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28. Februar 2024

Mythos - Radfahrende zahlen keine Steuern

Immer wenn wir mehr Radinfrastruktur fordern, begehrt irgendwann jemand auf und sagt: "Dann sollen Radfahrer aber auch endlich mal Steuern zahlen." 

Das finden dann viele, die meinen, mit ihren Steuern fürs Auto würden sie den Straßenbau finanzieren, ganz toll und die Likes steigen. Aber wer das sagt, begeht mehrere Denkfehler. Blog2help hat sich damit sehr genau auseinandergesetzt, was man im Original hier nachlesen kann. Ich fasse es zusammen. 

Die Radinfrastruktur kostet zu wenig, als dass man dafür eine Steuer erheben könnte. Zwischen 2.50 Euro und 20 Euro geben Städte pro Einwohner:in und Jahr für den Radverkehr aus. In Stuttgart sind es 12 Millionen oder 20 Euro pro Einwohner:in. Da in der Regel fast 80 Prozent der Menschen Räder besitzen, müssten fast alle Fahrradsteuern zahlen. Aber eben nicht mehr als 2,30 bis 20 Euro pro Jahr. Der Organisationsaufwand für dein Einzug solcher Steuern (bei nicht Fahrradbesitzenden dürfte man sie ja nicht kassieren) würde die Einnahmen um ein Vielfaches übersteigen. 

Steuern sind nicht zweckgebunden. Auch die Autofahrenden zahlen mit ihren Fahrzeugsteuern und Steuern auf Benzin nicht die Infrastruktur für Autos. Straßenbau wird aus dem allgemeinen Steuertopf bezahlt und ist um ein Vielfaches teurer als das, was über Fahrzeugsteuern eingenommen wird. Auch die Menschen, die weder Führerschein noch Auto besitzen, bezahlen also die Infrastruktur für Autofahrende. Und sie zahlen auch noch drauf für die Umweltschutz-, Luftschutz- und Lärmschutzmaßnahmen und gesundheitlichen Schäden, die mit dem Autoverkehr verbunden sind. 

Der motorisierter Verkehr zahlt nichts für die indirekten Schäden durch Autoverkehr. Man nimmt an, dass für jede Tonne CO2 Klima- und Umweltschäden und Einbußen an Wohlstand (Krankenkassenkosten, Hochwasserschutz, Überhitzungsvorbeugung etc.) in Höhe von knapp 700 Euro entstehen. Radfahrende sind dagegen gesünder und verursachen kaum Umweltschäden. Sie produzieren damit einen volkswirtschaftlichen Gewinn von je nach Studie zwischen 16 und 30 Cent pro Kilometer. 

Kurzum, sich über die Kosten für Radinfrastruktur aufzuregen, ist schade um die Zeit und Energie. Je mehr Menschen Rad fahren, desto mehr Geld spart außerdem die Gesamtgesellschaft ein und desto größer ist der Gewinn für alle an Ruhe, besserer Luft, Platz zum draußen Sein und sich mit anderen Menschen Treffen, desto lebendiger und gesünder wird eine Stadt. Der allgemeingesellschaftliche finanzielle Gewinn durch den Radverkehr übersteigt die Kosten für Radwege. 

26 Kommentare:

  1. Nur hat halt diese Frage nix mit Logik zu tun. Es gehört mit zum Komplex der Outgroup-Diskrimininierung.

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    1. Sehe ich auch so. Dennoch ist es nicht schlecht, ein paar gute Argumente parat zu haben. Mich hat am meisten das überzeugt, dass man die läppischen 10 bis 20 Euro pro Jahr, die Radfahrende für ihre eigene Infrastruktur zahlen müssten, ohne gigantischen Verwaltungsaufwand gar nicht einziehen könnte.

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  2. Wie steht es um den Nutzen des Autofahrens, z. B. zur Arbeit - der sollte ausgesprochen hoch sein. Für eine ausgewogene Darstellung sollte man diesen Wert eventuellen indirekten Kosten gegenüber stellen.

    Grüße
    Mercedes Testa Rossa

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    1. Na, wenn ich dieselbe Strecke mit dem Rad zur Arbeit fahren kann, ist der Nutzen viel höher. Radfahrende sind ja auch viel gesünder als Autofahrende, sie fehlen seltener auf der Arbeit. Der autofahrende Arbeitnehmer (und die Arbeitnehmerin) bleiben auch weniger beweglich, sowohl geistig wie körperlich, als Radfahrende. Unserer Arbeitswelt nützt Radfahrende mehr als Autofahrende.

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    2. Genau diese Attitüde ist es, die den Grünen gerade entgegenschlägt. Die Menschen wollen sich nicht bevormunden lassen.
      Grüße
      Mercedes Testa Rossa

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    3. wobei der Argumentation erst einmal nichts entgegenzusetzen ist.
      Mercedes

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    4. Lieber Mercedes Testa Rossa,
      schön, dass du wieder da bist.
      Was meinst du denn mit Attitüde und Bevormundung? Christine hat doch nur Fakten auf den Tisch gebracht.
      Thomas

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    5. Auch ohne ein Querdenker zu sein, wollen viele Menschen nicht, dass andere sich in ihr Leben einmischen. Wen nun ein Radfahrer erklärt, dass er gesünder ist und auch noch Geld spart, dann kommt das arrogant rüber, ob man will oder nicht.

      Und auch wenn das Auto die meiste Zeit steht, steht es doch dem Nachbarn im Wege - je größer desto mehr. Auch dafür geben viele Leute gerne Geld aus und wollen sich dafür kein schlechtes Gewissen einreden lassen.

      Grüße
      Mercedes Testa Rossa

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    6. Lieber Mercedes Testa Rossa,
      du hast gerade sehr schlüssig beschrieben, dass viele Leute gerne Geld dafür ausgeben, um sich per großem Kfz in das Leben anderer Menschen einzumischen.
      Chapeau!

      Thomas

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    7. Ich mische mich weder in dein Leben ein noch in das anderer. Nur weil jemand sagt, Gemüse ist gesünder als Fast Food, mischt er oder sie sich nicht in das Leben anderer ein. Und wenn ich sage, Radfahren ist gesünder für einen selber und dazu auch noch für andere, mische ich mich nicht in das Leben anderer ein. Die Entscheidung trifft ja jede und jeder für sich allein.

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    8. Hallo Mercedes, ich kann Christines Aussage bestätigen: Sie mischt sich nicht in mein Leben ein… genausowenig die Grünen, CDU, FDP, SPD… Gruss Frank

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  3. Ich wundere mich immer über die Inkonsistenz der Befürworter:innen der Fahrradsteuer.
    Angesichts der enormen Kosten, die in Bau und Unterhalt der 'Gehwege' aufgewendet werden, sollte doch wohl mindestens auch eine entsprechende Schuhsteuer erhoben werden müssen.
    Kann ja nicht sein, dass die Allgemeinheit dafür aufkommen muss, wenn sich Menschen für den altmodischen und für die moderne Welt viel zu langsamen Fußverkehr entscheiden. Das blockiert zudem, mal vernünftig zusammenaddiert, auch erhebliche Flächenanteile, die deutlich besser für die Bereitstellung kostenloser Parkmöglichkeiten von Menschen, die Kfz-Steuer bezahlen genutzt werden könnten.
    Zahlen müssten zwar, vordergründig betrachtet, auch die Kfz-Steuerzahler, da sie ja irgendwie zu ihren Fahrzeugen gelangen müssen, aber das liesse sich bestimmt mittels 'Verbot von Doppelbesteuerung' regulieren ...
    Alfons Krückmann

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  4. Gesundheitswesen entstehen nicht nur durch Herz/Kreislauf Erkrankungen.
    Bei Radfahrern werden vermutlich die Kosten zur Behandlung des schwarzen Hautkrebs steigen. Denn im Sommer und bei 30° sind da viele in kurzen Hosen und kurzärmligen Shirts unterwegs.
    Wir wissen auf lange Sicht auch noch nicht, wie sich langjähriges Fahrrad fahren auf die Wirbelsäule auswirkt (Haltungsschäden, Stöße abfedern). Brauchen wir in Zukunft mehr Knieprothesen?
    So eine Aussage wie: Radfahrer sind gesünder, ist eine Verallgemeinerung.

    Und bei dem in diesem Blog immer wieder geforderten Bau von Radschnellstrecken, am liebsten glatt geleert und mitwandernder Beleuchtung, verbaut man auch Fläche.

    Zum Autobesitz sage ich nur eines: wer in Japan ein Auto besitzen möchte muss VORHER einen Stellplatz haben. Dies wäre der richtige Weg.

    Grüßle Maria (Fußgänger und Gelegenheitsfahrradfahrer)

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    1. Liebe Maria, ich vermute, du bist Fußgängerin und Radfahrerin. Ich fordere in meinem Blog ja nicht immer wieder den Bau von Radschnellwegen, eigentlich eher selten. Und für die bessere Gesundheit von Radfahrenden gibt es ja unabhängige Untersuchungen. Radfahrende leiden halt weniger an Zivilisationskrankheiten, die durch Bewegungsmangel entstehen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, an denen bei uns auch die meisten sterben). Und den schwarzen Hautkrebs holen sich die Autofahrenden dann halt bei ihren Sommerurlauben im Süden. Man weiß auch, wie sich längeres Radfahren auf die Wirbelsäule auswirkt, nämlich stärkend. Es stärkt vor allem die kleinen Muskeln, die die Wirbelsäule stabil halten. Was allerdings bei Vielradler:innen und Sportralderinnen immer mal wieder vorkommt, ist ein ISG-Syndrom (https://gelenk-klinik.de/wirbelsaeule/isg-syndrom-schmerzen-im-iliosakralgelenk.html). Radfahrende vertragen übrigens auch die Luftverschmutzung besser, weil sie ein bessere Immunsystem haben. Wer mit Mitte 50 anfängt, regelmäßig und reichlich Rad zu fahren, hat immer noch die Chance, sein oder ihr Leben um etliche Jahre (gemessen am Durchschnitt) gegenüber Menschen zu verlängern, die sich wenig bewegen und ihre Alltagswege im Auto oder in Bussen und Bahnen zurücklegen.

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    2. Traue keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast!
      Jede Studie kostet Geld. Und wer zahlt ist Chef. In der Radblase genau wie in der Autoblase.
      Sehe ich das richtig, dass Radler im Urlaub bei zugezogenen Vorhängen zuhause bleiben? Und kleine, stärkende Muskeln nützen mir wenig wenn in meiner HWS die Gelenke geschädigt sind oder vieleicht die Bandscheiben vom gegenhalten der Stöße. Aber es gibt keine belastbare Langzeitbeobachtungen und wird so schnell auch keine geben.

      Übrigens gehen die Herz/Kreislauferkrankungen seid 35 Jahren zurück wenn man dies in den verschiedenen Alterskohorten betrachtet.
      Die Menschen in Europa werden immer gesünder älter. Und das ist der hauptsächlich Verdienst eines wenig belasteten Lebensstils (keiner muss noch den Kartoffelacker von Hand umgraben), guter Ernährung und einer sich stetig Verbesserungen Medizin

      Gruß Maria

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    3. Warum ist es dir eigentlich so wichtig, Maria, infrage zu stellen, dass es gesünder ist (und übrigens auch glücklicher macht), wenn man sich jeden Tag aktiv auf dem Rad zur Arbeit und zum Einkaufen bewegt, als wenn man es nicht tut? Das ist eine ernsthafte Frage an dich.

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  5. Mal wieder Mercedes und Maria mit ihrem haltlosen Geschwätz... denn es gibt eben keine stichhaltigen Argumente pro Auto.

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    1. Andere Meinungen als Geschwätz abzutun, finde ich schon etwas hochnäsig. Für mich persönlich fallen mir schon Argumente ein, die für das Auto sprechen, z. B. Komfort oder höhere Geschwindigkeit.

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    2. In der Stadt ist man mit dem Fahrrad bis 10 km Entfernung immer schneller als mit dem Auto. Und über die Hälfte aller Fahrten in Städten (aber auch Dörfern) sind kürzer als 5 km. Das spräche fürs Fahrrad. Für lange Strecken dann das Auto.

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    3. Das sehe ich anders. Es mag innerstädtische Verbindungen geben, wo man auf dem Fahrrad schneller ans Ziel kommt, aber mit Sicherheit nicht alle. Für meine persönlichen Wege habe ich das im Selbstversuch verglichen. In der Mehrzahl der Routen, die ich regelmäßig fahre, war ich mit dem Auto schneller am Ziel. Wir setzen mal voraus, dass sich sowohl per Auto als auch per Fahrrad an die Verkehrsregeln gehalten wird.
      Die Aussage zu den fehlenden Argumenten pro Auto war übrigens pauschal und bezog sich nicht nur auf den innerstädtischen Verkehr.

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    4. don't feed the troll

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    5. Entschuldigung, ich hatte vergessen, dass dies das Forum ist, in dem man nur einer Meinung folgen darf.

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  6. Torsten K. aus DA28. Februar 2024 um 23:35

    Ich verstehe die Diskussion nicht. Mit der Steuererklärung gebe ich die Anlage F ab. Ab 5.000 km Radfahren pro Jahr werden alle Steuern erstattet.
    Kann man mit Strava nachweisen.

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    1. Korrekt.

      https://koeln.adfc.de/artikel/anlage-f-zur-einkommenssteuererklaerung

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  7. Danke Christine für übersichtliche Zusammenstellung dieser Argumente.
    Zum Thema was lustiges zur Unterhaltung aus dem "Ausredenbingo", warum Verkehrswende nicht geht: https://radkolumne.de/a10-fahrradsteuer/

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  8. Zusätzlich zu den genannten Argumenten denke ich, dass Radfahrende das gesparte Geld ja auch ausgeben, z.B. für Hobbies, gutes Essen etc. und damit sowohl Mehrwertsteuer zahlen als auch die Wirtschaft unterstützen (die dadurch auch mehr Steuern abgibt).

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