Für Autofahrende ist die Verkehrswelt in dem Punkt einfach, als sie immer für sie asphaltierte und mit Seitenbegrenzung versehene Fahrbahnen vor sich sehen. Sie wissen immer, welche Flächen für sie dem Fahren dienen.
Das gilt für Radfahrende nicht. Einfach wäre die Welt auch für sie, wenn sie wüssten, dass sie immer auf der Fahrbahn radeln und, wenn sich dort Radfahrstreifen vorfinden, diese hinter Kreuzungen und Einmündungen auch weitergehen. Wenn also die Radinfrastruktur immer gleich und durchgängig wäre so wie die Autoinfrastruktur. Aber so ist es nicht. Radwege sind kurz, sie hören plötzlich auf und werfen uns in den Autoverkehr, schicken uns zu Fußgängerampeln oder locken uns auf freigegebene Gehwege. Mal beginnt fünfzig Meter hinter der Kreuzung wieder ein Radfahrstreifen, und manchmal ist nicht erkennbar, wo es für uns weitergeht, allemal dann nicht, wenn wir rollen und nicht anhalten können, um zu gucken.
Die Radinfrastruktur ist auch in Stuttgart alles andere als intuitiv erkennbar und erfassbar. Ein Beispiel:
Es gilt für viele ähnliche Stellen: Weil nicht intuitiv (also schnell und ohne vertiefte Regelkenntnis) erkennbar ist, wie es es weitergeht, bog (leider habe ich sie nicht aufs Foto bekommen), an dieser Stelle in Degerloch eine Gruppe Jugendlicher, angeführt von einem Erwachsenen (von links aus dem Silberpappelweg von den Sportplätzen her kommend) über den deutlich sichtbaren Radfurtstreifen auf den linksseitigen Gehweg ein, um die Reutlinger Straße runter zu radeln. Sie taten es zielsicher und augenscheinlich ohne sich dessen bewusst zu sein, dass sie den Gehweg linksseitig nicht befahren dürfen. Er ist nicht per Verkehrszeichen freigegeben. Der Gehweg ist nur für die freigegeben, die ihn in Fahrtrichtung rechts hoch radeln, so wie das der Radler auf dem Foto ganz oben tut. Die Jugendlich radeln runter, wo sie vermutlich auf raufgeradelt sind, ohne die Reutlinger Straße zu überqueren.Das aber sieht dann halt nach Radinfrastruktur aus, nach dem, was wir gemeinhin Radweg nennen. Das sieht man vor sich, wenn man aus der Seitenstraße drauf zu radelt, und dann biegt man halt auch nach links auf den Radsteifen und folgerichtig auf den Gehweg ein. Um sich von solchen optischen Verführungen zu lösen, muss man schon ziemlich erwachsen und ziemlich routiniert sein und sich ziemlich gut mit den speziellen Regeln für den Radverkehr auskennen.
Intuitiv, eindeutig, sofort verständlich, einheitlich geht jedenfalls anders. Und das ist auch der Grund, warum nicht wenige Radfahrende irgendwo lang geistern, wo sie nicht fahren sollen oder dürfen. Sie haben den Absprung auf die Fahrbahn oder den Schwenk auf einen Radweg nicht gecheckt.
Autofahrende können das übrigens überhaupt nicht verstehen, denn ihnen geht es nicht so. Sie haben über in Stuttgart 1400 Kilometer für sie gebahnte Fahrbahnen, während Radelnde nur 10 km Radweg haben. Die restlichen 300 km sind einander auf kurzen Distanzen abwechselnde Radstreifen, Schutzstreifen, Tempo-30-Fahrbahnen, freigegebene Gehwege und gemischte Geh- und Radwege, auf denen jeweils unterschiedliche Verkehrs- und Geschwindigkeitsregeln gelten.
Macht das erst mal nach, liebe Autofahrende! Ihr wärt verloren! Und das seid ihr auch, wenn ihr euch mal aufs Fahrrad setzt und kreuz und quer durch Stuttgart radelt.
Dazu kommt noch dass es viele super gefährliche Stellen gibt für Fahrradfahrende, zum Teil extra so konstruiert für Fahrradfahrende, unabsichtlich durch Unvermögen der Verkehrsplanenden. Man kann also schon fast von "Fahrrad-Fallen" sprechen; so was kennen die Autofahrenden nicht.
AntwortenLöschenBeispiele sind die unsäglichen "Fahrrad-Weichen" und die "Schutz-Streifen" zwischen Autofahrbahn und Autoparkflächen, z.B. auf der Neckarstrasse z.B. Heilmannstrasse und Hauffstrasse, sowie die Fahrrad-Weiche davor. Das fiese ist ja das solche Stellen of Strecken verbinden die ganz gut zu fahren sind für Fahrradfahrende.
Andreas S
natürlich hilft eine eindeutige Infrastruktur, aber ich stelle häufig fest, dass sehr vielen
AntwortenLöschenRadfahrern gar nicht klar ist, dass sie VERKEHRSTEILNEHMER mit Regeln sind. Deshalb verhalten sie sich wie Fussgänger. Und selbst diese müssen im dichten Verkehr sich zunehmend wie Verkehrsteilnehmer verhalten.
Gruss Tho
Dein Kommentar bezeugt mangelnde Kenntnis der StVO. Fußgänger SIND Verkehrsteilnehmer.
LöschenDie meisten Leute fahren nicht nur Rad, die haben auch einen Führerschein. Es liegt nicht am Verkehrsmittel sondern an der Infrastruktur!
LöschenAutofahrer fahren in der Mitte der Straße, die Regeln sind glasklar, die Ampeln deutlich und Benutzerfreundlich. Fußgänger dürfen die Ränder benutzen, also das, was der Autoverkehr übrig lässt, aber immerhin sind auch da die Ampeln eindeutig. Und der Radverkehr? Der bekommt das, was grad vom LKW gefallen ist. Mal Links mit den Fußgängern, mal rechts, mal auf der Fahrbahn, mal auf Sonderstreifen, mal in der Gosse; die Ampel mal bei den Fußgängern, mal bei den Autofahrern, mal gesondert, mal oben, mal unten, mal groß, mal winzig klein, an jeder Kreuzung ändern sich die Regeln. Die Stadtchefs fürchten sich vor dem Radverkehr, denn er ist frei und ungezwungen, daher braucht es so viele Steine, die man in den Weg legen muss.
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