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2. Juni 2017

Viel Platz für Autos, reichlich für Fußgänger, wenig für Radler

Hier sieht man besonders gut, wie enorm viel Platz den Autos vorbehalten ist und wie  wenig Radfahrende bekommen. 

Man sieht kein Auto, das hält. Man sieht Fußgänger auf einer breiten Furt und man sieht Radfahrende, die sich auf einem schmalen Radstreifen entgegenkommen und nebendran ausweichen.

Das ist die Schreiberstraße am Alten Feuerwehrhaus. Hier quert die Möhringer Straße, die Teil der Hauptradroute 1 längs durch Stuttgart ist. Selbst im Winter oder bei schlechten Wetter queren hier Hunderte Radfahrende morgens und dann wieder abends diese Straße. Im Sommer sind es sicher mehr als Tausend. Aber die Radinfstruktur und die Ampelschaltung tun noch so, als führe hier nur gelegentlich mal ein Radler.

Zwei Mal am Tag herrscht hier auch Autostau. Diese Straße wird von Autofahrenden als Schleichweg in den Westen genutzt (sie fahren durch den Schwabtunnel, statt über die Wildpark- und Rotenwaldstraße). Abends stauen sich dann wieder Autos hoch zur Tunneleinfahrt in der Karl-Kloß-Sgtraße, um etwa nach Böblingen hinaus zu fahren. Für etwa zwei Stunden an einem Tag mit 24 Stunden ist diese Straße so ausladend angelegt. Die restlichen 22 Stunden stellt sie mit ihren vier Spuren ihre weite und leere Asphaltflächen zur Schau.

Die sich Radler übrigens kaum je trauen zu befahren, übrigens auch, weil ein Bus hier fährt und die Erfahrungen mit Busfahrern für die meisten Radfahrenden eher etwas beängstigend sind als erfreulich. Weniger nervenstarke Radler halten sich da lieber an die Gehwege, auch wenn sie nicht freigegeben sind, so wie der hier, der runter zur Böblinger Straße will. Auch das ist ein Armutszeugnis dieser Anlage zwischen Matthäuskirche und Altem Feuerwehrhaus, die noch ganz nach alter Schule gänzlich der Dominanz des Autoverkehrs huldigt.


Die Fußgänger- und Radampel ist immer auf diesen Hauptverkehrszeitenverkehr ausgelegt. Das heißt Fußgänger und Radler haben hauptsächlich Rot, die Grünphasen sind kurz. Die Ampel sammelt jedes Mal auf beiden Seiten etliche Radler und Fußgänger, während auf den leeren Spuren ein vereinzeltes Auto wild den Berg hinauf beschleunigt.

Auf dem Foto (kurz nach 18 Uhr aufgenommen) sieht man, dass alles wartet, nur die Autos nicht, denn es fahren gar keine.


Wir sehen aber auch, dass der Fußgängerüberweg sehr breit ist, der Radstreifen jedoch nur so schmal, wie Radstreifen üblicherweise sind, eben gerade mal ausreichend für einen Radler. Hier kommen sich aber die Radfahrenden ständig entgegen. Und sie haben Glück, wenn auf dem Radstreifen keine Fußgänger stehen oder gehen.
Denn nur hier, am Radstreifen ist der Bordstein abgesenkt. Und so kibbeln da täglich morgens und abends Hunderte von Radler aneinander vorbei - auf ihrer Hauptradroute. Während die Autos vor Platz gar nicht wissen, wohin, und die Fußgänger diagonal spazieren.

Irgendwas läuft da doch schief. Für zwei Stunden am Tag hält man eine Autoinfrastruktur vor, die die restlichen 22 Stunden Fußgänger und Radfahrende behindert. Für Fußgänger hat man hier viel Platz geschaffen, was ich gut finde, aber für die Radfahrenden gibt es nur einen schmalen Streifen, und das auf der Hauptradroute 1.

Diese Straße gehört grundlegend umorganisiert, was der Bezirksbeirat Süd schon lange fordert. Radstreifen entlang der Schreiberstaße mit Abbiegespuren in die Böblinger Straße, breite Radüberwege im Verlauf der Möhrigner Straße, kurze Rotphasen für Fußgänger/innen und Radfahrende, zumindest außerhalb der Stauzeiten.

6 Kommentare:

  1. Ja, das sehe ich auch so, denn mit der Route Nr. 1 könnte man mal anfangen. Durchgehend von Waiblingen über Fellbach und Stuttgart nach Vaihigen und Böblingen. S-Bahn-Fahrer und die Leute aus der Fraktion der homo automobilensis haben gute Karten und gute Wege. Radfahrer jedoch nicht. Uns fehlt immer noch das erkennbare und fahrbare regionale Streckennetz. Ach ja, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen ...

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  2. Sehr lobenswert finde ich übrigens auch, dass in den vergangenen Jahren partiell Radroutenhinweischilder aufgestellt worden sind. Abgesehen davon, dass sie wie üblich nicht lückenlos und manchmal absurd bis falsch in irrsinnige Richtungen zeigen, erkenne ich die gute Absicht, die dahinter steckt. Da in wenigen Jahren die Tarnfarben verwaschen und unlesbar sein werden, möchte ich heute schon den Radverkehrsingenieuren empfehlen, sich an einer Radroutenbeschilderung wie beispielsweise der Schweiz zu orientieren. Diese Schilder sind u.a. lesbar und deswegen nicht nutzlos und deswegen auch sinnvoll. Weitere triviale betriebswirtschaftliche Erläuterungen erspare ich mir. Bringt ohnehin nix. Aber: Beim nächsten Austausch der Schilder - also in etwa drei Jahren - macht es mal richtig. Wer hat eigentlich diese Konzeption in Tarnfarne, Mikroschrift und versteckten bis unerkennbaren Orten erfunden. Welche Dissertation steckt dahinter?

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    1. Das sind die hier: http://www.fgsv.de

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    2. Vielen Dank für den Link. Auf der Seite des ADFC habe ich auch eine Stellungnahme zur Wegweisung gefunden. Für Interessierte:

      http://www.adfc.de/verkehr--recht/radverkehr-gestalten/wegweisung/fahrradwegweisung

      Viele Grüße

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  3. Bei dem Online-Auftritt wundert einen nichts mehr... Von Usability und User Interface Design haben sie auch keine Ahnung.

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  4. Danke Christine,

    du sprichst mir aus dem Herzen. Ich rege mich auch ab und zu darüber auf, dort lange zu warten um 2 Autos fahren zu lassen. Und wenn dann mal viel los ist steht der halbe Überweg mit Autos voll :-(

    Ich würde sogar noch weitergehen als verkürzte Rotphasen.

    Warum nicht dauerhaft grün für Radfahrer und wenn ein Auto an die Kreuzung rollt, wird nach ein paar Sekunden umgeschaltet? Immerhin kreuzen die Autos hier eine Hauptradroute, das dürften sie ruhig merken. Und es wäre sehr schön wenn man in den meisten Fällen als Radfahrer einfach weiterrollen könnte.

    Die Rotphasen der Autos könnte man freundlicherweise natürlich gerne etwas kürzer als die aktuellen der Radfahrer machen..

    viele Grüße, Simon

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