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12. Mai 2025

Ablenkung beim Fahren ist hochgefährlich

Ich bin kürzlich fast in einen entgegenkommenden Radfahrer hineingefahren, weil ich kurz auf meinen Tacho am Fahrradlenker geschaut habe. Wer sich beim Radeln mit dem Handy beschäftigt ist noch länger abgelenkt. 

Viele rätselhaft erscheinende Unfälle von Autofahrenden dürften auf Ablenkung durchs Handy zurückgehen, was aber nur schwer nachweisbar ist. Ein Indiz ist für die Polizei, wenn das Telefon links vorn im Fußraum eines verunfallten Autos liegt. Das tödliche Potenzial von Autos und abgelenkten Fahrer:innen ist sehr viel höher als das von Radfahrenden, die abgelenkt sind, weil sie telefonieren oder auf dem Smartphone am Lenker herumtippen. Aber man gefährdet auch sich selbst. Kürzlich hat mir eine Radlerin erzählt, dass sie mal auf einem Feldweg radelte und dabei auf dem Handy etwas eintippte. Sie hörte ein Hupen, schaute hoch und sah, dass ein Traktor auf sie zu kam. Zum Glück hatte dessen Fahrer das Gefühl, er solle jetzt mal auf sich aufmerksam mache, sonst wäre sie in ihn hineingefahren. Ich sehe immer wieder auch Radfahrende mit dem Handy in der Hand oder am Ohr radeln.

Das ist genauso verboten wie das Telefonieren im Auto mit dem Handy in der Hand. Benutzt man eine Freisprechanlage ist das erlaubt, genauso wie das Nutzen von Kopfhörern auf dem Fahrrad (sofern man die Umgebung noch hören kann). Aber auch das Annehmen eines Anrufs per Freisprechanlage in Autos ist bereits gefährlich, denn je nach Geschwindigkeit fährt man eine oder zwei Sekunden blind (ohne nach vorn zu schauen) und legt bei 50 km/h 15 bis 30 Meter zurück. Der Blindflug beim Radeln ist bei mäßigem Tempo elf Meter lang, das sind zwei Autolängen. 

Es spricht viel dafür, auch beim Radfahren nicht mit dem Handy zu hantieren oder gar zu telefonieren. Wir sind nicht multitaskingfähig. Mehr als zwei Aktionen können wir sowieso nicht bewältigen. Wenn wir zwei Dinge gleichzeitig machen, muss unser Gehirn mit seiner Aufmerksamkeit stets hin und her wechseln (mal gucken, mal telefonieren, dann wieder gucken). Kommt noch ein drittes Element hinzu, eine plötzlich Gefahr, scheitern wir. Als Radfahrende kennen wir ja auch das Phänomen, dass Menschen zu Fuß völlig in sich gefangen sind, wenn sie aufs Handy gucken, sie treten dann einfach auf die Fahrbahn, sie ändern plötzlich ihre Gehrichtung. Dann müssen wir ausweichen. Und zum Glück haben wir so einen Fußgänger gesehen, weil wir nicht abgelenkt, sondern aufmerksam waren. 

Für uns Radfahrende ist es übrigens viel leichter als für Autofahrende, schnell anzuhalten, wenn ein Anruf kommt: Arm rausstrecken, rechts ran fahren, Handy aus der Tasche holen, Anruf annehmen oder zurückrufen, falls es bereits aufgehört hat zu klingeln. Autofahrende dagegen geistern bei Anrufen, die sie annehmen wollen, durch den Straßenverkehr und gefährden alle anderen. 

6 Kommentare:

  1. Ich hoffe so sehr auf die Handyblitzer. Ein Witz, dass Datenschutz von den gleichen Hardlinern angeführt wird, die Messenger unsicher machen und der Polizei absurde Befugnisse geben wollen.

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  2. ... ist mir auch shon passiert - auf das Display schauen reicht schon, u vor unerwarteten Situation zu stehen - die Verkehrsdichte ist mittlerweile einfach
    sehr hoch. Das erfahre ich übrigens auch als Fussgänger.
    Gruss Tho

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  3. Ich habe gemerkt, dass im Auto selbst telefonieren über eine Freisprecheinrichtung ablenkt. Ich muss mich dann immer enorm konzentrieren und meistens sage ich, dass ich im Auto unterwegs bin und wegen des Themas zurückrufe. Das ist für alle Beteiligten und die Umgebung besser.
    Bin ich zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs stelle ich mich irgendwo in eine Ecke und telefoniere dort. Alles besser als auf dem Rad rumzueiern oder zum Smombi zu werden. Und, ich muss nicht ständig mit der gesamten Welt da draußen verbunden sein. Ich bin auch ganz gerne mal ganz im Hier und Jetzt und konzentriere mich auf das aktuelle Tun. Und die Umgebung beobachten führt manchmal zu überraschenden Entdeckungen.
    Karin

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  4. Ich handhabe das auch wie die, die vor mir kommentiert haben:
    Mein Handy ist in der Satteltasche und wenn ich es höre suche ich mir einen Platz zum telefonieren.
    Im Auto kann man über die Freispecheinrichtung ganz gut reden, aber nur wenn man es schafft Fahren über das Sprechen zu priorisieren. Bei mir führt das dann dazu dass ich mal für einige Sekunden nichts sage und ggf nachfragen muss um was es gerade ging. Ich kenne aber auch Menschen die Sprechen über alles andere priorisieren. Die sind im normalen Leben viel bessere Gesprächspartner als ich, sollten es aber lieber lassen sich während der Fahrt zu unterhalten. Das gilt für einige auch wenn es ums Gespräch mit dem Beifahrer geht. Ich werde immer nervös wenn der Fahrer mit mir spricht und mich dabei ansieht.
    Beim Thema Navi oder Radio erfordert es schon verdammt viel Disziplin sich nicht (zu oft, zu lang) ablenken zu lassen.
    Ich habe irgendwo gelesen, dass das komplizierte Menü bei Tesla für einige Unfälle mitverantwortlich gemacht wird, und wenn man andere moderne Fahrzeuge fährt, ist das da genau so. Wenn aus irgend einem Grund im Sommer die Sitzheizung an ist und man durch 3 Menueebenen muss um die zu finden, wird es schon ziemlich kriminell.

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  5. Gerade eben: vor meinem Bürofenster Mutter mit (ca.) Grundschulkind auf dem Gepäckträger natürlich ohne Kindersitz und nach meiner Einschätzung eher älter als 7 Jahre. Und Mutter hat Smartphone in der Hand.
    Fast jeden Tag auch die Variante Mutter mit (ca. Kindergarten-) Kind korrekt im Kindersitz auf dem Gepäckträger, 2. ca. Grundschul-Kind steht im Damenrahmen, und Mutter muss ganz eilig auf dem Smartphone ....

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