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26. März 2018

Nur jede zweite Zacke kann derzeit Fahrräder mitnehmen

Der Zahnradbahn fehlen derzeit zwei von drei Wagen, auf denen sie Fahrräder transportiert. Das heißt, dass die Alte Weinsteige bergauf nur jede zweite Zacke zehn Fahrräder mitnehmen kann. 

Der Grund: In der vergangenen Woche sind zwei Mal Autos beim Überqueren der Schienen mit der Zacke zusammengestoßen, einmal am Haigst, einmal an der Kauzehecke. Beide Autofahrer haben die rote Ampel nicht bemerkt, vermutlich, weil die Sonne sie blendete. (Langsam fahren und nach der Zacke gucken, die zudem sehr laut ist, wäre eine Option gewesen, die diese beiden Fahrer nicht gezogen haben.) Sie schoben beide jeweils den Fahrradwagen aus den Gleisen. Einer wurde dabei fast geschrottet. Den anderen hofft die SSB bis Ostern repariert zu haben.

Das ist um so bemerkenswerter, als der Bezirksbeirat Degerloch einen Antrag der Grünen abgelehnt hat, die Alte Weinsteige etwas radfreundlicher zu gestalten, und zwar mit einer wirkungsvollen Durchfahrtsperre für den Schleichverkehr abwärts (der überhaupt niemals da fahren dürfte, wenn sich die Autofahrer nach den Schildern richten würden) und nachmitttags aufwärts. Nur Anwohner sollten dann noch fahren können.
Die konservative Mehrheit im Degerlocher Bezirksbeirat argumentierte, die Alte Weinsteige sei doch keine Fahrradstraße, da radle niemand, und wer da hoch wolle, solle die Zahnradbahn nehmen oder den Schimmelhüttenweg fahren. Vielleicht sollten sich die Bezirksbeirät/innen aus Degerloch mal ein bisschen an der Alten Weinsteige aufhalten und Fahrräder und illegal dort fahrende Autos zählen. (Wir werden das im Sommer jedenfalls mal machen.)

Nach links ausweichen, um ein Auto
vorbeizulassen
Ich radle oft die Alte Weinsteige hoch und stelle fest, dass sie längst zur Fahrradstraße geworden ist. Für Pedelec-Radler stellt sie kein Hindernis dar, und am Wochenende nehmen sie Rennradfahrer als Herausforderung und fahren in großer Zahl hoch. Für Radfahrer/innen, für die die Alte Weinsteige ihr Arbeitsweg ist, ist der Schleichverkehr morgens und abends nicht nur lästig und stressig, sondern auch gefährlich. Eine Radlerin hat mir berichtet, dass sie  dem Zusammenstoß mit einem von oben kommenden Auto (illegal) nur deshalb entgehen konnte, weil sie ins Gleisbett gesprungen, beziehungsweise gefallen ist. Ich selber habe mich bergauf schon von einem herabkommenden Autofahrer anschreien lassen müssen, ich solle doch gefälligst auf dem Gehweg radeln.

Autos, die bergauf hinter einem Radler hängen, können ihn nicht überholen, die Fahrbahn ist zu schmal. Manche versuchen es trotzdem, versuchen eine freie Parklücke auf der linken Seit zu nutzen und beschleunigen irre. Zuweilen reicht es ihnen nicht und sie schneiden den Radler. (Ich fahre als Radlerin nach links in eine freie Parklücke und winke Autos dann rechts an mir vorbei, aber das tut man nur, wenn man die Situation hier gut kennt).

Schimmelhüttenweg - hier Radfahren heißt Fußgänger stören
Kurzum: Es wird Zeit, den illegalen Schleichverkehr hier entschlossen zu unterbinden. Auch im Bezirksbeirat Süd wird es einen entsprechenden Antrag geben. Mal sehen, wie die Südler drauf sind.

Der Schimmelhüttenweg ist übrigens keine Alternative, denn er ist von Querrinnen durchzogen, sehr schmal und wird von Spaziergänger/innen genutzt. Man kann Radler nicht immer unter die Fußgänger schicken, nur weil man sie auf der Fahrbahn nicht haben will. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Die Neue Weinsteige ist auch keine, solange dort der Gehweg nicht saniert und für Radler freigeben wurde. Und die Zacke ist derzeit auch keine Alternative.

Die Alte Weinsteige muss mittelfristig Fahrradstraße werden. Denn rechnet man die illegalen Autofahrten raus, dann fahren sie heute schon mehr Fahrräder als Autos rauf und runter. 


8 Kommentare:

  1. Warum sind Konservative so oft gegen das Unterbinden oder die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten bzw. Straftaten?

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    1. Weil das, was sie selbst machen, nicht verfolgt werden soll

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  2. Sie wären schon für verstärkte Polizeikontrollen dort gewesen - seien wir gerecht! -, aber die Polizei hat dazu weder Leute noch Zeit.

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    1. Das kann man auch ohne Polizisten mache: Blitzer hinstellen mit Tempo 0. So habe ich das schon in Esslingen in der Hohenheimerstraße gesehen. Die ist zeitweise eine Einbahnstraße. Busse dürfen immer durch.
      Jörg

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    2. Radler dürfen auch durch
      Jörg

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    3. Ich weiß, dass man Blitzer aufstellen kann, um die Durchfahrt zu unterbinden. Ich fände das wunderbar, spart es doch Polizei und ist die wirkungsvollste Kontrolle überhaupt. Aber ich weiß auch, dass man davor in Stuttgart noch zurückschreckt. Und bitte jetzt nicht schnell sein mit Urteilen. Ich gebe zu bedenken, was das bedeutet: Wir ersetzen die Polizeikontrolle, also die Sozialkontrolle durch einen Fotoapparat. Und fragen wir alle uns ehrlich: Wollen wir eigentlich bei Regelverstößen von Fotoapparaten erwischt werden, wo auch immer wir sind, und was auch immer wir anstellen. Ja, möchte man vielleicht sagen, aber wir alle machen Fehler und begehen Regelverstöße, es würde uns alle treffen, auch uns Radler bei Rotlichtverstößen. Bitte versteht mich nicht falsch, an solchen Stellen wie der Hofener Straße im Sommer (wenn sie sonntags für Autos gesperrt ist) oder hier an der Alten Weinsteige, wo die Regeln so massiv und massenhaft verletzt werden, würde ich persönlich einen Blitzer befürworten. Aber wir müssen gründlich nachdenken, bevor wir Kamera-Überwachungen fordern, finde ich.

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    4. Ich würde mehr Überwachung begrüßen.
      So würde vermutlich helfen, quasi als Nebeneffekt, Unfälle zu vermeiden.

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    5. Nun, dass die Polizei (als auch andere Behörden, in zunehmendem Maße aufgrund stetigen Personalabbaus) weder Leute, noch Zeit haben, ist ja alles - nur kein Zufall!

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