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5. Juli 2018

Reger Parkplatzsuchverkehr auf dem Radweg

Wir haben es mit freudiger Überraschung gesehen: Seit einiger Zeit stehen Radabstellbügel  entlang der Holzstraße. Denn die Stadt will dort keine parkenden Autos mehr haben.

Wir Radler/innen wollen das auch nicht, denn die Autos ragten gern in den Radweg hinein. Und die Fahrer fuhren nicht immer den Bordstein hinauf, sondern steuerten die Plätze über den Radweg an.

Eine Weile waren die Stellplätze tatsächlich leer. Aber schon vor einer Woche sah ich diesen Wagen an einem Samstag dort stehen. Er kann nur über den Radweg hinfahren. Und vor ein paar Tagen postete Simone in Twitter, dass reger Parkplatzsuchverkehr auf dem Radweg herrscht.
Simone fragt die Polizei Stuttgart: "Was meint ihr, wie die Falscharker dorthin kommen? Sie fahren wie der Skoda soeben über Rad- und Fußweg, nötigen Radfahrende wie mich auszuweichen, beschädigen den Bodenbelag und all das wird von euch geduldet. Das Ahndungsrisiko dürfte stark gegen null gehen."

Wenn einer anfängt, machen es ihm alle anderen nach. Und wer es einmal gemacht hat, ohne einen Strafzettel bekommen zu haben, tut es immer wieder und erzählt anderen von seinem/ihren schlauen Trick, kostenlos mitten in der Stadt zu parken. Es nützt also nichts, wenn man die Zufahrt von der Fahrbahn versperrt. Die Lösung: Die Radständer müssen in die Mitte der Stellplätze gerückt werden, sodass allen Autofahrern einleuchtet, dass sie sich dort nicht mehr hinstellen können. Es gibt ja die Dorotheen-Tiefgarage. Sie wurde extra für Autos gebaut. Und zwar ganz allein für Autos.



Eine gute Gelegenheit, sich die Situation mal wieder anzuschauen.

Ich stand an demselben Tag von Viertel vor Zwölf bis Zwölf Uhr mittags an einem Fenster gegenüber. Nach meiner Erfahrung ist, was in einer Viertelstunde passiert, signifikant für eine Verkehrssituation und das, was generell schief läuft.

Man sieht, ein schwarzes Auto parkt an den Radständern. Es kann dort nur über den Radweg hingelagt sein. Das Fahrzeug stand länger als eine Viertelstunde, war aber 40 Minuten später dann weg.

An der Ein- und Ausfahrt der Breuninger-Zuliefergarage steht außerdem ein Lastwagen. Dass er da steht, hat später noch Folgen.

Es kommt ein Lieferdienst. Der biegt nicht etwa auf der Tiefgarageneinfahrt, sondern eins weiter auf der Zufahrt zur Rosenstraße auf die Fußgängerfläche ein, vollzieht eine Viertelwende und stößt dann zurück. Er fährt auf der Fußgängerfläche bis zur Ecke Else-Josenhans-Straße. Da beginnt er dann mit dem Entladen. Fußgänger/innen drängeln sich zwischen den beiden Blindenleitlienen an ihm vorbei, Radfahrende weichen Fußgängern aus.

Der Lieferwagen stand dort noch, als ich aufhörte zu fotografieren also gut eine Viertelstunde und vermutlich länger. Ich frage mich, gibt es denn für die Zulieferer keine anderen Möglichkeiten? Und wenn ja, warum erklärt man es ihnen nicht endlich mal? 

Nach gut zehn Minuten kommt der nächste Lieferwagen. Auch er biegt über die Zufahrt zur Rosenstraße auf den Fußgängerbereich und Radweg ein. Offenbar hat er wegen des in der Breuningerzufahrt abgestellten Fahrzeugs nicht gecheckt, wo er wirklich reinfahren muss, wenn er zum Breuninger-Lieferfahrzeug-Eingang soll. Er fährt nun über den Radweg bis dorthin, wendet aufwändig und fährt rückwärts ins Gebäude hinein, bleibt aber so stehen, dass sein Kühler noch in den Fußgängerbereich ragt. Fußgänger verlieren die Orientierung und schlendern über den Radweg. Radler weichen übe die Fußgängerseite aus.

Ein Radfahrer schließt sein Fahrrad an einem Pfosten an, er stellt es nicht in die gegen die Falschparker aufgestellten Fahrradbügeln ab. Vielleicht erkennt er
nicht, dass die Begrenzung zur Fahrbahn vor dem geparkten Fahrzeug eigentlich eine Fahrradinfrastruktur ist. Oder er traut sich nicht, den Autofahrern einen Platz streitig zu machen, der so angestammt zu sein schein.

Dann will aus der Breuninger-Anlieferung ein weißer Kastenwagen raus. Er kommt rückwärts und wendet sehr langsam und langwierig über den Fußgänger- und Radweg, bis er mit dem Kühler voraus und dem Heck auf dem Radweg am Bordstein warten kann, bis der Verkehr eine Lücke lässt.


Zwei Radfahrern ist das Geschiss auf diesem Radweg (der Teil der Hauptradroute 1 ist) zu blöd, sie radeln auf der Fahrbahn der Holzstaße an dem Theater vorbei. Der eine sehr zum Ärger eines Autofahrers, der ihn anhupt. Radfahrer müssen ja auf Radwegen fahren. Allerdings dürfen Autofahrer nicht auf Radwegen fahren. Auf Gehwegen auch nicht.



Und ja, es stimmt, in den Radbügeln, die das Falschparken verhindern sollen. haben bis her noch keine Räder gestanden. Sie stehen dort ja auch nur, um Autofahrer vom verbotenen Parken abzuhalten. Besser und ehrlicher wäre es, finde ich, wenn man hier endlich mal ernsthaft abpollern würde gegen den regen Autoverkehr auf der Fußgänger- und Radfahrfläche. Entweder Polizei oder Poller, anders geht es nicht.


18 Kommentare:

  1. DiY: langes Schloss mitnehmen, Rad in den Bügel stellen und zusammen mit dem Auto ( Abschleppöse oder sonstiges) anschließen....

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    1. fas gibt allgemeine Zerstörungen an Rad, Auto und Bügeln.

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  2. Das kann heute alles technisch gelöst werden:
    http://www.spiegel.de/auto/fahrberichte/mercedes-c-klasse-im-test-die-macht-alarm-a-1214357.html
    (interessant, dass sich schwerstkriminelle Ingenieure für Recht und Orndung einsetzen)

    Entsprechende Vorschläge liegen der Stadt bereits vor:
    https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/11024

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  3. Danke Christine für diese gute Analyse.
    Was ich mich frage: Warum nicht Breuninger in die Pflicht nehmen?
    Andere Firmen schaffen es ja auch, ihren Lieferverkehr und Kunden mit Schildern und Regeln zu leiten. Breuninger anscheinend nicht.
    Neulich stand ein Wachmann am Wareneingang, da dachte ich schon sie machen jetzt was. Aber der ist wohl nicht immer da oder kümmert sich nicht um solche "Geisterfahrer"...
    Ich für meinen Teil werde dort nicht mehr einkaufen, bis das Problem gut gelöst wurde.

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    1. Der Wachmann weist dann die verirrten LkW-Fahrer ein. So war dass auch an dem Tag mit dem Laster der falsch reingefahren ist.

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    2. Hallo Holger, genau meine Lösung. Ich kaufe da auch nichts, gibt ja genug andere Möglichkeiten in Stuttgart. Wenn Breuninger meine Interessen rechtswidrig mit Füßen tritt und ihren Liegeverkehr über den Radweg abwickelt sowie selbigen als Kundenparkplatz nutzt, wollen sie mich offensichtlich nicht als Kunden. Die Polizei hat sicher auch besseres zu tun, Poller müssen her.

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    3. Breuninger macht doch massiv Lobby gegen menschenfreundliche Veränderungen in der Innenstadt, sprechen sich massiv auch gegen die Entfernung der Autoblödigkeit aus dem Zentrum aus, symbolträchtig steht ein pornografischer Porsche-Shuttle vor der Tür, der die Halbhöhenlage dorthin zurückbringt, wo sie die Probleme aus dem heimischen Panoramafenster beobachten kann. Also was ist von denen wohl zu erwarten? Ich kaufe dort schon Jahre nicht mehr ein, dieser Bonzentempel ist einer der massivsten Hindernisse jeder positiven Veränderung in Stuttgart.

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  4. Warum hat man denn die Fahrradständer so nahe an der Straße aufgestellt?
    Man hätte die ja auch etwas näher Richtung Breuninger schieben können - oder hat man etwa Bedenken gehabt, dass die zu erwartenden Falschparker dann in die Busspur ragen könnten - das ginge natürlich gar nicht ;-)

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    1. ich schätze, das meiste geschieht aus Gedankenlosigkeit. Die Radständer sind ja solche, die man verschieben kann. Und den Autoverkehr längs über den Radweg wird man mit Pollern verhindern müssen.

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    2. Poller haben auf Radwegen nichts zu suchen. Die einschlägigen technischen Regelwerke verbieten das aus gutem Grund (Unfallgefahr). Ordnungsamt und Polizei müssen das Einhalten der Regeln durchsetzen.

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  5. Die Stelle sieht so aus, als wären dort mal ursprünglich ein paar Senkrechtparkplätze, von der Fahrbahn aus erreichbar, gelegen. Man könnte diese einfach wieder beschildern, allesamt als Behindertenparkplätze, und natürlich von der Fahrbahn erreichbar. Dann wird das parken dort auch teurer, und keiner braucht dafür auf den Radweg fahren.

    Oder einen zweiten Satz Radständer aufstellen, denn wenn man den ersten nur verschiebt wird daneben quer geparkt.

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    1. DAs mit den Behindertenparkplätzen funktionier hier nicht. Die befinden sich eh schon an geschickteren Stellen. Und auch Behindertenparkplätze werden nicht sonderlich geachtet. Hier geht es darum, dass gar keine Autos mehr parken, sie haben ja eine riesige Tiefgarage gleich nebenan zur Verfügung. Und dies ist die Hauptradroute 1 längs durch Stuttgart, eine der meistbefahrenen Radrouten durch die Stadt. Autos haben so viele Straßen und Parkplätze in Stuttgart, da dürfen wir Radfahrenden eine knapp zweieinhalb Meter breite Radspur doch vielleicht einfach mal gönnen. Sie endet ja auch gleich wieder in einer Fußgängeraufstellfläche und einer Ampel, an der man drei Mal wartet.

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    2. Den Radweg an der Holzstraße benutze ich grundsätzlich nur in der Fahrtrichtung von der Eberhardstraße zum Charlottenplatz. Vom Charlottenplatz her kommend fahre ich auf der Fahrbahn. Fast immer, wenn ich doch mal den Radweg benutzt habe (z. B. wenn ein Bus an der Haltestelle steht), hat es sich als Fehlentscheidung erwiesen. Dieser Radweg ist einfach lebensgefährlich, und offensichtlich wurde es durch die neuen Radständer nicht besser, sondern schlechter.

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  6. An welchem Wochentag wurden die Aufnahmen denn gemacht? Simone hat es am Sonntag, 1. Juli gepostet, aber Lieferverkehr am Sonntag?

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  7. Jemand, der dort steht, ist nicht Willens die 5 EUR zum Parken auszugeben. Daher ist das Parkhaus kein wirkliches Angebot! Es muss offensichtlich sein, dass der Radweg, in welche Richtung auch immer, beim Parken blockiert wird. Das würde z.B. durch eine Verschiebung der (vielleicht nie genutzten, aber wen interessiert's) Radständer erreicht werden. Der Abschnitt ist wirklich ein leidiges Thema !!! Ich hab dort immer die Augen auf und die Finger an der Bremse... ;)

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  8. Wenn die Fahrradständer nicht ortsfest sind, also verschoben werden können, dann schlage ich einfach mal vor, dass wir den Standort um zwei Meter "korrigieren" ;)

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  9. Hat es sich mittlerweile eigentlich eingespielt? Wenn nicht, warum nicht einfach tauschen, wenn viele Autofahrer dermaßen neidisch auf die Radinfrastruktur sind:

    Fahrbahn als Fahrradstraße ausweisen (als Hauptradroute hat die Strecke sowieso eine herausragende Bedeutung im Radrouten-Netz) und den Kfz-Verkehr auf die Blutspur lenken. ;-)

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