Seiten

23. November 2021

Mit Schutzstreifen kommt niemand klar

Mit diesen sogenannten Schutzstreifen können Autofahrende nicht umgehen. Sie fahren regelmäßig darauf, und sie stellen Fahrzeuge darauf ab

Fahren darf man auf Schutzsteifen, wenn der Gegenverkehr es erfordert und sonst kein Platz ist. Dabei darf man Radfahrende nicht behindern oder gefährden. Wenn man sich diese Situation anschaut, sieht man, dass Radfahrende vor lauter Auto auf dem Schutzstreifen gar nicht durchkommen würden. Autofahrende würden auch gar nicht sehen, dass sich von hinten ein Radfahrer nähert, der auf seiner Spur schneller radeln kann als die Autos gerade fahren, weil sie sich gegenseitig blockieren oder zum Abbiegen anhalten. 

Einer will einparken und steht dabei wartend auf dem Schutzstreifen. Diese Schutzstreifen sind neu in Wangen im Allgäu auf die Lindauer Straße gekommen, wo 50 k/h gefahren werden darf. Noch radeln hier kaum Leute, und die Autofahrenden sind völlig von der Rolle, weil sie nun eigentlich mittiger auf der ausreichend breiten Fahrbahn fahren müssten. Da sie aber vor Außenspiegelkontakt mit entgegenkommenden Autos Angst haben, fahren sie mit den rechten Reifen auf dem Schutzstreifen. Mit der Zeit werden sich Autofahrende und Radfahrende wohl daran gewöhnen und sich irgendwie arrangieren. Immerhin lassen die hier genügend Platz zu geparkten Fahrzeugen. Aber man sieht sehr deutlich, dass sie eher eine Alibi-Radinfrastruktur sind, die weder Radfahrenden wirklich nützen, noch Autofahrenden, die nicht hinter Radfahrenden her fahren wollen, falls sie nicht überholen können. 

Wirklich verboten ist es aber, ein Auto auf dem Schutzsteifen abzustellen, man darf weder halten noch parken. Das darf man übrigens auch nicht halb auf dem Schutzstreifen und halb auf dem Gehweg. 

Auf diesem Foto (rechts)  sieht man, dass Schutzstreifen dazu verführen, Radfahrende viel zu eng zu überholen. Die Autofahrenden sehen hier einen Mittelstreifen, den sie nicht überfahren wollen. Aber sie wollen eben unbedingt am Radfahrer vorbei. Man sieht übrigens auch, dass der Autofahrer, der uns entgegenkommt, nicht auf dem Schutzstreifen fährt, er hat nämlich gerade, ebenfalls knapp, einen Radfahrer überholt. 

15 Kommentare:

  1. Schutzstreifen sind die Pest und gehören abgeschafft. Es gibt keinerlei Mehrwert, für keinen. Der Einzige, der einen Vorteil hat, ist der, der die Farbe verkauft bzw. aufpinselt. Und weil die Autos immer wieder drüberfahren und die Farbe abfahren, muss sie auch immer wieder erneuert werden. Ein super Geschäftsmodell.
    Karin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Und trotzdem alten so viele diese Dinger für einen super Kopromiss. Dabei behindern sie doch alle, die fahren.

      Löschen
    2. Aus Kraftfahrersicht behindern mich die Schutzstreifen überhaupt nicht. Im Gegenteil! Ich fahre nach wie vor, wo ich will. Und die Radfahrer fahren alle schön rechts. So kann ich sie jederzeit ganz praktisch und ohne auf den Abstand achten zu müssen überholen. Was will ich mehr?

      Löschen
    3. Lieber Anonym,
      trotz Schutzstreifen ist der Mindestabstand beim Überholen einzuhalten!
      Aber mir schon klar - das macht kaum ein Auto, weil es zu wenig in den Köpfen derselben Fahrer*in angekommen ist.

      Löschen
  2. Ich nenne sie gerne "Blutstreifen" weil jedes Mal mein Blutdruck steigt, wenn ich zu knapp überholt werde.

    AntwortenLöschen
  3. Autofahrende halten "Schutzstreifen" für "Radwege", die Radfahrende benutzen müssen und dabei die Pflicht, Abstand zu halten, entfällt. So habe ich es bei "Nachgesprächen" jetzt schon mehrmals gehört. Selbst Angehörige der Polizei wissen nicht, dass der Überholabstand auch hier eingehalten werden muss.
    In meinen Augen dienen sie dazu, Radfahrer in der "Dooring"-Zone" zu halten und zum knappen Überholen zu motivieren.
    Wollte man das Verhalten nicht, würde die Fahrbahn anders gestaltet werden.

    AntwortenLöschen
  4. Hasse ich auch. In der Regel ist auch noch der Asphalt dort sch... Ich fahre immer mehr oder weniger auf der gestrichelten Linie, sonst ist man ja oft in der dooring zone.

    AntwortenLöschen
  5. Jörg
    Es ist die Zauber Radinfrastruktur. Kein Platz "verbraucht" für Radfahrer und die Radfahrer wurden bedient. Wir machen weiter wie bisher. Das ist der Sinn von Radstreifen. Mit der weiter so Mentalität ändert sich leider nichts. Wie gut sie sind um dort mit Kindern Rad zu fahren wisst ihr selber.
    Es gilt die Entscheidung zu treffen. Parkende private Autos von Anwohnern (angeblich Parkstände für Handwerker und Pflegdienste) oder sicheres Radfahren in der Stadt.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Eben. Wenn ich da nicht mein 8,10, 12 jähriges Kind allein (!) mit dem Rad rausschicken kann, ist es nichts wert!

      Löschen
  6. Schutzstreifen klingen nach Schutz, leider ist eher das Gegenteil der Fall. Autofahrer glauben sich im Recht, dass sie den Mindestabstand von 1,5m während des Überholvorgangs nicht einzuhalten brauchen, solange sie in "ihrer" Spur bleiben.
    Mitnichten! Jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit, gibt es daher mehr gefährlichere Überholvorgänge, als zuvor, als es den "Schutzstreifen" noch nicht gab. Als einzige Abhilfe für den Radfahrer bleibt möglichst weit links auf dem Schutzstreifen zu fahren oder gleich auf der gestrichelten Linie bzw. den Schutzstreifen ab und an mal zu ignorieren und sich irgendwo auf der rechten Fahrbahnseite zu tummeln :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wichtig zu wissen ist, dass es für den Schutzstreifen keine Benutzungspflicht gibt. Wenn er direkt neben parkenden Pkw verläuft, ergibt sich m. E. aus dem vorgegebenen 1 m Abstand zu diesen Pkw sogar ein Benutzungsverbot.

      Thomas

      Löschen
  7. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  8. Die Steigerung von Schutzstreifen ist die Reinsburgstraße. Dort gibt es ja irgendwelche "Ausparkstreifen", die die KFZ Fahrenden als Radwege interpretieren und mittels Gewalt die Radler dorthin abdrängen. Letzte Woche ist mir das zweimal passiert und die Vehemenz/Ignoranz der KFZ Fahrenden ist eindrücklich. Mir fehlt das Verständnis, warum beim Bepinseln der Straße mit weißen Linien so wenig graue Substanz eingeschaltet wird. Diese Reinsburgspezialstreifen wurden sogar kürzlich ausgebessert. Man könnte mutmaßen, dass es einen Preis dafür gibt, eine für Radler tödliche Infrastruktur gestalten.

    AntwortenLöschen
  9. Vielleicht sollte man für diese Schutzstreifen den Begriff "Cyclewashing" einführen?
    Mir hat mal ein Planer in Tübingen erzählt, dass man die machen würde damit die Straße enger aussieht, und die Autos dann langsamer fahren. Vermutlich war der Planer ehrlich.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. So was gibt's auch in Backnang: ein Schutzstreifen, der nicht angelegt wurde, um den Radverkehr zu erleichtern, sondern nur, um den Kfz-Verkehr zu kanalisieren. Jeder Autofahrer merkt natürlich intuitiv den Unsinn und ärgert sich darüber, dass ihm "Platz weggenommen" wird für Radfahrer, die es dort gar nicht gibt und nicht geben wird. Schlechte Stimmung und Widerstand gegen die (natürlich verallgemeinert) "unsinnige Radverkehrsförderung". Das stammt übrigens aus Zeiten, als Herr N. dort noch OB war. Augen auf bei der Wahl des OB...!

      Löschen