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17. März 2023

Wieder eine Fahrradstraße fertig

Die Möhringer Straße im Stuttgarter Süden ist zwischen Marienplatz und Schoettle-Platz in eine Fahrradstraße umgewandelt und umgebaut worden. Jetzt wird jenseits der Schreiberstraße weitergebaut. 

Noch roch es nach Farbe, als ich am Mittwoch dort lang radelte. Der Asphalt ist frisch und glatt. Links und rechts haben wir das türkisfarbene Band, das unsere Fahrradstraßen kennzeichnet. Die Fahrradstraße ist für Anlieger (die in Autos kommen) freigegeben. 

So sah das vorher aus (Foto rechts). Am Baumbeet parkten Autos und entlang des Straßenrands hinter der Einmündung der namenlosen Straße bei Hausnummer 4 standen auch viele Autos. Dass hinter dem parkenden Auto eine Straßeneinmündung ist, sah man nicht.  Jetzt sind alle Kreuzungen übersichtlich. 

Die Adlerstraße (nächstes Foto) war schon vorher an den Ecken durch Sitzwürfel gegen Falschparker geschützt, hat jetzt aber auch noch Gehwegüberfahrten bekommen, die die Autofahrenden bremsen, denn sie haben jetzt Vorfahrt-achten. Die Fahrradstraße ist eine Vorrangstraße mit Tempo 30 km/h geworden. Leider stellen die Bordsteine der Gehwegüberfahrten für Radfahrende, die hier einfahren oder rausfahren wollen, ein Hindernis dar. Bordsteine beim Abbiegen schräg anfahren ist gefährlich, der Übergang erfordert von uns Radfahrenden wieder einmal etwas mehr Fahrkunst als Autofahrende aufwenden müssen. 

Übrigens gehört die Möhringer Straße auch zu den Flanierrouten und schon deshalb, aber auch wegen der Verkehrssicherheit an den zugeparkten Kreuzungen, mussten die Gehwege und Kreuzungen so umgebaut werden, dass dort niemand mehr so einfach parken kann und sie übersichtlich sind. Die Gehwegüberfahrten geben Fußgänger:innen Vorrang vor dem Fahrverkehr, der auf der Fahrbahn kommt. Autofahrende und Radfahrende müssen warten, bis die Fußgänger:innen durch sind. Das ist der Sinn solcher Gehwegüberfahrten. Denn ansonsten haben Fußgänger:innen, die eine Einmündung überqueren nur Vorrang vor einbiegenden Fahrzeugen, nicht aber vor denen, die die Fahrbahn entlang kommen. Leider wissen das viele Fußgänger:innen und Auto- und Radfahrende nicht. 

Die neue Fahrradstraße endet vor der Anlage rund um die Matthäuskirche. Wobei mir die so typische, nämlich in sich widersprüchliche Schilderkombination kurz Hoffnung machte, der Bereich könnte tatsächlich als gemeinsamer Geh- und Radweg ausgewiesen werden und wäre nicht mehr nur ein freigegebener Gehweg, auf dem wir Schrittgeschwindigkeit fahren müssen, was niemand tut und uns deshalb immer in den Bereich der Illegalität schickt. Schrittgeschwindigkeit kann man mit dem Fahrrad nur sehr kurze Strecken fahren. Leider ist dieser gemeinsame Geh-/Radweg nur einen Meter lang, wenn man die Verkehrszeichen richtig liest, denn danach folgt gleich das Verkehrszeichen für die Fußgängerzone mit Gehwegfreigabe. Aber wie gesagt, niemand radelt hier mit 7 km/h. 

Die Querung über die Schreiberstraße ist schon seit einer Weile erleichtert. Der sehr schmale Radstreifen für den Begegnungsverkehr wurde verbreitert, und man wartet nicht mehr so lange bei Rot wie vorher. Die Ampel wird schneller wieder Grün. Nachdem über Wochen die Radfahrenden hier die Bordsteine hoch und runter gehopst sind, befinden sich seit Dienstag hier Asphaltkeile an den Bordsteinen, die den Übergang sanft machen. Vielen Dank dafür. 

Dahinter geht nun die Baustelle für den nächsten Abschnitt der Fahrradstraße los. Den Radfahrenden hat man kurzerhand die Einfahrt ganz und gar verboten, wobei genau hier eine Alternativstrecke und eine ausgeschilderte Umleitung komplett fehlt. Klar, dass alle weiterradeln. Irgendjemand hat das Gatter aufgemacht - vielleicht sogar die Bauarbeiter selber -, sodass die Radfahrenden bis zur unpassierbaren Baugrube vorradeln und sie über ein kurzes Stück Gehweg  umfahren. Nicht ideal auf einer Hauptradroute, auf der täglich rund 2000 Radler:innen fahren. Aber gut, ist Baustelle. Wird hinterher schöner. Auf diesem Streckenabschnitt werden uns aber noch einige mehr oder weniger gute Umleitungen bevorstehen. 


7 Kommentare:

  1. Sehr schön.
    Diese Straße bitte als Blaupause nehmen und so etwas in jedem Viertel 1x längs und 1x quer einbauen.
    Wenn man dann noch die Anschlüsse bedenkt, könnte sich das zu einem Netzwerk des Radfahrens zusammenfügen.
    Man wird ja auch mal träumen dürfen, oder? :)

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    1. @Matthias, als Blaupause wurde ich mir diese Fahrradstr nicht wünschen. Sie beginnt am Marienplatz mit Gehwegradeln und endet an der Kirche ebenfalls auf dem Gehweg. Dass dieser für Radfahrer freigegeben ist, ist wohl mehr der Verzweiflung, oh wohin mit den Radlern, geschuldet. Die Fußgänger ärgern sich über uns zurecht weiter (Glasscherben). Auch bisher gab es dort überwiegend nur Anliegerverkehr. Jetzt mit ein bisschen Farbe und ein paar Parkplätzen weniger, viel wird das nicht ändern weil, siehe Tübingerstr. (Abkürzung zur B14) das zuständige Polizeirevier eh nicht kontrolliert. Wenn der Weg durchgängig wäre, ohne Gehwegfahren, das wäre Fortschritt. So ist es halt wie in Cannstatt Stückwerk. Ohne Gehwegfahren können sich Stuttgarts Radwegplaner Radwege offensichtlich nicht vorstellen. Ich kenne jedenfalls keine Planung, in der auch in ferner Zukunft auf die Mitbenutzung des Gehwegs dort verzichtet wird.

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    2. Aus Erfahrungen aus Esslingen kann ich sagen, dass es der Fahrradstraße grundsätzlich guttut, wenn sie nicht durchgängig befahrbar ist. Bei uns wurde ellenlang über eine zusätzliche Diagonalsperre diskutiert. Einige Firmen sahen das Ende der Welt gekommen, weil die gewohnten Wege nicht mehr möglich waren und kleine Umwege genommen werden müssen. Mittlerweile hat sich alles normalisiert und ist für die Radfahrer sehr entspannt.
      An den beiden Enden fährt es sich nicht ganz so gut, weil dort mehr Autos unterwegs sind, daher finde ich das mit euren Gehweg-Enden gar nicht so übel.
      Glasscherben mit Absicht? Das ist eine steile Interpretation. Immerhin fällt auch auf der Critical Mass mal die eine oder andre Bierflasche. :-/

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  2. Grundsätzlich sind Fahrradstraßen eine gute Idee. Die Frage ist, ob durch die (gerade in Stuttgart dank der hohen Gewerbesteuereinnahmen) sehr kostenaufwändigen Umgestaltungen die Probleme vermindert werden bzw. ein echter Nutzen geschaffen wird: Hier in der Möhringerstraße war und ist das Problem die Fußgängerzone bei der Matthäuskirche einerseits und das unsägliche Kuddelmuddel beim Rewe am Marienplatz andererseits. Da sind Konflikte ja vorprogrammiert und es fahren da täglich tausende Radler durch. Da wird eine nette Fahrradautobahn geschaffen, aber die muss ja irgendwo beginnen und irgendwo enden: Der eine blickt die Situation nicht, der andere ist überfordert, dem anderen ist die Gefährdung der anderen Verkehrsteilnehmer egal (leider). Diese Probleme wurden durch die neue Regelung leider nicht angegangen. @Matthias: Die Anzahl der KFZ, die durch die Möhringer Str. fahren, ist ja vernachlässigbar, ganz anders als in der Tübinger Str., wo der KFZ Verkehr brummt. In der Tübinger sind weiterhin das Problem die durchfahrenden KFZ (die das ja trotz Fahrradadstr. ganz legal dürfen, wie früher), in der Möhringer verbessert sich hoffentlich das rücksichtslose KFZ Parken durch die Fahrradstraßenregelung.

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    1. Ja klar, in der Möhringer ist nichts los, der Verkehr ist in der Böheim und Böblinger. Den geübten Radler mag die Möhringer mit ihrer Unterbrechung nerven. Für Gelegenheitsfahrer und Familien ist das aber entspannter, und Radinfrastruktur sollte für alle Fahrprofile etwas bieten. Jeder Jeck ist anders.
      Ansonsten finde ich den Überweg über die Riesenschneise Karl-Kloß-Straße blöder als den "Shared Space" um die Matthäuskirche. Auch wenn ich generell meine Probleme mit Shared Space à la Tübinger Straße habe, Stuttgart ist nicht relaxed genug dafür.
      Die Würfel an der Kreuzung sind ein Mittel gegen das Eckenparkproblem, sie könnten allerdings einen Tick näher an die Straße rücken. Sonst stellen sich die Deppen bei der spätabendlichen Parkplatzsuche doch wieder davor.

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  3. Ich sehe nur eine ganz normale Straße, jetzt halt mit anderen Schildern und anderer Malerei. Halt etwas für die Statistik und mehr nicht.

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