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4. September 2021

Rad-Piktogramm-Ketten helfen

Sie locken mehr Radfahrende auf die Fahrbahn, entlasten die Fußgänger:innen von Gehwegradler:innen, reduzieren die Überholvorgänge und verlangsamen den Autoverkehr. 

Das ist das Ergebnis eines Studienprojekts, das vom Bundesverkehrsministerium gefördert wurde. Solche Radzeichen auf dem Asphalt haben wir als Pilotprojekt in Zuffenhausen auf der Ludwigsburger Straße, die zu schmal ist für Radstreifen, teils auch dann, wenn man Parkplätze wegnimmt.  

Die Frage der Studie war, ob Radpiktogtamm-Ketten dazu beitragen, die Radfahrenden runter vom Gehweg auf die Fahrbahn zu bekommen. Außerdem wollte man wissen, die wie die Piktogramme von Radfahrenden und Autofahrenden wahrgenommen und verstanden werden, und ob sie helfen, den Mischverkehr für Radfahrende sicherer zu machen. 

In Videoaufnahmen zeigte sich, dass auf Piktogrammfahrbahnen die Überholmanöver durch Autofahrende abnahmen und Autos vermehrt hinter den Radfahrenden blieben. Interessant: Offenbar überholen manche Autofahrende Radler:innen vor allem dann, wenn sie der Meinung sind, die hätten auf der Fahrbahn nichts zu suchen. Die Geschwindigkeit der Autos nahm im Durchschnitt leicht ab, der Anteil von Radfahrenden auf dem Gehweg reduzierte sich, auf der Fahrbahn stieg er an. Befragungen ergaben, dass sich Radfahrende mit den Radzeichen auf der Fahrbahn sicherer fühlten als vorher. Auch das Regelwissen der dort Radelnden nahm zu, sie wussten, dass sie nicht auf dem Gehweg radeln dürfen, was ihnen offenbar vorher nicht so ganz klar gewesen war. Aus den Befragungen geht wohl auch hervor, dass man den Leuten erklären muss, warum da Piktogramme und keine Radwege sind (weil die Fahrbahn zu schmal ist), dann werden sie akzeptiert.  

Da man beobachtet hat, dass Radfahrende dazu neigen, am rechten Rand der Piktogrammketten entlang zu fahren, müssen die Radzeichen mittig auf der Fahrbahn aufgetragen werden, damit Radler:innen nicht zu weit rechts fahren und in die Dooring-Zonen geraten. Wenn man Radzeichen mitten auf die Fahrbahn setzt, werden sie außerdem von den Autoreifen nicht überfahren und halten länger. 

Unfalluntersuchungen scheinen darauf hinzudeuten, dass das Unfallrisiko für Radfahrende vor allem an Kreuzungen und eben im Seitenraum (Dooring-Unfall) zurückgeht. 

Also alles fein, aber eine Alternative zu Radstreifen und Radwegen sind sie nicht. Auf dem Fahrradportal des Bundesverkehrsministerium heißt es ganz klar, dass man jetzt nicht einfach Piktogramme auf die Fahrbahnen klatschen darf, um sich vor Radwegen und Radstreifen zu drücken. Vielmehr müssen zunächst "alle Möglichkeiten der Verlagerung von Parkständen, bzw. Parkreihen" ausgeschöpft werden. Nur wenn aus guten Gründen (der Lieferverkehr kann nicht verlagert werden) keine Radstreifen möglich sind oder Bäume gefällt werden müssten, kommen diese Piktogrammketten auf den Fahrbahnen infrage. 

Damit würde die Überlegung schon mal ausscheiden, in Dürrlewang auf der Osterbronnstraße Piktogrammspuren anzulegen, nur damit man dort für Radstreifen keine Parkplätze wegnehmen muss. Aber für den Schwabtunnel wäre es ein Lösung, vermutlich sogar auch dann, wenn man die Geschwindigkeit hier nicht gleich von 40 km/h auf 30 km/h senken kann (weil das die StVO derzeit noch nicht zulässt). Nachdem jetzt gewissermaßen die politische Drohung im Raum steht, dass der Gemeinderat die Fahrspur im Tunnel Richtung Westen für Autos sperrt, damit Radfahrende da endlich unbehelligt und unüberholt durchkommen, scheint auch bei der Stadtverwaltung angekommen zu sein, dass man Piktogrammspuren und eine Temporeduzierung ernsthaft prüft. Es wäre zumindest mal einen Versuch wert, am besten auch wissenschaftlich und von einer Info-Campagne begleitet. 



7 Kommentare:

  1. Guter Artikel!
    Besser wäre es in Kombination mit Tempo 30. Dann ist es auch in der Osterbronnstraße möglich. Man muss sich für den Autoverkehr für eine von zwei Funktionen entscheiden: Zügig durchfahren können (dann sind Radwege oder -Streifen nötig) oder Parken (dann ist Tempo 30 + Piktogrammkette nötig).

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    1. Ja. Sehr guter Artikel# da kann ich Frank nur beipflichten.
      Entweder Platz zum Parken und dann hintereinander fahren oder Platz zum sicheren überholen.
      Dazu muss man sich auch in Kaltental endlich mal entscheiden.

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    2. Bei Tempo 30 bräuchte man vermutlich gar keine Piktogramme mehr, dass da Radler:innen unterwegs sind, kennen Autofahrende ja aus Wohngebieten.

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  2. Ein bisschen erstaunlich finde ich ja schon, dass C.Lehmann in manchen Fällen wie dem tödlichen Unfall am Kreisverkehr, Regelkenntnis und -beachtung durch Autofahrer einen höheren Stellenwert beimisst als Infrastrukturmaßnahmen, hier aber den Autofahrern die absolute Selbstverständlichkeit dass Radfahrer natürlich auf der Straße fahren durch Piktogramme nahegebracht werden soll.

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  3. Wieso bekommt unsere Verwaltung sowas nicht hin?

    https://www.talradler.de/so-wirds-gemacht-pt-2-schutzstreifen-in-fahrbahnmitte/

    Das ist ja wirklich nur Farbe und mal echt schnell umzusetzen.
    Sind es rechtliche Bedenken? Wieso nicht "einfach mal machen" wie andere Städte?

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  4. Wird die Ludwigsburger Straße überhaupt ernsthaft von Radfahrern befahren?
    Alle, die mir bekannt sind, umfahren diese unsägliche Straße (vom Pragsattel kommend beschrieben) über die Schrebergärten, Langenburgstraße, Möckmühler Straße, Hohenloher Straße, rechts ab in den Kreisel am Kelterplatz, dann über den Parkplatz und dann in der Regel viel zu schnell durch die Bottwarstraße (da verkehrsberuhigter Bereich, aber mehr oder weniger alternativlos).

    Für die Kreuzung am Kelterplatz in Richtung Ludwigsburger Straße habe ich mich ein einziges Mal entschieden (aus der Hohenloher Straße kommend). Da kamen gerade Straßenbahnen, ich stand dort sehr lange an roten Ampeln.
    Seither nie wieder. Die oben beschriebene Alternative ist schneller und bequemer.

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    1. ...wird ernsthaft befahren von Radlern, die es nicht besser wissen. Ich habe die beschriebenen Wege erst vor ein paar Monaten "entdeckt", und die Durchführung Marbacher Str. nach LuBu gerade erst. Seitdem ist die Nordrichtung deutlich attraktiver geworden. (Abgesehen davon, dass man danach noch durch Ludwigsburg und evtl. Bietigheim muss.)

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