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26. Juni 2017

Die Waldfriedhofstrecke fürs Fahrrad?

Es gibt noch keine Radwegverbindung zwischen dem Kessel und Degerloch oder Sonnenberg, die keine mordsmäßige Steigung hat.

Die Straßen mit mäßiger Steigung sind den Autos vorbehalten, etwa die Neue Weinsteige oder die Karl-Kloß-Straße, die am Waldfriedhof hinauf führt.

Als Radfahrer kann man die beiden Straßen natürlich auf der Fahrbahn hochradeln. Das allerdings erfordert starke Nerven und stößt bei Autofahrenden nicht unbedingt auf Verständnis.
Die Neue Weinsteige ist deshalb unproblematischer, weil Autos eine zweite Spur zum Überholen haben (und Radler auf halber Höhe auf den Gehweg ausweichen müssen). Die Waldfriedhofstrecke ist aber nur zweispurig. Autofahrer, die einen Radler überholen wollen, müssen den Gegenverkehr abwarten.

Ich habe mir schon oft überlegt, ob ich nicht auch mal diese Straße nach Degerloch hochradeln könnte. Sie ist zwar kurvig, aber lange nicht so steil, wie sie aussieht. Für ein Pedelec kein Problem, aber auch für Nomalradler leichter zu bewältigen als die Alte Weinsteige oder der Schimmelhüttenweg.

Kürzlich habe ich zum ersten Mal vom Beifahrersitz eines Autos aus, einen Radfahrer gesehen, der dort herauf kam (Foto oben). Das spricht dafür, dass es mehr Radler gibt, als ich bisher dachte, die diese Strecke befahren. Dieser Radler war schon fast ganz oben in Degerloch/Sonnenberg angelangt, wo die Straße Heinestraße heißt. Man sieht, die Fahrbahn ist abwärts breit, aufwärts etwas weniger breit. Es gibt eine durchgezogene Linie, die nicht überfahren werden darf und das Überholen erschwert.

Rechts verläuft ein verkrauteter Gehweg, den man in einen Radweg umwandeln könnte, wenigstens bis zu den Friedhöfen. Das könnte man auch an der Aufwärtsfahrbahn machen. Platz genug gibt es hier. Weiter unten lässt die Topographie der Hänge keinen Raum mehr für Radwege oder Radstreifen.  Radler, die hier runter oder rauf fahren, brauchen starke Nerven.

Eigentlich müsste man deshalb hier Radstreifen planen und anlegen. Für Radler aus dem Süden oder Westen (vom Schwabtunnel oder Erwin-Schoettle-Platz her) ist das die direkte Verbindung nach Degerloch und Möhringen etc. hinauf. Aber da müsste man dann vermutlich auch echt Geld in die Hand nehmen, um die Fahrbahnränder dafür zu ertüchtigen. Hangabwärtsseitig neigt die Fahrbahn nämlich dazu abzusacken. Radler würden allerdings nicht so viel Gewicht auf den Fahrbahnrand bringen, dass er abbricht.

Diese Strecke war übrigens in den Sechziger Jahren Teil der Planung einer monumentalen Straßenanlage, die eine autobahnarige Verbindung zur B27 Richtung Tübingen und A8 schaffen sollte, deren gigantische Auf- und Abfahrt in Sonnenberg liegt, heute noch. Wenn man dort lang fährt, sieht man, wie überdimensioniert alles angelegt wurde, um einen riesigen Verkehr aufzunehmen, der aber nie kam. Am Dreieck Laustraße/Peregrinastraße sind in alle Richtungen Fahrspuren stillgelegt.

Foto: Blogleser Gerhard
Eine Spur aus Sonnenberg hinaus Richtung Heinestaße/Waldfriedhof hat man letztes Jahr in eine Radspur umgewidmet, die aber hinter der Ampel schon wieder endet. Man sieht links im Hintergrund die Sperrbake für die zweite Fahrspur nach Sonnenberg hinein. Rechts ist die Auffahrt zu B27, wo normalerweise Autos parken.

Ein schönes Beispiel, dass es in Stuttgart durchaus auch vom Autoverkehr ungenutzten Raum gibt, den man in Flächen für Aufenthaltsqualität für Anwohner und für Radfahrende umwandeln könnte. Wenn es dann auch noch eine Radverbindung am Waldfriedhof gäbe, hätte man plötzlich eine lebendige Radverkehrsanlage geschaffen, die hier auch deutlich mehr Radverkehr produzieren würde, weil sie Durchgängigkeit und Sicherheit signalisiert.


5 Kommentare:

  1. Abwärts ist die Strecke kein Problem - schneller als 50 dürfen die Autos auch nicht fahren und auch sie müssen vor den Kurven bremsen - schwimmt man also gut im Verkehr mit.

    Aufwärts ist man als Radfahrer schon ein Hindernis, muss ich klar zugeben, mit Gegenverkehr ist für die Autos kaum Vorbeikommen möglich - d.h. Runterschalten und hinterherzuckeln. Klar, dass sich der eine oder andere Autofahrer auch mal lautstark äußert. Aber ich hab noch keinen erlebt, der es nicht vorbei geschafft hat.

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  2. Als hinunter ist die Strecke mit dem Fahrrad überhaupt kein Problem: hier ist man auch als Radler durchaus schnell genug um die maximal erlaubten 50km/h zu halten und wegen der geschwungenen Strecke schalten hier die meisten KfZ'ler auch mal das Hirn ein, zwecks Übersichtlichkeit und StVO-Grundregeln.

    Hinauf verstehe ich es aber nicht warum man sich das antut? Klar ist die Karl-Kloß-Straße recht flach, aber spätestens mit der Heinestraße hat man den Anstieg mit der Stubensandsteinklippe - um dem man ja fast nicht herumkommt in Richtung Degerloch.
    Daher nehme ich gerne die ruhigeren Waldwege und wenn die wegen Dunkelheit oder Schlamm nicht die optimale Wahl sind gerne etwas länger über den Schimmelhüttenweg oder ein wenig 'Kaltental' und dann die Christian-Belser-Straße mit letztlich dem Anstieg im 'Kressart'.

    @Christine: Du schriebst hier: "... Rechts verläuft ein verkrauteter Gehweg, den man in einen Radweg umwandeln könnte, wenigstens bis zu den Friedhöfen. ...
    Du meinst doch den Bereich zwischen Tunnelzentrale/Unten und den Friedhofsparkplätzen/Oben - Wo ist denn dort ein Gehweg? Meiner Erinnerung nach ist dort gar nichts außer so einer Art Drainagegraben.

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  3. Aus der Stadt kommend, über Olgastr, Etzelstr., Hohenheimerstr. (z.B. "Seitarm"), Bopserwaldstr. Wernhaldenstr. bis zum Ende, dann durch den Wald, am halbrechts Spielplatz vorbei aufwärts ins Königsträßle. Nicht ganz ohne, aber schön zu fahren.

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  4. Es gibt auch noch eine Variante: von Degerloch Helene-Pfleiderer-Straße, Schießbahnweg, Lerchenrainweg und unten Eierstraße/Karl-Kloß-Straße

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    1. Die Verbindung via Lerchenrainweg ist derzeit (bergauf) eigentlich das Entspannteste. Ich bin aber immer noch konsterniert, dass es für “Kesselrandbewohner“ keine ausgeschilderte/ausgebaute Möglichkeit gibt, ins Tal zu kommen und das auch nicht als Priorität erkennbar ist. Ja, es gibt die Zacke, aber meine Arbeit endet um 20 Uhr, da verpasse ich die letzte alle paar Tage.

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