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2. Dezember 2017

Viele Vier-Räder in der Fußgängerzone

Es herrscht ein irrer Autoverkehr in unseren Fußgängerzonen. Es sind weit mehr Gefährte auf vier Reifen unterwegs als solche auf zwei Rädern. 

Wer möchte eigentlich den Zweiradfahrern  noch einen Vorwurf machen, wenn sie sich langsam durch die Fußgänger schlängeln, angesichts dieses Massenaufgebots von Blech auf vier Rädern? Sprinter, Lastwagen, Postfahrzeuge, Privatautos, Taxis, alles rammelt durch, auch weit nach 11 Uhr, der offiziellen Zeit, innerhalb der Lieferfahrzeuge in die Fußgängerzone dürfen. Die Fotos sind am Donnerstag vor einer Woche innerhalb von zehn Minuten Spaziergang entstanden, und zwar gegen halb zwei.

Klar, da sind gerade auch viele Marktbeschicker unterwegs, die das auch dürfen. Ob allerdings jedes Fahrzeug unbedingt bis zum Stand gefahren werden muss, ist schon die Frage. Sie ziehen in jedem Fall einen Autoverkehr in die Fußgängerzone zwischen Schillerplatz und Marktplatz, der da nichts verloren hat. Zum Beispiel Postautos, die übrigens hier nicht im eleganten leisen Elektro-Sprinter unterwegs sind, sondern rein- und rausdieseln. Zwischendurch halten sie alle paar Meter.

Die Autos schieben sich zwar sehr langsam durch die Menschen, die hier zu Fuß unterwegs sind. Aber es sind schon frappierend viele Autos.

Dieser schicke Mercedes sieht nicht so recht nach Martkbeschicker aus, er will auch gar nicht zum Abbau des Marktes fahren. Er kommt von der Markthalle her und kurvt in die Brandstraße. An der Markthalle wären übrigens noch zwei Parkplätze frei gewesen. Auch gibt es dort eine Tiefgarage. Der Fußweg dauert höchstens zwei Minuten.

Die Verkehrszeichen sind eindeutig. Die Schilder in der Dorotheenstraße am Eingang zum Schillerplatz erlauben nur Fußgänger (keine Radfahrer), den Lieferverkehr von 18 bis 11 Uhr und die Zufahrt zu privaten Stellplätzen. Nehmen wir also mal an, dass dieser Autofahrer in der Brandstraße einen privaten Stellplatz hat.

Dieser Taxifahrer, der hier in seinem Taxi sitzt, mit dem Handy spielt und offensichtlich wartet, ist definitiv kein Marktbeschicker und hat auch keinen privaten Stellplatz. Wen auch immer er abholt, dieser Mensch ist offenbar nicht bereit, zu Fuß bis in die Dorotheenstraße (zu den Markthallenparkplätzen) zu gehen. Ja, es gibt Behinderte, die keine zehn Meter weit laufen können, aber dies ist kein Behindertentaxi, und er wartet auch nicht vor einem Ärztehaus.




Auch diesen Fahrzeugen von Stuttgart Netze ist es nicht wirklich gestattet, hinter dieses Schild zu fahren, das ihnen die Einfahrt verbietet. Sie könnten genauso auch gut davor stehen, nämlich in der Dorotheenstraße vor der Markthalle. Da ist Platz genug.
Man muss sich immer klar machen: Je mehr Autos ein Autofahrer in einer Fußgängerzone stehen oder fahren sieht, desto leichter fällt es ihm, die Schilder zu missachten, die so viele andere bereits missachtet haben, und ebenfalls hineinzufahren. Ist ja offensichtlich geduldet, passiert nix.

Während mir bei diesem Zehnminuten-Spaziergang unzählbar viele Autos (schätzungsweise fünfzig) als stehende und fahrende Fahrzeuge begegnet sind, habe ich nur vier Radfahrer gezählt, die auf dem Fahrrad unerlaubt sehr langsam vom Schillerplatz zum Marktplatz oder in die andere Richtung gefahren sind. Zwei konnte ich fotografieren.

Übrigens, während Autos sich auf ihren vier Rädern überall hinstellen, wo sie gerade sind, fehlen den Radfahrenden Radständer zum Anschließen ihrer Räder. Sie werden irgendwo hin gebunden, zuweilen für längere Zeit oder immer wieder an denselben Masten, bedrängt von Werbeaufstellern oder Autos.

Das alles sieht für meine Augen ziemlich traurig aus. Markt ist ja schön, aber er zieht unglaublich viele Autos in die Fußgängerzone, und dann wird es wieder unschön. Und dass die Medien dann in regelmäßigen Abständen die "rasenden Radler" in der Fußgängerzone skandalisieren, erscheint mir absurd. Wenn ich mir  diesen Autoverkehr in unseren Fußgängerzonen anschaue, bin ich dafür, sie für den Radverkehr (im Schritttempo) freizugeben.

10 Kommentare:

  1. Den Radverkehr mit Schritttempo in Fußgängerzonen freizugeben ist absolut sinnvoll und schlüssig, ABER NUR, WENN es parallel dazu eine gut ausgebaute und sicher befahrbare Alternative für die Fahrrad-Haupverkehrsströme gibt.

    Auf Fußgängerzonen sollte die Aufenthaltsqualität im Vordergrund stehen. Dazu gehört auch, dass durchgesetzt wird, dass sie ihre Funktion als geschützten Bereich für Fußgänger behalten. Handel und Gastgewerbe profitieren bekanntlich, wenn sie auch für Radfahrer direkt erreichbar sind.

    Hauptrouten erster und zweiter Ordnung auf Fußgängerzonen und Gehwege zu legen verbietet sich das wegen des hohen Radverkehrsaufkommens und wegen der hohen Durchschnittsgeschwindigkeit. Es sollte eigentlich unnötig sein, darauf hinzuweisen, da die Verwaltungsvorschriften diese Kombination sowieso verbieten (ERA 2010) und eine getrennte Führungsform vorschreiben. Andererseits ist bei den Verkehrsplanern von Stuttgart aus Erfahrung Misstrauen angebracht, da nicht einmal die jüngsten Bauvorhaben vorschriftsgemäß umgesetzt wurden.

    Anders herum: wenn eine Verkehrsfläche mangels Alternative als Rauptradroute festgelegt werden muss, darf diese keine Fußgängerzone (mehr) sein. Das ist bedauerlich, so etwas kennen wir aber auch vom Autoverkehr, wo Radfahrer und Fußgänger nicht auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen dürfen (Kraftfahrstraßen sind die mit dem eckigen blauen Schild, Zeichen 331).

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  2. Was für ein populistische hetzte und Anmaßung. Es soll Menschen mit Sobdergenemigungen (Sehr Kosten intensiv) geben die zum Zwecke ihrer Arbeit 24/7 in die FGZ fahren dürfen! Deßweiteren Leben und Arbeiten Menschen auch dort, die genau so Post und Handwerker als Dienstleister nutzen wie Du! Sollen die etwa alle ihre Güter 500m durch die Zone tragen? Was für eine gutmenschliche Darstellung eines Vergleichs zwischen Radfahreren und Autos, Glückwunsch!

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    1. Es hat gute Gründe, Fußgängerzonen nur bis 11:00 und ab 20:00 für den Lieferverkehr freizugeben. Die von Dir erwähnten 24/7-Sondergenehmigungen haben sicher beispielsweise die Transporter der Stuttgarter Netze, beim Lieferverkehr bezweifle ich das. Hier müssen die Disponenten eben Routen so planen, dass die Belieferung in Fußgängerzonen in den freigegebenen Zeiten stattfindet. Gleiches gilt für Anwohner: Es ist absolut zumutbar, Einkäufe etc. in die freigegebenen Zeiten zu legen und ggf. außerhalb der FuZo zu parken.

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    2. Lieber Anonymus, nenne deinen Namen! Beschimpfen und sich dabei hinter Anonymität verstecken, ist nicht sehr beeindruckend. Du hast den Artikel nicht verstanden, fühlst dich aber angegriffen. Eine weiterer Kommentar in diesem beschimpfenden Stil werde ich hier nicht dulden.

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    3. Ach, das erinnert mich alles sehr an Mannheim. "Lieferanten" steht da.
      Ist man ein Lieferant wenn man zum Bäcker geht um dort Leberkäsbrötchen zu holen? Ist man Lieferant wenn man nur durchfährt um den Stau zu umgehen.
      Einfach mal stehen bleiben und schauen was diese "Lieferanten" so machen. Meistens nur Leute die mal kurz ...und so. Jeden Tag. Alles zugeparkt um mal kurz Tante Erna aus dem Hbf abzuholen.
      Es gibt ein Parkhaus unterm Hbf, welches sogar umsonst ist für 15 Minuten.
      Was ist da populistisch?
      Populistisch ist es anonym zu schreiben wegen Mimimi.

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  3. David Bootmann mein Name.

    Mir scheint Christiane das du nicht verstehst. Es gibt nunmal Dinge die jemand sich nicht vorstellen kann wie der Matze......sehr weltfremd. Die Touren der Lieferranten so zu legen das sie im Einklang mit der bis 11 ab 20 Uhr Regel zu bringen. Sorry, was ist mit Express Lieferungen, was ist mit dem zu erwartenden Chaos wenn 40 Liefer Autos auf einmal kommen, geschweige denn das so etwas teurer in der Logistic wäre und diese an den Kunden in der Fussgängerzone hängen bleiben würden!
    Was ist mit dem Hanwerker der in der Zone arbeitet der hat diese 24/7 Sondergenehmigung! Und wenn nicht was ist wenn bei dir die Heizung ausfällt? Hoffentlich machst du mir nicht die Türe auf........

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    1. David, mir scheint du verstehst nicht. Die Situation in der Fußgängerzone ist mittlerweile so daß ich mich nicht mehr mit meinen Kindern dort hin traue. Und ja, man kann so disponieren das um 11 Uhr der Lieferverkehr draussen ist. Wenn mal ein Express-Paket kommen sollte ist es auch zumutbar mal mit der Sackkarre ein paar Meter zu gehen.

      Handwerker ohne Sondergenehmigung müssen den Auftrag nicht annehmen, es gibt wahrlich genug mit Sondergenehmigung.

      Von SÖS-Linke-Plus gab es Dezember 2016 übrigens eine Anfrage und Antrag zu dem Thema. Nur die Stadtverwaltung kriegt es nicht auf die Reihe. Da werden lieber abgelaufene Parkscheine an vorhandenen Parkplätzen kontrolliert.

      Martin

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  4. David Bootmann hier,

    Klar Express Lieferungen mit der Sackkarre ausliefern!������ Was machen sie beruflich? Lassen mich raten studiert und gerade nicht so viel.....zumindest sind andere an ihrer aktuellen Situation Schuld ����������

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    1. David, ich will hier keine persönlichen Angriffe und Herabsetzungen anderer Kommentatoren. Wir diskutieren friedlich miteinander. Unterschiedliche Meinungen sind gut, Angriffe auf eine Person sind nicht gut. Die dulde ich hier nicht.

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    2. Weder studiert noch wenig zu tun.

      Aber dass es bei Express-Lieferungen um Sekunden oder auch nur wenige Minuten geht ist mir neu. Sicher können Sie den passenden Punkt der Lieferbedingungen verlinken.

      Martin

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