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30. Mai 2017

Bambus-Räder aus Ghana

Auf den Radaktionstagen hat Ewald Baumann Bambus-Fahrräder vorgestellt und probefahren lassen. Diese Räder von dem Unternehmen my boo in Ghana hergestellt. 

Denn in Ghana wächst Bambus überall am Straßenrand. Er wird geschlagen und über mehrere Monate getrocknet, von innen behandelt und in 80 Stunden zu einem Rahmen verarbeitet. Die Verbindungsstellen (mit den Aluminiumteilen) werden mit in Harz getränkten Hanfseilen umwickelt. In Kiel werden die Rahmen geprüft und so lackiert, dass sie unser Wetter aushalten. Heraus kommt ein leichter und extrem stabiler Fahrradrahmen. Und stylish sieht das Ganze auch noch aus. 

Mit so einem Bambusrad kann man um die Welt radeln. Der Rahmen geht dabei nicht kaputt. Das my boo-Rad kostet in der Grundausstattung rund 1.500 € und mit Schutz-Bambus (Schutzblechen) und Gepäckträger 200 € mehr.  Inzwischen gibt es Bambusräder auch als Pedelec (E-Rad) mit Mittelmotor und Akku unterm Gepäckträger 4.000 €. Das ist zwar nicht billig, aber es entspricht den Preisen für gute Fahrräder mit einem Kick Individualität. Und, wer so ein Fahrrad kauft, unterstützt damit eine technisch ausgereifte Produktion in Ghana. 

Das liegt der Naturschutzjugend (Naju) in Weil der Stadt und insbesondere Ewald Baumann so am Herzen, dass er diese Räder bei den Radaktionstagen zeigt und dafür wirbt, so auch am vergangenen Donnerstag. Eigentlich sammelt die Naju Weil der Stadt allerdings Fahrräder für Afrika, genauer Tansania. "Aber es kommt darauf an, dass wir nicht immer nur spenden, sondern eben auch Produkte aus Ghana unterstützen", sagt Ewald Baumann. 

Der Naju Weil der Stadt können wir übrigens auch helfen, indem wir nicht mehr gebrauchte Fahrräder, Werkzeuge, Nähmaschinen, Rollstühle und Computer spenden. Geld wird auch genommen. 

9 Kommentare:

  1. Sag mal Christine, übersehe ich was oder warum schreibst du "...Diese Räder von dem Berliner Unternehmen my boo in Ghana hergestellt. ..."?

    Die Räder werden doch in Kiel vollendet? So steht zumindest auf dem photographierten Banner "...werden in unserer Manufaktur in Kiel fachmännisch montiert. ..." - so passt das auch mit der Impressumsadresse "Hardenbergstraße 21, 24118 Kiel" der angegeben Webpage (www.my-boo.de) zusammen.

    Dafür hat das österreichische Unternehmen bambooride (www.bambooride.com) aber einen Standort in Berlin ;-)

    Aber Baumbusräder finde ich fahren sich schon sehr angenehm, durch das Material federn die etwas, was sie zu einer guten Option für die Stadt macht - mit all den kleinen Unebenheiten.

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  2. Hier in Leipzig fahren einige Selbstbau-Bambus-(Lasten-)Räder herum, welche Tretlagergehäuse, Lenkkopf und Ausfallenden von alten Stahlrahmen nutzen. Ich selbst finde die Idee mit den per FDM gefertigten Teilen aus kohlefaserverstärktem Nylon ganz nett:

    http://www.3ders.org/articles/20160412-bamboo-bicycle-club-3d-prints-a-bamboo-framed-bike-in-just-8-hours.html

    Aber insgesamt glaube ich, dass Bambus lediglich eine Nische für Freaks ist. Hinsichtlich Umweltverträglichkeit und Recycling-Möglichkeit ist noch anzumerken, dass Kunstharze aus Erdöl hergestellt werden und die Kompostierbarkeit des Bambus komplett killen. Wahrscheinlich dürften geschweisste Stahlrahmen, die Wasser basiert lackiert wurden, die beste Umweltverträglichkeit aufweisen.

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    1. Ist eine Überlegung wert, ja. Ich frage mich nur, ob wir ausgerechnet bei Rädern aus Ghana Kriterien für Umweltverträglichkeit anlegen sollten, die wir in unserem Wirtschaften in Deutschland nicht in Spuren einhalten. Das macht es für solche Initiativen ja noch schwieriger. Ein bisschen kommt es mir so vor, als erwarteten wir dass die Dritte-Welt-Wirtschaft auf einem moralisch höheren Standard angesiedelt ist, als unsere eigene. Aber das ist nur eine leise Überlegung, kein Statement.

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    2. Ich glaube, da hast Du mich mißverstanden: Auf der einen Seite ist es gerade für lokale ghanaische Märkte gut, dass durch den schnell und unkompliziert verfügbaren Werkstoff Bambus eben auch Sonderkonstruktionen wie Lastenräder leicht umgesetzt werden können. Kombiniert mit FDM-3D-Druck (es gibt mittlerweile Bestrebungen PET-Flaschen zu druckbarem Filament zu verarbeiten) eine tolle Chance für den lokalen Markt. Beim Aufbau mit 3D gedruckten Knotten wird auch weit weniger Kleber/Harz verwendet als bei der oben beschriebenen Fertigungsmethode.

      Wenn ich die Umweltverträglichkeit kritisiere, dann in erster Linie die Importeure, welche die Recyclingfähigkeiten und nachwachsende Rohstoffe zwar herausstellen, sich aber nicht auf einen Vergleich mit Stahl einlassen wollen, zumal die hier verkauften Bambusrahmen aufwendig lackiert sind, was bei Nutzung vor Ort in Ghana oft nicht nötig ist. Meine Kritik richtet sich also nicht gegen die ghanaischen Hersteller, sondern die europäischen Importeure.

      Hinsichtlich der volkswirtschaftlichen Auswirkungen auf die ghanaische Wirtschaft bin ich etwas skeptisch: Auf der einen Seite ist die schnelle lokale Verfügbarkeit des Transportmittels Fahrrad sich nicht zu unterschätzen und daran dürften Bambusräder mittlerweile einen gewissen Anteil haben, andererseits dürfte der Exportanteil ob den hohen Zeiteinsatzes und der relativ hohen Kosten überschaubar sein - wahrscheinlich sind andere aus Bambus gefertigte Gegenstände (Pizzabrettchen, Möbel) ein effektiverer Weg, mit Bambus einen nennenswerten Betrag im Export zu erwirtschaften.

      Dennoch nett, dass so gezeigt wird, was Bambus kann und wie innovativ in sogenannten Entwicklungsländern Probleme angegangen werden.

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  3. Soetwas meinte ich, derartige Lastenräder, die teils aus zersägten Spendenrädern hergestellt werden, können einen gewaltigen positiven Impact auf die Wirtschaft in armen Ländern haben:

    https://www.seed.uno/awards/all/ghana-bamboo-bikes-initiative.html

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    1. Nicht als Kritk an deinem Beitrag gemeint, sondern lediglich als Ergänzung, die mir auf der Zunge liegt: Den größten Einfluss auf eine wirtschaftlich konstruktive Entwicklung in vielen Ländern Afrikas hätten nicht irgendwelche Bambusprodukte sondern u.a. weniger Diktatoren, weniger Korruption und weniger Ausbeutung durch als Freihandel getarnte systematische Unterdrückungsmechanismen der EU. Glaube ich, denke ich und ist wie immer von mir nicht als Verkündung von vermeintlichen Wahrheiten gedacht, sondern als Impuls oder Frage oder ... in die offene Richtung einer konstruktiven, aber nicht unverbindlichen Diskussion. Viele Grüße.

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    2. Ghana liegt im CPI (ja, die Methodik ist umstritten) in der Nachbarschaft von Griechenland, Serbien, Bulgarien. Das ist durchaus der Bereich, wo eine gewisse Investitionssicherheit vorhanden ist. Und da ist es absolut löblich, Initiativen zu sehen, die nicht nur Rohstoffe exportieren, sondern diese gleich im Land veredeln.

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  4. Die Idee wahr ursprunglich von eine Frau aus Ghana. Dann kamen die Europäer wierder um die Einheimischen auszubäuten. Einen Fahrrad kostet 1500 Euro. Die Arbeiter kriegen aber HUNGERLÖHNE!

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