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3. Mai 2019

Vom Wegzaubern der Radfahrer an Baustellen

Eine der vom Gemeinderat beschlossenen Forderungen des Zielbeschlusses "Fahrradfreundliches Stuttgart" ist, dass die Radinfrastruktur immer frei gehalten werden muss. 

Das bedeutet: Immer! Und es bedeutet eben auch, dass eine Baustelle Radstrecken nicht einfach unterbrechen darf, ohne dass eine fahrbare Alternative angeboten wird. Das hat das Stuttgarter Stadtparlament, der Gemeinderat, so beschlossen. Das muss von der Verwaltung so umgesetzt werden.

Fürs Fahrrad muss es immer eine Weiterführung geben, so wie für Autos. Wegzaubern geht nicht, wird aber in Stuttgart immer wieder versucht. 

Ich habe vor ein paar Tagen über die Komplettsperrung des Arlbergstraßentunnels für Radler berichtet. Darunger hat Blogleser Jürgen dieses Foto von der Württembergstraße auf Höhe der Haltestelle Aspen zwischen Untertürkheim und Fellbach gepostet.
Er schreibt: "Die Botschaft ist eindeutig: Radfahrer und Fußgänger sind unerwünscht." (Foto oben) Allerdings ist das jetzt keine ausgeweisene Radinfrastruktur, sondern eine Straße, auf der selbstverständlich auch Rad gefahren werden kann. Man kann auch hier nicht einfach Schnips machen und per Schild Radfahrende wegzaubern, die wie Autofahrende hier entlang kommen. Wieso haben  die Autofahrenden das Privileg, weiterzukommen, während Radfahrende und Fußgänger umkehren müssen?

Jürgen ist umgekehrt und hat sich einen anderen Weg gesucht. Als er nach einer Irrfahrt den Weg wieder gefunden hatte, stieß er am Ortseingang von Fellbach dann auf diese Sperrung. Hier ist für alle Fahrzeuge verboten, nicht aber für Fußgänger.

Das Schild "Fahrrad verboten" gehört aus unserem Stuttgarter Schilderfundus aussortiert.

Es sollte vor allem nicht so inflationär an Baustellen aufgestellt werden. Es gibt keinen Grund, an dieser Stelle (Foto oben), wo Autos 30 fahren müssen, Radler nicht ebenfalls fahren zu lassen. Dann muss man halt die Ampelphasen dem Tempo von Radfahrenden anpassen. Oder man sperrt diese Straße zur Abwechslung mal für Autofahrer, denn die haben ganz viele Straßen, die sie fahren können, Radler aber meistens nur ganz wenige. Und sie fahren mit Muskelkraft, Umkehren und andere Wege suchen, kostet sie Anstrengung, während Autofahrende nur fluchen, aber sich nicht anstrengen müssen.

Das gilt auch für diese abrupte Sperrung des Radwegs in Sillenbuch. Ich habe die Stelle auf der Fahrbahn umfahren, statt über die Fußgängerampel auf die andere Straßenseite zum Zweirichtungsradweg zu wechseln. Mein Ziel lag nämlich hier und nicht drüben. Aber eigentlich hätte ich die Fahrbahn nicht befahren dürfen, denn es steht dieses Schild da, das uns allen das Radfahren auf der Fahrbahn verbietet.

Und warum, bitte?

Vermutlich ist es anders gemeint und gehört in die Kategorie des sinnfreien Schilderabwurfs (Fußgänger verboten und Radfahren verboten) an solchen Schranken, die man ohnhin nicht durchqueren kann. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum man im Ortskern von Sillenbuch Radfahrenden verbieten sollte, auf der Fahrbahn zu radeln, wenn der Radweg nicht befahrbar ist. Wirklich richtig wäre hier eine Radlerumlekung per gelb markiertem Sicherheitsstreifen über die Fahrbahn um diese Sperrung herum. Und Tempo 30 für den Autoverkehr natürlich.

Ich finde es übrigens auch für Fußgänger/innen ein echte Zumutung, dass sie umkehren oder zwei Mal die Straße kreuzen müssen, nur weil auf ihrer Strecke der Gehweg gesperrt ist. Gerade zu Fuß Gehende haben ein Recht auf den direkten Weg, denn auch sie gehen mit Muskelkraft und sind auch noch langsamer als Radler unterwegs, für sie ist jeder Umweg eine echte Strecke, die sie Kraft und Minuten kostet, während Autofahrende überall sitzend durchrollen dürfen. Wie kann es sein, dass wir immer noch solche Sperrungen einrichten? Verkehrte Welt. Echt! 


7 Kommentare:

  1. Ich glaube, ein ähnliches Beispiel gibt es zur Zeit in der Augsburger Straße.

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  2. Bei dem ersten Foto würde ich absteigen und auf der Straße schieben. Das "Fußgänger verboten"-Schild steht links der Fahrbahn und ich würde das so interpretieren, dass es für den Fußweg gelten soll.

    Meist werden halt Baustellenschilder für Fußgänger und Fahrräder wirklich total sinnfrei aufgestellt. Ich habe den Eindruck, da wird oft einfach das erstbeste Schild genommen, was auf dem Wagen liegt und irgendwie mit Fahrrädern oder Fußgängern zu tun hat. StVO-Kenntnis nicht vorhanden.

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    1. Ich hab da ein Schild im Sortiment, das in Stuttgart reichlich Anwendung finden könnte. Es zeigt ein VZ250 "Verbot von/für" mit einem Stinkefinger und dem Zusatzschild 1010-52/53 (Rad und Fußgänger) als Kombination. Christine du kannst es in deinen Beiträgen gern verwenden.

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  3. 6 dieselextremisten haben mal wieder demonstriert. deren situation ist furchtbar. ihnen soll die bewegungsfreiheit genommen werden.

    wir müssen sie umgehend in alle verfügbaren öffentlich-rechtlichen talkshows einladen.


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  4. Solche Beschilderungen erziehen einen zum Ignorieren ebensolcher.

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  5. Ja,
    diese Schilder sind die wahre Pest, scheinen sich aber in vielen Regionen recht sprunghaft zu vermehren, auch wenn keine Baustelle im Spiel ist.
    Zugleich sind sie aber auch ein guter verkehrspolitischer 'Wegweiser', der zeigt wohin die Reise geht: Radverkehr als Tourismusumsatz und als Stauvermeidung mit separaten Wegen sind willkommen, wo sie den "echten" Verkehr behindern könnten:
    Verbieten!

    Immerhin sichert es Arbeitsplätze in der Automobilindustrie, denn es sind viele solcher Kleinigkeiten, die dafür sorgen, dass für die zuverlässige Bewältigung der Alltagsmobilität i.d.R. ein PKW vorgehalten werden "muss", der dann auf radbefreiten Fahrbahnen in immer größerer Zahl immer schneller immer weitere Entfernungen zurücklegt.

    Alfons Krückmann

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