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28. März 2018

Mit dem Fahrrad spart man Zeit

Meine Wegstrecke zur Arbeit betrug 5,3 km. Das hätte mit dem Auto im Prinzip 15 Minuten gedauert, aber nur, wenn kein Verkehr herrschte. Und nicht mit eingerechnet, die Anfahrt des Parkplatzes in der Tiefgarage.  

Ich war fast immer mit dem Auto zwischen 25 und 35 Minuten unterwegs, je nachdem, wie viel Verkehr herrschte und wie schnell ich einen Parkplatz bekam, was auch für den Platz in der Tiefgarage galt, die zu bestimmten Zeiten voll besetzt war. Für den Weg zur Arbeit habe ich also, vorsichtig, wie ich bin, vor allem zu bestimmten Uhrzeiten über eine halbe Stunde eingeplant.

Dann bin ich aufs Fahrrad umgestiegen, und zwar auf ein Pedelec. Meine Strecke zur Arbeit verkürzte sich auf 4,6 km, wenn ich die kürzeste nahm. Dafür brauchte ich zwischen 19 und 21 Minuten. Und zwar immer, egal, ob sich die Autos im Stau stapelten oder nicht.
Und ich musste nicht in die Tiefgarage reinfahren und unverrichteter Dinge wieder rausfahren und draußen einen Parkplatz suchen, sondern konnte das Fahrrad neben dem Eingang in Fahrradständern abstellen. Auf dem Heimweg konnte ich, wenn nötig, noch schnell was einkaufen, ohne groß Parkplatz suchen zu müssen.

Ich habe festgestellt, dass man mit dem Fahrrad gegenüber allen anderen Verkehrsmitteln Zeit spart. Das gilt in der Hauptverkehrszeit übrigens sogar für Strecken bis zu 12 oder 13 km. Gleichzeitig bewegt man sich, spürt das Wetter und die eigene Lebendigkeit, oft fährt man durch schöne grüne Gegenden oder durch Nebenstraßen. Hat man einmal die Route gefunden, weiß man auch immer, wie lang man für die Strecke braucht. Von Tür zu Tür. Das ist praktisch und bequem, wenn ich mehrere Termine hintereinander habe. Es erspart mir Zeitdruck und Verkehrsmittelstress. Und ich muss selten mehr als 5 bis 10 Minuten für meinen Weg einplanen.

Liebfriedscher Garten.
Gleichzeitig hat sich mein Verhältnis zu meiner Stadt grundlegend verändert. Ich kenne sie mittlerweile sehr gut. Denn mit dem Fahrrad fährt oft Nebenstrecken, Abkürzungen, radelt durch Wohngebiete oder Grünanlagen, die Autofahrer niemals sehen, von denen sie nicht einmal wissen, dass es sie gibt. Ich habe in den Jahren, die ich in Stuttgart Rad fahre, viele Menschen kennen gelernt. Radler sind nicht in Blechpanzern unterwegs, sondern sie schauen sich in die Augen. Ich treffe Freunde und deren Freunde, ich treffe Radler, die mir einmal aufgefallen sind, weil sie ein interessantes Fahrrad fahren, und die ich deshalb angesprochen habe. Ich kann schnell anhalten und ein kleines Schwätzchen halten.

Niemals habe ich das Radfahren als Verzicht aufs Auto erlebt. Sondern ganz im Gegenteil, ich habe es als Bereicherung und Erweiterung meines Lebens erlebt. Das Fahrrad hat mich tief in die Stadt und in die Stadtgesellschaft geführt. Rad fahren ist schöner als Auto fahren. Es macht mehr Spaß, es geht schneller und es ist zuverlässiger als andere Verkehrsmittel.


9 Kommentare:

  1. "Ich kann schnell anhalten und ein kleines Schätzchen halten."
    Dass ein Fehlendes W so romantisch sein kann - wunderbar!
    Grüße von Wolfgang

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  2. Ich kann nur sagen, das gilt sogar für 25km Strecken wenn man wie ich über den Pragsattel und durch Stuttgart durch muss und das obwohl ich mit dem Auto ein großes Stück auf der B10 fahre. Hier mein persönlicher Vergleich bezogen auf die Heimfahrt von der Arbeit um ca. 17 Uhr:

    Auto: zwischen 50 und 60 Minuten je nach Verkehrslage
    Pedelec: 55 Minuten +-1 Minute je nach Ampelschaltung
    Fahrrad: 65 Minuten

    Also selbst mit dem normalen Fahrrad kaum langsamer als mit dem Auto, echt krass. Mich hat das mit dem Auto so frustriert einen 25km/h Schnitt zu haben, dass ich es erst mit öffentlichen versucht habe, aber da ich zwei S-Bahn Linien und eine Busverbindung benötige und die Deutsche Bahn leider nicht zuverlässig ist, war das fast noch schlimmer als mit dem Auto, also fahre ich jetzt so oft es geht auch mit dem Rad.

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    1. Ich kann deine Zahlen nur bestätigen André, Autofahrten um bzw. durch Stuttgart sowie jegliche S-Bahn-Fahrten sind einfach nicht planbar - pünktliches Ankommen ist eher zufällig.

      Deshalb bin auch ich seit 2015 per Pedelec unterwegs. Einzig starker Gegenwind mit Regen oder starker Schneefall verlängern den Weg um ca. 10 Minuten.

      Allzeit gute Fahrt über den Pragsattel!

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    2. Ausnahmen bestätigen die Regel.
      Bei mir von Feuerbach Leobener Str. bis Weilimdorf Motorstr. = 7km.
      KfZ = 8-10 Minuten (Morgens und Abends, immer gegen den Strom!)
      Fahrrad = 17 Minuten (Morgens) 15 Minuten (Abends)

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  3. So ein schöner Beitrag :))))
    Vielen Dank Christine, Deine Beschreibung Deiner Erfahrungen zeigt, was das Fahradfahren so wunderbar macht.

    Es wäre schön, noch mehr solche Beschreibungen zu lesen, von all den vielen Radfahrern, die umgestiegen sind. Vielleicht magst Du ja die Radler dazu einladen, ebenfalls ihre Erfahrungen zu schildern. Ich fände es sehr inspirierend, davon zu erfahren. Und wäre auch dabei :)

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  4. Als ich derletzt den Weg vom Marienplatz nach Cannstatt zurückgelegt habe, freute ich mich auch: Überall sah man Autofahrer stehen und ich war als Radler noch ungehindert und flott unterwegs.
    Gleichzeitig wurde mir auch klar, dass es daran liegt, dass ich einer Minderheit angehöre. Wenn sich dereinst Kolonnen von Fahrradfahrern durch den Stadtpark und am Leuze vorbeischieben, wird es auch nicht mehr so angenehm sein wie im Blogpost beschrieben.

    Grüße, Kerze.
    -- weil ich ne Leuchte bin.

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  5. ... und das alles schon bei der grausligen Infrastruktur, die nicht auf schnelles Vorankommen von Radfahrern ausgelegt ist. Wenn jetzt die Infrastruktur noch für die Kapazitäten ausgelegt wird, die den geplanten 20% Radfahranteil entsprechen. Ein Traum... Stattdessen: Alle Anstrengungen darauf, den KFZ-Verkehr zu verflüssigen und mehr KFZ-Kapazitäten zu schaffen, obwohl der KFZ-Verkehr um 50% reduziert werden muss. Völlig widersinnig, aller Verkehr ist bekanntlich induziert.

    Auf meiner Strecke ist übrigens die S-Bahn (incl. Laufen zu den Haltestellen) fast doppelt so schnell und Autofahren 30% schneller als Radfahren (incl. Duschen). Dafür gelegentlich einen Platten und einen Unfall/Sturz trotz aller Umsicht, weil die Infrastruktur nicht auf zügig fahrende Alltagsradler ausgelegt ist und miserabel gepflegt wird. Ich nehme das zugunsten der Bewegung in der schönen Landschaft in Kauf (trotz Bedenken der Kollegen und der Familie).

    Ich habe aber volles Verständnis dafür, dass vielen die Sicherheit zu wichtig ist, als dass sie auf das Fahrrad umsteigen würden, solange in Stuttgart noch keine security-by-numbers-Effekte eintreten.

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