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3. März 2022

Schnell ein Radentscheid, dann das lange Warten

In etwa 50 Kommunen laufen Radentscheide, es wurden Unterschriften gesammelt, und die kommunalen Gremien befürworten ambitionierte Radverkehrskonzepte. Doch dann gerät alles ins Stocken.

Wie die Süddeutsche Zeitung ausführlich berichtet, scheitert die rasche Umsetzung nicht nur an den langsamen politischen Prozessen oder Mangel an Fachpersonal, sondern auch am Gegenwind der Autolobyisten und an einer gewissen Mutlosigkeit bei einer Verkehrsplanung, die dem Auto wirklich Raum wegnimmt. Eine Mobilitätswende hin zu mehr Radverkehr und Bus- und Bahnverkehr und weniger Auto, kann aber eben nur klappen, wenn man dem Auto in Städten wirklich Raum wegnimmt, nämlich Parkplätze und Fahrspuren. Doch das bringt regelmäßig auch diejenigen auf die politische Bühne, die nicht einsehen wollen, dass Autofahren in der Stadt nicht mehr die dominante Mobilität sein soll (die Mehrheit sind Autos auf den Straßen ohnehin nicht). Schnell eskalieren dann die Konflikte, Initiativen sammeln Unterschriften für den Erhalt von Parkplätzen - so wie bei uns in Dürrlewang, wo eigentlich entlang der Osterbronnstraße Radstreifen hätten entstehen sollen - und die Politik verlässt der Mut, sich dennoch für die Radinfrastruktur zu entscheiden. 

"Jeder traut sich leicht zu sagen, ich will mehr Radverkehr", stellt die Mobilitätsforscherin Anne Klein-Hitpaß vom Deutschen Institut für Urbanistik in dem Artikel der Süddeutschen fest, "wenn dann aber wirklich Parkplätze weggenommen werden gibt es Widerstand, und plötzlich schwindet der Mut bei den Verantwortlichen." Weder in Berlin, wo der erste Radentscheid stattfand, noch in anderen Städten geht es wirklich schnell voran, wenn auch durchaus Veränderungen sichtbar werden, genauso wie bei uns in Stuttgart. 

Auch wenn wir überall dort, wo Radentscheide stattfinden und die Kommunen die Ziele übernehmen, meistens starke Radverbände haben, so scheint der Druck der (Fahrrad-)Straße doch noch nicht auszureichen. Der Druck, den die Autolobbyist:innen machen ist immer noch größer und lauter. In München ging ein Automobilclub sogar gegen Radwege vor Gericht, weil sie angeblich tausende Autofahrer in den Stau zwängen, verlor aber die Klage. Wenn es in Stuttgart um Radstreifen versus Parkplätze geht, entfalten die Verteidiger:innen der Parkplätze beachtliche Aktivitäten. 

Es genüg talso  nicht, einen Radentscheid auf den Weg zu bringen, im Grunde - so meine Beobachtung - geht das Ringen danach erst richtig los. Wobei der Vorsatz der Politik, mehr für den Radverkehr zu tun, durchaus hilft, aber eben nicht zum Selbstläufer wird. Es bleibt also noch lange anstrengend. 


3 Kommentare:

  1. Ralph Gutschmidt3. März 2022 um 07:12

    In Berlin ist zumindest eines passiert: die Fahrradstreifen und Schutzstreifen werden offenbar von der Verwaltung geschützt.

    Gerade war ich ein paar Tage in Berlin. Wirklich jeder, der rechts ran fährt, bleibt auf der Auto-Spur. Insbesondere auch Lieferdienste. Nur ganz selten habe ich gesehen, dass jemand darauf hält und immer waren es auswärtige Autos.

    In Stuttgart habe ich noch nie gesehen, dass jemand auf der Fahrspur hält, wenn es auch einen Fahrradstreifen gibt. Schon gar nicht die Polizei, die sich besonders bemüht, zusätzlich die Fußgänger zu behindern.

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    1. Doch, auch in Stuttgart habe ich schon Postautos und Lieferwagen gesehen, die nicht auf dem Radstreifen, sondern auf der Fahrspur halten, Privatautos allerdings nie. Laut StVO ist es allerdings auch verboten, links neben einem Radstreifen zu halten.

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  2. Uffbasse!

    ab dieser Woch wird alles onnersch: Mir Monnemer gehe noch zwoi Jahre Vorbereitong mit unserm QuadRadEntscheid an die Effendlischkeid.

    An diesem Freidach un Samschtach machen mir den Kick-Off zusamme mit der feierliche Ereffnong von unserm einjährigen Verkehrsversuch in de Quodarade (Anlehnung an Barcelona-Blocks).

    https://www.quadradentscheid.de
    https://www.mannheim.de/lebenswerteinnenstadt

    Un wenn mir rischdisch loslege schiddelds die Verwaldong im Kessel so struwwelisch dursch, das se gar nid onnersch kann, als ihr Gschäft rischdisch zum mache.

    Lieben Gruß aus Monnem
    Markus Schlegel

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