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13. April 2018

Wie genau zählen die Fahrrad-Zählstellen?

Gestern war Streik bei den Straßenbahnen. Wie also zur Arbeit und in die Stadt kommen? In der Tat waren gestern viele mit dem Fahrrad unterwegs, die sonst nicht radeln. 

Die Reihe der Radler/innen auf der König-Karls--Brücke war beeindruckend, erzählen mir diejenigen, die dort gefahren sind. Blogleser Dirk hat mir geschrieben: Um 7:15 hatten  bereits 500 Radler die Zählstelle passiert, eine Stunde später waren es schon 1.100 Radler, die gezählt worden waren. Entlang der Hauptradroute 1 "war es ein bisschen wie in Amsterdam", so viele Radler waren unterwegs. Allerdings wurden vermutlich nicht alle an den Zählstellen erfasst. Auch das hat Dirk beobachtet.


Vorgestern hat Critical Mass die Hoffnung geäußert, dass der Rekord vom 4. Juni 2015 (Fronleichnam) mit 6.191 gezählten Radlern geknackt werden könnte.

Quelle eco Public
5.482 waren es immerhin um 22:41 Uhr gestern Abend. Das Foto hat mir Björn geschickt. Den Rekord haben wir nicht geknackt, allerdings sehr wohl den bisherigen Rekord dieses Jahres; der war am 8. April, dem ersten schönen Freizeitradler-Tag, mit 4.247 gezählten Radfahrer/innen. Bis Mitternacht fuhren hier dann noch mal hundert Radler/innen durch.

Das ist die Bilanz heute Morgen. Gestern radelten 5.588 Menschen über die Zählkontakte an der König-Karls-Brücke. Der Jahresdurchschnitt beträgt hier 1.500 pro Tag.

Noch beachtlicher aber die Menge, die die Kaltentaler Abfahrt runter und rauf radelte. Hier waren es gestern 2.065, die die Kontaktstellen trafen, im Tagesdurchschnitt übers Jahr fahren hier knapp 500 Menschen. Am Vortag, dem 11. April, war es die Hälfte gegenüber dem Streiktag.

Da sieht man das Potenzial. Offenbar können doppelt so viele Menschen ganz gut mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren wie es tatsächlich tun (sie nehmen den ÖV).

Womöglich kann man zu diesen Zahlen aber noch zehn bis zwanzig Prozent dazurechnen, denn nicht alle Radler fahren so, das sie erfasst werden.

Denn eines hat Dirk noch beobachtet. Er schreibt: 
"Was ich dabei aber bemerkt habe ist, dass ca. ein Viertel aller Radler NICHT von der Zählstelle registriert wurden und das vor allem dann, wenn viele Radler mehr oder weniger gleichzeitig die Stelle passierten. Als ich dann das zweite Mal den Vorgang beobachtet habe, ist mir aufgefallen, dass wenn sich zwei Radfahrende an der Zählstelle begegnen oder sich überholen der eine oft die durchgezogene weiße Linie gegenüber der Zählstelle (wohl aus Sicherheitsgründen) überfährt und evtl. deshalb auch nicht registriert wird. Fazit: es scheinen deutlich mehr Radfahrerinnen und Radfahrer in Stuttgart unterwegs zu sein, als offiziell registriert."

Dirk hat mir auch Fotos geschickt, sie stammen allerdings vom Mittag. Vielen Dank. 

Übrigens sah man gestern in Stuttgart auch viele Menschen, die zu Fuß unterwegs waren, sehr viele von ihnen mit dem Handy vor der Nase, um sich navigieren zu lassen. Auch das stimmt mich ein wenig nachdenklich: Wie wenig kennen die Menschen ihre Stadt, wenn sie sich auf ihren Fußwegen von zu Hause zur Arbeit von einem Handynavi lotsen lassen müssen. Wie viele von uns Einwohnrinnen und Einwohnern von Stuttgart kennen die Stadt tatsächlich nur aus der Autoperspektive? 

Vielleicht hat aber der Spaziergang oder die Radfahrt auch einigen Spaß gemacht und sie nutzen die Zeit zwischen Zuhause und Arbeit vielleicht künftig öfter für eine Bewegunseinheit und Stadt-Kennenlern-Einheit zu Fuß oder mit dem Fahrrad und sparen sich den Stress im Autostau. Denn den gab es auch reichlich gestern. Und dass viele mit dem Auto gefahren sind, die sonst Öffentliche nehmen, hat man an der Menge der im Shared Space beim Gerber kreuz und quer abgestellten Autos gesehen. 

8 Kommentare:

  1. Das gleichzeitige Radler die Zählstellen nicht auslösen, ist ein bekanntes Problem der Technik und wird vom Hersteller auch so kommuniziert. Außerdem lösen Carbonlaufräder die Zählschleifen nicht aus, letztere sind aber wirklich ziemlich selten.

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    1. Ist irgendwie ja auch logisch. Allerdings würde mich interessieren, wie viel Prozent man so draufrechnen muss. Und das hängt dann wieder von Tageszeiten ab, etwa davon, ob viele gleichzeitig über die Zählstellen rollen oder eben ob nur einzelne Radler kommen. Eigentlich müsste man mal händisch zählen und dann vergleichen.

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    2. Wir hatten das ja schon mit Christines Beitrag vom 5. März 2016 "Was zählt die Zählstelle?" diskutiert.
      Dort habe ich ja die Problem der Zählstellen in Stuttgart und auch deren mögliche Fehlinterpretation schon erwähnt.
      Hat jemand mal überprüfen können, ob der Mitternachstwert an der Zählstelle auch dem der offiziellen Webpage entspricht oder ob dieser eben schon um obige Faktoren korrigiert ist?

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    3. Der Hersteller geht von einer Genauigkeit von über 95 % aus, wobei auch Doppelzählungen möglich sind.

      Mehr habe ich unter

      http://velocityruhr.net/blog/2018/03/04/fahrradbarometer-in-dortmund-eingeweiht/

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  2. @Christine: Oben im Artikel (Stand 13.04.18/9:30 Uhr) schriebst du: "... Wie viele es gestern bis Mitternacht genau an unseren beiden Zählstellen waren, könnt ihr hier nachsehen, (allerdings nur heute, am Erscheinungstag dieses Posts). ..."

    Was meinst du mit damit? Ich finde auf der verlinkten Seite keine Angabe zur gemeinsamen Zählsumme des gestrigen Tages beider Messstellen??!
    Man kann jedoch die gemessen Werte jedes einzelnen Tag seit Messungsstart Anfang Juni 2012 dort einsehen und sich dann die Summe beider Messpunkte selber errechnen - also nicht "nur heute" ;-)

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    1. Gemeint war das so: Nur heute sieht man den Wert von "gestern", um den es geht. Morgen sieht man ihn nur, wenn man danach sucht. Deshalb habe ich den Link, der für die Frühaufsteher unter euch Leser/innen gedacht war, inzwischen durch Zahlen und Fotos ersetzt. 😊

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  3. Die mit dem Handy "navigieren", die spielen noch PokemonGo :-D

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  4. Sehr viele haben zu Fuß das Smartphone auch vor der Nase, ohne sich navigieren zu lassen. Die machen dann irgendetwas anderes. Und falls sie sich doch navigieren lassen: Ich denke, das liegt bestimmt auch daran, dass nicht wenige mittlerweile einfach zu bequem sind, für so einfache Dinge noch ihren Kopf einzuschalten.

    Was die Zählstelle an der König-Karls-Brücke angeht: Hier werde ich regelmäßig nicht erfasst, weil ich beim Leuze vorher schon auf den Neckartalweg auf B10-Seite abbiege bzw. umgekehrt von dort komme und Richtung Innenstadt unterwegs bin. Macht immerhin mind. zwei Zähler pro Woche aus, eher mehr. Von daher: Eigentlich ist das Ding dort an der falschen Stelle aufgebaut.

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