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20. November 2022

In der Stadt ist mit mit dem Rad am schnellsten, mit Bus und Bahn am langsamsten

Das Berliner Mobility Institute hat untersucht, ob sich in deutschen Städten die Reisezeiten mit dem Auto und dem Öffentlichen Personennahverkehr unterscheiden. 

Das tun sie, wobei Stuttgart mit München zusammen am besten abschneidet.  Im Durchschnitt braucht man mit Bus und Bahn doppelt so lang wie mit dem Auto. Wenn der Index 1 (die Strecke mit dem Auto) beträgt, brauchen wir in Stuttgart und München 1,94 mal so lang. Berlin liegt knapp dahinter, schlecht wird es in Frankfurt (2,01) oder Leipzig (2,08) und ganz grauslig ist es in Hamburg mit 2,24. Der ÖPNV ist überall dort recht schnell, wo es U-Bahnen und Bahntrassen gibt, die von den Autofahrbahnen getrennt sind. Am meisten Zeit verbringen die Leute aber mit Warten, vor allem dann, wenn sie auch noch umsteigen müssen. Außerdem müssen manche ganz schön weit laufen, um zur Haltestelle zu kommen. Die Fahrten selbst brauchen dann nicht mehr so viel Zeit. Am schnellsten aber ist man mit dem Fahrrad. 

Leider hat die Studie nicht auch noch gleich mit untersucht, wie es sich beim Radfahren verhält. Aber diese Untersuchung haben wir hier. Allgemein gilt, dass wir Radfahrende auf Strecken unter 5 km (Pedelec bis 8 km) im Stadtverkehr so gut wie immer schneller am Ziel sind als Menschen mit dem Auto, auch weil die oft viel Zeit mit Parkplatzsuche verbringen und dann noch zum Ziel laufen müssen.Mit dem Normalrad ist man bis 10 km ebenfalls schneller als Bus und Bahn, das Pedelec schlägt die Öffentlichen Verkehrsmittel sogar noch bei über 15 km. 

Nach meiner Erfahrung ist man in Stuttgart auf den üblichen 5 bis 6 km zwischen Start und Ziel mit dem Rad immer dann schneller (zumindest nicht langsamer) als ein Auto, wenn Autofahrende auf ihrer Strecke an vielen Ampeln halten müssen (was sie überall tun müssen, es sei denn sie sind auf den Bundesstraßen unterwegs, die durch den Kessel führen), denn wir können andere Strecken radeln, wo wir weniger oft aufgehalten werden. Für die Hauptverkehrszeit gilt das sowieso, aber auch in verkehrsarmen Zeiten klappt das oft.

27 Kommentare:

  1. Und deshalb ist mein Favorit in Stuttgart die Kombination Fahrrad und Bahn.
    Gruß Christian

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    1. Schön, dass dein Arbeitszeit nicht in der Sperrzeit liegt.

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    2. Beispiel: Deutschland könnte mein Favorit sein, für die Fußball-WM. Heißt das Deutschland hat schon gewonnen?

      Genauso ist es auch mit meiner Arbeitszeit und meinem Favoriten Bahn+Fahrrad.

      Gruß Christian

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  2. Leider findet man oft an häufig genutzten Zielorten keine angemessenen Möglichkeiten sein Rad anzuschließen; Beispiele aus Bad Cannstatt: Klinikum, Kulturkabinett, Umsteigestationen zum ÖV, wie Bahnhof oder U-Haltestellen und samstags auf dem Marktplatz(außerdem stehen die Bügel viel zu eng beieinander), sowie an Wochenenden bei den v.a. bei Familien beliebten Bädern

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    1. Richtig, das beklage ich auch stets. Wobei man Fahrräder immer noch zielortnäher abstellen kann als Autos, wenn halt auch an Schildermasten, Gittern oder Geländern oder man kettet zwei aneinander. Aber das ist ein echtes Manko, übrigens noch mehr in Wohngebieten, wo viele keinen Keller haben oder das schwere E-Rad nicht in den Keller tragen können, aber gerne Rad fahren wollen, nur nicht wissen, wohin über Nacht mit dem Rad.

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    2. Christine, kennst du diese netten Fahrradflundern?
      https://hamburgize.blogspot.com/2022/11/fahrradflundern-in-hamburg-freiraum.html
      Extra erfunden für unwillige Gemeinderäte, die sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, Parkplätze für Fahrräder umzuwidmen.

      Gruss - Matthias

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    3. das mit den fehlenden oder unzureichenden Radabstellmöglichkeiten könnte /müsste man schnell ändern und fördert den Alltagsradverkehr - schneller jedenfalls, als eine neue Radroute
      umzusetzen

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  3. Allgemein liegen ÖPNV/PKW/Rad recht nah beisammen. Interessant ist auch die Zuverlässigkeit wo das Rad wieder gewinnt.

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  4. Das Grundproblem in Stuttgart: Es fehlt die Radautobahn direkt durch die Stadt. Der RS1 Radschnellweg 'City' kommt null voran. Von Wilhelmplatz bis Hesslacher Tunnel wäre man dann für die 10 Kilometer 20-30 Minuten unterwegs. Wäre eine echte Alternative... Klaus Maier

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    1. Das stimmt, aber immerhin arbeiten Stadt und Gemeinderat daran, dass wir das in einigen Jahren haben. Schon der Schlossgarten und die anschließenden Radwege Richtung Cannstatt erlauben 3 -5 km ampelfreies Radeln. Häkelig wird es nur an sonnigen Wochenenden mit vielen Spaziergänger:innen.

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  5. Und das das Auto unschlagbar bleibt, dafür sorgen unsere Verantwortlichen. So ist z.B. die Reaktivierung der Hermann-Hesse-Bahn auch nur Symbolpolitik: Nur eingleisig, keine Elektrifizierung, weniger Haltepunkte, Umsteigepflicht.
    Gäbe es wirklich einen Willen des Umdenkens, würde man die Strecke nicht nur gleich als richtige S-Bahn-Strecke ausbauen, sondern auch gleich noch einen Radweg mit anlegen, denn Bahnstrecken haben in der Regel eine super Topografie.

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  6. Ein Unding ist ja, dass die Stadtbahn oftmals im MIV-Stau steht. Beispiel: Hackstraße zwischen Haltestelle Stöckach und Karl-Olga Krankenhaus, dort steht die Bahn bergauf im Berufsverkehr Abends schnell mal fünf Minuten. Das wäre doch mal ein Antrag der Grünen im Gemeinderat wert, die Hackstraße für Durchgangs-MIV zu sperren, nur für Einsatzfahrzeuge mit versenkbaren Pollern - meinste nicht, Christine?
    Gruß
    Alexander Müller

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    1. Das haben die Grünen längst versucht, bei dem Thema Verkehrsführung am Stöckach, sind aber gescheitert (keine Mehrheit). Im Grunde müsste man all die zweispurigen Straßen (je eine Richtungsfahrspur) für den MIV sperren, wo Busse oder Bahnen im Autoverkehr mitfahren, beispielsweise auch den Wagenburgtunnel, denn der Bus steht dort zur Hauptverkehrszeit halt auch im Stau. Aber soweit ist der von den Bürger:innen gewählte derzeitige Gemeinderat noch nicht. Und selbst wenn, hat die Verkehrsbehörde und letztlich das Regierungspräsidium auch noch mitzureden, denn die müssen laut StVO irgendwie die Flüssigkeit des Autoverkehrs halbwegs sicherstellen. Da brauchen wir andere Gesetze im Bund.

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    2. Alexander Müller
      Ich habe mir das anhand meines Beispiels gerade mal auf der Luftaufnahme angeschaut. Im Grunde genommen ist das Problem an der Hackstraße doch, dass der MIV auf den Stadtbahngleisen fährt. Und ich sehe, dass rechts und links Parkplätze sind. Die brauch man doch nur entfernen und schon hat der MIV eine eigene Fahrspur und die Bahn steht nicht mehr im Stau.
      Oder habe ich da was übersehen?

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    3. Lieber Alexander, "die braucht man doch nur entfernen" klappt leider nicht so einfach. Parkplätze sind das größte Streitthema in den Gemeinderratausschüssen, und wenn die SPD nicht mitmacht, haben die Parkplatzentferner:innen keine Mehrheit. Nichts ist so schwierig, wie Parkplätze entlang einer Straße entfernen.

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  7. Dass man mit dem ÖPNV so langam ist, hängt auch mit dessen Linienführung ab. Wenn man fährt, wie sich der Planer das gedacht hat (von zu Hause, zum Bahnhof oder Innenstandt und zurück), dann ist man relativ schnell. Will man aber in den Nachbarstadtteil ist das oft garnicht vorgesehen.
    Ich rätsele immer noch bei der neu installierten Buslinie im Nachbarstadtteil, wer die nutzen soll. Keine Kreuzungspunkte mit anderen Linien, keine Möglichkeit zur weiterführenden Schule in den Nachbarstadtteilen zu kommen, keine Möglichkeit zum Einkaufen zu kommen. Das Einzige ist von zu Hause zum Bahnhof oder Innenstadt, aber wer fährt denn ständig zum Bahnhof oder in die Innenstadt?
    Im ÖPNV fehlt meiner Meinung nach, die Bereitschaft, das Ganze als richtiges Netz zu sehen und es auch so zu vernetzen. Und das heisst auch aufeinander abzustimmen. Nicht dass es so ist wie in München. Da kommt man mit der S-Bahn an, will zur Messe und sieht dann den Bus abfahren. Halbe Stunde warten und dann wieder dasselbe Spiel. In meinen Augen absolut ungenügend. Da ist wirklich noch viel Luft nach oben.
    Karin

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    1. Ja, das liegt daran, dass die Linien vor allem für einen ideellen Berufsverkehr geplant wurden (für Männer) und man davon ausgeht, dass die von außen reinfahren. Deshalb ist es vermutlich auch kein Zufall, dass du, Karin, das Thema hier aufgreifst. Was auch in Stuttgart fehlt, sind Tangentiallinien und Linien, die die Stadtteile in der Peripherie verbinden (das übernehmen meistens dann meandernde Buslinien), sodass man nicht immer über Innenstadt fahren muss. Schulkinder haben damit auch Probleme, weil sie in den anderen Stadtteil dann über Innenstadt müssen. Wie gesagt: Der Verkehr (alle Verkehrsarten) werden immer noch für Wohnung-Arbeitsziele geplant, und wo das nicht für den ÖV passt, nehmen die Leute dann das Auto. Es ist sehr schwierig, darüber politisch zu diskutieren, das Problem, dass unsere Organisation des Verkehrs nicht für Frauen (oder Menschen, die ihre Familien betreuen) geplant wird, wird massiv beiseite geschoben, habe ich schon bemerkt, wenn ich es thematisiere.

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  8. Auf der Seite des Mobility Institute gibt es noch etwas mehr Infos als in der Presse (wobei die verlinkte Seite ja eine gute Zusammenfassung gibt): https://mobilityinstitute.com/impulse/reisezeitindex

    Insbesondere werden an ein paar Fallbeispielen in Berlin und Hamburg die Ergebnisse gezeigt und weiter unten wird die Methodik einigermaßen nachvollziehbar. Die Städte werden in Gitter aufgeteilt und Reisezeiten von jeder in jede andere Zelle geschätzt. Die Gitterzellen werden gewichtet um zu bestimmen wie stark die Reisezeiten aus oder in die Zelle ins Ergebnis eingehen. Hier kann man wahrscheinlich noch mehr verstehen, wenn die Zellen klassifiziert werden, um ein realistischeres Modell der genommenen Verbindungen zu bekommen.
    Bei den Reisezeiten werden beim ÖPNV Fußwege zur (nächsten?) Haltestelle angenommen; beim MIV kommen einmal 5 Minuten zur Reisezeit hinzu, um zum Fahrzeug zu gelangen, aber z.B. Parkplatzsuche ist nicht berücksichtigt.

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  9. wenn Autofahrer an Ampeln halten müssen (Artikel letzter Abschnitt), Fahrradfahrer aber nicht, dann fahren sie bei Rot, oder?

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    1. Wenn sie auf derselben Straße wie die Autos fahren würden, dann schon, aber das müssen sie nicht und tun es auch nicht, um schneller zum Ziel zu kommen als Autofahrer, sie fahren vielleicht auf einem Radweg oder durch den Wald oder den zentralen Stadtpark, vor allem aber durch Tempo-30-Zonen, wo die Kreuzungen nicht mit Ampeln geregelt werden.

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  10. Radfahrer erzeugen übrigens am meisten CO2:

    https://www.handelszeitung.ch/politik/klima-auto-schlagt-velo-und-ov-545475

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    1. Ist das dieser idiotische Schweizer Wirtschaftsprofessor? Der hat in seine Rechnung soviele falsche Vorannahmen eingebaut, das geht auf keine Kuhhaut.
      Follow the money wird mal wieder die Erklärung sein...

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    2. wahrscheinlich nicht. Im Text steht: "Das Amt für Raumentwicklung (ARE) und das Bundesamt für Statistik (BFS) schätzen die Belastung der Allgemeinheit durch den Verkehr wegen Umwelt-, Klima-, Lärm-, Unfall-, Infrastruktur- und Betriebskosten akribisch" - denen sollte man doch vertrauen können, oder?

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    3. Doch das ist schon dieser Eichenberger. Kompletter Bockmist, dessen "Rechnungen".

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  11. "Radfahrer erzeugen übrigens am meisten CO2"
    100 km Radfahren entsprechen 1 kg Rindfleisch? Der hat sie doch nicht mehr alle auf dem Tannebaum. Und das mir, der ich schon mehr als 200.000 km ohne jeglichen Fleischkonsum absolviert habe.
    Aber bitteschön: 200 Zeilen in der Handelszeitung entsprechen mindestens 1 m3 heisser Luft. Auf dem nach oben offenen Trollometer.

    Gruss - Matthias

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  12. Na gut, dann werde ich diesen kruden Handelsblatt-Artikel eben doch mal hier im Blog zerlegen müssen.

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