Seiten

26. April 2017

Lebensgefährlicher Wilhelmsplatz, Cannstatt

Der Wilhelmsplatz in Cannstatt ist für Radfahrende ein Graus und zudem gefährlich. 

Auf der Radspur hat ein Rechtsabbieger kürzlich einen Radfahrer umgefahren und schwer verletzt. Und auf der Radampel ist nicht erkennbar, welche Farbe sie zeigt.

Autos biegen hier zügig in die Seelbergstraße ab. Am 14. April hat einer dabei einen 34-jährigen Radfahrer umgefahren. Oder wie die Cannstatter Zeitung es am 15.4. meldet: "Ein 26-jähriger Autofahrer (...) wollte nach rechts in die Seelbergstaße abbiegen. Dabei übersah er nach Polizeiangaben den neben ihm fahrenden Radfahrer."
Der 34-Jährige stürzte über die Motorhaube und zog sich schwere Verletzungen zu. Diese Abbiegespur muss verändert werden, denn sicher ist anders. Der Radweg wird durch diese Verkehrsinsel, auf der die links abbiegenden Radler stehen, von der Autofahrbahn getrennt. Die Sichtbeziehung zwischen Autofahrer und Radfahrer ist gestört. Das gehört zu den Grundsünden der Verkehrspolitik. Unfälle sind die Folge. Und die Opfer sind Radfahrende.

Auch die Ampel ist an dieser Stelle am Wilhelmsplatz in Cannstatt gefährlich. Weil man nämlich hier habbiegt und bereits hinüber blickt, wo die zweite Radampel an den Standtbahnschienen auf Grün steht.  Die hier steht dann aber noch auf Rot, weil die Autos geradeaus fahren. Man darf jetzt nicht den Fußgängermodus in sich aktiviert haben, der da heißt: Ampeln stehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, sondern man muss im Automodus unterwegs sein, der sagt: Ampeln stehen auf meiner Straßenseite.

Am 22. April gegen 17 Uhr war auf der Ampel gar nichts zu erkennen. Die Sonne fiel drauf, ich konnte beim besten Willen nicht abschätzen, welche Streuscheibe jetzt gerade leuchtet. Gar nicht. Was das Ganze noch erschwert: Ein Scherzbold hat sämtliche Streuscheiben zugeklebt.

Ich bin dann gefahren, als er mir möglich erschien. Und möglich war es, weil der Verkehr stand.

17 Kommentare:

  1. Wenn ich als Autofahrer beim Rechtsabbiegen über einen dicken
    roten Streifen fahren muss, sollten eigentlich alle Antennen
    bei mir auf Empfang schalten. Langsam, kucken, kommt ein Radfahrer.
    Leider hilft auch die viele Farbe nichts. Die Autofahrer achten
    einfach nicht darauf!!! Warum? Ich kann es mir nicht erklären.

    Vor einigen Tagen hatte ich genau eine solche Situation. Nur das
    ich hier ausnahmsweise der Autofahrer war. Rechts abbiegen über
    eine rot markierte Radfurt. Der Radler war gut versteckt hinter
    den parkenden Autos, hab ihn trotzdem bemerkt. Vielleicht auch
    weil ich die Stelle als Radfahrer kenne! Dann war er plötzlich
    verschwunden. Blinker gesetzt und nach dem Radfahrer Ausschau
    gehalten, mit lautem Piepsen hat mein Totwinkelassistent den
    Radler erkannt und mich gewarnt.

    Hätte ich völlig blind den Abbiegevorgang begonnen, hätte
    mich hier wenigstens das Gepiepe des Assistenten gewarnt.
    Ich fahre einen Mittelklassewagen, warum ist diese Technik
    nicht längst in jedem Lkw vorgeschrieben?

    Über das faszinierende Phänomen, wie konsequent die meisten
    Autofahrer rote Radwegfurten ignorieren, könnte ich mich
    an zig Beispielen auslassen, das aber ein anderes Mal!
    Grüße Sandy

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja Sandy, sehe ich genau so. Ich glaube man muss langsam nicht nur visuelle Marker, sondern auch Physische - wie etwa Bumper - setzen.

      Die von Christine im Artikel beschriebene Situation ist ja im Grunde auch nur die halbe Miete, da hier auch noch zusätzlich Radler im Gegenverkehr aus der Seelbergstraße über die Einfahrt geführt werden. Zu Glück hat es hier soweit ich weiß noch keinen möglichen Frontalzusammenstoß (Radler vs. Radler|Auto) gegeben.

      Ich hatte ja schon im kurz nach dem Umbau der Seelbergstraße und neuen Roten Markierungen darüber berichtet [Seelbergstraße, Bad Cannstatt - gefährlich (Blog-Beitrag, 20.12.2014)].
      Wahrscheinlich wird erst jetzt diese Maßnahme überdacht, da es nun zu einem Unfall gekommen ist - Vielleicht müssen aber auch noch ein paar mehr Unglücke passieren, damit die Statistik aussagekräftig wird und ein erneuer Umbau gerechtfertigt ist.

      Löschen
  2. Danke, dass du auf das Debakel am Cannstatter Wilhelmsplatz hinweist. Seitdem die Verkehrsplaner dort diverse unübersichtliche und schwer verständliche Radverkehrsirreführungsanlagen installiert haben, meide ich diesen Ort. Viel zu stressig und viel zu gefährlich, jedenfalls für mich. Stattdessen umfahre ich diesen und andere Teile der „Hauptradroute“ großräumig.

    Unabhängig von der schwierigen Situation am Wilhelmsplatz liegt das grundsätzliche Problem aus meiner Sicht darin, dass keine verbindende städtebauliche Sequenz zwischen Stuttgart und Cannstatt besteht und offenbar auch nicht als Mangel empfunden wird. Möglicherweise werden begleitende und nachfolgende Maßnahmen in Zusammenhang mit dem PKW-Rosensteintunnel und der neuen S21-Eisenbahnbrücke die Situation etwas verbessern, zumindest für den Radverkehr. Fragezeichen.

    AntwortenLöschen
  3. Der derzeitige Anführer der Stuttgarter Verwaltung bezeichnete den Cannstatter Wilhelmsplatz in seinem Bewerbungsverfahren treffend als "Todeszone".
    Ich bin mir sicher, es finden sich Menschen, die in die seither dort erfolgten - anders gesagt: nicht statt gefundenen - Entwicklungen Positives hinein interpretieren können.

    Ich gehöre nicht dazu.

    AntwortenLöschen
  4. @Sandy: Deine Forderung nach technischen Lösungen unterschreibe ich sofort. Aber es nutzen die besten technischen Lösungen, wenn geltende Vorschriften zum Bau von Radwegen schlichtweg ignoriert werden. An diesen Vorschriften orientieren sich nämlich die Entwickler.

    Die eigentlichen Verursacher solcher Unfälle sitzen nämlich häufig in den Verwaltungen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ...eine Verwaltung die im letzten ADFC Blättle in einem Gastbeitrag von Petzold über den Klee als kompetent gelobt wurde. Vielleicht braucht Stuttgarts Verwaltung wirklich "frisches Blut" von außen um sichere Wege für Radfahrer zu planen. Wobei man im konkreten Fall schon von einer schlimmen Ignoranz des Autofahrers ausgehen muss. So ein roter Streifen ist nun wirklich nicht zu übersehen und das bisschen Ampelmast auch nicht wirklich sichtbehindernd. Gefährlicher finde ich da die eigentlich gutgemeinte Führung über die Busspur. Wenn nur die SSB Busfahrer nicht so oft rücksichtslos rausziehen würden und Radfahrer abdrängen würden.

      Löschen
  5. @Matthias:
    Natürlich sind technische Hilfsmittel nicht das Maß aller Dinge,
    allerhöchstens noch das Sahnehäubchen. Wenn Infrastruktur scheiße
    ist, hilft auch ein Piepser nicht, ganz klar! Da sind wir einer Meinung.

    @Olaf:
    Sie übersehen Dich IMMER! Egal ob Licht an, Warnweste, leuchtend wie ein Weihnachtsbaum. Auch die roten Streifen werden nicht gesehen! Wenn ich nur wüsste warum? Und das Verhalten mancher SSB-Busfahrer ist schon echt kriminell. Diese Busspur ist nur was für die ganz Harten, ich fahre dort nicht mehr.

    In den letzten Jahren ist in Stuttgart doch eine Menge passiert,
    aber leider meist an den Bedürfnissen der Radler vorbei. Mir persönlich ist ein aufgemalter Streifen auf der Straße einfach zu wenig! Wenn das Radfahrerleben ein Wunschkonzert wäre, dann hätte ich gerne meine eigene Spur, frei von Fußfängern und Kfz. Breit genug um langsame zu überholen und Bevorzugung an den Kreuzungen...

    Gruß Sandy

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Na ja, passiert ist in Stuttgart schon einiges, wenn man aber genauer hinschaut, wurde wenig an neuer Infrastruktur geschaffen: es wurde vielfach nur Bestehende umgemünzt und als Radweg ausgewiesen, Routen durchgängig beschildert oder hier und da ein paar Linien verschoben/hinzugefügt.

      Mir fällt im Grunde als Innovation nur die HHR-11 (linksseitiger Neckar) zwischen Bad Cannstatt und Münster ein, dort hat man die Teilstücke mit Gegenverkehr immerhin baulich getrennt und diese auch wirklich neu angelegt - das ist leider nun aber auch schon ein paar Jahre her.

      Löschen
  6. Laut StVO ist das Radeln in entgegengesetzte Richtung verboten weil es sehr gefährlich ist; Ausnahme: Es ist durch die Beschilderung vorgeschrieben. Das sagt doch schon alles über die klugen Köpfe der Verordnungen.

    AntwortenLöschen
  7. Man ist ja sowieso ratlos, warum Autofahrende so wenig sehen im Stress aus dem Stau heraus in Seitenstraßen abzubiegen, oder warum Fußgänger Stadtbahnen nicht sehen. Insgesamt scheint der Auto- und Fußgängerverkehr extrem überfordert zu sein oder unkonzentriert oder was auch immer. Ich weiß nicht, was man dagegen machen kann. Vermutlich sind wir Radler noch am wenigsten überfordert, weil wir insgesamt viel aufmerksamer fahren, weil es ja an jeder Ecke im Grunde kompliziert ist für uns. Da sind solche Radstreifen dann auch wieder eine Verführung, sich zu entspannen und sicher zu fühlen ... vielleicht ... Es macht mich manchmal echt ratlos, weil man ja mit Maßnahmen kaum etwas machen kann gegen die Mentalität mancher Verkehrsteilnehmer.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja die heutigen Verkehrsteilnehmer sind immer mehr von ihrer Umwelt abgeschottet, sei es nun direkt durch einen immer besser schallisolierten Innenraum, das gut aufgedrehte Radio oder die Kopfhörer der per pedes Fraktion.

      Daher findet man ja auch schon seit längerem bauliche Hindernisse wie Abtrennungen bzw. Z-Übergänge oder aber auch andere Methoden wie auf Autobahnen die Markierungen mit Geräuschen, um beim Überfahren die Aufmerksamkeit des Fahrers zu bekommen.
      Ähnlich geht man bei wohl kritischeren Bereichen wie der Spielstraße vor, hier finden sich auch häufig abgesenkte Bordsteine, die zumindest die tiefer gelegten Vehikel zur Vorsicht animieren, jedoch die Halter von SUV's ehr darin bestätigen, dass ihr Vehikel doch einen Sinn in der Stadt hat.
      [Bezogen auf die Seelbergstraße hat man das ja bei der mittigen Anbindung der Frösnerstraße zum Bf Bad Cannstatt so gemacht]

      Daher denke ich soll man in Stuttgart langsam, versuchen die bestehenden Pinselradwege, besser physisch hervorzuheben - ohne jedoch den Radler zu verdecken.
      In etwa so wie beim Radstreifen der Radschleuse Tübinger-/Cottastraße, nicht aber übers Ziel hinaus wie bei der Schleuse Tübinger-/Feinstraße!

      Löschen
    2. Lieber Sebastian, die Radschleuse Tübinger/Feinstraße mit den roten Verlängerungen funktioniert aber exzellent. Die Autos halten an den Stoppzeichen und geben Radlern Vorfahrt. Und die rote Einleitung in die Schleuse aus Richtung Gerber hindert bisher noch sehr wirkungsvoll Autofahrer daran, die Schleuse bis an die Einfahrt für Radler zuzuparken. Ich finde auch, dass die roten Streifen doch ganz gut funktionieren, auch weil sie Autofahrer vom Halten und Parken auf Radstreifen abhalten. Aber Einbiegungen sind leider auch dann immer noch gefährlich für Radfahrende, weil manche Autofahrer nicht langsam machen wollen beim Abbiegen und nicht so recht wissen, wo sie eigentlich hingucken müssen. Übrigens können Radfahrende diese Einbiegeunfälle so gut wie gar nicht verhindern, wie mir kürzlich klar geworden ist, weil das einbiegende Fahrzeug ebenfalls in ihrem toten Winkel fährt. Der Radler registriert zwar ein Fahrzeug, geht aber davon aus, dass es geradeaus weiterfährt. Wenn es dann aber doch abbiegt, ist es mit dem Kühler hinter dem Blickfeld des Radlers und erwischt in voll. Und zwar deshalb, weil der Autofahrer mit zu viel Tempo abbiegt. Was man dagegen machen kann, weiß ich nicht. Außer beampeln und Autos im Abbiegeverkehr immer Rot geben, wenn Radfahrer geradeaus-Grün haben.

      Löschen
    3. Sorry, etwas ungünstig ausgedrückt - An beiden Stellen ging es zuvor alleinig mit Markierungen gar nicht: Vorfahrt missachtet, Gegenverkehr, Parken usw.
      Daher ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass hier - wie von mir gewünscht - eine bauliche Trennung mit Hilfe von Hindernissen funktionieren könnte.
      Der Vergleich der beiden Schleusen ging ja nur um die Menge und vor allem Höhe der Hindernisse und gar nicht um die Wirksamkeit. ;-)

      Löschen
    4. "... weil der Autofahrer mit zu viel Tempo abbiegt. Was man dagegen machen kann, weiß ich nicht. ...

      Wie sonst auch bei zu schnellen Autos => Bumper, guck dir mal die Einfahrt zur Shell in Heslach vom Tunnel her kommend an. Dort liegt auch die HRR-1 und die Autos fahren recht gemäßigt über die Schweller der Tankstelle.
      Dies ist aber nicht ganz vergleichbar mit der Seelbergstraße, da es sich hier um eine Einfahrt und eine Geschwindigkeitsverringerung auf privatem Grund, gegenüber einer öffentlichen Anbindung einer Nebenstraße handelt (Teilstück vor den Zebrastreifen zudem nicht verkehrsberuhigt).

      Löschen
  8. Als Auswärtiger kenne ich die Stelle nicht, aber was mir beim Luftbildstudium aufgefallen ist: Wenn man als Radfahrer aus der Seelbergstraße kommt und links abbiegt...wie ist da die Vorfahrtsregelung mit den Rechtseinbiegern in die Seelbergstraße? Auf der Furt fahrend habe ich ja eigentlich Vorrang vor den Abbiegern, aber hier werde ich ja erst 1cm vor der Einmündung auf die Furt geführt. Ist das ein theoretisches Problem, weil dort eh kaum jemand in die Seelbergstraße einbiegt?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Schau mal in meinen Gast Blog-Posting vom 20.12.2014 rein, da gibt es noch vor Ort Fotos: Seelbergstraße, Bad Cannstatt - gefährlich
      [Ergänzend dazu: es gibt ein "Vorfahrt achten"-Schild aus der Seelbergstraße heraus]
      Diese eigenartige Vorfahrtregelung war schon damals in der Diskussion.

      Es fahren aber subjektiv sehr viele Autos von der Waiblinger Straße in die Seelbergstraße, mehr als Radler, da diese aus verschiedenen Gründen den Bereich meiden. (Außer diesem einen Rennradler am vergangenen Karfreitag: POL-S: Fahrradfahrer von Pkw angefahren - schwer verletzt)
      Ich glaube so gut wie kaum ein Radler nutzt die Wegeführung aus der Seelbergraße hinaus, daher würde ich ehr dort das "theoretisches Problem" ansetzen :-)

      Löschen
    2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

      Löschen