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11. Mai 2019

Grausige Kreuzung - eine Viertelstundenreportage an der Cottastraße

An einem regnerischem Abend gegen 18 Uhr habe ich sieben Ampelphasen an der Cottastraße Richtung Heutsteig beobachtet.

Sieben Ampelphalsen, sechs mit Radlern. Das ist viel. Offensichtlich ist die Querung der Hauptstätterstraße hier für Radfahrende wichtig, bei ihnen beliebt ist sie sicher nicht. Die Kreuzung ist schwierig. Einen Aufstellplatz für Radler gibt es nicht. Auf die Sperrfläche rechts dürfen sie sich eigentlich nicht stellen. Von einer Radlerampel, die etwas früher Grün gibt, keine Spur. Die Viertel-Stunden-Reportage offenbart die Probleme:

Manche Radler landen links der Autoschlange, so wie die beiden Radler oben auf dem Foto, die bei Grün dann schräg nach rechts vor die startenden Autofahrer fahren, die rechts oder links abbiegen.

Manche schlängeln sich zwischen geparkten Autos und Autoschlange rechts nach vorn. Und dann heißt es schleunigst starten, bevor die von oben nach links abbiegen. An dieser Kreuzung herrscht bei Autofahrenden Hektik. Sie wollen schnell rüber, sie hupen auch. Sie beschleunigen bei Gelb und fahren bei Rot über die Haltenlinie hinaus nach rechts oder links. In sechs von sieben Ampelphasen habe ich das so gesehen (macht 85,7 Prozent Rotlichtverstöße durch Autofahrende).

Die Radlerin mit der roten Jacke quetscht sich ziwschen Auto und geparktem Auto nach vorn.  Sie startet mit den Autofahrenden bei Grün. In der Collage sieht man auf dem Bild links unten, dass das mit den Abbiegern heikel wird:  Während hinter ihr schon ein Autofahrer nach rechts abbiegt, ist der von oben auch bereits nach links eingeschwenkt. Und die Radlerin macht nun einen erschreckten Ausweichschlenker. Eine sehr häufige Situation. (In der Kolbstaße warnt ein Schild Autofahrer vor geradeaus herabkommenden Radler, immerhin, allerdings, welche Autofahrer sehen heute noch Schilder?) Und ein Autofahrer  biegt bei Rot noch schnell nach links ab.




Das ist der Radfahrerin in dieser Collage zu blöd. Während ein Radler sich nach vorn schlängelt und auf dem eigentlich verbotenen Sperrfläche wartet, fährt sie auf den Gehweg hoch und biegt um die Ecke, um sich an der Fußgängerampel aufzustellen. Auch hier sieht man im letzten Bild rechs unten, den Autofahrer (hinter dem weißen), der bei schon Rot noch nach links abbiegt.


 




Auch in umgekehrter Richtung wird der Gehweg samt Fußgängerampel offenbar von viel zu vielen bevorzugt. Es kommt einer von der Fußgängerampel her auf dem Gehweg und fährt dann auf die Fahrbahn runter. Auch hier wieder zum Schluss das Auto, das bei Rot noch schnell rechts abbiegt.









Es regnet, wie man sieht. Und dieser Radler kommt mit einem Regenschirm. Kann man machen. Es ist nach der StVO nicht verboten, einhändig zu radeln und in der anderen Hand irgendwas zu tragen oder zu halten. Man muss nur das Rad noch beherrschen können. Das ist beim Start bergauf nicht ganz einfach. Aber der kriegt das flüssig hin. Er ist vor dem ersten Auto gestartet, dessen Fahrer nach rechts abbiegt.

Und hier noch die Variante, die auch an der Kolbstraße häufig ist.





Zwei Radler haben sich vorgewurstelt, der eine  stellt sich vor die Autos. Der zweite fährt an die Ampel, dann an der Ampel vorbei (obgleich sie noch rot ist) und wartet dann auf der Ecke mit Blick auf die parallele Fußgängerampel. Als die grün wird (zwei oder drei Sekunden vor dem Autoverkehr), fährt er los. Er ist damit schon drüben, bevor der von obene kommende seine Abbiegeaktion startet, und außer Gefahr. Der zweite startet erst, wenn die Autos grün bekommen.

Alles, was in einer Viertelstunde passiert, schätze ich als etwas ein, was sehr häufig passiert. Es wäre sonst ein sonderbarer Zufall, dass ich das alles in so kurzer Zeit sehe.


Das ist eine für Radfahrende wichtige, aber schlecht organisierte Querung. 
Es fehlen die Radstreifen, die den Autofahrern zeigen, wo sie hin sollen und wo die Radler sind. (Die kurze Rotspur abwärts ist oft zugeparkt, Autos stehen so weit links, dass herabkommende Radler nicht durchkommen.) Es gibt keinen Aufstellplatz, und dort, wo sich Radfahrende bevorzugt hinstellen (an den Bordstein, weil man da bequem den Fuß draufstellen kann), ist eine Sperrfläche auf den Asphalt gemalt. Der Start zusammen mit hektischen Autofahrern ist gefährlich, zumindest aber stressig.

Bitte eine Radlerampel! 
Gerade hier wäre es wegen der entgegenkommenden Abbieger für Radfahrende erheblich sicherer, wenn sie eine Radlerampel mit früherem Grünsignal hätten, weil zumindest die ersten, die da gewartet haben, schon weg sind, bevor die Abbiegerrei beginnt. Autofahrer starten hier besonders hektisch in die Kurve, weil sie vor dem ebenfalls abbiegenden Gegenverkehr auf der Hauptstätter Straße sein wollen. Zwischen diesem Stellungskampf von oben und unten werden Radler zerrieben. Es erfordert viel Erfahrung und Voraussicht, viel Routine und Nervenstärke, um hier zu radeln. Radfahrende berichten mit von Huperei und Notbremsungen, weil Autofahrer sie nicht gesehen haben. 

Würde ich hier meine 14-jährige Tochter oder meinen 12-jährigen Sohn zu Schule radeln lassen?
Nein. Und immer, wenn wir diese Frage mit Nein beantworten, dann ist eine Radstrecke gefährlich und ungeeinget zur Radförderung. Im Zielbeschluss für ein fahrradfreundliches Stuttgart heißt es, dass wir eine Radinfrastruktur aufbauen wollen, die für alle von 8 bois 80 mit allen muskelbetriebenen Fahrzeugen sicher und bequem befahrbar ist. Sie soll nicht nur sicher sein, sondern auch das Gefühl von Sicherheit vermitteln.

Im empfehle, die doch recht viel befahrende Kreuzung Cotta-/Haupstätterstraße jetzt endlich und schleunigst so zu gestalten, dass sie sicher ist und sich sicher anfühlt: Durchgängige Radstreifen, Aufstellplätze, Radampeln. Und die Ampel Kolb-/Hauptstätterstraße aufwärts kann man auch gleich mit machen.

3 Kommentare:

  1. Liebe Frau Lehmann,
    da haben Sie sich aber eine sehr schöne Stelle rausgesucht. Erstmal scheint hier ja alles in bester Ordnung, aber bei genauerem Hinsehen wird schnell klar, dass im Grunde gar nichts passt.

    Nun zu Ihrer Frage:
    selbstverständlich lasse ich meine Kinder, wie anderorts auch, dort fahren. Die Cottastraße liegt zwar nicht auf deren Route, aber dort, wo sie unterwegs sind, gibt es selbstredend vergleichbaren Mist.

    Dass wir von der Gesellschaft für unser Tun nicht belohnt werden, sei es durch Steuererleichterung, sichere Infrastrukturen, verlässliche rechtliche Regelungen usw?
    Drauf geschissen.

    Das wir von der Gesellschaft dafür systematisch bestraft werden, durch Diskriminierung in der Schule, überhöhte Parktickets, keine Unterstützung bei der Ahnung von Regelverstößen, die unser Leib und Leben bedrohen?
    Schlichtweg empörend.

    Die Kinder fahren trotzdem.

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  2. Jörg
    Ja das sieht wirklich schlimm aus. Die Haupstätter Straße zerteilt das Tal ganz stark. Nördlich der Cottastraße wäre die Fangelsbachstraße eine bessere Überquerung wenn man zur Silberburgstraße in den Westen will. Aber da ist nur eine Treppen Unterführung. Bei der Paulinenstraße kommen auch nur Treppengeher rüber. Dann kommt erst die Ampel an der Sophienstraße. Da sind 500 m faktisch unüberwindbar. Also auf diese Querungen sollten wir ein Augenmerk legen Hauptradrouten hin oder her.

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  3. Lieber telemaster, das finde ich toll, dass du deine Kinder radeln lässt. Leider benutzen viele Eltern die mangelhafte Radinfrastruktur und die Gefahren durch den Autoverkehr, um ihre Kinder nicht RAd fahren zu lassen. Wenn ich sehe, wie schnell manche Autos auf Vater mit Kind auf dem Fahrrad oder auf eine Mutter mit Kindern auf Rädern im Gefolge zu fahren, dann wird mir selber auch himmelangst. Vielleicht haben wir zu viel Angst. Aber ich glaube, eine gute Infrastruktur würde schon sehr helfen, damit mehr Menschen sich aufs Fahrrad trauen und ihre Kinder und Jugendlichen radeln lassen.

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