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31. Oktober 2020

Sieben Professuren für den Radverkehr

Der Bund unterstüzt sieben Professuren für den Radverkehr in Deutschland. Wie die Zeit berichtet, beteiligt ich auch ein Fahrradhersteller finanziell an der Grundlagenforschung.

8,3 Millionen werden dafür in den kommenden fünf Jahren ausgegeben. Die Stadt wurde in den letzten siebzig Jahren nur noch fürs Auto geplant, Spezialist:innen für andere Mobilitätsformen wie Fahrrad, zu Fuß und mit Bussen und Bahnen fehlen. In der Regel wird immer noch fürs Auto geplant, ist der Platz dafür festgelegt, dann kommt das Erschrecken: "Oje, wir müssen doch noch Radwege machen und der Bus fährt das auch." Dann hat man schnell eine gemeinsame Bus- und Radspur. Natürlich ist das heute nicht mehr ganz so extrem. Zumindest in Stuttgart werden Radverbindungen inzwischen mitgeplant, etwa, wenn es um die Anbindung des Eiermann-Campus an Vaihingen geht. 

Da die Verkehrsnetze nun aber schon bestehen, geht es auch um die Frage, wie man die Radinfrastruktur in die Straßen hineinkriegt, und zwar sinnvoll und praktikabel. Radverkehrsplanung ist heute keine Bedarfsplanung mehr (sie orientiert sich nicht an dem, was ist), sondern muss eine Angebotsbplanung sein, also Menschen daszu einladen, das Auto stehen zu lassen und das Fahrrad zu nehmen. Das gilt auch für Stuttgart. In Frankfurt finanziert Riese & Müller eine halbe Assistentenstelle. Denn, so das Unternehmen, bislang habe der Radverkehr in der Forschung wenig Platz gehabt. Es fehlen vor allem Daten, auf deren Grundlag man in die Zukunft planen kann. 

Und nicht zuletzt brauchen die Städte, auch Stuttgart viele Fachleute für Stellen der modernen Stadtplanung. Derzeit bleiben solche Stellen auf viele Monate unbesetzt. Und dieses Personal müssen die Universitäten ausbilden.  

Übrigens, Tilman Bracher vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu), weist darauf hin, dass im Studienangebot noch ein weitere Ingenieursfach fehlt, nämlich das der Ampelschaltungen in der Signaltechnik. Die Ingenieure, die heute die Ampelschaltungen machen, haben gelernt, den Fluss des Autoverkehrs zu optimieren. Jetzt aber sei dass Gegenteil gefragt: Fußgänger:innen und Radfahrende sollten Kreuzungen und Fahrbahnen schneller passieren können. Allerdings, so fürchte ich, braucht es daszu nicht nur die Signaltechniker, die an Fußgänger und Radler denken, sondern auch eine Straßenverkehsordnung die die Flüssigkeit des Autoverkehrs nicht über alles andere stellt.

15 Kommentare:

  1. Komme gerade aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wozu das Ganze bitteschön? Es gibt zu allem Analysen. Statistiken, die StVO, Musterlösungen & den gesunden Menschenverstand: Und schon hat man gescheite Radwege.

    Sind das künstlich generierte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Mehr nicht. Und an Ende kommen diese Professoren zu den gleichen Ergebnissen, die ohnehin schon jetzt bekannt sind.

    Aus dem Artikel geht nicht hervor um welchen Hersteller sich hierbei handelt- oder hab ich's ich überlesen? Claudia Klein

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    1. Hallo Claudia,

      das Wissen existiert, aber es existiert nicht da, wo es angewandt werden muss, in den Behörden und den Parlamenten. Dort werden Entscheidungen mit dem Teil-Wissen um die autogerechte Stadt getroffen.

      Der Hersteller ist Riese & Müller aus Darmstadt. Steht auch im Text.

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    2. Absolut einverstanden mit dir über den Unsinn dieser Professuren. Ich befürchte allerdings, der Grund dafür ist, dass man, wie bei allen anderen Fragen der Klimakatastrophe auch, gegen jede Vernunft immer noch hofft, irgendwie die Quadratur des Kreises zu schaffen, in unserem Fall, Radverkehr zu fördern, ohne Autoverkehr massiv zu reduzieren.

      Liebe Politiker, hier lest ihr es zum ersten Mal (nicht): Der motorisierte Individualverkehr muss auf ein absolutes Mindestmaß zurückgeführt werden. Es muss überhaupt viel weniger Verkehr geben, denn der Energieverbrauch kommt daher, DASS wir herumfahren, und nicht WIE. Uns ja, dafür braucht es ein neues Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, dezentral, mit weitgehend autonomen räumlichen Einheiten.

      Wo darf ich mich für eine Professur melden?

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    3. PS: eine Übersicht über die institute findest Du hier: https://twitter.com/zweirat0711/status/1317743862832574464

      Noch sind nicht alle Stellen besetzt

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    4. @ marmotte27, Deine Antwort könnte auch von Trump stammen. Wozu brauchen wir Wissenschaft und Forschung, wir haben doch genug "gesunden Menschenverstand".

      @ Claudia: Vielleicht wissen wir alles bereits, aber ganz sicher nicht dort, wo das Wissen auch gebraucht wird. Ich bin allerdings ziemlich sicher, dass wir so manches noch nicht wissen, weil es noch gar nicht erforscht wurde. Auch was den Verkehr angeht ...

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    5. @ Bernd Lohrum Ach ja, weil ja noch kein Politiker je gesagt hat, da können wir nichts tun, das muss erst noch erforscht werden...
      Dass motorisierter (Individual)verkehr unglaubliche Verschmutzungen auslöst, muss nicht erst noch erforscht werden. Dass er ungeheure Landschaftszerstörungen erfordert, muss nicht erst noch erforscht werden. Dass Straßenbau immer weiteren Verkehr induziert muss nicht erforscht werden. Dass MIV sehr ineffizient ist, ihm aber trotzdem der Löwenanteil des Verkehrsraums zugeschanzt wird, muss nicht mehr erforscht werden. Dass die (mindestens) Untätigkeit vieler Politiker auch damit zusammenhängt, dass wir in Deutschland 5 große Autohersteller haben, muss nicht mehr erforscht werden.

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  2. Da liegt ein Missverständnis vor. Ich halte die Professuren und die mit ihren Instituten verbundene Arbeit für absolut notwendig und wichtig. Das wissen um die notwendigen und möglichen Schritte für die Verkehrswende muss raus aus elitären und isolierten Kreisen von Theoretiker*innen und rein in praktische Anwendung. Dafür muss wissen in der Breite geschaffen werden und dafür muss dessen Anwendung in der praktischen Anwendung für die Anwendung erforscht werden. Es reicht halt nicht zu wissen, wie das Ziel aussehen soll, wenn man nicht weiß, wie man es erreicht.

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  3. Haben das die Niederländer und Dänen auch?

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  4. Kommentare kriegen ja gern eine seltsame Wendung, wenn einer oder eine ein Thema anschneidet, und dann wundere ich mich: Wenn an den Universitäten den jungen Studentinnen und Studenten kein Angebot gemacht wird, dass sie und die gesamte Stadt- und Verkehrsplanung von der Fixierung aufs Auto löst, dann landen in den Architekturbüros und Planungsämtern auch künftig nur die, die Städte für Autos planen, weil sie gar nicht so genau wissen, wie man sie anders planen könnte. Wir sind bis tief in die jetztige Jugendgeneration hinein aufs Auto geprägt, es bestimmt unser ganzes Alltagsleben, selbst dann, wenn wir keines haben, denn nichts begegnet man, wenn man rausgeht, so oft und so beständig, wie dem Auto. Es ist überall, man hört es überall, es nimmt den größten Raum ein in unseren Städten, und wenn wir aufs Land fahren (!), dann sehen wir kaum jemals einen Ort, wo keine Straße ist, und selbst dort, wo keine Straße ist, sehen wir Autos. Diese Professuren dienen ja vor allem dazu, den Blick auf etwas anderes zu richten als das Auto als Mobilitätsgarantie, und in den Köpfen einen Wandel in Gang zu setzen. Wir reden inzwischen schon viel mehr übers Fahrrad als vor fünf Jahren, aber bislang sind es noch wenige, in der Breite der Bevölkdung ist noch lange nicht angekommen, dass es vielleicht auch viel öfter und viel mehr ohne Auto geht, als wir es bislang glauben.

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  5. Hast Du ein Problem mit anderen Meinungen?

    Mir erschließt sich einfach die Logik hinter diesen Professuren nicht und sehe keinen Mehrwert darin. Es ist alles vorhanden und liegt auf dem Tisch: Personal, Regeln etc. Es geht nur um die Frage: Will ich mehr Radwege oder nicht? Es wird immer so getan, als ob die Niederländer ein reines Radfahrerland wäre- weit gefehlt. Selbst da steigen die Zulassungszahlen beim Auto. Aber das Nebeneinander geht trotzdem.

    Wenn es bei den Professuren um eine Art 'Indoktrination/Umerziehung' oder 'psychologische Couch' durch die Hintertür geht, reden wir dann von Lobbyarbeit?

    Braucht Deutschland noch mehr Akademiker? Noch mehr Funktionäre? Noch mehr Bürokratie? Oder einfach 'Macher' und 'Indianer'?

    Die Jugend ist mit dem Auto tief verwurzelt? Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Zielgruppe die es nicht verstehen will: Besserverdienende, Reiche und Männer.

    Dann sind diese Professuren also für 'die unbelehrbare Elite in diesem Land' - dann soll diese Elite auch auch die 8 Millionen Euro finanzieren und nicht die Allgemeinheit...Claudia Klein

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    1. @Claudia Klein
      Wieder absolut einverstanden mit dir.
      Wir haben keine Zeit mehr für eine sanfte Umgestaltung der Gesellschaft. Das hätte man vor 40/50 Jahren machen können. Jetzt wird es entweder hart oder es wird brutal.

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    2. Zustimmung. "Professur für Radverkehr" heißt auf deutsch: Geld reinpumpen und dafür 5 Jahre absolut nichts tun... Wetten, dass das "Fazit" nach 5 Jahren ist: Wir brauchen mehr Details/Fördergelder...

      Wenn die Politik nicht mal DAS selber hinkriegt. Oh Mann, wie erbärmlich. Da fehlen eigentlich nur noch die Millionen für "externe Berater". Kommt wahrscheinlich noch.

      S. Schwager, Fürstenfeldbruck

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  6. Jörg
    habt ihr nicht gehört, das die Pop Up Bike Lane abgegebaut wird, weil sie nicht dem geltenden Recht entspricht? Seht ihr nicht was bei Wettbewerben zum Städtebau raus kommt? Kriegt ihr nicht die Diskussionen um sichere Kreuzungen mit? Habt ihr noch keinen Virologen im Fernsehen gesehen?
    Selbst der geneigte Politiker kann heute bei keinem Experten gute Radinfrastruktur "bestellen". Es ist wohl offensichtlicht, dass Politiker die Details nicht selbst erarbeiten. Sie müssen in Gremien sitzen über ganz viele Themen abstimmen, sich mit vielen Lobbyisten treffen (auch Fahrradlobbyisten). Und dann sind sie eine ganze Weile im Wahlkampf. Sprich die Politiker:innen können nur Sachen bestellen.
    Jetzt braucht es Leute wo sie gute Sachen für die Radfahrenden bestellen können. Diese Leute sind dann u.a. die Professoren.

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    1. Verflixt, da haben die Niederländer aber was falsch gemacht vor 50 Jahren...

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