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22. Oktober 2021

Wer hat Vorfahrt?

Das ist eine der kompliziertesten Kreuzungen auf der Hauptradroute 1, doch da sie fast nur von Radfahrenden befahren wird, merkt man es nicht. Denn Radfahrende arrangieren sich per Blickkontakt. 

Wir sehen das Ende, bzw. den Beginn des Radwegs Holzstraße an der Einmündung der Marktstraße. Der Radweg ist rot markiert, die Fahrbahn der Einmündung blau. Die blaue Farbe soll Autofahrenden signalisieren, dass sie falsch sind, wenn sie hier reinfahren. Für Autos (ausgenommen Taxis, Lieferverkehr bis 11 und Behinderte mit Ausweis) ist die Fahrradstraße hier und in der Eberhardstraße verboten. Das sagen die Verkehrszeichen. 

Aber wer hat nun hier Vorfahrt? 

Das Auto, das von der parallelen Fahrbahn einbiegt oder wir auf unserem Radweg, der hier aber endet? Die Antwort scheint recht einfach. Da wir entlang der Vorfahrtstraße auf einem Radweg radeln, haben wir Vorrang vor allen Fahrzeugen, die von der Fahrbahn kommen und einbiegen wollen, sie kreuzen ja unseren Weg. Anderseits biegen auch wir ab, wir fahren nicht geradeaus weiter. (Das machen zwar manche, aber der Gehweg gegenüber ist sogar per Verkehrszeichen eindeutig als reiner Gehweg gekennzeichnet, hier ist radeln verboten.) Immerhin kommen wir für den einbiegenden Autoverkehr von rechts. Und allein deshalb haben wir wiederum Vorrang, würde ich sagen. 

Wie ist das aber, wenn wir aus der Marktstraße kommen und nach links auf den Radweg einbiegen wollen? In der blauen Fläche ist eine kleine Aufstellfläche mit Pfeil und durchbrochener Linie markiert. Würden wir aus der Marktstraße hinausradeln auf die Fahrbahn der Holzstraße, wäre das völlig klar. Als Linksabbieger müssten wir den Verkehr von links und von rechts durchlassen. Aber wir befinden uns auf der Markstraße auf einer Fläche hinter der Verkehrsinsel. Dennoch gilt das Gleiche. Wir wollen nach links abbiegen und müssen deshalb alles, was auf der Gegenfahrbahn, die wir kreuzen, fährt, durchlassen, auch einbiegende Autos (auch die, die gar nicht einbiegen dürfen). So weit so klar. 

Wenn nun aber ein Fußgänger, der rechts von uns geht, hier die Einmündung überqueren will, um drüben auf dem Gehweg weiterzugehen? Da wir abbiegen, der Fußgänger oder die Fußgängerin aber geradeaus weiter geht, und da dies unmittelbar hinter der Einbiegung geschieht, hat der/die Fußgänge:in Vorrang vor uns und allen einbiegenden Autos, wie immer an Einbiegungen. Leute, die weiter hinten in der Marktstraße die Fahrbahn überqueren, haben wiederum keinen Vorrang vor uns, den haben sie auch in der Eberhardstraße dann nur noch auf den Zebrastreifen. 

In der Regel läuft hier aber alles recht konfliktfrei ab, von einzelnen Schreckmomenten abgesehen, auch wenn wir auf dem roten Asphalt Fahrradbremsspuren sehen. Manchmal biegen Radfahrende aus der Marktstraße viel zu knapp hier ein, sie schneiden die Kurve, also müssen wir bremsen, manchmal sogar abrupt. Insgesamt ist dieser Radweg ohnehin zu schmal, das war er von Anfang an, und wir haben auch von Anfang an dagegen protestiert. Das ist schließlich die Hauptradroute 1, auf der in Stuttgart die meisten Radler:innen unterwegs sind. Sie enthält übrigens deutlich schwierigere und auch wirklich angsterzeugende Stellen als diese Ecke. Verzwickt sind fast immer die Übergänge von einer Radinfrastruktur in eine andere, hier von Fahrradstraße (Fahrbahn) auf einen Radweg parallel zu einem Gehweg und umgekehrt. 

5 Kommentare:

  1. In Variante 1 ist es klar dass Fahrrad, das Vorrang hat, egal, ob es abbiegt oder nicht. Man stelle sich vor, es seien zwei Autospuren, niemand käme auf die Idee, dass das Auto auf der linken Spur Vorrang hätte.

    In der Gegenrichtung ist es tatsächlich schwierig. Aber letztlich ist das Fahrrad aus Sicht des Autos bereits auf dem Radweg, hat also Vorrang.

    In der StVO steht: "Wer abbiegen will, muss entgegenkommende Fahrzeuge durchfahren lassen". Die Autos kommen nicht entgegen, sie kommen von links. Daher gilt diese Regel hier nicht.

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    1. Vorsicht, wenn man links auf den Radweg einbiegt muss man durchaus einbiegenden Fahrbahnverkehr durchlassen. Wenn man der Logik in dem Blogbeitrag nicht glauben will, so kann man auch folgende anwenden: Der Radweg ist Teil der Holzstr., also biegt man in die Holzstr. ein. Man hat am Ende der Marktstr ein "Vorfahrt gewähren"-Schild gegenüber der Holzstr., muss also allem Fahrverkehr der auf und von der Holzstr. ankommt Vorfahrt gewähren - und dazu gehören auch die Autos, die hier einbiegen.

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  2. im grunde ist die straßenmalerei egal:
    die autofahrer, die hier unterwegs sind, wissen eh, dass sie hier nichts verloren haben und fahren dich in der regel einfach um, weil sie so im stress sind.
    das jede 3. am handy telefoniert macht's nicht besser.

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  3. Deswegen fahre ich dort immer auf der Straße- das ganze Areal auf Höhe Breuninger, ist eine einzige Gefahrenzone. Klaus Ulrich

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  4. "... auch wenn wir auf dem roten Asphalt Fahrradbremsspuren sehen ..."
    Die meisten dieser Spuren dürften nicht von Fahrrädern kommen. Die eScooter-Helden unserer Stadt haben festgestellt, dass Vollbremsungen mit den Teilen schöne fette schwarze Spuren hinterlassen und haben nun Ihren Spaß damit - bevorzugt natürlich auf Radwegen und in Fußgängerbereichen, da sie dort bei Kontrollverlust nicht mit mit Autos kollidieren können.

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