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15. Juli 2024

Der stille Konflikt an der Oper

Konflikte oder gar Zusammenstöße zwischen Fußgänger:innen und Radfahrenden soll es an der Außengastro der Staatstheater im vergangenen Jahr nicht gegeben haben. Zumindest keine, die polizeibekannt wurden. 

So lautet einem Bericht der Stuttgarter Zeitung zufolge die Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage des grünen Radexperten Hermino Katzenstein. Auch für dieses Jahr erwartet man keine Konflikte oder gar Zusammenstöße auf der Hauptradroute 1, die dort die Hälfte ihres Platzes verloren hat. Dennoch sei das Konfliktpotenzial im Oberen Schlossgarten ein ständiges Thema, und man werde sich im Austausch mit der Stadt weiter dafür einsetzen, dass die Hauptradroute 1 eine Alternative bekommt. Und zwar zügig. Katzenstein forderte, die HRR1 schnell an die B14 zu verlegen. Das wird allerdings nicht so schnell geschehen, schätze ich. 

Die Alternativroute zum 5 km ampelfreien Schlossgarten muss auch, so meine ich, attraktiv sein.

Sie darf beispielsweise höchstens einen kurzen Ampelstopp beinhalten, sonst wird sie nicht so genutzt, wie man sich das erhofft. Ich bin ja für Radbrücken über den Gebhard-Müller-Platz und übers Neckartor. Der Schlossgarten muss dabei übrigens weiterhin für Familien mit Kindern auf Rädern offen bleiben, und natürlich für alle Pendelradler:innen, die andere Ziele haben als Cannstatt. 

Auch dieses Jahr macht die Außengastro der Staatstheater die Durchfahrt mit dem Rad zwischen Oper und Eckensee wieder eng. Zum Glück tut sich ja in der Gastro meistens nicht sonderlich viel, zumindest nicht an Werktagen, wenn der Pendelradverkehr hier fährt. Ob es wirklich keine Konflikte gab, sei dahingestellt, Gebimmel, Schreiereien und Notbremsungen finden selten den Weg in die Öffentlichkeit. Und die meisten Radfahrenden schlängeln sich ohnehin ergeben durch die Fußgänger:innen, die mal auf den Bänken sitzen, mal auf der einen Seite stehen, mal auf der andern. Ist halt in Stuttgart so, die Stadt liebt ihre Radfahrenden nicht, und man kann sich ja nicht auf jeder Alltagsradfahrt darüber ärgern, dass die Hauptradroute plötzlich Fußgängerzone ist und man nur zu Gast ist, und dann auch noch ein nicht gern gesehener Gast. 

Wobei in jedem Konfliktfall immer die Radfahrenden als Schuldige ausgemacht werden dürften, denn hier muss Schrittgeschwindigkeit geradelt werden, weil das eine Fußgängerzone mit Radfreigabe ist. Dies ist aber auf längeren Strecken als zwanzig Meter nicht möglich. Es ist eine nicht erfüllbare Anordnung, die Radfahrende bewusst und generell ins Unrecht setzt. Ich finde das schon ziemlich unfair. Die Konstruktion schürt außerdem den Hass auf Radfahrende. Sie werden von Fußgänger:innen immer als zu schnell und rücksichtslos erlebt, auch wenn sie es nicht sind. 

8 Kommentare:

  1. Gehweg Radfahrer frei ist so ziemlich das dümmste Konstrukt, das ich kenne. Autofahrer sehen darin einen "Radweg", ich als Radfahrerin eine Zumutung. Ich bin mit dem Rad unterwegs und nein, ich will nicht ständig Schrittgeschwindigkeit fahren und nein, ich will auch nicht ständig absteigen und schieben. Ich zahle Steuern, die, verdammt noch mal, auch für die Belange des nichtmotorisierten Teils der Bevölkerung eingesetzt werden sollen. Ich will als Radfahrerin kein Stückwerk. Radweg da, dann weg, dann plötzlich Gehweg Rad frei, dann wieder Treppe oder Baustellen ohne Umleitung oder sonstiges Übel. Falls es jemand noch nicht bemerkt hat, Treppe ist nur für geübte Mountainbiker fahrbar, für den großen Rest nicht und Treppe auf auch nicht schibebar, vor allem nicht mit Beladung und mit Geländer an der Seite. Das ständige Unterbrechen von Radrouten will ich auch nicht.
    Man stelle sich das mal für Autofahrer vor: Autobahn dreispurig, dann Feldweg dazwischen, anschließend nur noch einspurig, aber asphaltiert, dann ein verkehrsberuhigter Bereich und anschließend wieder Autobahn, dreispurig. Das würde doch keiner akzeptieren. Radfahrer haben so eine Infrastruktur und die Konflikte, die so produziert werden, werden abgetan und mit "gegenseitiger Rücksichtnahme" "geheilt". Ich bins leid. Planer macht endlich Eure Arbeit richtig. Übrigens Denken hilft dabei und der Kopf ist nicht nur für die Frisur da.
    Karin

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    1. Du sprichst mir aus der Seele, liebe Karin.

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    2. mir auch, Kinder und Begleitpersonen dürfen auf Fußwegen fahren und alle anderen sind dort noch falscher.
      Selbst 8 Jährige Kinder fahren eigentlich zu schnell für einen Fußweg.
      Lokalpolitiker aus Oberhaching bei München forderten vor drei Jahren (Artikel in der Zeitung erschien am 1.4.2021 ch dachte es wäre ein Scherz) Kennzeichen für (Renn)radler. Hintergrund: es wurde eine direkte gut ausgebaute Radstrecke von München nach Sauerlach gebaut, die durch Oberhaching führt. Im Ort auf Rad / Fußwegen ohne Fahrbahn daneben. Die vielen Radfahrer die da nicht freiwillig Schritttempo fahren waren einigen Spaziergänger zu viel, also muss man Stimmung machen. Genau wie oben beschrieben: Autobahn durch verkehrsberuhigten Bereich unterbrochen.

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  2. Jörg
    B14 was ist das? Eine Route von Nürnberg nach Horb und weiter über viele Straßen. Ich würde von der Konrad Adenauer Straße sprechen. Eine breite Straße in der Stadt, die keine Autobahn sein möchte, die die Stadt zerschneidet

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  3. Die Aufregung verstehe ich jetzt nicht.Abgesehen davon, das es keinen Grund mehr gibt in dieser Gegend zu verweilen,- überall Fressbuden, Abgrenzungen, Bierbänke rundherum verschönert mit den Hinterlassenschaften der zu Verweilenden,- kann man doch entspannt den Weg hinter dem Theater am Eingang vom Bühnenpersonal vorbei nehmen. Ob erlaubt oder nicht, wenn der Radfahrende rücksichtsvoll fährt, ist das kein Problem.

    Andreas

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    1. Es ist ja nicht verboten, hinter der Oper entlang zu radeln, nur der Zugang dazu ist halt nicht besonders gut: Schranke und Bordstein.

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    2. Wenn Sie schreiben, dass Radfahrer rücksichtsvoll fahren sollen, um Probleme zu vermeiden, ist das zwar richtig, aber gleichzeitig das Problem.
      Verkehrsinfrastruktur ist nur dann leistungsfähig, wenn man nicht von einzelnen Gruppen verlangt besonders rücksichtsvoll zu fahren und auch mal auf den Vorrang zu verzichten. Denn das heißt im Klartext, Schritttempo und immer wieder stehen bleiben. Ich habe einen Abeitsweg von 25km einfach. Wenn der Anteil der Wege auf denen ich damit rechnen musss maximal Joggingtempo zu fahren, auch nur 10% des Weges ausmacht, fällt Radfahren als Verkehrsmittel für die Strecke aus.

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  4. In München gibt es auch solche Ecken, eine der nervigsten ist der Petuelpark. Das ist eine preisgekrönte Anlage über dem Mittleren Ring. Auf dem Tunneldach gibt es Wege die mindestens 6m breit sind, aber leider alles Rad / Fußwege. Diese Wege sind Teil einer Hauptroute vom Zentrum zu den Betrieben weiter nördlich, und der Ost West Querung nördlich des Zentrums. Dort arbeiten einige 10 000 Menschen, von denen nicht gerade wenige mit dem Rad in die Arbeit fahren.
    Weil auf den sehr breiten Wegen Konflikte zwischen den Radfahrern, und Fußgänger gab, stehen jetzt da Schilder, dass Radfahrer Schritttempo fahren sollen. Die ganze Situation ärgert mich, da das ganze grad mal 22 Jahre alt ist, also kein Erbe der 70er, und weil da ausstreichend Platz für eine getrennte Führung von Rad und Fußverkehr ist.
    Stattdessen sollte ein Bürgerpark mit toller Aufenthaltsqualiät entstehen, und keinem der Verantwortlichen ist in den Sinn gekommen, dass Flanieren und Pendeln nicht zusammenpassen, auch wenn die Pendler keinen (Verbrennungs-) Motor nutzen.

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