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23. Mai 2023

Außengastro totgefahren

Weil der Autoverkehr keine Fahrspur hergeben soll, kann eine Radroute nicht verlegt werden, weshalb die Staatstheater keine Außengastronomie im Schlossgarten machen können. Das ist Stuttgart.

Der Autoverekehr muss rollen, dahinter muss alles andere zurückstehen. Menschen dürfen sich nicht im Park an Tische setzen und essen und feiern. Denn dort geht die Hauptradroute 1 lang, und die müsste dann verlegt werden. Ein schneller Vorschlag der Grünen war, dass man auf der B14 eine der beiden seitlichen Spuren wegnimmt und auf ihr einen Zweirichtungsradweg anlegt, der vom Parkplatz Landtag in die Straße zwischen Theater und Katharinen-Stift verläuft. Nein, sagt die Verkehrsbehörde der Stadt Stuttgart. Weil die B14 in der Unterführung wegen Baumaßnahmen demnächst nur noch eine Richtungsspur gen Heslacher Tunnel zur Verfügung habe, brauche man oben vor dem Theater zwei Fahrspuren für die Autos. Sonst breche der Autoverkehr zu sammen, und Busse stünden im Stau. Der Kompromissvorschlag, die Route über Parkplätze (die weggkommen) und die Anlieferstraße am Kulissengebäude zu führen, wurde vom Ordnungsamt, Polizei und dem ADFC verworfen. Der Anlieferverkehr sei zu gefährlich für Radfahrende. Tausende Radler:innen täglich eng an Tischen vorbeizuschicken, kann man aber weder Fußgänger:innen noch Radfahrenden zumuten. 

Keine Lösung, Keine Idee. Aus die Maus.

Das muss man sich nun bewusst machen: Der dem Autoverkehr zugebilligte Anspruch auf drei bis vier Fahrspuren in eine Richtung verhindert, dass Menschen im Park sitzen und essen und trinken und dass Radfahrende zugleich eine Routenführung außerhalb des Parks zwischen Eckensee und Oper bekommen. Das ist Herrschaft des Autos über alle anderen Interessen von Menschen in einer Stadt. Das ist Stuttgart. 

Nachbemerkung für alle, die sich in Stuttgart nicht auskennen:

Für diese Hauptradroute 1, die als Tallängweg durch den Schlossgarten führt, gibt es keine Alternative für Radfahrende, es sei denn, sie radeln weit weg davon links und rechts an den Hängen des Kessels entlang. Weder links noch rechts vom Schlossgarten gibt für Radfahrende Straßen, entweder, sie dürfen auf ihnen nicht fahren (Cannstatter Straße) oder sie führen ganz woanders hin (nicht nach Cannstatt) Landet man mit dem Fahrrad am Landtag, wo der Schlossgarten beginnt, dann kann man keine Route an den Hängen erreichen, ohne weit zurück zu radeln. Ist man bereits von Cannstatt her durch den Schlossgarten geradelt, muss man auch an der Oper und dem Eckensee vorbei. (Die beiden extrem hindernisreichen Auswegstrecken muss man kennen.) Dass der Radverkehr durch den Schlossgarten verläuft, ist ein Anachronismus. Das ging vor 10 Jahren, es geht aber jetzt eigentlich schon lange nicht mehr, seitdem der Radverkehr deutlich zugenommen hat. Fußgänger:innen sind gestresst und der Hass auf Radfahrende wird hier (wie auch an anderen Stellen, wo die Stadt Radfahrende und Fußgänger:innen zusammensperrt, nur um dem Autoverkehr nichts wegnehmen zu müssen ) täglich neu zementiert. Bis wir parallele Radwege und Radrouten außerhalb des Parks bekommen, muss erst der Bahnhof fertig werden und die B14 neu (und mit einer Halbierung des Autoverkehrs) geplant werden. Gebaut ist dann noch lange nichts, da werden viele Jahre vergehen. Stuttgart hat noch nicht kapiert, dass gute Angebote für den Radverkehr mit einer Trennung vom Fußverkehr, die Zukunft sein muss. Ganz dringend müssen die Fußgänger:innen vom Radverkehr entlastet werden, die brauchen stressfreie Wege. Der Radverkehr gehört auf die Fahrbahn. Und dort braucht er halt leider geschützte Räume, damit sich auch die aufs Fahrrad trauen, die jetzt noch vor dem aggressiven Autoverkehr Angst haben. 

1. Nachtrag: Übrigens geben die daran interessierten politischen Parteien im Gemeinderat noch nicht auf und haben Anträge gestellt, die Außengastro doch noch zu ermöglichen, ohne dass der Fuß- und Radverkehr das Nachsehen hat. Die Diskussion geht also weiter. Es wird spannend. 

2. Nachtrag (21..Juni): Außengastro und Autoverkehr fahren die Hauptradroute tot. Das Land kann über die Fläche so verfügten, wie es will und tut das. Die Außengastro wird genehmigt werden, obgleich der Platz für Fußgänger:innen und Radfahrende durch sie halbiert und beide Verkehrsarten zusammengedrängt werden, während gleichzeitig der Autoverkehr auf der B14 einen Gehweg gefressen hat und seinen Platz auf zwei Spuren behauptet, einschließlich dem privagten Straßenraum am Kulissengebäude, der für ca. 7 Anfahrten pro Tag von Lkw von Radfahrenden freigehalten werden muss (laut Ordnungsamt). 


14 Kommentare:

  1. "...muss erst der Bahnhof fertig werden...". Das ist falsch und eine Ausrede. Man kann bei gutem Willen das auch schon vorher machen. Man muss es nur wollen.

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  2. "bei gutem Willen"! Das ist hier der entscheidende Satzteil.

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  3. Um die Trolle ein wenig zu zähmen, schalte ich vorübergehend eurer Kommentare händisch frei.

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  4. Ich muss deutlich werden. Bitte mehr Selbstkritik Christine! Die GRÜNEN wirken zunehmend abgehoben im GR. Es war auch fachlich richtig vorbereitet- und die befreundeten, grünennahen Redakteure der STZ haben richtig viel kontraproduktiven Wirbel veranstaltet. Tja, daher: An die eigene Nase fassen... Klaus

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    1. Ich verstehe deine Einlassung nicht. Ich weiß nicht, was du meinst. Ich stelle auch fest, dass du Spaß daran hast, mich direkt anzugreifen? Warum und mit welcher Zielrichtung eigentlich? Christine

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  5. Jörg
    Es steht der CDU und den FW frei zu sagen: Bei einer Stadtstraße reichen 4 durchgängige Spuren und je eine Einfädelspur. Sagen sie aber nicht. Sie beharren auf 8 Spuren für die offene und vielleicht zukunftsweisende Technologie Mobilitätsform Automobil in der Stadt.
    Ist es da konstruktiv auf die Grünen zu schimpfen? Der Autoglaube ist tief bei unseren Mitbürgern verankert. Ich glaube für die meisten ist die Entscheidung, keine Aussengastronomie, dafür viele Fahrspuren in Ordnung. Das auf einer Stadtstraße auch Radfahrende ihren Platz bekommen, ist für viele eine irrsinnige Vorstellung. Sie glauben einfach nicht, das Staus aus Autos bestehen.

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  6. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  7. Lieber Rainer, du weißt, in diesem Blog wird keine Person namentlich genannt und dabei angegriffen, schon gar nicht, wenn sie sich selbst an gleicher Stelle nicht wehren kann. Deshalb habe ich deinen Beitrag gelöscht. Es mag ja sein, dass du von den Grünen (und auch auch von mir) enttäuscht bist, weil du andere Erwartungen hattest. Verstehe ich gut. So sind wir halt. Wir hoffen eben immer darauf, dass irgendwer endlich mal das Ruder herumreißt und alles schnell vorangeht. Das ist aber nicht so. Politik ist halt kompliziert, Demokratie bedeutet langwierige Prozesse, die oft in Kompromissen enden. Und die Umsetzung von Beschlüssen dauert dann auch noch mal viel Zeit. Menschen, die versuchen, für die Gesellschaft etwas zu bewegen, brauchen einen sehr langen Atem, denn die "Diktatur der Guten" gibt es nicht.

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    1. Es kann keine Diktatur des Guten geben, es gibt aber die Diktatur des Schlechten, und die Macht des Geldes, die den aktuellen Status Quo zementiert, ist entscheidender Teil davon. Eine Partei wie Grünen, an deren Anfang und in deren Programmen hohe Ideale standen und stehen, wird es sich vorwerfen lassen müssen, wenn sie sich mit dieser Macht kompromittiert.

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  8. Es gibt in Stuttgart gerade genug Außengastronomie. Es sind wirklich nicht noch mehr Betriebe nötig, vor allem weil bei den Gehältern keiner mehr in der Gastronomie arbeiten will. Folglich kann alles bleiben wie es ist und es sind alle gleichermaßen zufrieden oder - je nach Ansicht - unzufrieden.

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    1. Na ja, das Staatstheater meint, es rechnet sich. Außerdem möchte sich das Theater dem Publikum öffnen und Menschen für sich interessieren. Es geht sozusagen um eine Öffnung.

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  9. Wenn 'man' wollte, könnte man auch als Pilot- und Prestigeobjekt einen Hochradweg vom Leitner-Steg zum Überweg an der Planie realisieren. Geht zwar auch nicht in 4 Wochen, aber bis zum Spätsommer oder fürs nächste Jahr wäre das bestimmt machbar.

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  10. Ich schließe mich der Meinung von Herrn Baumann an. ich finde es mittlerweile auch unerträglich, das jeder öffentliche Raum entweder ständig bespielt werden muss, oder Aussengastronomie stattfindet. und dafür wieder das Argument zu bringen, das eine Fahrspur dafür gesperrt werden muss, nicht nachvollziehbar. ich fahre schon seit Jahren am Hintereingang der Mitarbeiter vorbei und das klappt ganz gut mit dem Fahrrad.Sicherlich wäre da auch eine Lösung möglich, die alle zufrieden stellt.

    Grüsse, Andreas

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    1. Ich fahre da auch oft lang. Die Frage ist, ob das auch noch gut klappt, wenn da im Sommer 5000 Radler:innen fahren, und zwar in beide Richtungen, und wenn sie sich dann massenhaft begegnen. Zumindest haben dann die Fußgänger:innen auf dem Gehweg, den man ja radelt, keine Chance mehr.

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