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11. Dezember 2021

Radfahrer des Jahres 2021 ist Cem Ödzedmir

Das ist schön, schließlich wurde er in Stuttgart direkt in den Bundestag gewählt. Aber es ist auch ein bisschen traurig. 

Özdemirs Radfahrt zur Vereidigung als Agrarminister beim Bundespräsidenten, erregte in den Medien ein riesiges Aufsehen. Im Grunde gab es an diesem Tag nur ein Thema, das alle Leitmedien mit Foto behandelten: Ein Abgeordneter im schwarzen Anzug zieht sich eine Wetterjacke über und setzt sich einen Helm auf, um zum Bundespräsidenten zu radeln. Wir sahen die Limousinen der anderen, die sich auf denselben Weg machten und den Herrn auf dem Fahrrad doch etwas nach rechts abdrängten, was nicht nett aussah. Cem Özdemir sagte: "Es geht schneller", und war als erster dort. Hinterher klemmte er die Urkunde auf den Gepäckträger. Der coolste Minister ever. Die heute-Show setzte ihm auf dem Foto der Vereidigung einen Helm auf und bemerkte: "Jetzt übertreibt er's aber." 

Für Özdemir ist es nichts Besonderes, mit dem Rad zu fahren (ich begegne ihm auch in Stuttgart immer mal wieder auf dem Fahrrad), aber so manche:r seiner Kolleg:innen mag die Radfahrt als Demonstration empfunden haben, schließlich hat er ihnen komplett die Schau gestohlen. Und das stimmt mich auch ein wenig traurig. Seine Radfahrt erscheint uns so ungeheuerlich wie die Fahrt der grünen Politikerin in Neuseeland, die Wehen hatte, sich aufs Lastenfahrrad setzte und zur Entbindung in die Klinik radelte, ein Thema, was die Boulevardmedien sofort aufgriffen

Dass ein radelnder Minister so viel Aufmerksamkeit bekommt, zeigt, dass wir das Radfahren immer noch insgeheim für eine Fortbewegungsart halten, die für Student:innen oder einfache Angestellte taugt, nicht aber  für Menschen in Anzügen mit höheren Aufgaben. Es erscheint uns offensichtlich wenig vereinbar mit unserem Bild von der Würde eines Amts. Wir erwarten insgeheim wohl auch, dass sich Minister:innen einigeln in schusssicheren Autos und von der Bevölkerung fern halten. Minister:innen müssen sicher manchmal in Limousinen zu Terminen gefahren werden, aber eben nicht immer, vor allem dann nicht, wenn der Weg eigentlich kurz ist. Klar stellt sich auch die Frage, wie die Bodyguards mitkommen, aber auch die habe ich in Stuttgart schon mit Cem Özdemir mitradeln sehen. Geht also. Und es dürfte allen Beteiligten auch noch mehr Spaß machen. Zumal sie ein Lächeln auslösen. 


8 Kommentare:

  1. In Holland wäre der König auch mit dem Rad gekommen, um ihn zu vereidigen ;-)

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  2. Dem Cem sei sein Hanf... äh Landwirtschaftsministerium gegönnt, aber traurig fand ich vor allem, daß die Grünen auf das Verkehrsministerium verzichtet haben, zugunsten von Anna... äh anderen Ministerien.
    Wir wissen doch alle, daß sich in Sachen Verkehr seit Jahrzehnten nichts tut, jedenfalls nichts zum Besseren, da hätten die Grünen wirklich was bewegen können, nachdem sie das bei ihrer ersten Regierung schon nicht gemacht hatten.

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  3. Wer Özdemir kennt, weiß, das sehr vieles bei ihm inszeniert ist. Ich habe die Bilder noch vor mir, wie er seine Kinder im Schloßgarten bei S21, rumschleifte. Alle Kameras waren auf ihn gerichtet. Schon da wurde ich stutzig. Diese Bundestag-Fahrrad-Aktion war eine klare Ansage von Auto-Kretschmann: Die verprellten Grünen Wähler beim ADFC & CO. dürfen nicht von der Fahne gehen. Und als sein Fahrrad mitten im Bundestag stand, sorry, das war mir dann zu viel. Für mich zählen Taten und keine schönen Bilder. Claudia Maier

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    1. ich hab mal in der OSM überschlagen, sind geschätzt 1,5 Kilometer von Schloss Bellevue zum Reichstagsgebäude. Peinlich, dass ein "Grüner" für so eine Strecke in der weitgehend ebenen Stadt ein Pedelec benötigt.

      Wers nicht weiß, für den haben die Bilder natürlich eine größere Wirkung...
      Fakt ist jedoch, offfenbar mehr Schein als Sein bei Herrn Minister Özdemir.

      -Anonymous von woanders-

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    2. Wenn ich mich recht erinnere, wohnt Cem Özdemir in Kreuzberg. Die 5 km zum Bundestag sind mit dem Pedelec definitiv schneller zurückzulegen als mit dem Auto. Und wenn dann noch ein Abstecher zum Schloss Bellevue dazukommt, wirds erst recht effizient.
      Ich hatte früher oft Wetten laufen, dass ich in der Großstadt bei Strecken von unter 10 km mit dem Rad schneller war als ein Pkw. Die Wetten hab ich stets gewonnen. Die Fahrt dauerte zwar etwas länger, aber dafür war ich mit dem Parken unschlagbar schnell.

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    3. Hallo Claudia,

      ich hoffe Sie meinen nicht das Photoshop Foto der heute-show bei dem das Vorderrad des Fahrrades AUF dem Stuhl neben Cem Özdemir ist? ;-)

      Viele Grüsse
      Michael

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  4. Wenn ich mich recht erinnere, dann stolperte Cem Özdemir damals über eine Bonus-Meilen-Affaire. Das waren bestimmt keine Bonus-Meilen, die er sich erradelt hatte ;-)
    Ich selbst kann da nur dem Interview mit Thilo Bode im Spiegel zustimmen:
    »Ich habe da überhaupt keine Hoffnung, schon gar nicht bei den Grünen«
    https://www.spiegel.de/thema/thilo_bode/

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  5. Was Marketing fürs Radeln angeht setzt er aber die Benchmark. Weiter so!

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