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6. Mai 2023

Bodenwellen kosten Radfahrende viel Energie

Rad fährt man intuitiv so kraftsparend wie möglich. Bremsen und wieder antreten kosten Kraft. Deshalb vermeiden Radfahrende Strecken, wo sie das oft machen müssen. 

Heute reden wir nicht von Ampelstopps, sondern über Asphalt. Wie die Seite Fahrrad Zukunft ausführt, sind glatte Radwege oder glatte Untergründe einer Radroute nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern auch der Sicherheit und Ökonomie. Denn wer weniger Energie zum radeln braucht, kommt weiter. 

Doch dort wo wir radeln sollen, liegt oft rauer Untergrund: Unsere Nebenstraßen, durch die man in Stuttgart viele Radrouten legt, sind meistens übersät von Flickstellen und nach dem Winter kommen noch Schlaglöcher hinzu, die wieder geflickt werden. Die Gullideckel liegen im Seitenraum der Fahrbahn, genau dort, wo der Radstreifen ist. Und manche Strecken haben seit Jahren eine Ratterrille, der man nicht ausweichen kann. Tausende Radler:innen bremsen, halten den Lenker fest, rumsen durch und treten wieder an. 

Wie leicht das Radeln sein kann, merken wir derzeit auf der neu gemachten Fahrradstraße Möhringer Straße. Der Asphalt ist glatt. Es rollt. Auf dem Neckardamm zwischen Cannstatter Wasen und Untertürkheim wurde - dank der schnellen Reaktion des Amts auf Beschwerden der Radpendler:innen - statt eines wasserdurchlässigen Pflasters dann doch ein glatter wasserdurchlässiger Asphalt gelegt. Ein himmelweiter Unterschied zum gerillten Pflaster. 

Gut gemachte Radwege mit glatten Untergründen, sind nicht nur schön, sie ziehen auch mehr Radfahrende an und helfen, mehr und weiter entfernte Ziele für Radpendler:innen zu erschließen, was wir für die Mobilitätswende dringend brauchen. Radfahrenden gute Strecken anbieten, erscheint im ersten Moment teurer, es rechnet sich aber, weil sie mehr Menschen einladen, Rad zu fahren statt Auto. Wer auf Ratterstrecken radeln muss, radelt langsamer und kommt nicht so weit, wie wenn er/sie auf gutem Untergrund ohne unnötigen Rollwiederstand radeln kann. Das UPI-Institut in Heidelberg hat errechnet, dass eine glatte Oberfläche aus Feinasphalt den Energieverbrauch gegenüber einer Oberfläche aus rauen Betonverbundsteinen um 40 Prozent senkt und damit die in realistischer Zeit erreichbaren Ziele um bis zu 50 Prozent vergrößert. Eine nicht vom automatisierten Straßenfertiger gemachte, sondern nur eine gewalzte Oberfläche erhöht den Energieaufwand bereits um 20 Prozent. 

Besonders hemmend und anstrengend sind Radwege mit Wurzelaufwürfen, Rillen, Rinnen, Bordsteinen oder schiefen Pflastersteinen. Dass Unebeneheiten die Vorwärtsenergie des tretenden Radfahrers in Aufwärtsenergie verwandelt und deshalb Kraft kostet, erklärt die oben schon erwähnte Seite wunderbar. Wenn man Wurzelwerk sieht, bremst man, umfährt es oder muss eben drüber. Das bedeutet danach jedes Mal wieder ein Antreten und Beschleunigen. Die Energie des Radlers wird in Reibung und Wärme umgewandelt, nicht in Vortrieb. Die Muskelbelastungen sind nicht mehr gleichmäßig und deshalb kräftezehrender. Außerdem erfordern Unebenheiten zusätzlich Haltearbeit durch Hände und Arme, der Körper muss sich jedes Mal anspannen, um Schläge abzufangen und das Rad in der Spur zu halten. Das ist Energie, die auf längeren Strecken zum Vortrieb fehlt. Dem Fahrrad tun Schläge auf Dauer auch nicht gut. Hinzu kommt der Ärger darüber, dass man auf schlechter Strecke nicht in den Fahrflow kommt, sondern sich unnötig anstrengen muss. 

Zudem kommt es auf Radinfrastrukturen mit schlechtem Untergrund öfter zu den Unfällen, die niemals den Weg in die Polizeistatistik finden, Stürze, schnelles Abspringen, Ausrutschen, Hinfallen und wieder Aufstehen. Dazu macht die Universität Kassel gerade eine Umfrage. Menschen, die nach längerer Zeit wieder viel Fahrrad fahren, wissen, wovoen ich rede, denn viele stürzten im ersten Jahr einmal oder mehrmals, weil sie es als Autofahrende nicht gewohnt waren, auf den Untergrund zu achten und vorherzusehen, wo sie abrutschen, ausrutschen oder wo es sie aus dem Sattel katapultiert. Und manche verlieren dann die Lust. 





10 Kommentare:

  1. Jan Heine von Bicycle Quarterly zitiert zu dem Thema immer eine Studie der US-Armee über Vibrationen in Panzern, die festgestellt hat, dass der menschliche Körper bis zu 2000 Watt Energie aufnehmen kann die dann kontraproduktiv in Wärme umgewandelt werden. Wer mal z.B. mit einem Presslufthammer gearbeitet hat, kann das bestätigen.

    Die Fahrradindustrie leistet im übrigen einen nicht unerheblichen Beitrag dazu, teure Vortriebsenergie zu vernichten. Steife Reifen (möglichst noch mit Pannenschutzschichten), zu hohe Reifendrücke, steife Gabeln wegen der Scheibenbremsen, steife da überdimensionierte Lenker, all das federt Vibrationen und Schläge schlechter ab und leitet sie in den Körper weiter. Die landläufige Antwort darauf sind Federgabeln, aber die vernichten halt ebenfalls Energie, indem sie sie in Wärme umwandeln. Außerdem sind sie schwer.

    https://www.renehersecycles.com/the-missing-piece-suspension-losses/

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  2. Rauer Fahrbahnbelag, genauso verhält es sich um den Städten, welche Radfahren mit roter Farbe gestalten. Diese rote Farbe wird aufgeraut so dass man darauf abgebremst wird. Rote Farbe ist auch keine Infrastruktur für Fahrradfahrer.

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  3. Ganz zu schweigen von den Schlägen über den Sattel in den Schritt. Autofahrer fluchen über Radler, die vermeintlich plötzlich größere Wurzeln, Löchern oder Gullis umfahren. Da denke ich mir: Setzt euch beim Autofahren doch mal auf eine Glasflasche, die ihr in Längsrichtung unter euren Po schiebt. Dann merkt ihr trotz Stoßdämpfern, wie ruppig manche Straßen und Wege sind.

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    1. Und genau deswegen ist der Überholabstand überlebenswichtig.
      Gruß, Georg
      Aber der Stuttgarter Polizei ist das egal, wenn sie es sieht, bzw fährt selber so. Bloß nicht den Fahrer ansprechen, sonst wird es heiter.

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    2. Und die Schaglöcher in den Fahrbahnen derzeit, die immer genau dort sind, wo unser ideale Abstandslinie vom Bordstein oder geparkten Autos ist. Dass ich da drum herum fahren muss, ahnen auch viele Autofahrende nicht.

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  4. Da hilft ein Blick ins Physikbuch, die ungefederte Masse geht quadratisch in den Rollwiederstand ein, merkt man beim Auto am Spritverbrauch wenn die dicken Winterreifen durch die Sommerräder mit dem schönen flachen Querschnitt getauscht werden. An Fahrrad sind fullys im Vorteil, leider geht dort ein Teil der Antriebsleistung dann in der Hinterradfederung zugrunde. Die besten Erfahrung habe ich mit dünnwandigen, fast profillosen reifen ab 3,5 bis 4 Zoll Reifenbreite, die schlucken die kleinen Unebenheiten am besten weg. Rollen sogar besser wie die 10 bar Rennradreifen. Eine gefederte Sattelstütze hilft auch, dann ist der Human auch nicht mehr Teil der ungefederte Masse.
    Viel Grüße, Thomas

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  5. Das ist ein weiterer Vorteil des Liegerades. Man tritt in Fahrtrichtung, nicht nach oben und unten. Sie Federung wird durch Treten kaum beeinflusst. So verschenkt man weniger Energie. Seitdem ich Liegerad fahre, rolle ich halt über die meisten Unebenheiten hinweg. Stürzen kann ich sowieso nicht und da ich nicht auf einem dünnen Sattel sitze, sind die Unebenheiten nicht schmerzhaft.

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  6. Plastersteine mögen ja schön aussehen, sind aber nicht nur für Radfahrer sondern auch für Fußgänger alles andere als angenehm.
    Das kann man sehr schön an der Oper beobachten, wo so ziemlich alle, wenn ohne Umwege möglich, die Pflastersteine meiden und stattdessen auf den Steinplatten laufen, die sind deutlich angenehmer. Vor allem Leute mit Rollkoffern, Rollern usw. nutzen dieses Ausweichmöglichkeit, die deutlich zeigt, daß Pflastersteine sehr unkomfortabel sind.
    Noch schlimmer finde ich ja, daß viele Pflastersteine und auch viele anderen steinernen Wegplatten teilweise extrem rutschig sind und da rede ich nicht (nur) von Schnee und Eis, sondern selbst bei Nässe muss man oft schwer aufpassen - egal ob Radfahrer oder Fußgänger - daß es einen da nicht umhaut.
    Bei Eis kann man das auch wieder bei den Pflastersteinen an der Oper gut beobachten, die dann sehr rutschig sind, anders als die Steinplatten dort.
    Noch schlimmer sind die Steinplatten vor der Alten Kanzlei. Da kann man schon bei Nässe schlittschuh laufen. Eine Kollegin von mir hat sich da übel die Knochen gebrochen.
    Ich frage mich ja, nach welchen Kriterien solche Bodenbeläge ausgesucht werden, nur nach Aussehen? Und warum ist es in Deutschland, wo jeder Mist totgeregelt ist möglich Bodenbeläge zu verbauen, ohne zu prüfen, ob die auch unfallfrei genutzt werden können?
    Leider ist das ja nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel, aber solange niemand für so einen gemeingefährlichen Murks haftet wird das wohl auch so bleiben...
    Viele Grüße
    Klaudia

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    1. Wie wahr. 2 Stürze im letzten Jahr an der Oper, beide bei Nässe.
      Auf den Pflastersteinen war meine Unachtsamkeit, ok.
      Aber die Metallgitter werden bei Nässe glatt wie spiegelndes Eis. Da ist mir auch ohne Kurve einfach mein Vorderrad abgegangen und ich lag da.
      Wenn wir irgendwann mal eine Spur auf der B14 kriegen und die Oper umfahren dürfen, ich mache 3 Kreuze und singe ein Halleluja.

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    2. Von Stürzen auf den Metallgittern habe ich jetzt schon mehrmals gehört. Auch deshalb brauchen wir an der Oper eine andere Radwegführung.

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