den Gehweg zu flüchten. Auch an anderen Stellen wünschte ich mir von uns allen zuweilen deutlich mehr Entschlossenheit, auf der Fahrbahn zu bleiben, auch wenn da gerade alle Autos sich gegenseitig blockieren. 

Fußgänger hassen Radler auf Gehwegen. Sie erschrecken, sie fühlen sich gefährdet. Fußgänger sind meistens längs unterwegs, aber Postboten oder Müllleute sind meisten quer unterwegs, sie schleppen dabei Dinge und können zuweilen gar nicht so gut nach allen Seiten gucken. Deshalb ist Gehwegradeln auch ziemlich gefährlich für alle Seiten, auch für Radler. Also: Lasst es! Runter vom Gehweg! Und auf die Müllleute achten! Die brauchen wir noch. 

14 Kommentare:

  1. Hallo Christine,
    da ich weiß, dass die nur ihren Job machen, nehme ich gerne Rücksicht.

    Andere Frage: Darf man auf der Hohenheimerstraße ab Olgaeck rechts auf dem Gehweg fahren? Dort ist es so kurvig, dass ich nicht auf der Straße fahren will, denn die Autos nach Degerloch wollen schnell hoch.

    Und: Darf man, wenn man auf der Neckarstraße fährt, am Neckartor, anstatt durch den Schlossgarten zu fahren, da man dort gar nicht mehr zum Staatstheater kommt (war vor kurzem jedenfalls so), auf der Konrad Adenauer Straße dann Richtung Bahnhof fahren? Es sind ja nur 200m, Oder darf man es nicht weil es zugleich die B14 ist?

    Danke!

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    1. Lieber Anomymus, soweit ich weiß, ist der Gehweg entlang der Hohenheimer Straße nicht für Radfahrer freigegeben. Also darf man da auch nicht radeln. (Nach Schildern gucken, dann weiß man das.) Ab da, wo der Park ist und die Fahrbahn die Kurve macht, darf man allerdings mit dem Rad die Parkwege parallel zur Hohenheimer hochfahren, zumindest wird das bald offizeiller Radweg. Und man darf entlang, sogar auf der B14 radeln, es ist nicht verboten, es stehen keine Radfahrverbotschilder dort. Habe ich früher oft gemacht als es für die Autofahrer noch nicht so kurvig und unübersichtlich war wie derzeit. Innerorts darf man auf Bundesstraßen radeln, wenn kein Verbotsschild dort steht. Das steht bei uns auf der Cannstatter Straße, am Planietunnel, an der Kreuzung Arnulf-Klett-Platz und an einigen Fahrbahnen (hauptsächlich Linksabbiegespuren) des Charlottenplatzes, am Heslacher Tunnel und, glaube ich, am Wagenburgtunnel, weiß ich aber nicht genau. Wenn man auf Schilder achtet, erfährt man, wo man radeln darf und wo nicht.

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    2. Danke Christine,
      zwischen H-Olgaeck bis Dobelstraße will ich lieber auf dem Gehweg fahren, der leider sehr eng ist, aber so viele Leute laufen da ja auch nicht lang.

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    3. Lieber Namenloser oder liebe Namenlose, wie wäre es mit einem ganz anderen Weg zur Doebelstraße? Oder wohin auch immer du willst. Es gibt keine Entschuldigung fürs Gehwegradeln. Dass man mal auf den Gehweg gerät, weil man sich nicht auskennt und irgendwie weiter will, ist verständlich, aber regelmäßig auf einem Gehweg radeln, der nicht freigegeben ist, ist, finde ich, nicht in Ordnung. Vielleicht findest du einen anderen Weg. Wo wo nach wo willst du denn mit deinem Rad?

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    4. Hallo Christine,
      ich wohne neuerdings noch weiter oberhalb der Dobelstraße. Klar, ich könnte einen Riesenumweg fahren, wo die U15 lang fährt und dann von dort aus runter an der Villa Reizenstein. Aber das muss nicht sein.

      Ich bin nicht allein, viele Radfahrer wollen nicht auf der vielbefahrenen Hohenheimer fahren, und nehmen den Gehweg. Es ist einfach gefährlich, weil die Autos dort so hochrasen. Aber wenn ich runter fahre, dann nehme ich die normale Straße.

      Wenn ich nachts von Degerloch mal runter muss, dann klatsche ich auf die Fußgängerampeln und fahre los, sobald es für die Autos rot ist, damit keine Autos hinter mir sind, weil das auch gefährlich sein kann.

      Ich finde, man muss sich als Radfahrer auch zu helfen wissen, wenn es zu wenig Möglichkeiten gibt...

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    5. Kleine Korrektur: Man darf immer auf Bundesstraßen mit dem Rad fahren, nicht nur innerorts, solange sie nicht als Kraftfahrstraße ausgewiesen ist (weißes Autopiktogramm auf blauem Grund). Nur darauf kommt es an.

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    6. Wo zwischen Charlottenplatz (Ecke "Hochhaus mit den Zahnärzten") und U Bopser steht ein Fußweg-Schild (-> REINER Fußweg)?
      Meinem Verständnis nach ist Radfahren auf einem "Fußweg" nur dann verboten, wenn er als REINER Fußweg mit dem blauen Schild ausgewiesen ist oder ein Radverbotsschild dasteht.
      Ansonsten sollte man da fahren dürfen mit §1StVO, oder?
      Allerdings würde ich dann nicht verstehen, was der Unterschied zwischen solch einem Fußweg ohne Radverbot und einem Fußweg mit ausdrücklicher Radfreigabe sein soll?!
      Dave

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    7. Ohje...! Was ist an "Fußweg" eigentlich so schwer zu verstehen?

      Meinem Verständnis nach ist Radfahren auf einem "Fußweg" nur dann verboten, wenn er als REINER Fußweg mit dem blauen Schild ausgewiesen ist oder ein Radverbotsschild dasteht.
      Ansonsten sollte man da fahren dürfen mit §1StVO, oder?


      Das ist falsch. Radfahrer haben gem. § 2 (1) StVO die Fahrbahn zu benutzen. Gehwege benötigen keine Beschilderung, um als Solche erkennbar zu sein. Gehwege dürfen nur dann mit dem Rad befahren werden, wenn man sie durch Z 240 zu einem gem. Geh- und Radweg macht oder eben durch Z 239 und ZZ 1022-10 freigibt.

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    8. Guten Morgen Dave,

      wo Radler fahren dürfen, ist klar geregelt. In der StVO steht ausdrücklich, dass Fahrzeuge die Fahrbahn benutzen müssen. Ausnahmen: Kinder unter 8 Jahren müssen, Kinder unter 10 Jahren dürfen mit dem Rad den Gehweg benutzen.

      Radler haben also auf Gehwegen erst einmal nichts zu suchen, außer die sind ausdrücklich für Radler freigegeben.

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    9. Worin besteht der Sinn, manche Gehwege mit einem Gehwegzeichen zu versehen und andere nicht? Macht man es nur dort, wo es nicht "offensichtlich" ist, dass es sich um einen reinen Gehweg handelt? Und was als "offensichtlich" zu verstehen ist dürfte bestimmt auch irgendwie geregelt sein, etwa über die Breite des Weges etc.?

      Mit dem Offensichtlichen zu argumentieren finde ich etwas schwierig. Ich glaube auf diesem Blog findet man ein ausreichendes Maß an Beispielen, wo das Offensichtliche so offensichtlich nicht ist und sich bis in Widersprüche entwickelt.

      Gab es nicht mal (in einem Spezialfall) auf diesem Blog den Hinweis, dass in Fall X dann einfach nur die gegenseitige Rücksichtnahme gilt (die sowieso immer gilt)? Ich habe das nach nicht von nirgendwo mit dem §1.

      Danke für die Aufklärung.

      Dave

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    10. Aus der StVO: Fahrzeuge müssen die Fahrbahn benutzen (Paragraf 2). Fußgänger müssen Gehwege benutzen (Paragraf 25). Und diese werden nur dann ausgeschildert,

      "... , wo eine Klarstellung notwendig ist." (Aus den Erläuterungen zum Verkehrszeichen "Gehweg")

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  2. " In Tempo-30-Zonen sind Gehwege nie für Radler freigegeben, und alle Autos sind so langsam unterwegs, dass es für uns keinen Grund gibt, auf den Gehweg zu flüchten."

    Das gilt dann, wenn die Geschwindigkeit wirksam kontrolliert wird. Ansonsten komme ich mir in 30er Zonen auch 40-fahrend häufig zu langsam vor, siehe Hupen und Überholen. Nicht alle und nicht jeder, schon klar.
    Und wo Tempo 40 gilt wird sowieso mehrheitlich wie in der 50er Zone gefahren.

    Ferner finde ich es wertungsfrei bemerkenswert, dass hier eine städtische Einrichtung sich an Christine als eine Art Klassensprecherin für Stuttgarter Radler wendet. Den ähnlichen Fall gab es doch schon mal bei den StZ/StN (?) fake-News (Definitionsbingo welcome) bzgl. des vermeintlichen Radwegs Neue Weinsteige: Da ließ meiner Erinnerung nach der zuständige Schreiberling über diesen Blog ausrichten, dass es jetzt auch genug sei mit den Zuschriften zu dem Thema.

    Alles wertungsfrei bemerkt.
    Vmtl. ein Kompliment an die unterstellte/tatsächliche Reichweite des Blogs.

    Führt mich zu der Frage:
    An wen wendet man sich mit seinen Bitten an die Zunft der motorisierten Individualverkehrsteilnehmer?

    Dave

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    1. Wahrscheinlich weil der Blog hier Radfahrer erreicht ohne aber gleich als diffamierende Hetze gegen Radfahrer zu wirken. Es wird auch unter den Beschäftigten der AWS Radfahrer geben, die ein solches Vorgehen bevorzugen.

      Ansonsten finde ich den Beitrag gut, um auch selber nochmal mein eigenes Verhalten zu überdenken, ob ich wirklich stets rücksichtsvoll an diesen Stellen fahre oder doch ab und an ungeduldig bin.

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  3. Wenn man an den Folgen rumdoktort anstatt an der Ursache, kommt dann sowas bei raus. Radfahrer auf dem Gehweg mit Mülltonnen und Müllmänner im Konflikt? Wie wäre es, Grundsätzliches wie "parken auf der Fahrbahn" anzugehen? Dieses Privileg muss endlich abgeschafft werden; die Straße gehört uns Allen- nicht allein den Schrottabstellern.

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