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1. März 2023

Das Fahrrad hat den bequemsten Kofferraum

Hinter dem Kassentresen werkelt die Verkäuferin oder der Verkäufer, scannt den Preiscode, tippt in die Kasse, legt alles hübsch zusammen und bückt sich routiniert nach der Einkaufstüte (heutzutage aus Papier und sperrig). Und dann entspinnt sich ein immer ähnlicher Dialog. 

"Ich brauche keine Tragetasche, vielen Dank", sage ich. Besorgnis bis Entsetzen in den Augen hinter dem Tresen. "Aber dann packe ich sie Ihnen die Sachen wenigstens ein", sagt sie/er. "Vielen Dank, aber das ist nicht nötig", sage ich. Ja will  die Kundin jetzt wirklich mit den Jeans, Schuhen oder dem Pullover unterm Arm durch die Straßen wandern? "Mein Rad steht vor der Tür", erkläre ich deshalb manchmal, obgleich ich vermute, dass sich für sie nicht erschließt, warum ich keine Verpackung brauchte. Nie fragt jemand nach. Letztlich ist es ihnen vermutlich egal. 
Zum Fahrrad sind es zehn Schritte. Ich klappe die Gepäckträgerbox auf und lege die Sachen hinein, klappe sie zu und fahre weiter. So eine Box nimmt viel auf, allemal ein Paar Schuhe oder eine Jeans, aber auch den Einkauf in der Apotheke. Natürlich auch die Tragetasche (meine eigene) mit den Lebensmitteinkäufen für drei Tage. Auch die schleppe ich nur ein paar Schritte zum Fahrrad, dann trägt es die Last, nicht ich. 

Nichts ist so bequem fürs Einkaufen wie ein Fahrrad.
Das Fahrrad parkt immer vor der Tür und verwandelt sich in ein Lastentier. Das wissen alle, die eines benutzen. Zur Not kann man Tüten sogar an den Lenker hängen. Haben wir früher gemacht, als Gepäckträgerkörbe noch so gut wie unbekannt waren, ganz zu schweigen von Satteltaschen, die viele heute immer dabei haben. Ich habe auch schon ein Beistelltischen oder einen Schemel auf den Gepäckträger samt Box gebunden und heimgeradelt. Ich verstehe gar nicht, warum fast alle Leute, die nicht Rad fahren immer davon reden, damit könne man nichts transportieren. Und warum der Kofferraum die größte Einkaufstasche sein soll. Denn in Wahrheit muss ich die Taschen immer erst zum Auto schleppen (fast nie steht es vor der Tür des Ladens), und als Mensch kann ich an meinen zwei Händen auch gar nicht mehr schleppen als ich letztlich auf dem Fahrrad unterbringen könnte, wenn es die richtige Ausstattung hat. 

Na gut, einen Koffer kriege ich nicht in meine Gepäckträgerbox (auf einen Gepäckträger aber könnte ich ihn schon schnallen). Aber mit einem Rucksack, der Sachen für drei Tage fasst, kann ich durchaus zum Bahnhof radeln. Und ihr Kofferraum nützt den Autofahrer:innen ja gerade bei der Fahrt zum Bahnhof nichts, er nähme zwar ihren Koffer auf, aber sie könnten das Auto am Bahnhof nirgendwo für drei Tage abstellen. Mein Fahrrad kann ich abstellen, es gibt sogar Radboxen dafür. 

Das wollte ich nur mal so nebenbei mitteilen. 

23 Kommentare:

  1. ... stimmt genau! Auch der vielzitierte Grosseinkauf lässt ich mit dem Rad sehr gut
    erledigen, sofern auf 2 Fahrten verteilt wird. Tho

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    1. Also mit meinen 2 Ortlieb-Taschen lassen sich locker 30 kg transportieren. Der Gepäckträger soll zwar nur 25 kg können, aber dank deutscher Ingenieurszugabe macht er das klaglos mit. Von daher brauche ich nie 2 Fahrten für den Großeinkauf. :)
      Für die Kleinigkeiten und sensiblen Dinge und das Brot vom Bäcker nehm ich noch den Rucksack mit.
      Nett ist, dass bei unserm Supermarkt die hohen Fahrradbügel direkt vor der Eingangstür stehen. Könnte sein, dass der eine oder andere Autofahrer ins Nachdenken kommt, wie praktisch und schnell Einkaufen mit dem Fahrrad geht. Zumal wir am Samstag locker an der Warteschlange vor der Tiefgarage vorbeipedalieren.

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  2. Mir reichen für den Großeinkauf für 3 Personen zwei Orthliebtaschen. Man kann diese mit der Halterung an die meisten Metall Einkaufswagen hängen und dann leicht ans Fahrrad umhängen und zu Hause immer direkt vor die Tür fahren, während Autofahrer teils weit weg parken müssen. Zu Hause sind diese Taschen leicht mit langem Schultergurt bis in die Wohnung getragen. Autofahrer müssen oft mehrmals laufen und Kisten und Tüten schleppen. Statt Getränke haben wir einen Sprudler. Es gibt aber auch günstige Lieferservices. Das kann man als Argument für ein Auto niemals gelten lassen. Ich finde es deutlich leichter.

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  3. Das mit den Tüten kenne ich auch und auch denselben Dialog. Ich habe eine Baumwolltasche mit Henkeln und Reissverschluss, da passt das meiste an "Nichtlebensmitteln" rein und die passt wunderbar in den Fahrradkorb. Mir hat mein Fahrradverkäufer gleich einen einklickbaren Fahrradkorb verkauft. Das ist praktischer als Gepäckträgerbügel und Expander. Zur Ladungssicherung habe ich einen mehrfach Expander, und für Regen eine riesige, wasserdichte Karstadttasche. Die reicht auch für einen Supermarkteinkauf und dort nehme ich selten mehr mit als in den Fahrradkorb reinpasst.
    Karin

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  4. Ich nehm immer gern den Fahrradkorb als Einkaufskorb, dann besteht auch nicht die Gefahr dass ich mehr einkaufe als ich transportieren kann.

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  5. Jörg
    Es gibt da die selektive Wahrnehmung des Handels. So bin ich mit dem Rad 4 oder mehr Baumärkte abgefahren. Dabei wurden die Wandfliesen begutachtet und einige fotografiert. Nichts wurde gekauft.
    Eines Samstags bin ich mit dem Auto vorgefahren und habe recht zielstrebig mit Familienunterstützung die vorbereitete Entscheidung umgesetzt. Es ist erstaunlich wie schnell 400 kg Zuladung mit Fliesen und Fliesenkleber erreicht sind.
    Was machen die Marktleiter daraus? Radfahrer gucken lange und kaufen nichts, Autofahrer kommen rein gehen zielgerichtet zum Produkt, gucken kurz und laden gleich ordentlich ein. Da kann man schnell zu falschen Schlüssen kommen.

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  6. und wenn gerade 'nen Kasten Öttinger im Angebot ist? Den muss ich als Radfahrer stehen lassen - das ist blöd!

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    1. Deswegen nehme ich immer den Pickup. Da kann nix schiefgehen ...
      https://www.rheinpfalz.de/lokal/landau_artikel,-bierkisten-fallen-von-pick-up-_arid,5461136.html

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    2. Ich vermute, die Frage ist scherzhaft gemeint. Es gibt aber für Fahradgepäckträger Aufsätze, mit denen man Getränkekisten transportieren kann.

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    3. Bier- und Wasserkisten sind bei uns das einzige, was wir noch mit dem Auto transportieren.
      Das nervt, und ich überlege ernsthaft, genau dafür einen Hänger anzuschaffen. Leider hab ich nur S-Pedelec und Rennrad zur Auswahl. Beim einen ist der Hänger nicht erlaubt, beim andern möchte ich ungern dauernd eine Kupplung am Rad haben.
      Den Gepäckträger-Lösungen traue ich nicht recht: wenn die Kiste obendrauf steht, ist der Schwerpunkt zu hoch.
      Und wenn die Kiste an der Seite angehängt wird, ist die Last zu einseitig. Zwei Kisten wiederum kann kein normaler Gepäckträger tragen. Bleibt doch wieder nur der Hänger, aber s.o. :)

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    4. Öttinger sollte man immer stehen lassen, Rad oder nicht Rad ;-)

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    5. So ein S-Pedelec müsste doch zwei Kisten halten können: https://www.bikefolks.de/funcoo-kistenhalter-getraenketransport-mit-dem-fahrrad/

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    6. Und abgesehen davon. In meiner Kindheit wurden die Getränke ja geliefert, denn die einkaufen gehende Hausfrau hatte kein Auto und konnte die Kisten nicht schleppen. Vielleicht wäre das Liefernlassen in einer Zeit, in der man sich sogar das Mittagessen gekocht liefern lässt, eine Option. Grundsätzlich gilt ja: Paketieferdienste oder Getränkelieferdienste benutzen zwar auch Autos, aber da sie eine Lieferrunde fahren, verbrauchen sie pro Gegenstand weniger Energie als ein Einzelmensch, der mit dem Auto den Gegenstand holt.

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    7. Ich habe die Frage von Anonym scherzhaft verstanden (Öttinger gilt als Billigmarke), und meine obige Antwort war natürlich ironisch.
      Jetzt im Ernst: Früher habe ich auch Getränkekasten auf dem Gepäckträger transportiert, und da waren diese Dinger noch wackeliger.
      Ich bringe jetzt den kompletten Wocheneinkauf nebst zwei Getränkekisten (der Sprudler macht halt kein Bier oder O-Saft) im Anhänger und Satteltaschen unter.
      Der Spontankauf von Bierkisten ohne Vorbereitung auf dem Heimweg ist ja eher selten. Es ist die alte Leier derer, die nicht umdenken wollen, dass ja alles nur mit dem Auto Sinn macht. Niemand verlangt ernsthaft, sämtliche Transporte mit dem Rad abzuwickeln. Es geht aber deutlich mehr und bequemer als man gemeinhin denkt, und das macht Christines Artikel ja sehr gut deutlich.

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    8. Danke für den Link, Christine! Das Prinzip kenne ich aus Selbstbauprojekten, und werde das nochmal in Ruhe durchdenken.
      Die gemeine bayrische Bierkiste (20 x 0,5 Liter) wiegt allerdings 20 kg, sprich: einen Gepäckträger mit 40 kg Traglast muss man auch erst mal finden.
      Zum Glück steht über Gepäckträger nichts in der S-Ped-Konformitätsbescheinigung. Der deutsche Amtsschimmel hat auch mal Pause, kaum zu glauben...

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  7. wir haben einen handwagen. der hängt wenn wir ihn nicht brauchen im keller an der wand und den kann ich auch ans rad kuppeln. ist aber zu fuß in der regel viel schneller. die getränkehändlerin kennt uns schon und freut sich jedes mal: "wie früher"

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  8. Ich habe jetzt doch sehr viel darüber erfahren, wie ihr eure Einkäufe transportiert. Vielen Dank.

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  9. Jörg
    die Getränkefahrt ist nicht wirklich so maßgebend für die Stadt und die CO2 Belastung. Wir können ein paar Kisten im Keller unterbringen. Wasser kommt aus der Leitung. Vom nächsten Supermarkt kann das Rad mit Getränkekiste auf dem Gepäckträger heim geschoben werden.
    Die Spezialitäten vom Heinrich3000 in Kornwestheim gibt es einfach selten. Wenn da 10 Fahrten im Jahr zum gut sortierten Getränkehandel zusammenkommen ist das viel.
    Man stelle sich vor unsere Vielfahrer würden nur für die großen Einkäufe Auto fahren, dann gäbe es keine Staus mehr.

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  10. Ich erledige auch mittlerweile fast alle Einkäufe mit dem Trecking-Rad. Die beste Anschaffung war ein Croozer Lasten-Anhänger. Damit (und notfalls einer Zusatz-Tasche) passt eigentlich immer der Wochenend-Einkauf für sie fünfköpfige Familie. Ein Kasten Bier passt auch. Dank Sprudler kaufen wir seit Jahren kein Wasser mehr im Kasten.

    Ich finde daher, solche Anhänger fristen zu Unrecht ein Nischen-Dasein. Sie brauchen wenig Platz und man koppeln sie in Sekunden an, wenn man sie braucht. Wenn Bekannte für ein paar Euro eine Kupplung montieren, können sie auch super ausgeliehen werden.

    Zu den Abstell-Boxen: gibt es die auch für kurzzeitige Nutzung? Hier in Renningen muss man sie mieten, soweit ich weiß. Daher sind sie keine praktische Option für gelegentliche Nutzung.


    Grüße und danke für den Beitrag!
    Martin

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    1. Fahrradboxen am Bahnhof sind nicht kostenlos, allerdings auch nicht teuer. Aber Stuttgart experimentiert da noch, denn sie werden nicht wirklich häufig genutzt.

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    2. Das sind diese Boxen, oder?

      https://stuttgart.bike-and-park.de

      Toll, dass man die kurzzeitig mieten kann. Bei uns geht es nur auf längere Zeiträume (mind. monatlich). Damit sind sie für gelegentliche Nutzung nicht relevant.

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  11. Warum schleppen Menschen Getränke/Wasserflaschen in der Gegend herum? Es gibt den Luxus Namens Leistungswasser. Und die Plastikflaschen landen nicht in der 3.Welt auf Mülldeponien... Katrin

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  12. Für größere Dinge kann ich den Gepäckträgeraufsatz von Racktime namens "Boxit" sehr empfehlen. Man kann zum einen Dinge in der Box transportieren, als auch Dinge daraufspannen.
    Das habe ich schon erfolgreich gemacht mit Christbaum (2 Meter hoch), neuem Flachbildfernseher, Kinderfahrrädern, Nähmaschine, Getränkekiste (kein Oettinger) und vielem mehr! Kosten nicht die Welt man kann plötzlich viel mehr Dinge transportieren. Großartiges Teil!

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