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19. Oktober 2018

Er stößt keine Abgase aus, er atmet sie nur ein

Die Stuttgarter Zeitung berichtet von einem Treffen mit Leser/innen-Beirät/innen, bei dem es auch ums Radfahren in Stuttgart geht. Ein Beirat radelt täglich von Botnang nach Fellbach und zurück.

Er lässt inzwischen das Auto stehen und bevorzugt das Pedelec, weil es damit schneller geht. Aber er beschwert sich darüber, dass die Stadt den Radfahrenden keine Strecken fernab von Autos anbietet. Seitdem erlebe er den Feinstaub neu, zitiert ihn die Zeitung, "man beißt auf Diesel". Darüber solle die Zeitung mehr berichten.

Ich kann ihn nur beglückwünschen, dass er diese weite Strecke (ca. 16 km,) mit dem Fahrrad fährt und nicht mehr mit dem Auto. Was ihm im Auto nicht aufgefallen ist: Er hat auf jeder Strecke die 1,5- bis 3-fache Menge an Luftgiften eingeatmet, während er in der Kabine saß und sich durch den Stau quälte.
Und er hat sich nicht bewegt und konnte dem Angriff der Luftgifte auf seinen Organismus nicht viel entgegensetzen. Wenn man sich durch eine von Autoabgasen geschwängerte Luft bewegt, sollte man es mit dem Fahrrad tun, nicht mit dem Auto und auch nicht als Fußgänger. Radfahren ist gesünder als Autofahren auf so einer Strecke und es hilft dem Körper, mit Giften besser fertig zu werden als das Autofahren. Ja, es stimmt, die Auto-Gifte in der Luft schaden auch dem Radler. Sie kosten ihn im Durchschnitt 40 Tage seines Lebens. Allerdings gewinnt er durchs Radfahren zwischen 3 und 14 Monate im Durchschnitt an Lebenszeit hinzu. Das hat ein Arzt genau ausgerechnet.

Botnang: Könnte liebevoller gemacht sein
Ich verstehe aber gut, dass er sich eine Streckte wünscht, die nicht so viel parallel zum Autoverkehr verläuft. Das wünsche ich mir auch. Durchs Grüne radeln ist immer schöner. Allerdings ist Stuttgart halt wie es ist, und es gibt nicht so viele Trassen für den Verkehr. Oder um es anders zu sagen, die Hauptverkehrstrassen, die auch für Radfahrende interessant sind, weil sie kurz und direkt verlaufen, sind alle schon von Autos belegt. Botnang hat ist mit Radstreifen ans Stadtzentrum angebunden, und nach Fellbach hinaus geht es auch auf Radstreifen. Wobei die Google-Karte mir zwei Varianten anbietet, davon auch eine, parallel zur Waiblinger Straße nach Fellbach.

Es bleibt in jedem Fall noch viel zu tun, bis der Radverkehr in Stuttgart von allen Parteien im Gemeinderat so ernst genommen wird, dass es überall gute, bequeme und angenehme Radstrecken gibt, wo Menschen zur Arbeit fahren. Und es wäre schön, die Stuttgarter Zeitung würde über all diese Aspekte (Hindernisse, schlechte Ampelschaltungen, komische Streckenführungen und Schreckmomente mit aggressiven Autofahrern) ausführlicher berichten. Das finde ich auch.


11 Kommentare:

  1. Das mit den Schadstoffen im Innenraum des PKW stimmt so nicht mehr, zumindest wenn die Klimaanlage einen zweistufigen Filter (mit Aktivkohle) und Luftqualitätssensoren innen und außen in Kombination mit automatischer Umschaltung zwischen Umluft- und Außenluftbetrieb. Mittel- und Oberklasse-PKW haben sowas in der Regel verbaut, bei Kompakt und Kleinwagen ist es noch nicht so häufig.

    Ein Problem der Radstrecken in Wäldern oder über Felder etwas fernab größerer Straßen ist, dass sich dort durch Stickoxide produziertes Ozon schlechter abbauen kann, was eben Atemwegsreizungen verursacht. Mitunter atmet man in einem ungünstigen Waldgebiet mehr Ozon ein, als unmittelbar neben einer Bundesstraße.

    Das einzige, was hilft ist also die generelle Reduzierung des MIV. Ich verstehe daher nicht, warum sich Stuttgart so mit Fahrverboten ziert. Die Wetterlagen, die zu erhöhten Belastungen an Feinstaub, Ozon und NOx führen, sind meist zwei Tage im voraus bekannt. Das ist genug Zeit, wenigstens Fahrverbote nach Pariser Modell anzukündigen: Einen Tag gerade Endziffern, einen Tag ungerade.

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    1. Stuttgart ziert sich so mit Fahrbeschränkungen, weil es dafür keine Mehrheit im Gemeinderat gibt. Deshalb muss Stuttgart die Beschränkungen streng innerhalb der von den Gerichten verfügten Vorgaben verhängen. Leider. Aber Mehrheiten können sich mit den kommenden Gemeinderatswahlen ja auch mal ändern, hoffentlich zum besseren.

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  2. Ausgerechnet die Stuttgarter Zeitung soll über Rad fahren in Stuttgart schreiben? Das wird nicht jedem Redakteur schmecken. Als ich einmal versuchte einen Redakteur der StZ zu einem Artikel über verantwortungslose Baustellensicherung zu überreden wurde das abgelehnt. Das Gespräch mit ihm darüber hatte ich in der Geißstraße.

    https://martintriker.wordpress.com/2018/05/17/geschuetzte-radinfrastruktur-teil-2/
    Letzter Absatz. Muss auch wieder ne Gelbe Karte schreiben, ist wieder der alte Zustand.

    Martin

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    1. Ja, leider ist meine Erfahrung mit den Redakteuren von StZ/StN ähnlich. Dort ist man noch in der Autostadt von 1960. Ich hatte eine Falschmeldung zu einem angeblichen Radweg an der neuen Weinsteige bemeckert, die gleichen Kritikpunkte hatte auch Christine im Blog. Es gab aber da schon zaghafte Versuche, Redakteure im Selbstversuch mit dem Fahrrad und so. Naja, vielleicht wird's ja mal was bei denen wenn ein Generationswechsel ansteht.

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    2. ..Nachtrag:
      Vielleicht ändert sich bei StZ/StN ja schon etwas. Wenn ich so über die vergangenen Artikel in der StN nachdenke: beim Radschnellweg aus Böblingen haben sie relativ neutral berichtet, und bei der Falle auf dem Rucksackpfad hatten sie sogar über eine Profi-Mountainbikerin berichtet die dort für Olympia trainiert. Den Konflikt Wanderer vs. Mountainbiker haben sie neutral angesprochen obwohl sich sicher jemand hätte finden können der als Wanderer eine unschöne Begegnung mit einem rücksichtslosen Biker hatte - denn schwarze Schafe finden sich schließlich überall. Sogar über die letzte Critical Mass hatten sie ein kleines Schnipsel.

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  3. Und noch viel schlimmer als der tatsächliche oder vermeintliche Schadstoffausstoß der Autos ist der tatsächliche Lärm, den der hemmungslos übermotorisierte und unterzivilisierte KFZ-Verkehr verursacht. Flächendeckend. Deutschlandweit. Europaweit. Es sei denn, mann flüchtet sich per Fahrrad in ganz außergewöhnlich abgelegene Gegenden wie beispielsweise einige Pyrenäentäler, die östlichen Karpaten oder in die mückenverseuchten finnischen Wälder.

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  4. Zuminest das "mann" war natürlich ein Tippfehler und meinet "man" :-)

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  5. Geht's auch ein bisschen weniger arrogant, Frau Lehman? Anstatt sich zu freuen, dass wieder einer mehr vom Auto aufs Fahrrad umgestiegen ist, machen Sie den guten Mann hier runter. Ich, selber erst seit 2017 Radpendlerin, fahre jeden Tag 50 Km von den Fildern nach Fellbach und zurück. Und ich kann nur bestätigen , was der Mann sagt. Die Nürnberger Straße bei Inversionswetter fahren, das hat schon was. Da gibt die Lunge schon manchmal Pfötchen.
    Anstatt hier aufzurechnen, wie viel gesünder das sein soll als das Atmen im Autoinnenraum, könnten Sie wenigstens den Anschein wahren, die berechtigten Aussagen des Mannes ernst zu nehmen.

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    1. Sehr geehrte Frau Jungmann, ich würde gerne verstehen worin ihr Dissens zu Frau Lehmann besteht oder der Dissens zwischen Frau Lehmann und "den berechtigten Aussagen" des "guten Mannes" bestehen könnte.

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  6. Frau Jungmann, ich glaube, sie haben den Artikel falsch interpretiert.

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  7. Zu dem Foto in Botnang "Könnte liebevoller gemacht sein": Diese Stelle ist an Fehlplanung kaum zu überbieten. Radfahrer sollen nicht einfach nach links abbiegen, um normal auf der Fahrbahn zu radeln, nein sie sollen den blauen Richtungspfeil ignorieren, in den Gegenverkehr fahren, auf dem Fußweg landen, um dann an der Bettelampel auf Grün zu warten, um dann wieder auf der Fahbahn zu fahren (denn der Gehweg ist kein Radweg).

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