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27. Februar 2023

Kürzestradstreifen

Es gibt einige blitzkurze Radstreifenelemente in Stuttgart, darunter der in der Leuschner Straße, einem Sträßchen parallel zur Schlossstraße, wenn man sich der Büchsenstraße nähert. 

Solche Markierungen wirken zwar irgendwie lachhaft, sind aber durchaus hilfreich und zeigen, dass die Stadt Radfahrenden Übergänge von und auf Gehwege erleichtern will. 

Die Leuschner Straße ist für uns freigegebene Einbahnstraße in Gegenrichtung, noch teils mit Kopfsteinpflaster versehen und eng. Radelt man auf die Ampelanlage an der Büchsenstraße zu, stößt man darauf. Der Schipsel soll uns auf den Gehweg und zur Fußgängerampel leiten. Wenn wir nach links Richtung Holzgartenstraße abbiegen wollen, müssen wir bei Fußgängergrün auf den Aufstellplatz hüpfen, das Rad händisch um 90 Grad drehen und auf Autogrün warten. 

Für Ortsunkundige, allemal bei Dunkelheit, eine gewisse Pfadfinderei. Die Fotos zeigen: Radle ich drauf zu und parkt da ein dickes Auto - auch noch etwas auf dem Radstreifenstück -, dann sehe ich erst einmal gar nichts, allerdings zwei Schilder, nämlich eines für einen gemeinsamen Geh- und Radweg und ein gelbes, auf dem eine Linie mit Fahrradzeichen zu sehen ist. 

Hinter dem geparkten Auto ergibt sich dann unvermutet der Kurzradstreifen mit Radzeichen und Pfeil, der mich an die Fußgängerampel leitet. Das gelbe Schild zeigt, ich soll im scharfen Bogen auf den Aufstellplatz für Räder an der Autoampel fahren. Das ist allerdings schon ein ziemliches Gekurve. Aber gut, es gibt Kreuzungen, da kriegen wir die Lösung nicht erklärt und sehen sie auch nicht. 

Dass hier ein Auto in den Radstreifen hinein parkt, ist Zufall, allerdings bin ich ja auch nur zufällig hier vorbei gekommen, und das Zusammentreffen spricht dafür, dass es hier öfter so aussieht. 

Dieser Kurzsterifen in Cannstatt bei der Einfahrt nach dem Queren der König-Karl-Straße in die Wilhelmstraße, der ja irgendwie auf geparkte Autos zuführte, wurde vor einigen Jahren durch einen mit Schwenk auf die Fahrbahn ersetzt. Auch kurz, aber eindeutiger und - wenn Autofahrende darauf achten - Platz schaffend für die eigene Fahrlinie auf dem Fahrrad. Umgucken sollte man sich trotzdem, bevor man hier auf die Fahrbahn rausradelt. 

Und dieses Stückchen (Bild unten) befindet sich in Botnag am Ende des Parkplatzes am Kreisverkehr Beethovenstraße/Regerstraße. Er zeigt Radfahrenden sehr nett, wo sich der Asphaltanwurf am Bordstein befindet. Weiter hinten geht es dann auf einem vom Fußverkehr getrennten Radweg weiter. Man kommt dorthin auch über den Kreisverkehr und die Fahrbahn und einen Zubringerradweg. Aber Leute die hier, aus dem Ortskern Botnang kommend die Abkürzung wählen kommen halt auch weiter. 

8 Kommentare:

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    1. ich finde "hilflos" trifft es fast besser, als "unerträglich"

      karl g. fahr

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  2. Ehrlich, solche Malereien bestärken mich nur, einfach der normalen Verkehrsinfrastruktur zu folgen und den ganzen Fahrradmalereikram links liegen zu lassen. Alles, wo man erstmal denkt, "was ist denn das?" ist ungeignet, weil Verkehrsführung muss einfach, intuitiv und sofort verständlich sein. Alles übrige ist Murks.
    Karin

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    1. Ich bin da hin und her gerissen. Denn solche Basteleien finden sich in Stuttgart hauptsächlich dort, wo es ansonsten für Radfahrende nicht weitergehen würde, weil die Fahrbahn Einbahn in Gegenrichtung ist oder aufhört und ein Gehweg beginnt. Einerseits zeigen sie, wie der Radverkehr zwischen die Verkehrsarten Fußverkehr und Autoverquer gequetscht wird, anderseits zeigen sie, dass man sich des Radverkehrs erinnert und ihm eine Möglichkeit anbieten will, weiterzukommen, wo es nicht weitergeht.

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  3. Jörg
    Immer wieder erschreckend wie viele Autofahrende die Markierungen missachten und gleichzeitig über die "gesetzlosen" Radfahrenden abziehen.
    Unsere Verwaltung tut sich so unendlich schwer. In der Schule gab es Förderunterricht für lernschwache Schüler. Gibt es irgendwo Schulungen zum Radwegebau?

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  4. Diese Stummel haben verschiedene Nutzen. Einmal beschäftigen sie viele Leute bei der Stadt, die im Kindergarten nicht genug Straßenkreide bekommen haben. Und ebenso wie 100 g Käserinde oder Schlachtabfälle auch eine vollständige Mahlzeit sind, so sind diese Stummel, aneinandergereiht, auch "50 m Radinfrastruktur". Und sie zeigen unsere (der Radler) Undankbarkeit bzw. ich denke mir immer beim Vorbeifahren bzw. Drüberstolpern "ist das Kunst oder kann das weg" und das entschleunigt ja auch. Mein Lieblingsstummel ist am Herderplatz, wo man nur jedes zweite Mal angefahren wird -- das ist dann jedes Mal ein Erlebnis (das man nicht vom KFZ angefahren wurde). In Wuppertal regt man sich über goldene Fußgängerbänke auf, in Stuttgart verbrät man die Taler der Stadt effektiver mit ziemlich sinnlosen Basteleien für die Radler.

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  5. Auf mich wirken diese Mini-Streifen eher höhnisch. So, als würde die Stadtverwaltung sagen "Wir wissen ja, dass es euch Radfahrende gibt, aber so richtig was vom Platz abgeben wollen wir euch nicht."
    Ein halbes Parkplätzchen hier, ein Meterchen dort ... und bloss nicht mit komplett abgesenkten Bordsteinen, damit man auch schön drüberhoppeln darf.

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    1. ja, lieber Michael, das stimmt (leider) auch.
      ich bin mir noch unsicher, ob's absicht ist, oder sie's einfach nur nicht können.
      letzteres fände ich fast bedenklicher.
      karl g. fahr

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