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16. Januar 2022

Neue Schilder an der Böblinger Straße

Quelle twitter Pressemittilung
In Stuttgart gibt es ein neues Verkehrszeichen, lese ich in einer Mitteilung der Stadt. Nämlich dieses: Autos dürfen Fahrräder hier nicht überholen. 

So neu ist es aber gar nicht. Es stand bereits an einer Verengung wegen einer Baustelle an der Olgastraße bergauf (Foto weiter unten). Wurde aber von Autofahrenden nicht sonderlich beachtet.

Neu ist nicht das Verkehrszeichen, sondern Stelle. Diese Schilder stehen  seit Freitag an der Böblinger Straße, der Kaltentaler Abfahrt, wo die Fahrbahn mit dem Schutzstreifen nicht breit genug ist, um mit 1,5 Metern Abstand ein Fahrrad zu überholen. Bisher lautete die Argumentation der Stadt gegen das Schild an der Kaltentaler Abfahrt, dass ja das Überholen von Fahrrädern laut StVO dort ohnehin verboten sei, weil die Fahrbahn zu schmal ist.

Denn links befindet sich die Stadtbahntrasse, weshalb Autos nicht weiter nach links, etwa über eine Fahrbahnmittellinie hinaus fahren könnten, um zu überholen, was man ihnen verbieten müsste. Das Verkehrszeichen bestätigt mithin im Grunde nur, was ohnehin verboten ist, ist also doppelt gemoppelt. 

Olgastraße 
Nun wird es doch aufgestellt. Das ist sicherlich gut, auch wenn es damit eine Regelung entwertet, die ohnehin gilt: Wenn der Platz nicht für 1,5 m Abstand reicht, darf man an Fahrrädern mit dem Auto nicht vorbeifahren. Das Verkehrszeichen macht gewissermaßen diese Regelung der StVO in Abwesenheit des Verkehrszeichens für Autofahrende ungültig. Offenbar aber geht es in der heutigen (Auto-)Verkehrswelt nicht ohne doppelte und dreifache Bekräftigungen einer Regel, die zum Schutz anderer einzuhalten ist. Der ADFC begrüßt das und findet, das müsse Signalwirkung fürs ganze Land haben. Wo trotz generellem Verbot Fahrräder ständig überholt werden, müsse das Schild aufgestellt werden. 

Für Radfahrende, die hier täglich hoch und runter radeln bringt es dann hoffentlich die gewünschte Erleichterung. Zunächst muss das Verkehrszeichen ja von Autofahrenden auch gesehen, verstanden und befolgt werden. Und das ist keineswegs gewiss. Glücklicherweise sind an diesen Engstellen bereits weitere Maßnahmen mithilfe von Pop-up-Radstreifen geplant. 

Ich wüsste übrigens noch eine Stelle, wo wir das Zeichen - wie vielfach gefordert - schnellstmöglich aufstellen sollten, nämlich am Schwabtunnel. Dort darf nicht überholt werden, was die durchgezogene Mittellinie im Tunnel deutlich macht, Radfahrende werden aber oftmals von Autofahrenden überholt, was den Stress erhöht, da auf der Fahrbahn durchzuradeln (die Gehwege sind verboten). Mit einem Verstärker-Verkehrszeichen könnte man Autofahrenden verdeutlichen, dass gilt, was ohnehin gilt: Radfahrende überholen ist hier verboten. Und in der Neckarstraße zum Neckartor hin, würde das Verkehrszeichen auch sehr gute Dienste im Sinne der Radfahrenden tun. Hier die Autofahrer vom Überholen abzubringen, ist jedesmal ein Kraftakt für mich als Radfahrende, ich muss wegen der geparkten Autos weit links auf dem Schutzstreifen fahren, und zuweilen die linke Hand bremsend rausstrecken, damit die Autos hinter mir bleiben und nicht an mir vorbeischrabben. 

14 Kommentare:

  1. Man fragt sich wirklich, welchen Zweck die Schutzstreifen-Malerei erfüllt. Es ist wohl nur eine Erinnerung an das Rechtsfahrgebot, also auch nur doppelt-gemoppelt und könnte also auch gleich weg. Am besten wäre wohl ein Streifen, welcher den Dooring-Abstand verdeutlicht. Vielleicht eine durchgehende Linie mit Schraffierung 1m links von den parkenden Autos. Ich bin weiterhin gespannt.

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  2. Offenbar traut man Autofahrern nicht mehr zu, die notwendigen Überholanstände selbst richtig einzuschätzen. Aber ich befürchte das viele der gefährdenten Überholvorgänge am in Autofahrerhirnen grassierenden Radfahrerüberholzwang liegen. Da hilft dann das Schild auch nicht.

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  3. Von einer Regel, die ignoriert wird, zu einem Schild, das ignoriert wird.
    Wie ein Tempo 30 Schild und andere Regeln, die mehr so nach Gutdünken eingehalten werden.
    Der Unterschied wird erst beim geforderten Strafmaß bei einem Unfall "sichtbar", wenn die StA mit Verweis auf das Schild eine höhere Strafe fordert, als es an anderen Stellen wohl der Fall wäre. Soweit die Spekulation meinerseits.
    Wie sehr wohl ein Autofahrender von den Hinterleuten angehupt wird, wenn er/sie sich tatsächlich an die Regel hält...?

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  4. Alles in allem ist das für beide Seiten keine taugliche Lösung.
    Ich kann auch jeden Autofahrer verstehen, der nicht minutenlang mit 6 km/h hinter einem Radler herzuckeln möchte, obwohl der Platz zum (vorsichtigen) Überholen ausreichend wäre.
    Und jetzt, da wir als Verkehrsminister einen "Anwalt der Autofahrer" haben wird sich die Situation für Radfahrende kaum verbessern.

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    1. Radfahrer fahren meist schneller als 6 km/h. Es gibt übrigens auch so schöne 2-spurige Fahrzeuge, die besonders gerne von Leuten gefahren werden, die keinen Führerschein besitzen, die gerade,mal 25 km/h fahren und für deren Überholen man eine zweite Spur braucht. Da wird auch geduldig hinterher gefahren, bis es eine Möglichkeit gibt. Dann erinnere ich an den Trecker auf der Landstraße, je nach Modell fahren die zwischen 6 - 25 - 60 km/h. Da muss man sich auch gedulden. Manchmal lassen die an entsprechender Stelle die aufgesammelte Schlange vorbei. Das machen übrigens auch Radfahrer auf der Landstraße, aber da muss man auch einen Ticken Geduld haben. Man kann nicht für jedes Auto und, vor allem, sofort anhalten.
      Außerdem, was soll denn "vorsichtiges Überholen" sein? Zu enges Überholen bleibt zu enges Überholen, egal bei welcher Geschwindigkeit. Es gibt einen Grund, warum man den Überholabstand festgeschriebenen hat. Ich will keine Kollission mit einem Auto haben, weder mit schnellem noch mit langsamen Überholen. Ich will heil ankommen.
      Karin

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    2. Übrigens will eigentlich auch kein Mensch, der Auto fährt, einen Radfahrenden touchieren und zu Fall bringen und dabei verletzen. Viele Autofahrenden machen sich aber gar nicht klar, dass sie mit ihrem Verhalten das Risiko eingehen, einen anderen Menschen zu verletzen und, wenn es ganz unglücklich läuft, sogar zu töten. Da wird man seines Lebens nicht mehr froh. Insofern schützen Verkehrsregeln auch die Fahrer:innen schneller und schwerer Fahrzeuge davor, aus Unbedachtsamekeit einen anderen Menschen zu verletzen. Und nirgendwo in der Stadt kann man mit dem Auto so schnell fahren, wie das Auto fahren kann. Es ist ein wunderliches Geheimnis der Autowelt, dass man Fahrzeuge hat, mit denen man 200 km/h fahren könnte, aber fast nirgendwo fahren darf. In der Stadt kommt man ehe nicht schneller als mit unter 30 km/h von A nach B, da kommt es auch nicht mehr darauf an, ob man 200 Meter langsam hinter einem Radfahrer bleiben muss. Die meisten Radfahrenden halten den Stress eh nicht aus und räumen dem Autofahrer Überholmöglichkeiten ein. Wenn man nett ist, sind auch die Radfahrenden nett.

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    3. Jörg
      "vorsichtiges Überholen" mit geringen Abstand kenne ich aus Italien oder dem italienisch sprechendem Teil der Schweiz. Sie fahren mit geringfügig schneller als man ist mit geringen Abstand vorbei. Beinahe im Abstand um eine Flasche zu reichen. Es ist nicht optimal, es hilft aber schon viel.

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  5. Schilder, ja klar, das ist die Idee. Warum ist da noch keiner drauf gekommen?

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  6. Jörg
    In Deutschland steht Datenschutz bei gleichzeitigem Hose runter lassen gegenüber Meta und Alphabet über Allem.
    Wenn man doch diese Stellen mit Video überwachen dürfte und Bußgeldbescheide automatisch rausschicken würde. Dann noch Wiederholungsfahrende finden könnte, wem man den in den in gespeicherten Daten nachgucken dürfte. Denn im Wiederholungsfall müsste die Buße natürlich exponentiell ansteigen.
    Aber wie gesagt, die Polizei soll mit Bleistift, Stoppuhr und Trillerpfeife und ohne Notizblock arbeiten. Sonst reden die von Überwachungsstaat.
    Also versuchen wir nun Radfahrer durch Mehrfachbeschilderung vom Fußweg weg zu kriegen, was nicht gelingt. Und weil es so schön ist versuchen wir es auch bei den Autofahrenden. Ganz krass finde ich es Abends. Kaum Autos unterwegs. Aber ein paar jungen Männer unterwegs, die mit ihrem Fahrstil harmlosen Radfahrer terrorisieren. Was helfen da Schilder?

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    1. Völlig richtig, wir haben ein grundsätzliches Problem im Umgang miteinander.

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  7. Ein Schutzstreifen, der Radfahrer verführt, in der dooring-Zone zu fahren, ohne dass durch das Extrem-Rechts-Fahren eine ÜBerholmöglichkeit für Autofahrer geschaffen wird. Das wird alles durch das Schild nicht besser. Immerhin scheint es eine StVO-VWV- und ERA-konforme Beschilderung und Radverkehrsanlage zu sein. Neben den regelkonformen, aber offensichtlich für heutige Automodelle zu schmalen Längsparkplatzmarkierungen ist noch ein schmaler Sicherheitsstreifen markiert.

    Dennoch, ich würde bevorzugen, dass wie streckenweise auf der Theo Radsymbole auf den Fahrstreifen aufgebracht werden. Die sollten dann in einer Entfernung von den Parkplätzen markiert werden, die Dooring-Unfälle unwahrscheinlich machen, also mindestens mit einem Abstand von 1m zwischen Parkstandmarkierung und Fahrradsymbol.

    Wenn für das Fahrradsymbol das Radnetz-BW-Piktogramm gewählt wird, braucht man sich um generelle StVO-Konformität sowieso keine Gedanken mehr zu machen. Dann würden die Radfahrer aber so mittig fahren, dass ein Überholen rein vom Platz her nicht mehr möglich ist.

    Wenn Rücksicht auf ungeduldige Autofahrer genommen werden soll, die unbedingt überholen wollen, können in angemessenen Abständen jeweils ein paar Parkplätze entfallen, um eine Ausweichmöglichkeit zu schaffen.

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    1. Nach meiner Einschätzung reichenParklücken nicht, um Autofahrenden die Möglichkeit zum Überholen zu geben, denn Autofahrende reagieren viel zu langsam, ehe sie starten, bin ich mit dem Rad aus der Parklücke schon wieder raus.

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    2. "Wenn Rücksicht auf ungeduldige Autofahrer genommen werden soll, die unbedingt überholen wollen, können in angemessenen Abständen jeweils ein paar Parkplätze entfallen, um eine Ausweichmöglichkeit zu schaffen."

      Damit man dann am Ende der Lücke ausgebremst wird? Nein danke. Widerspricht auch sämtlichen Empfehlungen an Radler.

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  8. Ich habe mich zwar über die Schilder im Kaltental gefreut, aber diese Woche konnte ich eher keine Veränderung im Verhalten der Autofahrer feststellen. Heute habe ich mitgezählt, und es haben mich bergauf 8 Autos zu eng überholt, die nicht die 3 Minuten abwarten konnten bis der Abschnitt endet.
    Nadine

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