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24. Mai 2024

Gruselkabinett der Radabstellanlagen

Früher gab es nur die Felgenkiller, also Radabstellanlagen, wo man das Vorderrad reinschob. 

Das Rad schloss man mit einem schwachen Felgenschloss ab oder mit einem dünnen Kabelschloss. Heute sind sogenannte Anlehnbügel Standard. Da passt jedes Fahrrad dran. Nachteil: Anlehnen ist schlecht, denn Metall trifft auf Metall. Und zu eng stehen sie auch meistens. Die Lenker verhaken sich. 

Vielerorts sind die alten Felgenkiller aber auch noch übrig. Man sieht sie an alten Sportanlagen, vor Ladengeschäften an Vereinen und so weiter. Teils von Autos krumm gefahren, verbogen und rostig, Opfer einer langen Zeit. Teure Räder kann man da nicht anschließen. Schließt man das Vorderrad an, dann ist im schlimmsten Fall das Restrad weg. 

Diese massiven Spiralen sehen zwar neu und schick aus und nehmen auch wenig Platz weg. Sie sind aber auch deshalb platzsparend, weil niemand sein Rad da reinklemmt. Sie sind genauso sinnlos wie die alten Felgenkiller. Heutige Fatbikes bekommt da nicht rein. Anschließen kann man das Fahrrad auch nicht. Mag für zwei Stunden Sport akzeptabel erscheinen, man sähe vielleicht, wenn jemand das Fahrrad rauszieht und wegträgt. Die teuren Räder stehen ohnehin woanders an Masten angeschlossen. 

Originell ist dieser geritzte Baumstamm in Degerloch am Spielplatz am Haus des Waldes. Normalerweise stehen da keine Fahrräder. Diese stehen hier nur, weil gerade eine Gruppe aus einer Schule da ist. Aber den Baumstamm braucht man eigentlich nicht, denn daran anschließen kann man das Fahrrad nicht. (Was man aber muss, wenn man ein Fahrradversicherung hat, die zahlt sonst nicht.) Es ist, als ob man die Räder freistehend abstellen würde, nur stehen sie jetzt halt in Reih und Glied. Die teuren Pedelecs wurden an den Mast angeschlossen, ein weiteres steht einfach so in der Reihe abgestellt herum. Nett, aber sinnlos. 

Ein bisschen rätselhaft finde ich diese ältere Anlage auf der Waldau. Sie sieht so aus, als sollte man da irgendein senkrechtes Rohr vom Fahrrad reinklemmen und dann die Eisenkette drum herumwickeln und mit einem Schloss verschließen. Da trifft Eisen auf Stahl oder Alu. Immerhin bleiben die Räder weit von eionander getrennt stehen, anders als in den meist viel zu eng gestellten Anlehnbügeln. 

Auch nur scheinbar geschickt (wenn auch ambitioniert gestaltet) wirkt diese Anlage. Man schiebt das Vorderrad rein und kann das Kabel vom Kabelschloss durch die Öse fädeln. (Gibt es in diversen ähnlichen Varianten.) Auch hier trägt die Felge des Vorderrads das Kippgewicht des Fahrrads. Und für viele heute üblichen Räder mit breiten Reifen sind sie unbrauchbar. Die passen nicht rein. Und wozu eigentlich die Vorderräder irgendwo reinheben? Für Räder, die keinen Radständer haben und die man nicht an einen eisernen Bügel anlehnen will, vielleicht ein Vorteil, wobei hier das Eisen auch recht nahe ist. Und die Räder stehen senkrecht und nehmen in der Breite weniger Platz weg. Für die vielen verschiedenen Sorten von Rädern, die es heute gibt, sind solche, die sich auf Reifenbreiten und Radlängen festlegen, jedoch ungeschickt. Radbügel sind variabler. 

Aber ganz so geschickt, wie es ihre zahlreiche Verbreitung glauben machen will, sind natürlich auch die Radbügel, auch Anlehnbügel genannt, nicht. Zwar kann man das Kabelschloss an mehreren Stellen drum herum schlingen, also auch kleine Räder anschließen, aber meistens sind sie so eng aufgestellt, dasseigentlich keine zwei Räder zwischen zwei Bügel passen, auch nicht so recht links und rechts eines Bügels. Die Lenker verhaken sich immer, das rein- und rausmanövrieren ist unbequem. Und bei klassischen Stangenrädern (Diamanträdern) besteht die Gefahr, dass ein verträumter Mensch die Stange des fremden Rades mit der Stange des Radbügels verwechselt und das fremde Rad dann gleich mit anschließt. (Eigentlich wäre es geschickt, wenn man am eigenen Fahrrad die Handynummer anbringen würde (ist bei meinem der Fall), damit man in so einem Fall oder anderen Fällen angerufen werden kann.) 

Gut gemeint, aber gedankenlos aufgestellt, sind die Radbügel am Bahnhof Feuerbach. Vorher wurden die Räder ans Geländer geschlossen, und da standen richtig viele, inzwischen gibt es ein Angebot mit Radbügeln. Aber sie sind fast leer. Niemand stellt das Rad dort ab. Kein Wunder: Eine Radlerin erklärt mir aufgeregt, die seien mit ihren Beton-Beschwerungen so dicht ans Geländer gerückt, das sie ihr Fahrrad mit dem Vorderrad nicht tief genug hineinschieben kann, um es mit dem Rahmen anzuschließen. Eine andere Radlerin (Doppelbild Foto oben) hat wie bei den Felgenkillern nur das Vorderrad angeschlossen. Ihr Fahrrad ist dass einzige, was ich in den Radbügeln stehen gesehen habe. 

Hier noch ein paar Funde aus dem Gruselkabinett der Radabstellanlagen. 



14 Kommentare:

  1. Moderne Radabstellanlagen sehen mitunter schicker und sicherer aus, sind aber kaum besser. Das größte Problem ist die Tatsache, dass Fahrräder einen Lenker haben. Dies wurde bei der Konstruktion vieler Radabstellanlagen einfach ignoriert. Sie sind so eng gesetzt, das nur Räder ohne Lenker direkt nebeneinanderstehen können. Bei Rädern mit Lenker muss zwischendrin immer ein Stellplatz frei bleiben und selbst dann stossen die Lenker noch aneinander und die Bremsschlöuche verhaken sich. Was sich die Konstrukteure dabei gedachten haben? Radfahrer waren wohl nicht darunter und einen Stelltest hat es wohl auch nicht gegeben. Da werden dann Bügel aufgestellt mit 10 Plätzen und effektiv sind nur 4-5 nutzbar. Einzig, die Felgen werden nicht mehr gekillt. Wenigstens etwas. Man sollte halt seine Ansprüche nicht zu hoch ansetzen, als Radfahrer.
    Karin

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  2. Wo sind eigentlich, im Gegensatz zum Artikel, die guten Beispiele wie man Fahrräder abstellen kann? Die gibt es ja sicherlich auch! :-)

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    1. Kein Artikel, sondern nur eine Auflistung mit Bilderschau:
      https://www.adfc.de/artikel/adfc-empfohlene-abstellanlagen-gepruefte-modelle/

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  3. Es gibt für Radabstellanlagen Standards und Regelwerke, das wäre mal ein allererster Anfang, da hineinzuschauen. Tut man aber nur, wenn man sich halbwegs für das Thema interessiert, und das tut niemand, kein Bauherr, kein Bauausführender, keine Behörde.

    Aber selbst Vieles, was laut Richtlinien erlaubt wäre, ist in der Praxis unbrauchbar. Wenn man etwa die Empfehlungen zu Radabstellanlagen des ADFC anschaut, bekommt man das kalte Grausen. Fahren die eigentlich mal Fahrrad? Die weitaus meisten dieser industriell hergestellten Abstellanlagen erlauben es nicht Vorderrad und Rahmen mit einem soliden Bügelschloss (die einzig empfehlenswerte Schlossart - schweigen wir mal von Akku-Winkelschleifern) an einem feststehenden Teil anzuschließen, denn man kann aufgrund der Form und irgendwelcher Haltebügel, Basisrohre u. dgl. so gut wie nie sein Rad genau so daranstellen kann, wie es nötig wäre, um dann das Schloss im richtigen Winkel anbringen zu können (ganz aus ist es, wenn am Rad auch nur das kleinste Gepäckstück angebracht ist...). Solche vorgefertigten Abstelldinger sind halt einfach in einer Fabrik herzustellen, in einem Katalog zu präsentieren, auszuwählen, zu transportieren und zu montieren, um dann in einem Formular was abhaken zu können, mehr aber auch nicht. Ein Spezialalrad darf man sowoeso nicht fahren und anschließen wollen, wer soll denn sowas auf dem Radar haben bei der Bahn, bei Behörden, bei öffentlichen Verwaltungen, von Privatfirmen ganz zu schweigen.

    Wirklich einigermaßen brauchbar sind nur die einfachsten Bügel, rund und mit glatter Lackierung, um Beschädigungen wenigstens nicht zu provozieren, ca. 40-50 cm tief, 90 - 100cm hoch, in mindestens 1m10 Abstand zueinander (für Spezialräder auch mehr) und mit soviel Platz darum, dass Räder beidseitig und von beiden Seiten darangestellt werden können und dann mit einem Bügelschloss Vorderrad und Rahmen zusammen an ein Rohr angeschlossen werden können. Eine solide Verankerung im (nicht am!) Boden sollte sich von selbst verstehen.

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  4. Jörg
    Es gibt eine funktionierende Variante. Die steht z.B. am Schwimmbad Sonnenberg. Das Vorder- oder Hinterrad wird in eine Metallschlaufe gestellt und der Rahmen lehnt sich oben schräg an.

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    1. Wenn sowas funktioniert, ist es höchstens Zufall, denn eine von iwelchen Bügeln festgelegte Position des Rades relativ zum Fixierungspunkt verhindert eben im Zweifelsfall, dass das Schloss im richtigen Winkel angebracht werden kann. Und alle anderen Probleme (zu geringe Abstände, Gepäck, Spezialräder etc.) bleiben sowieso.

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  5. Bei Llem, was brauchbare Fahrradständer sind, also Geländer, Zäune, Pfosten und Anlehnbügel, hat man die Kratzgefahr. Als Schutz dagegen habe ich ans Oberrohr, an die Gabel und an die Kettenstreben eine durchsichtige Selbstklebefolie aufgeklebt - also alle die Stellen, die typischerweise beim Anlehnen Kontakt bekommen.

    Eine sinnvolle Bauform wurde noch nicht erwähnt: Bei Rennradfahrern beliebt ist als weitere Ständervariante ein langer Querbalken oder -Rohr. In das hängt man die Sattelnase ein, d.h. das Hinterrad schwebt in der Luft.

    Vorteile:
    Einfach und preisgünstig
    Extrem platzsparend, da kein fester gerasteter Seitenabstand vorgegeben ist
    Keine Kratzgefahr, da nur der Sattel in Kontakt kommt
    Kein Gefummel

    Nachteile:
    Nur für leichte Fahrräder, da es angehoben werden muss und der Sattel das halbe Radgewicht abbekommt
    Schwierig mit vielen Schlössern, wenigstens noch ein Laufrad sichern zu können und bei langer Sattelstange ist das Oberrohr oder das hintere Rahmendreieck für ein Bügel- oder Faltschloss zu weit weg
    Der Lenker muss unter dem Balken durchpassen
    Manche Leute erkennen es nicht als Fahrradständer

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    1. So ein Balken hat nur vor irgendwelchen Almhütten, um die es hier ja weniger geht, einen Sinn, also bei sehr geringer Diebstahlgefahr.
      In bewohnten Gegenden/ der Stadt: Bügel.

      Natürlich ist das Abstellen von Fahrrädern immer ein Kompromiss aus Wert des Rades, Ort, Zeit, Dauer, Qualität der Abstellanlage, Art und Qualität des/r Schlosses/er, Dichte und Zielstrebigkeit der Diebe, Wurstigkeit der Passanten, Wurstigkeit der Ordnungskräfte etc. pp. und es kann sich immer nur um eine Risikominimierung handeln, ein -ausschluss ist nicht möglich. Aber dieses Risiko kann eben durch gute Abstellanlagen erheblich reduziert werden, und diese sind daher im Rahmen einer vernünftigen Verkehrspolitik unabdingbar. Wie alle Fahrradinfrastruktur interessiert das nur kaum jemanden, und es werden selbst von einschlägigen Organisationen Dinge propagiert, die eigentlich haarsträubend sind.

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    2. Meinst Du wegen der u.g. Rundrohr-Problematik, die auch bei anderen Bügeln und Geländern besteht? Ansonsten kommt es natürlich wesentlich darauf an, wie das Rohr verankert/einbetoniert ist, an das man sein Rad anschließt. Ggegenüber den Pseudoabstellanlage-Beispielen aus dem Horrorkabinett eine weitere praktikable und preisgünstige bessere Alternative, die natürlich nicht universell perfekt ist. Nachteile habe ich ja seöbst schon deutlich gemacht.

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    3. Ich meine wegen der geringen Praxistauglichkeit und Sicherheit in hauptsächlich urbanen Kontexten, um sie es hier ja geht.

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  6. Für ein Plus an Diebstahlsicherheit bevorzuge ich eckige Rohre als Anlehn-Bügel gegenüber runden Rohren: Die runden Rohre lassen sich ratzfatz und lautlos mit einem Rohrschneider für 30 EUR auftrennen, bei eckigen Rohren funktioniert das nicht.

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    1. Daran hatte ich noch nicht gedacht. Allerdings ist die Gefahr einer Delle im Rahmen bei eckigen Rohren höher.

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  7. auch escooter lassen sich nicht ohne weiteres ueberall geschickt und unkompliziert abstellen. wichtig ist mir die huefthoehe, sodass man sich nicht buecken muss.

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  8. Ich finde die violetten gut, das schwarze Gummi fast den Rahmen und die Öse oder Kette das Schloss, ist aber auf Grund der vielen Sonderrahmen und Pedelecs heute nicht mehr ideal.

    Bei Rundrohr empfehlen ich den Herstellern eine kielschweißnaht, um Rohrschneider abzuwehren.

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