12. Juli 2021

Osterbronnstraße soll für Radfahrende schöner werden - Dürrlewang

Die Osterbronnstaße verbindet den Wallgraben über die Galileistraße mit Rohr und führt durch Dürrlewang. Links und rechts wird geparkt, auf einer Seite gewohnt, auf der anderen befindet sich die parkähnliche Einkaufszeile. Radinfrastruktur fehlt. 

Im Rahmen Soziale Stadt wird das Zentrum schön gemacht. Und nun ist auch die Osterbronnstraße dran. Auf ihr sollen sich auch Radfahrende wohl fühlen, nicht nur Autofahrende. Für Fußgänger:innen gibt es Wege durch den Fußgängerbereich. Da darf nicht Rad gefahren werden, ein Schild macht das ganz deutlich. Aber das sieht niemand und noch weniger halten sich daran. Da wird mächtig geradelt. 

Wie überhaupt derzeit an der Kreuzung mit der Dürrlewangerstraße die meisten doch lieber die Gehwege nehmen und als Radfahrende im Fußgängermodus unterwegs sind. Die Fahrbahn wird ungern von Radfahrenden genutzt.  

Die Osterbronnstraße ist recht breit, und geübte Radfahrende können darauf gut radeln, die Überholabstände müssen nicht knapp sein, weil der Platz zum Überholen reicht, ansonsten müssen die Autos halt hinter mir bleiben. Man sieht jedoch nur wenige Radfahrende, die hier die Fahrbahn nutzen. Das ist denn auch das Argument derer, die gegen eine Radinfrastruktur sind: Da radelt doch keiner. Die Radfahrenden sollten außerdem doch bitte die beiden Parallelstraßen nehmen, zum einen die Gietmannstraße, die sich für alle, die zum Wallgraben wollen, irgendwie verwinkelt und über eine Art Feldweg zu einem Zebrastreifen führt, über den ich dann Richtung Wallgraben einbiegen kann. Keine schöne Verkehrsführung. Zum anderen könnten sie doch die Schopenhauerstraße nehmen (die eigentlich ganz woanders lang führt und umständlich angefahren werden müsste). 

Eine Radinfrastruktur auf der Osterbronnstaße bedeutet, dass man Autofahrenden etwas wegnehmen muss: Macht man da schöne zwei Meter breit Radstreifen hin, fallen alle Parkplätze weg. Das aber entsetzt die Ladeninhaber:innen, die meinen, sie müssten zumachen, wenn ihre Kund:innen nicht mehr vor dem Laden parken können, denn dann käme niemand mehr. Ich vermute, sie überschätzen die Kaufkraft derjenigen, die mit einem riesigen Auto kommen, um Brötchen zu kaufen. Zum anderen entsetzt es aber auch die Anwohner:innen, die oft mehr als ein Auto haben, aber nur eine Garage (in der ohnehin die Fahrräder stehen, aber nicht das Auto, denn das kann man ja auf der Straße abstellen). Da das ein älterer Wohnbestand ist, fehlt es allerdings wirklich an genügend Stellplätzen auf den Grundstücken. Sie könnten aber auch in den Seitenstraßen parken, da ist, wie mir Ortskundige sagen, genügend Parkplatz vorhanden. Das Auto muss ja nicht vor der eigenen Haustür abgestellt werden. 

Für baulich getrennte Radwege reicht übrigens der Platz nicht (auch wenn alle Parkplätze wegfallen), denn hier fahren in kurzen Takten Busse, die eine gewisse Fahrbahnbreite brauchen, die stellenweise vorhanden ist, stellenweise aber nicht. Dass wir keine Bedarfsplanung für den Radverkehr machen (der ist hier ja derzeit nur gering), sondern eine Angebotsplanung, um den Radverkehr zu erhöhen, konnte bei einem Ortstermin des Bezirksbeirats mit interessierten Bürger:innen deutlich gemacht werden. Es können sich aber nur die Wenigsten vorstellen, welcher Gewinn das für dieses kleine Zentrum wäre, wenn die Wand geparkter Fahrzeuge wegfiele und Radfahrende sich hier willkommen fühlen würden, Denn vor allem Eltern mit ihren Kindern auf Fahrrädern trauen sich derzeit nur auf den nicht freigegebenen Gehwegen zu radeln, kommen also eher nicht.  

Die zweite, auch nicht uninteressante Möglichkeit ist, hier Radzeichen auf die Fahrbahn zu malen, das allerdings nur, wenn das Tempo auf 30 km/h reduziert würde (ist derzeit wenig wahrscheinlich, weil hier Busse fahren und das Ganze eine Vorbehaltsstaße ist). Dann blieben fast alle Parkplätze erhalten. Aber, das fiel den Bürger:innen dann auch plötzlich auf: "Dann müssen wir ja langsam fahren und wir hängen hinter Radfahenden fest. Nee, dann doch lieber ... äh, sollen die doch die Gietmann- und Schopenhauerstraße fahren." Dass Radfahrende gute Kund:innen sind, wenn man es ihnen angenehm macht, zu kommen und ihre Räder abzustellen, können sich die Autofreund:innen nicht so recht vorstellen. Und man sieht auch hier wieder: Im Grunde genommen wünschen sich Autofahrende Radstreifen (sie wissen es nur nicht), Radfahrende brauchen die eigentlich nicht. 

Andererseits, stellt man sich die Frage: Würde ich hier meine 12-jährige Tochter oder meinen 10-jährigen Sohn auf einer Fahrbahn radeln lassen, auf der Autos fahren und nur Radzeichen aufgemalt sind? Die Antwort lautet: Nein. Großer SUV hinter einem Kind sieht schon optisch furchteinflößend aus, selbst wenn der oder die SUV-Fahrer:in manierlich fährt und Abstand hält. Und selbst wenn die Eltern sich das vorstellen könnten, die Kinder tun es nicht, die radeln lieber auf Gehwegen. Und auch viele Ältere werden es nicht tun, denn die meisten wollen den Stress im Mischverkehr mit Überholdruck von hinten vermeiden. Wenn man hier Piktogrammspuren anlegt, hat man also weiterhin doch recht viele Radler:innen auf den Gehwegen und es ändert sich zu heute kaum etwas. 

Jedenfalls, eins von beidem wird kommen, Radstreifen oder Piktogrammspuren (mit Tempo 30 oder 40) und dazu die Umwandlung der Kreuzung mit der Dürrlewangstraße in einem Kreisverkehr. Und dem Verwaltungsvorschlag sollte man noch ein oder zwei Zebrastreifen auf der Osterbronnstraße hinzufügen. 

11 Kommentare:

  1. Jörg
    Wie kommen wir aus der Situation uns immer für das Dasein rechtfertigen zu müssen. Es sollte klar sein, das Gegenvorschläge wie "Die sollen da hinten lang (hier Gietmannstraße)". Es sollte jedem klar werden wir sind hier in der Stadt nicht auf der Autobahn. Es gibt hier tatsächlich Fussgänger und Radfahrer. Fussgänger und Radfahrer an den Rand zu drängen macht Städte kaputt. Nur wie kriegt man das sauber kommuniziert? Die Einsicht das sich eine einzelne Person im Auto das Recht nimmt über 2 m Breite in Anspruch zu nehmen und deshalb mal kleinlaut zu sein, ist noch wenig verbreitet.

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  2. Welchen Status haben eigentlich die Regelungen bezüglich Vorbehaltsstraßen?

    Sind sie lediglich Vorgaben und Festlegungen in den Verwaltungsvorschriften und technischen Regelwerken, die für Kfz-Infrastruktur gelten? Dann können sie mit gleicher Berechtigung genau so einfach bei Seite gewischt werden wie die Ausführungen in den Verwaltungsvorschriften und technischen Regelwerken, die für Hauptrouten der Fahrrad- und Fußgänger-Infrastruktur gelten.

    Oder sind sie tatsächlich Gesetz? Wenn ja, welches Gesetzbuch und welcher Paragraph?

    Radzeichen auf der Fahrbahn (also Sharrows?) wären prinzipiell kein schlechter Ansatz. Nur sind die in Deutschland auf einer Straße im Mischverkehr nicht vorgesehen, sondern nur in Kombination mit unterbrochenem Schmalstrich (also Angebotsstreifen) oder gleich als Fahrradstraße (mit Kfz-Freigabe).

    So etwas Improvisiertes wie die Piktogrammspur, die kein Verkehrszeichen aus dem Katalog ist, das in den Anlagen zur StVO nicht vorkommt und auch nicht in den technischen Regelwerken beschrieben ist, bringt dann nur zusätzliche Verwirrung und unverständliche Infrastruktur. Die Straße wäre dann doch ein Radweg (baulich vom Gehweg getrennt, nicht benutzungspflichtig, aber dennoch für Kfz verboten)? Oder ist tatsächlich der Plan, blaue Lollis aufzustellen mit Zusatzschild "Kfz frei"? Wäre denkbar, aber geradezu revolutionär, vor allem in Stuttgart. Nur, was ist dann der wesentliche Unterschied zu einer Fahrradstraße? Nur der, dass für Radfahrer dann keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30km/h besteht wie auf Fahrradstraßen? Auf Radwegen und auf Fahrradstraßen (und in Wohngebietsstraßen in 30km/h-Zone) habe ich meine Kinder jedenfalls Rad fahren lassen, obwohl da überall immer auch Autos zu finden waren.

    Die Straßenverkehrsbehörde sollte aber jedenfalls bitte nichts "Kreatives" machen, dessen Bedeutung unklar ist und das in der Folge den Respekt vor der StVO und Fahrradinfrastruktur weiter schwinden lässt.

    Oje, Kreisverkehr. Die Art Knotenpunkt, die den Kfz-Verkehr bevorzugt und mit die gefährlichste und umständlichste Art von Knotenpunkt für den Radverkehr darstellt.

    Ja, die Ladenbesitzer haben großes Mitleid mit ihren Konkurrenten, die ihren Laden bedauerlicherweise zu deren Unglück in Fußgängerzonen wie die Königstraße haben und denen deshalb bekanntlich die Kunden in Scharen weggelaufen (bzw. weggefahren) sind, seitdem sie nicht mehr mit dem Auto vor der Eingangstür parken können. Man kann schon verstehen, dass die ortsansässigen Ladenbesitzer in Angst und Panik verfallen und eine vergleichbare Abwertung ihres Standorts extrem fürchten. ;-)

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    1. Solche Piktogrammspuren (mit Sharrows) gibt es bereits in Zuffenhausen auf eine Fahrbahn, die zu schmal ist für Radstreifen. Sie signalisieren Autofahrenden und Radfahrenden, dass man mit dem Fahrrad hier fahren darf, verlangen also den Autofahrenden gewissermaßen Geduld ab, wenn sie Radler:innen vor sich haben. Sie sind also nichts wirklich Neues.

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    2. @Christine Die Piktogramme in Zuffenhausen sind auch nur ein Feldversuch und werden vermutlich wieder verschwinden. Davon mal abgesehen radelt dort niemand wegen der Piktogramme, denn die Straße, die Kreuzung und der Platz sind derart Lebensfeindlich gestaltet, dass man auch dort Radfahrer eher auf dem Gehweg antrifft als auf der Fahrbahn.

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  3. Jörg
    Kreisverkehr schlecht? Nach den innerorts Regeln finde ich die Dinger gut. Außenrum hat man Vorfahrt. Man kann auch mal auf der Fahrbahn fahren. Ampeln stören das Vorrankommen deutlich stärker. Abbiegeunfälle vs. jemand übersieht die radelnde Person geben tut es beides. Autos sind immer gefährlich.

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    1. Man sollte nie außen herum um einen Kreisel fahren, da kreuzen sich zwei völlig unterschiedliche Fahrtweisen wobei alle Sichtbeziehungen falsch sind, daher sind da Unfälle vorprogrammiert. Kreisel geht als Radfahrer bequem schnell und sicher nur mitten auf der Fahrbahn. (Oder mit einer Radverkehrsführung wie in den Niederlanden mit gehörigem Abstand zum Kreisel und gut gemachten Kreuzungspunkten mit dem Autoverkehr, aber das ist ja dann für den Radverkehr kein Kreisel mehr.)
      Fazit, wenn man Radverkehr über das aktuelle Maß fördern will, sind Kreisel Scheiße.

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    2. @ Jörg, nach der Unfallforschung der Versicherer sind Kreisverkehre für Radfahrer problematisch. Zitat aus "Aunfallforschung Kommunal Nr. 15, Sicherheit innerörtlicher Kreisverkehre":
      "Dabei ist erkennbar, dass Radfahrer an Kreisverkehren doppelt so häufig in Unfälle mit Personenschaden verwickelt werden wie an signalgeregelten Knotenpunkten. Auch im Vergleich zu vorfahrtgeregelten Knotenpunkten ist der Anteil der Radfahrerbeteiligung an Unfällen mit Personenschaden um ein Drittel höher."

      Auch nach mehrfacher eigener Erfahrung mit innerörtlichen Kreisverkehren in Schwaikheim und Schorndorf und nach Erfahrung einer verunfallten radfahrenden Freundin:
      Besonders kleine Kreisverkehre unterhalb vom empfohlenen Mindestradius, wo Radfahrer im Mischverkehr fahren, sind gefährlich, weil dann der Innenring regelmäßig "flach" ohne Bordsteinkante angelegt ist wegen der Schleppkurve von LKW und Bussen. Dort ist die Fahrbahn also effektiv überbreit.

      Der Kreisverkehr wird dann eben doch zum Überholen und Abdrängen genutzt, da Du als Radfahrer gar nicht mittig genug fahren kannst. Entweder wirst Du dann nach innen abgedrängt oder nach außen. Beides nicht angenehm und kein Beitrag zur Sicherheit...

      Richtig sicher ist es laut GDV offensichtlich nur dann, wenn die Radfahrer auf baulich getrenntem Radweg außen rum geführt werden und Autofahrer Vorfahrt erhalten. Dann passt das Weltbild von allen - Radfahrer müssen Rücksicht nehmen und auf sich selbst aufpassen und den komplexen Verkehr drumherum analysieren mit Autofahrern, die beim Abbiegen nicht blinken usw.

      Das entspricht dem Denkmuster und der Erwartungshaltung vieler Autofahrer und macht es ihnen einfach.

      Aber dann ist der Kreisverkehr für Radfahrer weder schnell noch flüssig zu umrunden - der Vorteil für Radfahrer ist weg, nur Autofahrer profitieren.

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    3. Jörg
      Wenn ich den Unfall wo vor ein paar Wochen ein alter Herr einen Radfahrer verletzt hat dem Kreisverkehr zu schreibe, ist es natürlich unsicher. Allerdings hat der Kerl vorher schon eine Spur der Verwüstung erzeugt.
      Jetzt mit zu kleinen Kreiseln zu argumentieren ist dann doch doof. Mit einer zu kleinen Hose kann natürlich für Röcke argumentieren. Liebt ihr wirklich die Ampeln mit der langen Wartezeiten. Bleibt ihr da immer stehen? Am sichersten sind Kreuzungen wie Rembrandstraße / Vaihinger Straße jede Richtung kriegt einzeln grün.
      Die Unfalldaten geben bei den normal großen Kreiseln in S keine Häufungen her, GDV hin oder her. Die meisten Unfälle sind da wo viele Autos sind.

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  4. In einem Kreisel kristallisiert sich der Unterschied zwischen selbstbewussten und ängstlichen Radfahrenden:
    - Der Ängstliche auf der Außenbahn kommt leicht unter die Räder, weil ein Kreisel ja eine fortwährende Abbiegesituation ist.
    - Dagegen schwimmt der Selbstbewusste auf der Innenbahn problemlos im Blickfeld der Autofahrer mit, die Geschwindigkeit ist nämlich abgesenkt und damit fahrradkompatibel.
    Über die Fahrtkurve durch den Kreisel kann man leicht seine Absicht kommunizieren: enger am Zentrum fahre ich, wenn ich noch weiter im Kreisel bleiben will, nach außen tragen lasse ich mich, wenn ich gleich rausfahren möchte. Das ist für jeden Autofahrer intuitiv verständlich und man kann sogar die Hände am Lenker lassen und muss nicht unbedingt anzeigen, wenn man den Kreisel verlässt.
    Eigentlich alles recht einfach, wenn man sich traut, in die Spur der Autos hineinzufahren. Wenn es dabei aber hapert, wirds auch im Kreisel gefährlich.

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  5. Die Osterbronnstraße ist enorm breit, manchmal sogar 4-spurig, auf jeden Fall beidseitig beparkt. Die Aussage, dort sei wegen dem Linienbus (2,50m breit) kein geschützter Radweg möglich, halte ich für falsch. Außerdem darf sich die Sicherheit der Schwächeren nicht an Linienbussen orientieren. Im Zweifel wird der MIV ausgesperrt- für den ÖPNV sollte der Platz dann auch reichen. Gefährderprinzip- alles andere sind nur Ausreden zu Gunsten des KFZ-Verkehr.

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    1. Die Osterbronnstraße ist aber nicht durchgängig so breit, sondern nur an einigen Stellen, was bedeuten würde - wie die Verwaltung auch dargestellt hat - dass der Radweg immer wieder endet und sich vielleicht in eine Radspur umwandelt. Die Entscheidung Radspur oder nur Piktogrammspur ist hier die Entscheidung, und die wird schwierig genug. Ich bin ja für Radstreifen (alle Parkplätze weg), aber die örtlichen Händler:innen schreiben Briefe und agieren vehement dagegen. Es ist dann eben die Frage, was die Gemeinderät:innen an Protest aushalten und was sie beeindruckt und was nicht.

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