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22. Mai 2024

Schlechte Radinfrastruktur provoziert kreatives Fahrverhalten

Radinfrastruktur liegt zuweilen recht zufällig auf der Straße, und gerade für Leute, die sie zum ersten Mal benutzen, ist es schwierig zu kapieren, was sie ihnen sagen will. 

Das fiel mir mal wieder auf, als ich diesen Radler an der Cottastraße bergab Richtung Tübinger Straße so auf dem roten Radstreifen stehen sah. Er wartet auf Grün. Aber er steht links, also auf der falschen Straßenseite und kommt mir entgegen, wenn wir Grün bekommen und beide starten. Vor den Autos, die ebenfalls gleichzeitig Grün haben, muss er entweder gefährlich nach rechts schlingern oder er hüpft an der Fußgängerampel auf den aus seiner Sicht linken Gehweg hoch. Was er schließlich getan hat und wo er dann weiterradelte.  

Die Cottastraße bergab gibt Radfahrenden, die die Hauptstätterstraße überqueren wollen, keinen Raum. Wenn sie Autos an der Ampel reihen, dann kommt man mit dem Rad nicht nach vorn (auf dem Doppelfoto siegt man die Straße ohne Autostau), und wenn es nur drei Autos bei Grün schaffen, wartet man ein zweites Mal. Und zwar sehr lange. Also suchen sich Radfahrende ad hoc andere Wege.  Hier gehört eigentlich ein Radstreifen hin, auf dem man nach vorn radeln kann. Dann sehen auch Ortsfremde, wo wie sich aufstellen sollen. 

Dass hier vieles Irreguläres passiert, zeigt im Doppelbild das Foto unten: Links radelt einer auf den Gehweg hoch und hält an der Gehwegecke an, um über den Fußgängerüberweg zu fahren. Dahinter wird er dann auf dem linksseitigen Gehweg bis zur Tübinger Straße vorradeln. An der gegenüberliegenden Einmündung der Cottastaße fährt einer vom Gehweg runter, er hat auf dem Gehweg an der Fußgängerampel auf Grün gewartet. Ein weiterer Radler steht auf der Aufstellfläche für Fahrräder und bekommt in diesem Moment zusammen mit den Autofahrenden Grün. 

Das ist übrigens ein weit verbreitetes Verhalten, ich sehe das oft und habe es immerhin zwei Mal auch fotografieren können, hier noch mal von der anderen Seite, von der Seite der Tübinger Straße her. Der Radler ist auf die rote Radspur gewechselt, weil abwärts die Autos so eng an den geparkten Autos stehen, dass man rechts nicht nach vorn komm. Was aber sinnvoll ist, weil einen sonst die abbiegenden Autofahrenden nicht sehen und weil man es nicht mehr bei Grün rüber schafft. Er ist nicht auf den Gehweg, sondern an die Straßenecke vorgeradelt und schaut auf die Fußgängerampel, oder würde es tun, wenn er nicht aufs Handy schaute, weshalb er dann das Grün fast verpasst hätte. 

Auch bergauf geht es eng zu. Nicht immer stehen die Autos so wie auf dem Foto und lassen Platz - wenn auch einen sehr engen - für Radfahrende, die zum Aufstellplatz nach vorn fahren wollen und das auch dürfen. Ein Auto - das graue - parkt auch noch verboten. Oft stehen die Autos enger an den geparkten Fahrzeugen, und man fährt links nach vorn und schlängelt sich dann zwischen Heck und Kühler zweier Autos auf die rechte Seite zum Aufstellplatz. Auch hier gehört ein Radstreifen hin. 

Alternativ könnte man auch die illegale Durchfahrt der Autofahrenden durch die Tübinger Straße - die eine reine Anliegerstraße für Autofahrende ist - aus der Silberburgstraße unterbinden und den Autoverkehr hier reduzieren. An beidem hat die Stadt offensichtlich kein großes Interesse. 

19 Kommentare:

  1. "Man muss Gesetze kompliziert machen", lachte Horst Seehofer, bevor er weiterredete: "Dann fällt es nicht so auf."

    #keinerechtekeinepflichten

    karl g. fahr

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  2. In derart engen Straßen sollte es überhaupt keinen Durchgangsverkehr geben. Zwei Poller in die Mitte und gut ist's.
    Aufstellflächen für Radler gehören über die ganze Breite der Fahrbahn. Dieses rot gepinselte Zeug hier ist keine.

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  3. Wer es nicht alleine kapiert, der muss ausgebildet werden. Wenn Führerscheine für Autofahrer mehr als 4.000 € kosten, dann sollte man auch ein Programm für Radfahrer mit Pflichtstunden und Nachtfahrten so für etwa 2.000 € entwerfen.

    Wenn sich die Radfahrer dann gut auskennen, dient dies auch ihrer eigenen Sicherheit - das ist es doch, was wir alle wollen.

    Grüße
    Mercedes Testa Rossa

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    1. Und als Konsequenz daraus, entfernen wir für Radfahrende sämtliche Verkehrsregeln, die nur vorhanden sind, weil es Autos gibt und für Fahrräder eigentlich nicht nötig sind.

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    2. Liebe Mercedes. Du weißt ja sehr gut, dass für Autofahrende die Linienführungen samt Abbiegespuren immer ganz klar sind, weil sonst eine Unmenge Unfälle passieren würden. Für Radfahrende ist die Streckenführung oftmals überhaupt nicht klar, weil es viele verschiedene Formen der Infrastruktur gibt: Mal Gehweg, mal Radstreifen mit Aufstellplatz mal ohne, mal Mischverkehr mit Autos oder Fußgänger:innen, mal extra Radampel, mal Fußgängerampel, mal Autoampel. Da du sicher viel Rad fährst, wirst du das auch schon bemerkt haben. Und vermutlich bist auch du mit deinem Fahrrad schon mal ratlos am Ende einer Radspur gewesen und hast dich gefragt, wie es jetzt für dich weitergeht.

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    3. Wieder am Trollen, MTR...
      Ignorieren!

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    4. Liebe Christine,
      bei deiner Beschreibung der Herausforderungen komme ich zu dem Schluss, dass Radfahrer die reinsten Intelligenzbestien sein müssen - mein Glückwunsch!
      Grüße
      Mercedes Testa Rossa

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    5. Es wird ihnen zwangsweise so viel zugemutet, dass sich nur die echten Intelligenzbestien sich an die Regeln halten können. Der Rest fährt halt wie er denkt, so wie die Autofahrer.
      Karin

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  4. Jörg
    Ich könnte einen Preis ausloben. Anforderung; eine Strecke von 10 km Länge in Stuttgart komplett nach StVO radeln. Lustig wird es wenn wir eine mehrköpfige Jury einsetzen. Es wird Stellen geben über die lebhaft diskutiert werden wird.
    Es ist immer wieder lustig wenn im Sommer Kollegen mal ins Geschäft radeln. Die Routensuche ist ein zunächst langes Thema. Später kommt dann die angepasste Regelauslegung.

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    1. "eine Strecke von 10 km Länge in Stuttgart komplett nach StVO radeln."
      Keine gute Idee und eher in der Rubrik 'verantwortungslos' zu verorten, oder in der Rubrik 'Anfängerfehler' ;-)
      Radfahren streng nach den Regelwerken der für's massenhafte schnelle Autofahren geschaffenen StVO kann recht schnell zur lebensgefährlichen Challenge ausarten.
      Eine StVO, die bei Befolgung zu sicherem Radfahren führen würde ist zwar wünschenswert, aber bis dahin wird es noch - wenn überhaupt - ein langer Weg sein.
      Alfons Krückmann

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    2. Es ist nur an wenigen Stellen (und dort oft rechtswidrig) verboten, auf der Fahrbahn zu radeln. "Lebensgefährlich"er als eine oft grottenschlechte Radinfrastruktur ist es auch nicht.

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  5. Ich denke schon 5 km absolut regelkonform radeln, dürfte schwierig werden. Gute Idee, das mal auszuprobieren.

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  6. Jörg
    Ein Neffe war durch seine praktische Führerscheinprüfung geflogen. Selbst mit dem Auto hat es niemand bei uns in der Familie geschafft Fahrprüfungstauglich zu fahren. Ich hatte es versucht, nur konnte ich mir eine Abkürzung nicht verkneifen. Im Kollegenkreis würde niemand seine Prüfung auf einer "normalen" Fahrt bestehen.

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  7. Hallo Christine

    dieses Rätselraten ist in jeder Stadt in D das Gleiche. Wenn es sich noch um eine Baustelle handelt, bei denen zu 99% vorsätzlich, weil regelwidrig, die Leichtigkeit und Sicherheit des Rad- und Fußverkehr komplett ignoriert werden, ist das Chaos perfekt. Es gibt keine durchgehende Streckenführung für den Radverkehr in D, denn im Behördendenken- und planen ist der Radverkehr eine Chimäre aus Fuss- und Autoverkehr. Man quetscht ihn nach den Mottos „Weil man was tun muss.“ und „MIV First und dann schauen wir was an Fläche übrig bleibt." entweder zu den Fußgängern über ein "Radfahrer frei" oder in den Mischverkehr mit dem MIV auf Schutzstreifen oder gar keinen, oder über die Benutzungspflicht wieder zu den Fußgängern (Hochbord entweder mit getrennten Wegen oder im Mischverkehr) oder zum MIV (Radfahrstreifen). Wir haben also in D auf eine Strecke von 1 km ggf. bis mehrere Systeme, die sich untereinander abwechseln und mit unterschiedlichen verkehrsrechtlichen Verhaltensweisen belegt sind! Kommen wie gesagt noch Baustellen oder illegale abgestellte Gegenstände (Autos, Mülltonnen, Sperrmüll, Roller, Warenanlieferungen, etc.) dazu, ist das Chaos für Kinder, Alte, Alltagsradler, Gelegenheitsradler, Lastenradler, Scooterfahrern, Touristen, etc. perfekt. Damit muss man als Radfahrer täglich als Normalzustand umgehen und wehe man meckert, dann solle man doch erstmal Steuern zahlen und den Führerschein machen, Kennzeichen sowieso! Der MIV-muss zu keiner Zeit das aushalten, hat er doch Behörden, Presse und Polizei wohlwollend auf seiner Seite. Dieses Privileg macht den MIV unerträglich arrogant und es mindert sein Unrechtsbewusstsein. Das unverblümte Lachen dieser Arroganz sehen wir in Troll-Kommentaren. Leider werden in letzter Konsequenz aus diesen arroganten Wörtern Taten und aus Taten Tote & Verletzte, denen dann noch die Selbst-Schuld zugeschoben wird, damit man Business-as-usual weiter machen kann. Wie durchbricht man diesen Kreislauf, der sich über Jahrzehnte in den Köpfen verfestigt hat?

    Viele Grüße
    Michael

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  8. Das Fahrrad wird bei den Verkehrs-/Baustellenplanern nicht als vollwertiges Fahrzeug gesehen.
    Anscheinend ist für Planer der Radfahrer ein Fußgänger der ein Spielzeug dabei hat, mit dem er nach Gutdünken irgendwo hinverfrachtet wird. Schieben ist da immer das Mittel der Wahl. Ich will aber nicht schieben, ich will fahren, deswegen laufe ich auch nicht, sondern fahre. Das Auto will ich auch nicht schieben. Ich will mein Fahrrad auch keine Treppen rauf- oder runtertragen, es fährt schließlich und es ist mir auch zu schwer zum Tragen und zu sperrig zum Schieben. Und ich will nicht einfach mitten auf den Radweg plötzlich absteigen müssen. Die Autobahn endet schließlich auch nicht unvermittelt mit einem Sackgassenschild und mit einem anschließenden Fußweg.
    Ich will mit dem Fahrrad eine genauso verlässliche Streckenführung wie mit dem Auto, wennns sein muss auch mit Umleitung, aber ohne Hindernisse und durchgängig.
    Diese Forderungen gelten auch für Rollifahrer, die können nämlich noch weniger absteigen, schieben, rauf- und runtertragen und unvermittelten Hindernissen ausweichen.
    Karin

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  9. „Ich will mit dem Fahrrad eine genauso verlässliche Streckenführung wie mit dem Auto, wennns sein muss auch mit Umleitung,…“
    Ich erlebe täglich, wie gut das funktioniert. Bei mir am Haus ist die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt. Sowohl das Schild „Durchfahrt verboten“ (VZ 250) als auch Umleitungswegweiser (VZ 454-10 bzw. -20) wurden aufgestellt. Die Verkehrszeichen werden aber nahezu von allen Radfahrern ignoriert und es wird auf den noch freien Gehweg ausgewichen. Es ist ja nicht zumutbar, entweder abzusteigen (man müsste nur etwa 30 m schieben) oder gar wie der Autoverkehr ca. 150 m Umweg über die nächste Parallelstraße, die als Umleitung ausgeschildert ist, in Kauf zu nehmen. Und nein, Autos sind mir auf dem Gehweg noch nicht begegnet.

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    1. Liebe Anonyma, sage uns doch deinen Namen. Ich poste hier schließlich auch mit Gesicht und Namen. Warum antwortest du auf eine Darstellung missverständlicher Radwegeführungen mit generalisierten Vorwürfen gegen Radfahrende. Genauso gut wie du auf Radfahrende gemünzt könnte ich auf Autofahrende gemüntzt schreiben: Ich erlebe es tagtäglich, dass ein Autofahrer weiterfährt, obgleich die Ampel längst rot ist, ich sehe sie tagtäglich mehrmals auf Gehwegen oder im Halteverbot parken, und obgleich es doch eine so geringe Mühe ist, den Finger zu bewegen, erlebe ich es täglich, dass sie nicht blinken vor dem Abbiegen. Und wenn ich die Alte Weinsteig hochradle kommen mir ein halbes Dutzend Autos entgegen, die bergab gar nicht fahren dürfen, deren Fahrer:innen haben das Verbotsschild einfach missachtet und sind weitergefahren. Was ich damit sagen will: Alle Verkehrsteilnehmenden verletzen Regeln. Rund 90 Prozent der Fußgänger:innen, Radfahrenden und Autofahrenden geben das sogar in Umfragen zu.

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    2. Der Unterschied? 145000 J.

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  10. Ein Vorschlag für die erste Aufgabe: Fahre strikt regelkonform von Haltestelle Mineralbäder auf den Neckartalradweg. Und zwar fahren. Zum Fußgänger mutieren gilt nicht. Taxi rufen oder Öffi fahren gilt nicht. Insbesondere sind Gehwege ohne Radfreigabe Tabu. Und noch ein wichtiger Hinweis: ein grüner Wegweiser ersetzt nach StVO keinen blauen Lolli.

    Zweite Aufgabe: Fahre mit einem E45-Bike (diese Fahrräder mit Motor-Unterstützung bis 45km/h und mit Kennzeichen) vom Neckartor zum Bahnhof Bad Cannstatt und zurück.

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