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13. Mai 2019

Radabstellanlagen schaffen Radverkehr

Möhringen Bahnhof
Unverdrossen fahren Menschen mit dem Fahrrad, auch wenn die Radparkplätze nicht mehr reichen. Geländer sind keine gute Alternative.

In der Innenstadt sind zahlreiche Abstellanlagen entstanden, hauptsächlich, um das Falschparken von Autos zu verhindern. Sie zeigen jedoch ganz deutlich, dass sie gebraucht werden, vor allem, dort, wo auch die Läden sind. Parkplätze weg und Radabstellanlagen hin, das erzeugt Radverkehr und ermuntert Menschen, die kleinen Einkaufswege mit dem Fahrrrad zu machen. Wo es keine Radabstellanlagen gibt, fahren auch nur wenige mit dem Fahrrad hin. Vorreiter war übrigens der Marienplatz mit seinen zahlreichen Radastellanlagen, die von Anfang an voll waren. Inzwischens sind sie überfüllt.

Fahrrad Wien hat auf Facebook dieses Foto veröffentlicht. Zwei Wochen, nachdem dieser Ständer zwei Parkplätze okkupiert hatte, war er bereits überfüllt.

Wo es keine Fahrradständer gibt, kommen nur wenige mit dem Fahrrad.
Mir ist auf meinen Touren in die Vororte aufgefallen, dass dort, wo es in Stadtkernen keine Radständer gibt, sich die Autos schieben, aber kaum Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sind und nur wenige zu Fuß, obgleich es gerade für die kleinen Einkaufswege von daheim ins Zentrum wunderbar taugt. Radfahrende kaufen öfter lokal ein, und sie kaufen mehr in den Läden ihres Viertels. Sie brauchen dafür nur wenig Platz. Auf kleinem Raum wird mit einem Radabstellplatz ein um die Zahl der abgestellten Räder erhöhter Konsumgewinn erzeugt. Und wo keine Autos stehen, halten sich auch Fußgänger/innen gerne auf. Auf einen Autoparkplatz passen acht bis zehn Räder. Das sind sieben bis neun Menschen mehr, die in die Läden gehen. Hinzu kommen die zuästzlichen Fußgänger/innen .

Radständer sind ein billiges Sanierungsprogramm für verödende Ortskerne. Leider kämpfen Ladeninhaer/innen oft um jeden einzelnen Parkplatz vor der Tür, weil sie glauben, nur Autofahrende kommen zu ihnen in den Laden. Ein Auto braucht aber 12 Quadratmeter. Da passen 12 Fahrräder drauf. Das wären 12 Kund/innen anstelle eines einzigen.
Haltestelle Riedsee, Möhringen
Dass Radabsgtellanlagen auch den Autoverkehr drastisch reduzieren, zeigt sich an großen Stadt- und S-Bahnhöfen wie in Vaihingen, Möhringen, Feuerbach  oder Cannstatt. Menschen fahren von daheim dorthin, stellen ihr Fahrrad ab und fahren mit der Bahn weiter. Gäbe es dort keine Radabstellanlagen, würden diese Leute mit dem Auto in die Stadt fahren. Das wären dann jeden morgen schätzungsweise jeweils rund 300 Autos mehr als derzeit. In Vaihingen reichen die Radabstellanlagen nicht, die Räder hängen an Geländern und stehen auf Gehwegen. In Cannstatt und in Möhringen ist das genauso.

Cannstatt Bahnhof

Am Hauptahnhof ist die Lage noch schlechter. (Hier soll es irgendwann mal ein Radparkhaus für 1.000 Räder geben.) Auch an vielen Haltestellen entlang der Stadtbahnlinien, die in die Stadt führen, stehen Fahrräder an Geländern, weil die Abstellanlagen nicht reichen. Diese Unverdrossenheit der Radfahrenden ist wunderar. Es wird Zeit, dass wir sie mit einer geeigneten Fahrradparkinfrastruktur freundlich beantworten. Wie viele würden Fahrrad fahren, wenn die Abstellanlagen an den Bahnhöfen einladend und ausreichend wären und nicht Angst machten vor Vandalismus?
Feuerbach Bahnhof


Vogelsangstaffel
Gerichtsviertel
Es gibt bei uns in Stuttgart auch einen riesigen Bedarf an Radabstellanlagen in Wohngebieten. Wenn die Schildermasten nicht reichen, kommen die Geländer dran. Und das sind nur die Räder derer, die sie nicht in einen Keller tragen können, aber auf jeden Fall benutzen wollen. Die Menschen, die sich nicht trauen, ein teures Pedelec draußen anzubinden, schaffen sich keines an, auch wenn sie gerne eines haben würden. Schon ordentliche Abstellanlagen würden helfen, ganz dringend aber braucht man in Wohngebieten auch abschließbare Kontainer.
 
Und viel mehr, als wir beim letzten Haushalt als Pilotprojekt auf die Beine gestellt haben. Bislang steht noch keine einzige Garage, obgleich es Hunderte Interessent/innen gibt. Die Verwaltung arbeitet daran, wie man sie zuteilen kann, und hat auch schon ein auf dem Dach begrühntes Radgaragenmodell für 12 Fahrräder ausgesucht. Das dauert aber schon doch alles recht lange.

Im Zielbeschluss "fahrradfreundliches Stuttgart" fordern wir den zügigen Ausbau von Radbastellanlagen. Denn Radabstellanlagen produzieren tatsächich Radverkehr, wo vorher keiner war. In Wohngebieten dürfte das besonders effizient sein.


8 Kommentare:

  1. Das kann man überall beobachten. Bedarf ist da, gehandelt wird nicht.
    Es wird über "Fahrradchaos" geschimpft, aber man hinterfragt nicht, warum es so ist. In Heidelberg hat man eine Straßenbahnhaltestelle umgestaltet. Ich bin da vorher ein paarmal vorbeigekommen und mir sind etliche Räder an Zäunen etc. rund um die alte Haltestelle aufgefallen. Die neue Haltestelle ist fertig und was ist. Keine Fahrradbügel. Man hat es mal wieder verschlafen. S-Bahnhaltestelle genauso, es wurden beim Umbau zwar Abstellanlagen geschaffen, aber das war schon im vorhinein zu sehen, dass die bei der bereits vorhandenen Menge an Rädern nicht reichen, geschweige denn, dass es für noch mehr Räder reicht. Auch verpennt worden, genauso wie ausreichend Platz für Pendler aus dem Umland, die vom "platten Land" mit dem Auot zur S-Bahn fahren, um vo dortaus weiter zu kommen.
    Einfach verpennt.
    Warum fällt das mir beim reinen Vorbeifahren auf und den Planern beim Planen nicht? Schalten die nicht das Hirn ein?
    Gruß
    Karin

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    1. Karin, ich denke die Politik hinkt der tatsächlichen Entwicklung in den Städten hinterher, wie sooft. Planungen dauern lange und sind dann immer schon drei odeer vier Jahre alt, wenn sie an die Umsetzung kommen. Und vor drei oder vier Jahren hatte das Fahrrad noch nicht den Status wie jetzt als Lösung unserer Verkehrsprobleme. Das ist ein Manko. Und so wie ich das sehe, hilft nur eine wache Radlergemeinde, die permanent öffentlich hörbare Forderungen stellt, gegen die Trägheit der langsam planenden Politik. Gibt es Heidelberg eine Fahrradbeauftragte oder einen Fahrradbeauftragten? Gibt es so was wie die Gelbe Karte in Stuttgart (ein Tool, bei dem man direkt Mängel bei der Stadt melden kann)? Wenn nicht, wird es Zeit, das zu fordern. Um das hinzukriegen, schreibt man den Stadträt/innen Briefe (E-Mails), die jetzt, kurz vor der Gemeinderatswahl mit Sicherheit aufmerksam gelesen werden.

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  2. Ralph Gutschmidt13. Mai 2019 um 08:41

    Aber richtig traurig ist, dass es die Fahrradstellplätze nicht in die Landesbauordnung geschafft haben. Nur mit einem guten Rad, evtl auch mit Anhänger, will man wirklich viele Wege erledigen. Aber wer will sich ein teures Rad kaufen, wenn er es zuhause nicht sicher abstellen kann?

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    1. Hm.
      Um in Berti Vorgts Worten zu bleiben:
      "Da müssen Sie ein anderes Spiel gesehen haben"

      http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&query=BauO%20BW%20%C2%A7%2037&psml=bsbawueprod.psml&max=true

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    2. Ich stelle meine Pedelecs (ich fahre das dritte) seit 2006 überall ab, und mir hat man noch nie was geklaut, nicht mal die Uhr, die am Lenker hängt. Das Risiko ist so groß nicht. (Andererseits habe ich auch gehört, dass jemandem in i;sy geklaut wurde, kommte also vor.) Vielleicht übertreiben wir ein bisschen mit der Gefahr. Ich habe an den Radständern in Untertürckheim, Vaihingen etc auch immer wieder gute Pedelecs stehen sehen, nicht nur die Schrotträder, mit denen manche zum Bahnhof fahren. Aber es wird auch in Stuttgart Fahrradparkhäuser geben, die Planung dauert halt ne weile. Vorerst sind sehr viel mehr Radständer sicher nötig. Es macht einen Unterschied, ob man das Rad an eine Geländer oder Schildermasten anschließt und damit Vorbeigehende provoziert, oder ob sie ordentlich in Radständern untergebracht sind. Zürich arbeitet mit vielen Radständern auch in Wohngebieten, die überall viele Autostellplätze belegen. Und das geht auch. Ich denke, das Ziel ist nicht, überall abschließbare Radboxen zu haben und allen zu vermitteln, ein teures Rad werde sofort geklaut, sondern, das Rad überhaupt mal ordentlich und ohne Störung der Fußgänger/innen abstellen zu können.

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    3. Das ist schon absurd. So viele Kfzparkplätze überall. Und große Keller. Aber an vernünftigen Möglichkeiten Räder drinnen und draußen abzustellen mangelt es.

      Ich wundere mich über die vielen Spiralschlösser in den Bildern. Das ist mir vorher auch schon bei abgestellten Rädern aufgefallen. Machen sich die Leute keine Gedanken über Diebstahl? Sind die Räder nichts wert? Oder bin ich paranoid?

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    4. Lieber Anonymus oder liebe Anonyma, in Stuttgart werden nicht so viele Fahrräder geklaut. Und ja, die Spiralschlösser taugen nicht viel. Aber ich habe auch viele teure Räder gesehen, die mit recht guten Schlössern abgeschlossen sind. Pedelec-Fahrer nehmen oft auch den Bosch-Computer ab, und ohne den kann man ein Pedelec nicht fahren. Viele Räder, die so draußen herumstehen, sind allerdigns in der Tat keine teuren Räder. Deshalb braucht es auch geschütze Abstellanlagen in Gegenden, wo sie Leute keine Abstellmöglichkeiten im Haus haben, weil man die eben nicht offen herumstehen lässt. Es ist aber schon auch wichtig, dass die Anwohner/innen solche Radabstellanlagen fordern. Denn wenn die Stadtverwaltung kommt und welche hinstellen will, dann regt sich meist nur Anwohnerprotest dagegen, vor allem, wenn es Parkplätze kostet. Ihr alle, die ihr Rad fahrt, müsst die Stadt und eure Stadträt/innen dabei unterstützen, wenn sie für euch Radabstellanlagen aufstellen will. Und ihr müsst den Bezirksbeiräten sagen, wo ihr welche hin haben wollt. Wir Radler/innen müssen uns rühren und mitreden, wir müssen zeigen, was wir wollen, das ist meine Erfahrung aus sechs Jahren Fahrradblog: Die Stimme erheben.

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  3. Ralph Gutschmidt13. Mai 2019 um 14:31

    Anonym kann man viel behaupten. Wer soll Berti Vorgt sein? Laut Google gibt's im Fußball einen ähnlichen Namen, aber kein Zusammenhang mit Fahrrädern.

    Der Link zur LBO bezieht sich auf die alte (noch geltende) Fassung, nicht auf die neue.

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