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28. April 2017

Radfahren in Halle an der Saale

Wenn ich mal woanders bin, gucke ich gern, wie dort der Radverkehr funktioniert.

In Halle bin ich über Jahrzehnte hinweg immer wieder gewesen, weil meine Verwandten zu DDR-Zeiten dort wohnten und Eltern- und Großelternhäuser noch dort stehen. Kürzlich war ich wieder dort.

Anders als Leipzig sind in Halle die Straßen überall außer in der Innenstadt noch sehr DDR-Stil. Das bedeutet: Kopfsteinpflaster, teils sehr bucklig, auf den Fahrbahnen und Betonplatten auf den Gehwegen. Eigentlich kann man nirgendwo gut radeln. Alle sind sehr langsam unterwegs. Viele ziehen die Betonplatten auf den Gehwegen dem abgründigen Kopfsteinpflaster auf den Fahrbahnen vor. Autofahrer, Fußgänger und Radler bewegen sich jedoch ziemlich gelassen durcheinander.


Obwohl ich in der eiskalten Woche nach Ostern dort war, waren wirklich viele auf Fahrrädern unterwegs. Es gibt viele Baustellen und viel Stau in der Stadt. Radfahren ist offensichtlich eine Alternative, die die Hallenser zunehmend für sich entdecken. Obgleich die Straßen teils grauslig sind.

Man kann in Halle nicht Auto fahren, ohne auf jeder Straße ein bis zwei Radfahrende vor sich zu haben.

Überall sind die Ampelanlagen für Fahrradfahrende nachgerüstet worden (seit diesem Jahr dürfen Radler ja keine Fußgängerampeln mehr beachten). Autofahrer rechnen überall mit Radlern.

In der DDR gab es kaum Radwege. Aber Halle hat offensichtlich bald nach der Wende angefangen, Radwege zu bauen, die heute, wie die in Leipzig, deshalb ziemlich runtergewirtschaftet aussehen. Man sieht Hochbordradwege, die an Kreuzungen auf die Fahrbahn schwenken und dahinter wieder zurück auf den Gehweg. Sie sind asphaltiert, für Radler also vergleichsweise bequem. Nicht überall sind sie verpflichtend.

Eine Herausforderung stellen viellerorts die Straßenbahnschienen dar. Die Straßenbahn fährt auf schmalen Straßen, Radler zwischen den Schienen. Autos dahinter.

In der Großen Ulrichstraße (Teil der großen Fußgängerzone) dürfen nur Straßenbahnen und Fahrräder fahren. Man sieht an dieser Straße aber auch sehr schön, dass Fußgänger keinen Verkehr großer Fahrzeuge mögen. Dort schlendern sie nicht. Wo die Straße von der Straßenbahn beherrscht wird und die Gehwege schmal sind, ist auch kaum jemand unterwegs (andernorts in der Fußgängerzone aber schon).

Schön für Radfahrer. Wobei man an diesem Lastenfahrrad auch sieht, wie ungünstig Straßenbahnschienen für breitere Fahrräder sind. Der Lastenradler fährt in der Mitte der Straße.

Auch hier radeln manche über den Domplatz, obgleich es verboten ist. Die meisten aber halten sich an die Regeln. Sie schieben übrigens die Räder auch über Zebrastreifen.


Aber dass es auch in Halle nicht konflikt- und unfallfrei abgeht, zeigt dieses Schild. Es weist auf diese Radfahrer hin, die hier aus der Großen Ulrichtstraße heraus kommen und geradeaus weitergeführt werden.

Man sieht überall in der Innenstadt den Willen der Stadtverwaltung (und Politik), Radfahrenden eine Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, die praktikabel und durchgängig ist. Nicht überall ist es gut gelöst, aber die Radwege/spuren gehen durch, wo wie angelegt sind: überall in der Innenstadt.

Und diesen Radler habe ich auch gesehen. Er sitzt auf einem umgebauten Hochrad. Bei der Critical Mass in Stuttgart können wir auch manchmal so ein Fahrrad sehen. Der hier legte damit einen Alltagsweg zurück. Allerdings nicht auf Kopfsteinpflaster.

6 Kommentare:

  1. Zitat: "In der DDR gab es keine Radwege. Aber Halle hat offensichtlich bald nach der Wende angefangen, Radwege zu bauen, die heute, wie die in Leipzig, deshalb ziemlich runtergewirtschaftet aussehen."

    Hallo Christine, ich finde diese pauschale Aussage, die so garnicht zu deinem sonst sehr guten, objektiv-abwägenden Stil passt, sehr gewagt. Die StVO der DDR kannte sehr wohl "Radwege" (Bild 249 seit 1979, davor Bild 42 seit der Einführung 1971) und viele zu DDR-Zeiten neugebaute oder sanierte Strassen, insbesondere in den Plattenbaugebieten, wurden oft mit Hochbordradwegen ausgestattet. Diese sind heute teilweise "ziemlich runtergewirtschaftet"; ggf. bist du auf so einem 30 - 50 Jahren Radweg gefahren? Bzgl. strassenbegeleitenden Radwegen, mit entsprechenden Markierungen auf der Fahrbahn: hier kann ich mich wirklich nicht erinnern, dass es die gegeben hätte.

    Viele Grüsse
    Michael Porzig

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    1. Lieber Michael, Sorry. Stimmt natürlich, Radwege gab es in der DDR auch. Ich vergaß vermutlich zu erwähnen, dass ich Halle seit den 70er Jahren kenne. Die Radwege und Radstreifen, die man heute sieht, gab es zu DDR-Zeiten nicht. Es gab auch nur wenige Radler im Vergleich zu heute. Die im Vergleich zu Stuttgart sehr durchgängigen Radinfrastruktur von Halle ist, wie mir scheint, tatsächlich ungefähr 25 Jahre alt. Stimmt aber auch: Auf manchen sehr breiten Gehwegen gibt es asphaltierte Strecken, die wohl auch früher schon für Radfahrende gedacht waren.

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    2. Ist ja nett, sich erst kürzlich darüber mokieren [Christine's Artikel vom 16.04.17: "So, so, die Hofener Straße gehört sommers den Radlern?"], dass die Stuttgart Zeitung am 14.04.17 zu allgemein schreib und es somit zu Aussage kam, dass "die Hofener Straße sommers für den Autoverkehr durchgehend gesperrt ist".
      Nun aber selber - wie schon von Michael angemerkt - den gleichen Fehler selber machen und verallgemeinert behaupten: "In der DDR gab es keine Radwege."

      Ansonsten aber ein aufschlussreicher Artikel, danke für die vielen Fotos. Die sind doch aber überwiegend aus dem Auto heraus aufgenommen?
      Gab es keine Möglichkeit, selber die Radwege zu testen? Vielleicht sind ja manche der beschriebenen Wege gar nicht so schlimm?

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    3. Leider bin ich in anderen Städten meist nicht mit dem Fahrrad unterwegs. Deshalb entstehen die Fotos aus dem Auto oder, wenn ich zu Fuß unterwegs bin, so wie hier. Ich gucke immer, wie es in anderen Städten für Radfahrende aussieht und war erstaunt, wie sehr der Radverkehr in Halle in den letzten zehn Jahren zugenommen hat. Dass es in der DDR keine Radwege gegeben habe, war extrem missverständlich bis falsch formuliert. Habe ich inzwischen auch korrigiert. Vielleicht mag man mir das bei aller Liebe zur Schadenfreude verzeihen. Ich mach das alles hier ja alleine. Übrigens fand ich nicht die Radwege schlimm, sondern ich bewundere die Hallenser Radler dafür, wie gleichmütig sie die Unmenge Kopfsteinpflaster bewältigen.

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  2. Ein schönes Beispiel wie es noch heute anzutreffen ist! :-)

    http://www.pub.thomas-wedekind.de/ddr-radweg1.jpg

    Michael Porzig

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  3. Wenn der Autoverkehr gelassen läuft, kann man auch getrost auf Radwege verzichten. In Stuttgart gibt es aber nur stehen oder rasen...

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